Die Magie des Techno und die Fantasie des Jazz: Jeff Mills, Tony Allen und Jean-Philippe Davry in der Kölner Philharmonie

Jeff Mills hat in Detroit den Techno mitbegründet – seine Tracks weisen jene charakteristischen unverkennbaren Merkmale auf: bestimmte rhythmische Betonungen, charakteristische Wendungen und Klangfarben. Der Schlagzeuger Tony Allen hat derweil die legendären Stücke des Afrobeat-Gottes Fela Kuti überhaupt erst dazu gebracht, so zu funktionieren, wie sie es tun. Denn wo bliebe deren magischer Groove ohne Allens typische Snaredrum-Synkopen? Beim Abschluss-Konzert des „Acht-Brücken-Festivals“ trafen diese beiden so unterschiedlichen wie genialen Rhythmiker aufeinander. Noch mehr Farbe ins Spiel brachte der Keyboarder Jean-Philippe Davry. Ein spacig verhalltes Fender Rhodes macht den Horizont weit. Das produziert jene futuristisch-historische Aura, bei der sich jetzt noch ein Miles Davis hineinbeamen könnte und schon wären wir mitten in „On the Corner“ drin. Im nächsten Moment sind solche Assoziationen aber schon wieder weggeblasen. Denn unter den Händen dieser drei erfahrenen und stilprägenden Musiker passiert einfach unendlich viel – klanglich, rhythmisch, sinnlich! Unerbittlich zischelnde Highhats, eine verhallt hochgepitchte Splash, eine gegenläufige Figur der Bassdrum nehmen ihre Arbeit auf. Ein einzelner Snaredrum-Schlag funkt mit artifizieller Kühle dazwischen. Jeff Mills Finger und Hände auf der Roland TR 909, diesem analogen Drumcomputer, der Ende der 1980er Jahre …

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+++ news +++ Volker Heuken Sextett im Münchner Studio 2 +++ trioPLUS und Schooljazz-Projekt in Lübeck +++

Am 22. Mai 2019 ist im Münchner Studio 2 das Volker Heuken Sextett mit seinem neuen Programm „Siblings“ zu Gast. Mit Julian Bossert am Saxofon, der Posaunistin Antonia Hausmann, Lukas Grossmann am Klavier, dem Bassisten Alex Beyer und Jan F. Brill am Schlagzeug bringt der Komponist und Vibraphonist Volker Heuken eine hochkarätige Besetzung mit. Der 1990 geborene Musiker stammt aus Leverkusen. Mit sechs Jahren begann er Schlagzeug zu spielen und entdeckte mit siebzehn das Vibraphon und den Jazz für sich. Er nahm Unterricht bei David Friedman, Matthias Goebel und Mathias Haus und studierte ab 2011 Jazz-Mallets an der HfM Nürnberg bei Roland Neffe und Komposition bei Steffen Schorn. Inzwischen absolviert er an der Felix Mendelssohn-Bartholdy Hochschule in Leipzig bei Pianist Michael Wollny ein Kompositionsmasterstudium. Schon jetzt schreibt Volker Heuken nach symphonischen Kriterien angelegte Musik, die große Strahlkraft entwickelt. Auf der Debüt-CD seines Sextetts war es das besondere Licht Portugals, das ihn zu klangfarbensatt leuchtenden Klängen inspirierte. „Siblings“ heißt das neue Programm, das zeitnah zum Auftritt bei „Bühne frei im Studio 2“ auch auf CD erscheinen wird. Mit Posaune und Saxofon, Piano und Vibrafon, Kontrabass und …

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Jugend jazzt 2019 zurück in Dortmund

