Chris Minh Doky (b). Foto: Ralf Dombrowski
Chris Minh Doky (b). Foto: Ralf Dombrowski

Chris Minh Doky und der Neue Nordische Jazz

Ralf Dombrowski war mit seiner Kamera dabei, als Chris Minh Doky in der Vorweihnachtswoche in München gastierte. In der Unterfahrt spielte der in Kopenhagen geborene Sohn einer Dänin und eines Vietnamesen  mit dem „New Nordic Trio“ Musik, die deutlich auf seine musikalische Heimat verweist. Beim BMW Welt Jazz Award 2017 demonstrierte Chris Minh Doky mit dem Pianisten Peter Rosendahl und dem Schlagzeuger Jonas Johansen bereits eindrucksvoll, wie der Norden tönen kann. Ein erstes Album des „New Nordic Trio“ setzte sich noch mit der Natur Skandinaviens, mit den endlosen Weiten, den Mythen auseinander. Das neue Werk des Dreiers befasst sich eher mit den Menschen, die in den höheren Regionen Europas leben – kurz: mit der nordischen Seele.  

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JazzZeitung zwischen den Jahren

Zwischen den Jahren schläft die Redaktion der JazzZeitung.de etwas mehr, aber sicher nicht ganz. Daher wird in den nächsten Tagen die Frequenz unserer Meldungen, Rezensionen und Berichte etwas abnehmen. Am 7. Januar 2019 sind wir wieder voll für euch da und freuen uns auf ein fulminantes Jahr 2019 mit viel Jazz and more! Bis dahin wünscht die JazzZeitungsredaktion frohe Weihnachten und ein Gutes Neues Jahr!  

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Magnetische Sternstunde der Musik: Das Lorenz Kellhuber New Trio im Stadttheater Regensburg

Regensburg. Verpufft, beiseite geschoben, weggewischt. Jeglicher Vorbehalt, ob ein reines Instrumentalkonzert bei den Zuhörern auch ankommt, war schlussendlich atomisiert. Anfänglich sorgte sich Pianist Lorenz Kellhuber im Theater Regensburg noch, dass Besucher sein Konzert mit dem New Trio vorzeitig verlassen könnten. Am Ende konnte die euphorisierte Menge kaum noch mit Zugaben beruhigt werden. Nach einer über dreiviertelstündigen Improvisation hatten die drei Musiker ihre Zuhörer derart in einem magisch-magnetischen Klangkosmos gefangen, dass sie wie Süchtige nach immer mehr verlangten. Einige wenige waren tatsächlich nach der Pause nicht mehr ins Theater zurückgekehrt, ihre Plätze blieben verwaist. Vielleicht hatten sie sich etwas mehr Groove, normaleren (Mainstream-)Jazz oder songartige Strukturen erwartet. Wer allerdings die Entwicklung des mit 28 Jahren noch jungen Berliner Pianisten mit oberpfälzischen Wurzeln ein wenig verfolgt hat, konnte darauf ernsthaft kaum gesetzt haben. Kellhuber hat sowohl als Solist, Bandleader, wie als Begleiter oder Partner über Genregrenzen hinweg der Improvisation immer einen breiten Raum eingeräumt oder gar ganz frei gespielt. Dennoch war es vom Jazzclub, als engagierter Veranstalter, eine mutige Entscheidung das neue Trio um Kellhuber in der Reihe „Jazz im Theater“ zu präsentieren. Anders als im intimeren …

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Nachlese zum 5. Ottobrunner Klavier-Festival

Das mittlerweile fünfte Klavier-Festival war gleichzeitig auch der Abschluss des 10-jährigen Jubiläums der Ottobrunner Konzerte. An zwei Abenden gaben drei außerordentliche, stilbildende Pianisten jeweils eine Solo-Performance am Steinway. Ketil Bjørnstad & Bobo Stenson traten am ersten Abend auf, und den zweiten Abend schließlich bestritt Pianolegende Martial Solal. Ketil Bjørnstad spielte ein ungemein kraftvolles Set, das er Manfred Eicher und dem ECM Label widmete. Stürmische Momente wechselten mit lyrischen Klängen. Bjørnstad spannte einen Bogen von seinen eigenen Kompositionen bis hin zur Klassik. Bobo Stenson dagegen schlug sehr viel leisere Töne an. Seine Improvisationen, hoch inspiriert, waren emotional spannungsgeladen und wirkten gegen Bjørnstads Spiel fast zerbrechlich. Ein großartiger erster Abend, abgerundet durch das traditionelle „Meet The Artist“ Künstlergespräch nach dem Konzert. Der mittlerweile 91-jährige, in Algier geborene, französische Pianist Martial Solal setzte am zweiten Tag des Festivals spielerisch einen ganz besonderen Akzent. In zwei Sets interpretierte er Jazz-Standards auf seine eigene Art und Weise und zerlegte gekonnt Stücke wie „Tea For Two“, „I Remember April“ oder gar das französische Kinderlied „Frère Jacques“. Solals Spiel war ungemein frisch und gleichzeitig erfrischend, humorvoll wie virtuos. Der Schalk sitzt ihm …

