CD Review: East-West Sextett mit „Yes or No“

Am östlichen Rand, der sogenannten Hellweg-Region, vereinen sich erfahrene Musikerinnen und Musiker, aber auch viele Städte und Spielorte, um einen ganzen Herbst lang im Rahmen des Festivals „Take 5“ eine ganze Region zu bespielen. Aber die Hauptakteure dieses Festivals haben sich auch selbst musikalisch „viel zu sagen“. Also gründeten einige von ihnen im Herbst 2021 das „East-West Sextett“. Gerade frisch eingespielt, nahmen sie sogleich ihr CD-Debut in Angriff. Hauptinitiator dabei war der in Odessa augewachsene Trompeter Dmitrij Telmanov, der auch schon Artist im Residence beim Take 5-Festival war. Gemeinsamer Nenner der sechs Musiker ist die verbindende Sprache eines aufgeklärten Modern Mainstream Jazz. Aber Uli Bär (Kontrabass), Patrick Porsch (Saxofon), Dmitrij Telmanov (Trompete, Flügelhorn) sowie Paul Lüpfert (Posaune), Benny Mokross (Schlagzeug) und der weltweit gefragte ukrainische Pianist Vadim Neselovkyi beherrschen die Kur, etwas Gegenwärtiges daraus zu zaubern. Was wiederum so klingt, als hätten es diese – von allen möglichen Einflüssen und Projekten genährten – Musiker überhaupt nicht nötig, sich irgendwie zu beweisen. Die sorgfältig arrangierten Stücke atmen die Entspanntheit des Cooljazz, aber können auch anders, wenn der Schalter erst mal umgelegt wird. Ausgefuchste Präzision geht in …

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EBE-Jazz 23: was das Festival-Herz begehrt

Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. So auch beim diesjährigen EBE-Jazz 23. Das Eberberger Jazzfestival, das seit 2015 alle zwei Jahre stattfindet, hatte werbetechnisch eine ganz besondere Aktion vorbereitet. Eine Woche vor Beginn, und damit gleich nach der bayerischen Landtagswahl, wurden die Plakatwände der Parteien, offiziell genehmigt, unter dem Motto „Vote For Jazz“ mit Jazzplakaten von fünf Fotografen überklebt. Die wohl beste Werbung für das Festival im öffentlichen Raum. Auf dem Marktplatz in Ebersberg und Grafing, auf den Einfallstraßen, überall klebten die eindrucksvollen Motive. Organisiert vom Kunstverein Ebersberg gab es zusätzlich zur Kunst im öffentlichen Raum parallel zum Festival auch eine Ausstellung in den eigenen Räumen. EBE-JAZZ 23 – Das Festival Vorab als Anmerkung: beim Veranstalter dieses Festivals handelt es sich um eine Interessengemeinschaft, die IG EBE-Jazz, die das Ganze auf die Beine stellt. Anders als ein rein kommerzieller Veranstalter, kann man auf der einen Seite freier agieren, neben Stars vor allem auch lokale Aktionen forcieren und einbinden, muss aber dabei auch das finanzielle Risiko und alle Ausgaben im Blick behalten, Sponsoren auftreiben und ehrenamtliche Mitarbeiter rekrutieren. Den Startschuss der mittlerweile fünften Eberberger Jazztage gab …

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Ronny Graupes neues Projekt ROWK mit atemberaubender Musik

Von Mathias Bäumel. Eine eierlegende Wollmilchsau – diese so grob daherkommende Formulierung ist in Wahrheit ein Lob für etwas, das alle wichtigen, zumindest wünschenswerten Eigenschaften zu einem Ideal oder einem unerreichbaren Komplett-Ding bündelt. Meist wird diese Formulierung verwendet, um die Unmöglichkeit der Existenz einer solchen Erscheinung zu verdeutlichen – umso bewundernswerter ist, wenn man von einer Sache lobend als eine „eierlegende Wollmilchsau“ spricht. Wer die neu erschienene Musik des Quartetts ROWK auf Ronny Graupes eigenem Label Out oft he Shed gehört hat, bekommt eine Ahnung davon, wie eine „eierlegende Wollmilchsau“ klingen könnte: von allen interessanten Parametern zwischen Stille über Wucht und Zartheit bis zum lebenssprudelnden Inferno  finden die Klänge – wild, aber wohldosiert – das rechte Maß von Mit- und Gegeneinander. Extraklasse Auch diesmal gilt: ein Musikerlebnis der Extraklasse. Und das kommt nicht von Ungefähr, es hat nicht nur mit Spiellust, sondern auch mit Arbeit zu tun. Ich weiß: Die Anfangsbuchstaben der Vornamen der Bandmitglieder ergeben, versteckt, den Namen des Quartetts – bei anderer Anordnung der Anfangsbuchstaben jedoch das Wort WORK, Arbeit. Und wenn schöpferische Arbeit erfolgreich sein soll, braucht es Souveränität im Umgang mit …