2019 kehrt das bundesweite Jazz-Förderprojekt des Deutschen Musikrates in die Revierstadt zurück: Vom 30. Mai bis 1. Juni wird die Bundesbegegnung Jugend jazzt in Dortmund ausgetragen. Drei Tage lang finden im Fritz-Henßler-Haus und im domicil spannende Wertungsrunden und ein attraktives Rahmenprogramm statt. 13 Bands aus 13 Bundesländern haben sich für den Wettbewerb qualifiziert. Seit 1997 treffen sich alle zwei Jahre die besten Nachwuchs-Combos Deutschlands zur Bundesbegegnung Jugend jazzt. Talentierte junge Jazzmusiker, vom Duo bis zum Tentett, erhalten hier die Chance, ihr Können vor einer Fachjury und einem größeren Publikum zu präsentieren. Zugelassen sind jeweils die ersten Preisträger der vorausgehenden Landesbegegnungen. Alle Bürgerinnen und Bürger Dortmunds und Umgebung sind eingeladen, die herausragenden Talente als Publikum zu begleiten. Der Eintritt zu den Wertungsspielen ist öffentlich und frei. Bereits 2011 war Dortmund Ausrichter einer erfolgreichen Bundesbegegnungen Jugend jazzt. „Aufgrund der sehr positiven Resonanz aller Beteiligten auf die Bundesbegegnung in Dortmund 2011 hat der Deutsche Musikrat entschieden, Dortmund 2019 erneut auszuwählen. Bundesweit wird Dortmund, das sich als „westfälisches Gegenstück“ zu Köln mittlerweile einen exzellenten Ruf in puncto Jugendjazzförderung erworben hat, nun erneut im Fokus der Jazzszene stehen“, so Thomas …

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Jazz mit Frühlingsgefühlen – Ein Bericht vom 35. Kemptener Jazzfrühling

Der 35. Kemptener Jazzfrühling begann auf der Freilichtbühne auf dem Rathausplatz wenig frühlingshaft mit Nieselregen und kaltem Wind. Und so blieb das Wetter dann im Wesentlichen auch für die 9 Tage des Festivals. Davon ließ sich allerdings das Publikum beim Eröffnungskonzert mit der Local Vintage Company aus der ungarischen Partnerstadt Sopron nicht verdrießen. Mit Swing und Verve und alten Hits von Cab Calloways „Minnie the Moocher“ über „Bei Mir Bistu Shein“,  „It don’t mean a thing“, „Sing, Sing, Sing“ bis „Rum and Coca Cola“ unterhielt das elfköpfige Ensemble, das seit einem Jahr besteht und hörbar ein Faible für die Andrews Sisters hat, drei Stunden lang prächtig. Ihren Platz nahm danach die Louisiana Funky Butts Brass Band ein, die seit der Eröffnung durch die Innenstadt gezogen war, wo gleichzeitig auf Plätzen und in Lokalen und Geschäften noch fünf andere Bands spielten. So ähnlich beginnt alljährlich der stilistisch und räumlich vielfältige Jazzfrühling, der jeweils vom letzten April- bis zum ersten Mai-Wochenende dauert. Am Nachmittag zeigte im Allgäu-Gymnasium nach der Schul-Bigband dann die bald 25-jährige Lehrer-Bigband Bayern unter der Leitung von Hugo Siegmeth, was sie so spieltechnisch, arrangiermäßig …

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SWR Jazzpreis 2019 geht an Liz Kosack