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BMW Welt Jazz Award 2019: Der elfte Wettbewerb feiert Jazz mit dem Motto „Saxophone Worlds“

München. Der elfte BMW Welt Jazz Award wird mit dem Leitmotiv „Saxophone Worlds“ zelebriert. So sind auch im Jahr 2019 Jazz-Begeisterte und solche, die es werden wollen, wieder zu sechs kostenfreien Sonntagsmatineen von Januar bis März eingeladen. Im Mittelpunkt steht dabei das Instrument, das wie kein anderes den Jazz repräsentiert und durch seine große Bandbreite beeindruckt: das Saxophon. Ihm widmen sich sechs international herausragende Ensembles, die das Motto „Saxophone Worlds“ im Doppelkegel der BMW Welt interpretieren. Die Musiker kommen in diesem Jahr aus Deutschland, Estland, Frankreich, Norwegen, Polen, Schweiz sowie Großbritannien und den USA. Das große Finale um den mit insgesamt 15.000 Euro dotierten BMW Welt Jazz Award findet am 4. Mai 2019 im Auditorium der BMW Welt statt. Künstler und Ensembles Januar 2019: Maciej Obara Quartet Der 37-jährige polnische Alt- und Tenorsaxofonist Maciej Obara gehört zu den wichtigsten Musikern der mittleren Generation des europäischen Jazz, in dem Polen mit Virtuosen von Zbigniew Seifert bis Leszek Mozdzer immer schon eine bedeutende Rolle spielt. Nachdem er 2006 mit seinem Trio den renommierten Wettbewerb in Bielka Zadymka für junge Jazzbands gewonnen hatte, eroberte Obara im Jahr darauf …

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Stefanie Lottermoser – ein „Lullabye“ für die Eltern

Von Michael Scheiner, Regensburg. Zu mehr als einer Zugabe wollte sie sich nicht bewegen lassen. Doch die hatte es in sich. Bei Eddie Harris´ Komposition „Cold Duck Time“, ein wahrlich kryptischer Titel, drehte die Saxofonistin Stephanie Lottermoser noch einmal richtig auf. Mit kurz heraus gestoßenen Noten befeuerte sie den leicht souligen Touch der herrlich swingenden Nummer, die der 1996 verstorbene Chicagoan Ende der 60er Jahre bei einem Auftritt im schweizerischen Montreux aufgenommen hatte. Und weil „viel zuwenig Schlagzeugsolo zu hören sind“, grinste die Musikerin bei ihrer Anmoderation verschmitzt ins Publikum und drehte sich zu ihrem Schlagzeuger um, „ist gleich Jost Nickel dran“. Der ließ sich das nicht zweimal sagen und ließ die Stöcke über Felle und Becken tanzen, bis das Publikum im voll besetzten Leeren Beutel in begeisterte Rufe und Applaus auszubrechen begann. Daraufhin sammelte die quirlige Bandleaderin ihre Musiker noch einmal zum leidenschaftlichen Finale ein. Harris sei, hatte die gebürtige Wolfratshauserin gestanden, einer ihrer „großen Favoriten“. Tatsächlich lässt sich ihre eigene Musik unschwer auf ähnlichen Schienen ausmachen, auf denen auch der stilistisch vielseitige Harris unterwegs war. Seit ihrem Debütalbum „Good Soul“ ist Lottermoser im …

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Winterjazz – Südtirol Jazzfestival stellt im Dezember junge Bands vor

Ein „kleines“ Jazzfestival – mitten im Winter: Am 19. und 20. Dezember lädt das Südtirol Jazzfestival im Sudwerk des Batzenhäusl in Bozen zum ersten Mal zu Winterjazz ein. Auf dem Gabentisch liegen – nur wenige Tage vor dem Weihnachtsfest – junge Bands, die in der EUREGIO Jazzwerkstatt entstanden sind, das EUREGIO Collective selbst und spannende Gruppen von Werkstattmitgliedern. Im Januar 2017 eröffnete das Südtirol Jazzfestival die EUREGIO Jazzwerkstatt, um jungen Musikern und Musikerinnen aus Südtirol, Tirol und dem Trentino die Gelegenheit zu geben, gemeinsam mit Gästen aus dem In- und Ausland innovative Projekte zu entwickeln. Seitdem ist das EUREGIO Collective in der Schweiz, in Österreich und in Italien aufgetreten. So gastierte das sprach- und grenzüberschreitende Ensemble in den Jazzwerkstätten in Graz und Bern. Zudem wurden die Ergebnisse der Werkstattarbeit 2017 und 2018 im Rahmen des Südtirol Jazzfestivals in unterschiedlichen Besetzungen an mehreren Aufführungsorten vorgestellt. Bei Winterjazz spielt diese buntgemischte Jazz-Crew in Bozen Kompositionen und Arrangements des südafrikanischen Bassisten Carlo Mombelli. Der visionäre Avantgarde-Musiker und „Brückenbauer“, der für dieses Konzert nach Südtirol reist und im Sudwerk sowohl als Dirigent wie auch Solist auftritt, besticht „mit dem …