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+++News:+++40 Jahre Ingolstädter Jazztage – das Jubiläumsprogramm+++

Die Ingolstädter Jazztage feiern dieses Jahr ihr 40-jähriges Jubiläum. Unabhängig von dieser Kontinuität, sind die Jazztage mittlerweile das musikalische Aushängeschild der Stadt. Die ganze Stadt swingt in den Wochen während des Festivals. In mehr als fünfundzwanzig Locations wird Ingolstadt ab dem 21. Oktober, jazzen, rocken, es wird gedanced und schweißtreibender Funk und Soul werden dem Publikum auf den Jazzpartys einheizen. Große Eröffnungsshow Die „Grand Opening Show“ des Festivals am 21. Oktober wird dieses Jahr erstmals im Hotel  Maritim stattfinden. Traditionell beginnen die Jazztage mit der Verleihung des Ingolstädter Jazzförderpreises. Dieses Jahr geht er an den Pianisten Josef Heinl (unser Titelbild), der nicht zuletzt in der Ingolstädter Jazz- & Musikszene eine zentrale Rolle spielt. Mit einer Gala in entsprechender Atmosphäre wird die Musikerin und Schauspielerin Antje Rietz durch einen vielversprechenden Abend mit dem Jazzorchester SchutterNEUN, sowie der anschließenden After Show Konzert mit Birgit Zinner & ihrer Band Soulfire, führen. Das abendfüllende Konzert von Josef Heindl mit seinem Lighthouse Trio findet am 08.11. in der Location Neue Welt statt.   Im weiteren Festivalverlauf gastieren die Münchner Formation Renner (23.11.), das Martin Krechlak Quintett (24.11.) oder das Matthieu …

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Gefragte Festival-Chefin: Anastasia Wolkenstein

Anastasia Wolkenstein, seit 14 Jahren Bookerin für Jazzmusiker, überraschte im Januar diesen Jahres mit „Sparks & Visions“, einem Festival an ihrem Wohnort Regensburg. Die zweite Überraschung war, dass sie von Tina Heine die künstlerische Leitung von „Jazz&TheCity“ in Salzburg übernommen hat. Klaus von Seckendorff traf sich mit der gefragten Festivalchefin zum Gespräch. JazzZeitung: Hattest Du schon länger vor, ein Festival zu machen, oder war es die Gelegenheit, die Dich dazu verführt hat? Anastasia Wolkenstein: Es hat sich beides getroffen, eine schöne Fügung. Mich hat immer schon die Idee fasziniert, ein Festival zu kuratieren. Anfang 2022 hat sich herausgestellt, dass es in Regensburg Bedarf gab für ein Festival im ersten Jahresquartal, und dass es im Theater am Bismarckplatz stattfinden kann, was durchaus nicht selbstverständlich ist. Die Umstände waren so optimal, dass ich es einfach versuchen musste. JazzZeitung: Wie ist das angelaufen? Wolkenstein: Ich habe im Februar 2022 grünes Licht bekommen für eine Erstausgabe im Januar des folgenden Jahres. Vieles musste kurzfristig gestemmt werden: Gründung, Förderstruktur, Homepage, Pressearbeit  und alles, was eben so dazu gehört. Das war schon ein Kraftakt, wobei das finanzielle Risiko komplett bei mir …

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+++ news +++ Konzerte +++ Ingrid Arthur in Oberthulba +++ Michael Wollny in Bonn +++

