Im Dezember finden in Ottobrunn seit nunmehr 5 Jahren Piano Abende der besonderen Art statt. Im Rahmen des Jubiläums „10 Jahre Ottobrunner Konzerte“ wird das diesjährige Klavier Festival im Wolf-Ferrari-Haus am Donnerstag, den 13. Dezember von zwei ganz besonderen ECM-Pianisten eröffnet: dem Schweden Bobo Stenson, der u.a. in Formationen mit Jan Garbarek und Charles Lloyd Maßstäbe gesetzt hat, sowie Ketil Bjørnstad, der nicht nur als außerordentlicher Jazzpianist, sondern auch als erfolgreicher Autor lyrischer Werke und Essays weit über die Grenzen seiner Heimat Norwegen bekannt geworden ist. Am 14. Dezember folgt dann ein absolutes Piano-Highlight: Kein Geringerer als der 1927 in Algier geborene Martial Solal, Grandseigneur des französischen Jazz-Pianos, wird den zweiten Abend des Festivals bestreiten! Wie kein Zweiter beeinflusste er in der Tradition von Bud Powell, Lennie Tristano oder auch zeitgenössischer Musik die französische wie internationale Jazzszene. Bis heute gilt er als einer der ganz Großen, der mit seinem Spiel den Jazz maßgeblich geprägt und bereits zu Lebzeiten Geschichte geschrieben hat. Gleichzeitig hat Solal immer gelehrt und sein Wissen weiter gegeben. So geschehen vor ca. 30 Jahren an einen seiner Schüler, den Pianisten Cornelius Claudio …
WeiterlesenAuthor: Redaktion JazzZeitung
Ghost Note in der Münchner Unterfahrt: „Tearing down the Club!“
„Don’t Stop The Music“, otherwise we will „Burning Down the House“ – passende Zitate, die man dem Publikum an diesem Abend in der Unterfahrt durchaus zugetraut hätte! Zum Glück liegt der Jazzclub Unterfahrt im Kellergeschoss und hat kein Dach – das nämlich wäre nach dem Ghost Note-Gig am vergangenen Wochenende komplett weggeflogen. Die Snarky Puppy Rhythmn Masterminds, Percussionist Nate Werth und Drummer Robert Sput Searight, haben an dem Abend mit Ghost Note für furiose Stimmung gesorgt. Dwayne Thomas Jr., aka Mono Neon, Prince letzter Bassplayer, sorgte für tiefe, scheppernde Groovelines, Sylvester Onyejiaka und Jonathan Mones an den Reeds arbeiteten sich an ihren Instrumenten ab, Vaughn Henry spielte an den Keyboards alles an die Wand und Gitarrist Peter Knudsen sorgte mit der ihm eigenen Coolness für inspirierte Gitarrenriffs. Trotz Reisestress und kaum Schlaf für die Band, die am Morgen nach einem Gig bis in die frühen Morgenstunden direkt aus London anreiste, ging es nach einem umfangreichen Soundcheck von der ersten Sekunde an in die Vollen und zum Ende des Konzertes, ganz und gar untypisch für die Unterfahrt, stand das komplette Publikum, klatschte und tanzte zu den …
WeiterlesenMalias Momente voller Intimität und Intensität
Von Michael Scheiner. Etwas radikal Neues oder eine ganz neue Richtung, die mit einem neuen Album eingeschlagen worden sei, wird gerade im Schlager, Pop und Songwritertum öfter einmal von Musikern angekündigt. Im Ergebnis stellt es sich dann allzuoft eher als Variation, kleine Erweiterung oder Quäntchen mehr des Bisherigen heraus. Auch die britisch-malawische Musikerin Malia schlägt mit ihrem neuen Album „Ripples (Echos of Dreams)“, das sie bei einem Konzert im Leeren Beutel vorstellte, keine völlig neuen Wege ein. Dennoch wirkt ihr bemerkenswerter Auftritt beim Jazzclub Regensburg fast wie eine Neuentdeckung, überraschte mit neuem Sound ebenso wie mit der Interpretation der Songs. Im Grunde ist die Sängerin sogar den umgekehrten Weg gegangen. Sie hat sich nicht auf den Hosenboden gesetzt und neue Songs geschrieben, sondern ältere erneut aufgenommen. Malia interpretiert sich also selbst. Das machen viele, auch große Künstler immer wieder. Malia hat aber nicht nur ein paar ihrer Lieder neu instrumentiert und gesungen, sie hat ein ganzes Album, „Echos of Dreams“ von 2004, noch einmal neu aufgenommen. Ein Remake also! In gewisser Weise ist das ein deutlich radikalerer Ansatz, denn der unmittelbare Vergleich mit sich selbst …
WeiterlesenPeter Evans „Pulverize the Sound“ beim Krefelder Jazzherbst
