Dieses Mal nicht als großes Jazzorchester, sondern als hochkarätiges Dutzend formieren sich die Studierenden des Instituts für Neue Musik und Jazz Weimar zum „Large Ensemble“. Auf dem Programm des abwechslungsreichen Jazzabends am Donnerstag, 30. November um 19:30 Uhr im Festsaal Fürstenhaus steht ein „Tribute to Oliver Nelson & The Ginsberg Suite“. Als Solisten spielen der Trompeter Frederik Köster, der die „Ginsberg Suite“ auch komponiert hat, und Wolfgang Bleibel am Saxophon, es singt die Jazzsängerin Ganna Gryniva. Die Leitung des „Large Ensemble“ übernimmt Stefan Schultze. Eintrittskarten zu 7,50, ermäßigt 5 Euro, gibt es bei der Tourist-Information Weimar sowie an der Abendkasse. Der erste Teil des Abends (beziehungsweise das erste „Set“) besteht aus einer kompletten Aufführung des Albums „The Blues and the Abstract Truth“ des Saxofonisten Oliver Nelson (1932-75). Das 1961 erschienene Album gilt als Meilenstein der Jazzgeschichte und hat auch 55 Jahre nach seiner Uraufführung nichts von seinem Zauber verloren. Oliver Nelson beschäftigte sich damals mit dem Blues, doch nicht alle Titel sind in der klassischen 12- taktigen Bluesform komponiert. Es ging Nelson eher um die Stimmung und Struktur des Blues und die Rückbesinnung auf die …
WeiterlesenAuthor: Redaktion JazzZeitung
Der Hersch-Kosmos
Schlamperei kann überraschende Folgen haben. Eric McPherson konnte seinen Pass nicht finden. Die amerikanischen Behörden kennen kein Pardon, und so musste er in USA bleiben. Fred Hersch und John Herbert allerdings waren schon auf dem Weg nach Deutschland zu einem der raren Europa-Konzerte in der Münchner Unterfahrt. Ein Ersatz für McPherson musste her, Jeff Ballard hatte Zeit, konnte allerdings erst mit dem Abendflieger aus Paris kommen. Und so hatte das Publikum die seltene Gelegenheit, an einem Abend eigentlich zwei Konzerte zu hören. Denn die erste gute Stunde bestritt Fred Hersch allein am Flügel, erst zur zweiten Hälfte konnte Ballard dann direkt vom Taxi auf die Bühne springen, um vollkommen das Trio zu vervollständigen. Für die Zuhörer jedenfalls war es ein Fest, denn sie konnten den Hersch-Kosmos in seinen verschiedenen Farbigkeiten erleben. Solistisch spielte er eigene Songs wie „Sarabande“, vor allem aber ein Bouquet seiner Lieblings-Standards von Jobim bis Monk und Jimmy Rowles bis Benny Golson. Er ließ Stücke zerfallen, fing die Einzelteile auf, kombinierte sie neu. Er ließ Rhythmen bröckeln, nur um sie dann in Gegenbewegungen vor allem der linken Hand in sich zu verschränken. …
WeiterlesenIstván Grencsó und sein Open Collective veröffentlichte die verdienstvolle Doppel-CD »Derengés / Dawn«
Dieses Foto war unvergesslich. Auch für den Freejazz-Pianisten und -Komponisten György Szabados. Es heißt »Die Hochzeit« (»Az esküvő«) und zeigt eine nur sechs Personen umfassende Hochzeitsgesellschaft wohl auf dem Weg zur Trauung. Die Menschen, voran die weiß gekleidete Braut, scheinen gerade aus einer Wohnung gekommen zu sein und laufen nun auf dem Gang des Innenhofs entlang einer zerschossenen Fassade dem Treppenhaus zu, das sie einige Etagen weiter unten aus der Mietskaserne hinausführen wird. Sie sind – dem damaligen Zeitgeist der Sechziger-Jahre entsprechend – modisch angezogen. Eine Dame lächelt mild, jeder geht für sich. Aufgenommen hatte das Foto der ungarische Fotograf László Fejes, der dafür den World Press Photo Award 1965 erhielt, übrigens als erster Ungar überhaupt. (Rezension von Mathias Bäumel)
WeiterlesenNikolaus Neuser ist neuer Vorsitzender der Union Deutscher Jazzmusiker
Der Berliner Jazztrompeter Nikolaus Neuser ist neuer Vorsitzender der Union Deutscher Jazzmusiker (UDJ). Er wurde auf der Mitgliederversammlung der berufs- und fachpolitischen Interessenvereinigung am 04. November 2017 in Berlin in das Amt gewählt. Neuser tritt die Nachfolge des Saxophonisten und Komponisten Gebhard Ullmann an, der den Vorsitz seit 2013 innehatte. Stellvertretender Vorsitzender bleibt Felix Falk, hauptamtlicher Geschäftsführer ist weiterhin Urs Johnen.