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Jasper van’t Hof & Heinz Sauer im Kallmann Museum

Ismaning, Freitag Abend: Die Fahrt dorthin ein absoluter verkehrstechnischer Albtraum! Nach Stau, Flug- und S-Bahnverspätung trafen die Künstler spät, aber glücklicherweise rechtzeitig ein. Heute Abend im Kallmann Museum auf dem Programm ein „unplugged Set“ der beiden großen Improvisatoren des Jazz, dem Pianisten Jasper van’t Hof und Heinz Sauer am Tenorsaxophon. Ein schneller Check noch vor dem Konzert … Themen kurz angespielt, ein paar Notizen, Setlist zusammen gestellt, alles gut! Pünktlich ging es dann los. Bis auf den letzten Platz ausverkauft, sehr intimer Rahmen im Konzertraum des Museums! Vor nunmehr 35 Jahren trafen van’t Hof und Sauer zum ersten Mal beim Jazzfestival in der Hamburger Fabrik aufeinander. Weitere zehn Jahre verstrichen bis die beiden wieder zusammen fanden, und nun musizieren sie in regelmäßigen Abständen, wenn die Termine passen. Ein Gipfeltreffen zweier Titanen, die traumwanderlisch zusammen musizieren, aufeinander hören, reagieren und improvisieren. Kraftvoll, ungezügelt und kompromisslos spielten die beiden eigene Kompositionen wie „The Preacher“, „Merel“ oder das beeindruckende Schlussstück „Peace“. Das Publikum erlebte pointierte, intensive Konversationen der beiden Ausnahmemusiker auf ihren Instrumenten. Auch ohne Synthesizer und Elektronik sorgte van’t Hof mal für verfremdete Klänge an seinem Piano, …

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Reinel Ardiles Lindemann beim Carl Bechstein Wettbewerb 2018 in Berlin Foto: Godehard Lutz

Carl-Bechstein-Wettbewerb für Jazzpianisten: Mitschnitte jetzt online

Anfang November fand der 5. Carl-Bechstein-Wettbewerb für junge Pianistinnen und Pianisten in der Kategorie Jazz in Berlin statt. (Wir berichteten hier). Jetzt sind die Live-Mitschnitte von nmzMedia der vier Preisträger Vincent Meißner, Reinel Ardiles Lindemann, Adrian Surojit Müller und Moses Yoofee Vester online und jederzeit einsehbar. Gefordert waren von allen Teilnehmern Jazz-Kompositionen aus mindestens zwei verschiedenen musikalischen Stilen mit Improvisationsabschnitten. In den Altersgruppen 3 und 4 war außerdem je ein Pflichtstück vorgegeben: Über „Gone With The Wind“ mussten die 17- bis 18-jährigen, über „I Remember April“  die 19- bis 20-jährigen Teilnehmer improvisieren. In der Gruppe 4 musste zudem mindestens eine Eigenkomposition gespielt werden. Die Videos finden Sie direkt unter folgenden Links: Carl Bechstein Wettbewerb 2018 – Vincent Meißner: „Will never start it” Carl Bechstein Wettbewerb 2018 – Moses Yoofee Vester: „Stairs” Carl Bechstein Wettbewerb 2018 – Adrian Surojit Müller: Freie Improvisation Carl Bechstein Wettbewerb 2018 – Reinel Ardiles Lindemann

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Enthoben und entrückt: Jörg Brinkmann Trio auf dem Gelsenkirchener Nordsternturm

Text und Fotos von Stefan Pieper. Weit reicht der Blick vom Gelsenkirchener Nordsternturm über das Ruhrgebiet. Lichter funkeln – und einige letzte Stahlwerke und Fabriken schicken vereinzelte Feuerstöße in den Nachthimmel. Die mächtigen Stahlräder im Maschinenhaus, welche einst die Aufzüge in die Tiefe der Schächte entließen, stehen heute still. Das Maschinenhaus ist heute eine spektakuläre Musikspielstätte, welche durch die Konzertreihe „Fine Art Jazz“ für den Jazz erschlossen wurde – an diesem Abend fühlt sich das Trio um den Cellisten Jörg Brinkmann in einem solchen Umfeld sichtlich wohl. Brinkmann, der heute in Bochum lebt, wollte im Alter von 15 Jahren nicht einfach nur die Kompositionen anderer, meist toter Komponisten nachspielen. Infiziert von Rock und Blues begann er, über harmonische Schemata zu improvisieren. Die Initialzündung wirkte nachhaltig: Heute spielt er so ganz das, was ihm die eigene innere Stimme sagt – und das hat ihn zum wohl prominentesten Crossover-Jazz-Cellisten im Lande werden lassen. Er verleugnet seine klassische Prägung dabei in keinem Moment. Sein Ton, den er auf seinem über 200 Jahre alten Instrument erzeugt, wirkt mächtig geerdet und berührt tief. Auch und vor allem, wenn Brinkmanns Spiel …

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