Von Stefan Pieper. Ungestümer Spielwitz im Livekonzert deutet darauf hin, dass es Musikern, die solchen auf der Bühne ausleben, auch im „realen“ Leben nicht daran mangelt. So ergötzte sich der New Yorker Bassist Tim Dahl erst mal ausgiebig über das deutsche Wort „Schweinshaxe“, was sich in amerikanischem Zungenschlag ja auch sehr lustig anhört. Eine solche war den dreien vom fürsorglichen Catering zur Stärkung für den Auftritt beim Krefelder Jazzherbst kredenzt worden. Zu Recht, denn Peter Evans, Trompete, Tim Dahl am Bass und Schlagzeuger Mike Pride brauchten im Glasfoyer des Krefelder Theaters viel Energie – für nichts geringeres als den Sound zu „pulverisieren“. So will es der Bandname dieses neuen Trios aus der New Yorker Downtown-Szene. Peter Evans, der spielbesessene, freigeistige Hochgeschwindigkeitstrompeter, dem immer der Schalk im Nacken zu sitzen scheint, ist in Europa kein Unbekannter mehr. Vor allem Peter Evans bisherige Band „Mostly other People do the killing“ gehörte über Jahre beim Moers-Festival zu den Publikumslieblingen mit einem postmodernen Postbop-Dekonstruktivismus. Entsprechend zuverlässig werden im gemütlichen Wohnzimmerflair des Krefelder Glasfoyers Erwartungshaltungen in bestem Sinne „pulverisiert“. Das neue Trio agiert viel unmittelbarer, un-konzeptioneller. Also direkter und freejazziger, wenn …
WeiterlesenBildergalerie: Jan Garbarek beim Soundcheck im Herkulessaal München
Fotos von Ralf Dombrowski
Weiterlesen2nd Classical & Beyond Festival in Ottobrunn: Kreuschbrothers feat. Giora Feidman & Bobby Watson
In den vergangenen zehn Jahren sind im Ottobrunner Wolf-Ferrari Haus im Rahmen der Ottobrunner Konzertreihe u.a. Stars und Legenden wie Joachim Kühn, Ralph Towner, John Scofield, Kenny Garrett, Aki Takase, Klaus Doldinger, Alfredo Perl, Pepe Romero, das Hilliard Ensemble, Tulio Peramo, Badi Assad, Eliot Fisk, Al di Meola, Joe Lovano, Dave Liebman oder Rabih Abou Khalil in Ottobrunn aufgetreten! Zu diesem Jubiläum haben die Brüder Johannes & Cornelius Kreusch, die mal im Hintergrund als Organisatoren, mal selbst auf der Bühne stehen, für das Rahmenprogramm des zweiten Classical & Beyond Festivals als „Star-Gäste“ niemand Geringeren eingeladen als die Klezmer-Legende Giora Feidman und den Saxophon-Giganten Bobby Watson. Den ersten Abend des Festivals bestritt Cornelius Kreusch – hoch inspiriert und virtuos – solo am Piano, gefolgt von Johannes Kreusch an der Gitarre im Duo mit dem mittlerweile 82-jährigen Klarinettisten Giora Feidman. Was sich während dieser Begegnung ereignete war mehr als nur faszinierend. Giora Feidman begann mit ultraleisen, aufmerkenden Tönen, die er seiner Klarinette entlockte, im Geiste des klassischen chassidischen Niggun, mit der wundervollen Melodie des hebräischen Volksliedes Hava Nagila. Es folgten Werke von Piazolla bis Schubert. Als Feidman schließlich …
Weiterlesen94 mal APPLAUS für Clubkultur
Mit dem Musikpreis APPLAUS, der „Auszeichnung der Programmplanung unabhängiger Spielstätten“, wurden am Mittwochabend im Namen von Kulturstaatsministerin Monika Grütters in Mannheim 94 Musikclubs und Veranstaltungsreihen aus insgesamt 15 Bundesländern ausgezeichnet. Die Gesamtsumme der so von der Initiative Musik verteilten Fördergelder beläuft sich 2018 auf 1,8 Millionen Euro. Der APPLAUS ist damit der höchstdotierte Musikpreis des Bundes . Die Initiative Musik realisiert den Programmpreis APPLAUS zum sechsten Mal mit Projektmitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Das Ministerium für Wissenschaft und Kunst in Baden-Württemberg sowie die Stadt Mannheim förderten die Preisverleihung 2018. Als beratende Fachpartner wirken die Bundeskonferenz Jazz (BK Jazz) und die LiveMusikKommission, Verband der Musikspielstätten in Deutschland e.V. (LiveKomm), mit. Die Auszeichnungen für die „Spielstätten des Jahres“ gingen an: Kategorie I (40.000 Euro) – Institut für Zukunft, Leipzig Das Institut fuer Zukunft (IfZ) wird für sein Jahresprogramm 2017 prämiert, das über 150 eigene Konzerte und Clubabende umfasste. Im Jahr 2017 setzte das IfZ zum Beispiel mit den Veranstaltungsreihen „Level“ und „No Show“ Akzente, bei denen ausschließlich weibliche und queere Live-Acts und Rapper*innen auf die Bühne standen. Kategorie II (20.000 Euro) – LOCH, …