WeiterlesenCraig Taborn Quartett: „Daylight Ghosts“ live in der Unterfahrt
Ein ganz besonderes Konzert, mit einer diesmal speziellen, sehr persönlichen Fotostrecke, die ausschließlich Aufnahmen vom Soundcheck umfasst. Das Quartett um den Pianisten Craig Taborn, mit Chris Lightcap am Bass, dem Drummer David King und Chris Speed an Saxophon & Klarinette spielten in der Münchner Unterfahrt mit inspiriertem Drive und boten eine hochkomplexe Mischung aus abstrakten, unterschwelligen Sounds, die sich letztlich dann harmonisch, mit feinfühligem, intelligenten Rhythmusspiel auflösten. Sagenhafte Kompositionen, die da aufgefahren wurden, unkonventionell und frisch: „Daylight Ghosts“ – Nomen est Omen. Schnörkellos und unprätentiös offenbarte sich die Band dem Publikum, und führte mit ihrem Spiel den Jazz in neue Sphären. Glücklich, wer mit dabei sein konnte! Die gleichnamige CD ist bei ECM Records erschienen. Text & Fotos: Thomas J. Krebs
WeiterlesenAb heute im Kino: „Django – ein Leben für die Musik“ und eine Verlosung
Seit Jahren befand sich der französische Manouche-Gitarrist Django Reinhardt (1910-1953) auf dem Gipfel seines Erfolges, obgleich er sein Quintette du Hot Club de Jazz umbesetzen musste, nachdem sein kongenialer Geiger Stephane Grappelli 1939 aus Furcht vor den Kriegswirren in London geblieben war. Inspiriert von amerikanischen Jazzcombos, vor allem derjenigen des Klarinettisten Benny Goodman, hatte Reinhardt an seiner Stelle den Klarinettisten Hubert Rostaing und anstelle eines der beiden Rhythmusgitarristen einen Schlagzeuger – den Ägypter Pierre Fouad, im Film dargestellt von dem französischen Jazzschlagzeuger Vincent Frade – engagiert. (Text: Gerhard Litterst / Fotos: Roger Arpajou/Weltkino) Das neue Quintett war nicht minder erfolgreich im nunmehr von deutschen Soldaten besetzten Paris und eilte von Auftritt zu Auftritt in den führenden Cabarets, darunter das Folies Bergere, einer der von Reinhardt favorisierten Auftrittsorte. Unter dem ihn feiernden Publikum befanden sich indes zunehmend auch deutsche Offiziere, die einerseits seine als „unarische Negermusik“ verpönte Jazzmusik ablehnten, andererseits von ihrer euphorisierenden und popularisierenden Wirkung fasziniert waren. Hier, 1943, setzt die Handlung von Etienne Comars Film Django ein, der – als Weltpremiere und Wettbewerbsbeitrag – die diesjährige Berlinale eröffnete. Gestützt auf Alexis Salatkos Roman Folles …
WeiterlesenEbersberger Jazz Festival EBE 17 mit Künstlern von fern und nah
Mit Ebe Jazz 15 ging es vor zwei Jahren los. Jetzt folgte die zweite Auflage des kleinen aber feinen Ebersberger Jazzfestivals, das mit einer Mischung aus den abendlichen Konzerten, einer Jazz-Messe und einem Frühschoppen am Sonntagvormittag, einem Jazzkonzert für Kinder am Sonntagnachmittag, einem Crossover-Konzert (Jazz-Klassik) und diversen After Hours- und Late-Night-Projekten alle Altersgruppen zwischen 5 und 95 Jahren ansprechen will. Die Momentaufnahmen von Thomas J. Krebs spiegeln viel von der musikalischen Spannung und dem hohen künstlerischen Niveau der internationale Protagonisten wider. „Alles in allem“, schreibt uns der Fotograf, „eine wunderbare, relaxte, inspirierte Stimmung.“ Alle Fotos: Thomas J. Krebs
WeiterlesenBundeskonferenz Jazz beglückwünscht APPLAUS-Gewinner 2017