+++ Ingrid Arthur auf der Piano-Bühne in Oberthulba +++ Die in Gainesville, Georgia (USA) geborene Ingrid Arthur ist eine der mächtigsten Stimmen in der Geschichte der Musik. Sie ist nicht nur eine wunderbare Sängerin, sie ist die Göttin des Souls mit ihrem reichhaltigen und traditionellem Gospel Hintergrund mit dem Einfluss von Aretha Franklin, Mavis Staple oder Mahalia Jackson. Unter anderem war sie Background-Sängerin bei der Grammy-Award-Gewinnerin von 1996 und 1997, Cissy Houston (Mutter von Whitney Houston), „Face to Face“ und „He Leadeth me“ und bei der 1995 Grammy-Award-Gewinnerin Bette Midler mit dem Song des Jahres „From A Distance“. Unterwegs mit James Last Sie trat auf den verschiedensten Bühnen in New York, Paris, London und Berlin auf und wurde wegen ihrer Professionalität, sympathischen Erscheinung und einzigartigen Stimme überall mit stehenden Ovationen belohnt.  Ihr musikalischer Triumphzug begann mit den „Golden Gospel Singers“ als auch mit ihrer Performance in „Little Shop of Horrors“ am Metropol Theater in Wien. Oft war Ingrid auch mit James Last und seinem Orchester auf Tournee. Seit 2002 lebt Ingrid Arthur nun in Berlin, ist aber auf der ganzen Welt mit ihrem Talent unterwegs. …

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Die zweite Ausgabe des Jazz-Festivals „New Colours“ an geschichtsträchtigen Orten in Gelsenkirchen

Strahlend blauer Himmel – und alle vier Tage über 30 Grad. Da hielt der Produktionsleiter des Festivals, Bernd Zimmermann, in locker-unverblümten Bühnenansagen nicht hinter dem Berg, wie begeistert er über jede Besucherin und jeden Besucher bei solch einem Wetter war. Wer kam, konnte heftig schwitzend beglückt sein über ein vielfältiges Programm an sehr erlebenswerten Orten. Trancehafte elektronische Rhythmen, fesselnde Improvisationen an einer Kirchenorgel und außergewöhnlich tiefgründige Songs konnte man bei der zweiten Ausgabe von „New Colours“ Anfang September in und um Gelsenkirchen erleben – und nicht zuletzt ein lustvolles Flamenco-Jazz-Highlight, das vom Publikum geschlossen mit standing ovations gefeiert wurde. Musiker:innen wie die Kontrabassistin Lisa Hoppe, das belgische Trio Dishwasher, der englische Pianist und Organist Kit Downes und das Trio des spanischen Pianisten Daniel Garcia standen im Programm für den packenden Farbenreichtum des aktuellen Jazz. Tolle Orte „Wir sind durchschnittseinkommensmäßig ganz unten – aber diese Stadt ist schön“, brachte Zimmermann, der das Festival zusammen mit seiner Partnerin Susanne Pohlen gestaltet, das Phänomen Gelsenkirchen bei der Eröffnung auf einen einzigen Satz – und ergänzte: „Wir haben so tolle Orte hier, und die stellen wir vor“. Diese Orte …

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„Are you syncopated?! – das Berliner Jazz- und Swingtanzfestival im Säälchen am Holzmarkt

Die Syncopation Society kündigt die zweite Ausgabe ihres Festivals „Are You Syncopated?! (27. Sept. – 01. Okt.) im Säälchen am Holzmarkt an. Das Festival will die Vielfalt und das Erbe von Jazz und Swing mit einem reichhaltigen Programm aus Musik, Tanz und Diskussionen feiern. Abends können die Teilnehmenden die pulsierende Energie der Berliner Musikszene bei Konzerten, Tanzpartys und Jam-Sessions erleben. Auf dem Programm stehen u.a Bands der Syncopation Society – Ragtime Nightmare, The Big Five, Kelvin Sholar Trio, die Jungle Jazz Band, The Hot Nuts, das Syncopation Society Orchestra – sowie internationale Gäste wie die amerikanische Sängerin und Schauspielerin Nicolle Rochelle, der Pariser Saxophonist Olivier Franc und sein Sohn Jean-Baptiste Franc am Klavier. Ziel ist es, verschiedene Generationen, Tanz- und Musikszenen zusammenzubringen, die eine gemeinsame Leidenschaft für den Swing und die Jazzkultur verbindet. Die Syncopation Society ist ein in Berlin ansässiges Musikkollektiv, das sich der Förderung des frühen Jazz und Swing durch Veranstaltungen, Konzerte und Bildungsprogramme widmet. Wie schon im letzten Jahr liegt ein Schwerpunkt auf politisch und historisch relevanten Vorträgen und Gesprächsrunden. Dabei geht es um den Umgang des Jazz als Afro-Amerikanische Kulturform, um …