WeiterlesenFlorian Weber live mit „Lucent Waters“ im Kölner Stadtgarten
„Lucent Waters“, die gerade auf dem Label ECM erschienene CD des Pianisten Florian Weber, wurde vergangenem Montag live mit seinem Quartett im Kölner Stadtgarten vorgestellt. Mit dabei Ralph Alessi an der Trompete, die Ausnahmebassistin Linda May Han Oh und Dejan Terzic am Schlagzeug. Die Idee zum Titel des Albums stammt von Webers Erfahrungen beim Tauchen, wenn man sich darauf einlässt sich vom Wasser umspülen zu lassen und in die Wellen eintaucht. Das konnten auch die Zuhörer im Kölner Stadtgarten: sich auf die Musik des Quartetts einlassen und eintauchen in die polyrhythmische und polyphone Welt von Florian Weber mit seinen wunderbar komplexen, tiefgründigen Kompositionen. Thematisch passend wurde das Konzert mit dem Stück „Melody of a waterfall“ eröffnet. Es folgten dann weitere Kompositionen von Weber wie „Fragile Cocoon“, „Sonnenwind“ oder „The Traveller“. In zwei Sets wurde ein spannender musikalischer Bogen geschlagen. Angefangen von neuen Stücken aus dem aktuellen Album, bis hin zu Webers „Wurzeln“ und seinem Mentor Lee Konitz, vor dem er sich mit dem Stück „Lee’s Line“ verbeugte. Nomen est omen ziehen Webers Stücke den Hörer in seinen Bann. Seinen Spitznamen „Flow“ hat Florian Weber vollkommen …
WeiterlesenVom Duo bis zur NDR Big Bigband: zum Tod des Vibraphonisten Wolfgang Schlüter
Der Jazzmusiker Wolfgang Schlüter ist tot. Wie seine Plattenfirma Skip Records am Dienstag mitteilte, starb er am Montag im Alter von 85 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls. Der 1933 in Berlin geborene Musiker wollte eigentlich klassischer Solopaukist werden, wechselte dann aber zum Vibraphon und zum Jazz. 2001 wurde er mit dem Deutschen Jazzpreis, 2013 mit einem Echo Jazz und 2017 mit dem Hamburger Jazzpreis ausgezeichnet. Der Vibraphonist Wolfgang Schlüter ist am 12. November 2018, im Alter von 85 Jahren völlig unerwartet – und gerade mit den abschließenden Aufgaben eines neuen Projektes mit seinem Quartett und Streichern beschäftigt – verstorben. Wolfgang Schlüter hat viele Jazzepochen miterlebt und sie mit seinem unverwechselbaren Spiel geprägt: vom Swing der Nachkriegszeit über den Bebop und den „coolen“ Jazz der 50er-Jahre bis zu freieren Experimenten. Er spielte in unterschiedlichsten Besetzungen: vom Duo über das Quartett bis zum Jazzorchester. 30 Jahre war Wolfgang Schlüter Mitglieder der NDR Bigband; daneben spielte er mit vielen Jazzgrößen wie Kurt Edelhagen und Peter Herbolzheimer, vor allem aber fast ein halbes Jahrhundert lang mit dem Pianisten und späteren Redakteur Michael Naura. An der Hamburger Hochschule für …
WeiterlesenSven Deckers JULI Quartett mit „Lost in Poll“
Von Dietrich Schlegel. Im Sommer 2017 ging auf den Poller Wiesen am Rhein vor den Toren Kölns ein Bumerang verloren und eine Komposition ward geboren: „Lost in Poll“. Kurz darauf sollten noch acht weitere Kompositionen entstehen, in nur vier Tagen, in denen sich Sven Decker in einem Proberaum eingeschlossen „und der Kreativität freien Lauf gelassen hatte“. In diesem Proberaum traf der Kölner Saxophonist, Komponist und Bandleader dann bei Renovierungs- und Aufräumarbeiten drei andere Musiker. Beim Ausprobieren der Akustik in dem neu hergerichteten Raum kam es spontan zu einer gemeinsamen Probe und „schnell war klar, dass wir in dieser Besetzung zusammen arbeiten möchten“. Diese Besetzung – das sind Sven Decker, Tenorsaxophon, Klarinette und Bassklarinette; Heidi Bayer, Trompete und Flügelhorn; der Bassist Conrad Noll und der Schlagzeuger Jo Beyer – eine für Deckers musikalische Vorstellungen ideale Crew, mit der er an seine vorherigen Bands wie „Feinkost Decker“ , den Trios „Transparency“ und „Ohne 4 gespielt drei“ sowie zuletzt dem Duo mit der Vokalistin Filippa Gojo („daheim“) anschließen konnte. Zeitgenössischer Jazz mit Free Elementen, Bebop und Hardbop Anklängen und Verästelungen aus den Wurzeln des Blues. Am wichtigsten sind …
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