Die Bundeskonferenz Jazz beglückwünscht die 86 Clubs und Veranstaltungsreihen, die am 25. Oktober bei der Preisverleihung im Alten Schlachthof in Dresden mit insgesamt 1,8 Millionen Euro Preisgeld von Kulturstaatsministerin Monika Grütters mit dem Spielstättenprogrammpreis APPLAUS, dem höchstdotierten Bundesmusikpreis, ausgezeichnet werden. „Unser Dank geht an die vielen mutigen Programmmacher*innen, die jenseits kommerzieller Interessen hochwertige und innovative Künstler*innen und Bands engagieren“, erklärt Kornelia Vossebein, BK Jazz Vertreterin in der Steuerungsgruppe APPLAUS. „Dazu benötigen sie weiterhin finanzielle Unterstützung und Anerkennung, sowohl der Kommunen als auch der Länder und des Bundes. Großartig also, dass exakt im fünften Jahr des APPLAUS die zur Verfügung stehenden Bundesmittel mehr als verdoppelt wurden. Dadurch konnten noch mehr preiswürdige Programme mit höheren Preisgeldern ausgezeichnet werden. APPLAUS ist inzwischen unverzichtbar für die bundesweite Spielstättenlandschaft, ein langfristiger Ausbau der Mittel daher mehr als wünschenswert.“ Die BK Jazz ist Initiator und Partner des Preises (APPLAUS = Auszeichnung der Programmplanung unabhängiger Spielstätten), der seit 2013 jährlich vergeben wird, um kulturell herausragende Livemusikprogramme zu fördern, die maßgeblich zum Erhalt der kulturellen Vielfalt in Deutschland beitragen. Im fünften Jahr seines Bestehens konnten die Preisgelder des Programmpreises mehr als verdoppelt werden und damit auch deutlich mehr …
WeiterlesenDoku: Planet 9 – ON COMPOSING, FEMINISM AND HUMAN RIGHTS
Mit einem Selbstportrait hat das Jazz-Kollektiv Planet 9 (vom Jazz-Institut Berlin) seine Tätigkeit in einem 30-minütigen Film dokumentiert. Unter anderem diskutieren Julia Hülsmann und die Studierende Mia Knop Jacobsen die Rolle von Frauen in der Jazzszene vor allem auch in der Ausbildung sowie den Zusammenhang von Geschlecht und Karriere. Unter anderem erwähnt Julia Hülsmann beispielsweise, dass es an deutschen Hochschulen zur Zeit im Bereich Jazz/Instrumentalausbildung keine einzige Professorin gibt. Im weiteren Verlauf des Filmes werden weitere vier Planet9-Teilnehmerinnen vorgestellt.
WeiterlesenWo der Jazz tanzt: die 41. Leipziger Jazztage haben begonnen
Mit ihrem Konzept verfolgen die Leipziger Jazztage eine kluge Doppelstrategie: Neue Spielstätten im gesamten Stadtgebiet erweitern die Wahrnehmbarkeit des Traditionsfestivals und erschließen neue Publika. Trotz lokaler Ausprägung mutieren die Jazztage deswegen aber nicht zum harmlosen Stadtfest, sondern bieten das gewohnte – und auch erwartete – Qualitätsprogramm erster Güte. Auf den 41. Jazztagen geben sich internationale Stars wie Pat Metheny (21.10.), Dominic Miller (19.10.) oder Miroslav Vitous die Klinke in die Hand. Bekannte Namen prägen das Programm, aber man kann auch echte Entdeckungen machen, wie auf den Konzerten der beiden Preisträgerbands. Die Big Band „Jazzrausch“ von Bandleader Roman Sladek, der für sein innovatives Konzept mit dem BMW Welt Young Talent Jazz Award 2017 ausgezeichnet wurde, spielte bereits dieses Wochenende. Das Quintett des Leipziger Schlagzeugers Philipp Scholz, der 2017 den Jazznachwuchspreis der Marion Ermer Stiftung erhält, wird am 17. Oktober im UT Connewitz zu hören sein. Während der zehn Festivaltage bis zum 21. Oktober bewegen sich die Jazztage mit 22 Konzerten, Film, Vortrag, Kino und DJ Set höchst unterhaltsam und anspruchsvoll zugleich zwischen Innovation und Tradition. Im Folgenden einige Impressionen vom ersten Festivalwochenende. Der alte Westen Leipzigs …
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