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Albert-Mangelsdorff-Preis 2023 geht an Conny Bauer

Der Posaunist Conny Bauer wird von der Deutschen Jazzunion mit dem Albert-Mangelsdorff-Preis 2023 für sein Lebenswerk und seine Verdienste für den Jazz in Deutschland ausgezeichnet. Die Preisverleihung mit Konzert des Preisträgers findet am 5. November 2023 im Rahmen von und in Kooperation mit dem Jazzfest Berlin statt. Aus der Jurybegründung: „Konrad ,Conny‘ Bauer ist eine Instanz in Sachen Jazz und improvisierte Musik – in der DDR vor der Friedlichen Revolution 1989 ebenso wie auch im wiedervereinigten Deutschland. Dabei hat er sich bis heute zwei wichtige Eigenschaften bewahrt, die ihn als Künstler aus- und kennzeichnen. Gleichgültig, ob alleine und solo oder als Mitglied einer Band: Zum einen geht er oftmals ohne Absprachen auf die Bühne und lässt seine Musik so spontan wie möglich vor dem Publikum entstehen. Zum anderen beweist er neben seiner Meisterschaft im Umgang mit geräuschhafte Klängen sein einmaliges Gespür für melodische Prozesse, aus dem heraus sich bis heute seine freie Improvisationskunst speist.“ Statement des Preisträgers: „Der Albert-Mangelsdorff-Preis ist eine der bedeutendsten Auszeichnungen, mit der ein Jazzmusiker geehrt werden kann. Der Preis erinnert mich an viele gemeinsam gespielte Konzerte mit Albert Mangelsdorff. Bei dem …

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News:+++35 Jahre Landesjugendjazzorchester Hamburg+++ WEST SIDE & beyond in Weimar+++Junger Münchner Jazzpreis 2023 – die Finalisten+++

+++Das Landesjugendjazzorchester Hamburg in der Elphie+++ Happy Birthday LJJO! Das Landesjugendjazzorchester Hamburg – eins der führendsten Nachwuchs-Jazzorchester Deutschlands – kann auf 35 Jahre Bestehen zurückblicken und feiert diesen Geburtstag am 6. September 2023, 19:30,  im Kleinen Saal der Elbphilharmonie. Im ersten Set des Jubiläumskonzerts spielt das Landesjugendjazzorchester Hamburg unter der Leitung von Hendrika Entzian Werke und Arrangements von ehemaligen LJJO-Mitgliedern, um damit die Geschichte des Ensembles zum Klingen zu bringen. Im zweiten Set ist ein herausragender Special Guest zu hören: Trompeter Bert Joris wird gemeinsam mit den jungen Jazz-Musiker*innen seine eigenen Werke präsentieren und gleichzeitig auch als Solist auf der Bühne stehen. Ticketshop – Landesmusikrat Hamburg e.V. – LJJO celebrates: 35 Jahre Landesjugendjazzorchester Hamburg Tickets, Elbphilharmonie, 20457 Hamburg – online bestellen (reservix.de) Mittwoch, 6.9.2023 19:30 Uhr Elbphilharmonie, Kleiner Saal   +++WEST SIDE & beyond mit Musik von Bernstein, Brubeck & Bründl im Deutschen Nationaltheater+++ Manfred Bründl (*1959): Suite VII für Jazzquartett und Orchester, Uraufführung | Leonard Bernstein (1918-1990): Symphonic Dances from West Side Story für Orchester | Dave Brubeck (1920-2012): To Hope! A Celebration, eine Jazz-Messe für Orchester, gemischten Chor, Gesangssolisten und Jazzquartett Zum vierten …

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