Mainz/Baden-Baden. Liz Kosack erhält den mit 15.000 Euro dotierten SWR Jazzpreis 2019 des Südwestrundfunks und des Landes Rheinland-Pfalz. Die Keyboarderin aus Maine (USA) lebt seit 2013 in Berlin. Zu den Markenzeichen der Musikerin gehören individuell gestaltete Masken, ohne die sie nie auf die Bühne geht. Die Auszeichnung wird am 7. November bei einem Konzert im Rahmen des Internationalen Festivals „Enjoy Jazz“ in Ludwigshafen übergeben. Ebenfalls nominiert für den SWR Jazzpreis waren der Pianist Simon Nabatov und die Cellistin Elisabeth Coudoux. Die Begründung der Jury: „Liz Kosack ist eine bemerkenswerte Künstlerin, die eigene Akzente in der Jazzszene Deutschlands setzt. Expressiv und klangvirtuos gestaltet sie musikalische Welten, regt neue und oft überraschende Hörerfahrungen an. Dabei überschreitet die Keyboarderin nicht nur stilistische Kategorien, sondern auch Genregrenzen […]. Außergewöhnlich sind Kosacks Auftritte auch durch ihre kunstvollen, selbst gefertigten Masken. Mit ihnen gibt sie ihrer Arbeit eine zusätzliche ästhetische Dimension; spielt mit verschiedenen Identitäten und hinterfragt spielerisch auch ihre Rolle als Musikerin.“ Liz Kosack spielt in einer Vielzahl von Ensembles, besonders der dynamischen Berliner Szene: Sie ist Mitbegründerin des Kollektivs für improvisierte und komponierte Musik (KIM), Mitglied des Trios The …

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Bassistin Lisa Wulff erhält Hamburger Jazzpreis 2019

Die Bassistin Lisa Wulff ist Preisträgerin des renommierten Hamburger Jazzpreises, der 2019 zum siebten Mal vergeben wird. Der mit 10.000 Euro dotierte Peis zeichnet alle zwei Jahre Musikerinnen und Musiker aus, die einen besonders qualifizierten künstlerischen Beitrag zur Jazzmusik in Hamburg geleistet und sich für die Belange des Jazz in der Stadt eingesetzt haben. Der Hamburger Jazzpreis wurde 2007 von der Dr. E.A. Langner Stiftung ins Leben gerufen. 2011 wurde die Trägerschaft an die ELBJAZZ GmbH übertragen. 2017 hat das Jazzbüro Hamburg die Ausrichtung des Preises übernommen, ELBJAZZ bleibt Gastgeber der Preisverleihung. Eine Fachjury hat zunächst Kandidaten nominiert und dann die diesjährige Preisträgerin bestimmt. Die 28-jährige Musikerin und Komponistin Lisa Wulff ist in Hamburg geboren und aufgewachsen. Mit neun Jahren hat sie angefangen, Bass zu spielen. Ihre Karriere ist sicher in erster Linie das Ergebnis ihres großen Talents aber auch ein Musterbeispiel für gelungene Nachwuchsförderung. Nach einem Studium der Musikerziehung in Bremen bei Prof. Detlev Beier kam sie für das Bachelor-Studium bei Prof. Lucas Lindholm zurück nach Hamburg. Lisa Wulff ist auf dem E-Bass gleichermaßen versiert wie auf dem Kontrabass. Sie ist eine gefragte Begleiterin …

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Maciej Obara Quartett gewinnt den BMW Welt Jazz Award 2019

München, 4. Mai 2019. „Saxophone Worlds“ verwandelte das Auditorium der BMW Welt zu einem Jazz Erlebnis der besonderen Art. Das Maciej Obara Quartett mit Dominik Wania am Klavier, Ole Morten Vagan am Bass und Gard Nilssen am Schlagzeug konnte sich gegen das Rudresh Mahanthappa Quintett durchsetzen und den Wettbewerb für sich entscheiden. Dr. Nicolas Peter, Mitglied des Vorstands der BMW AG, Finanzen, überreichte gemeinsam mit dem Kulturreferenten der Landeshauptstadt München, Dr. Hans-Georg Küppers, die eigens von BMW Design entworfene Trophäe an die Gewinner. Um die musikalisch herausragende Performance beider Ensembles zu untermalen, wurden sie jeweils mit einem Preisgeld ausgezeichnet. Das Maciej Obara erhielt 10.000 Euro, während sich die zweitplatzierte Band, das Rudresh Mahanthappa Quintet, über 5.000 Euro freuen durfte. Das Motto „Saxophone Worlds“ stellte das Instrument in den Mittelpunkt des BMW Welt Jazz Awards 2019. Erst kürzlich wurde das Holzblasinstrument vom Dachverband der Landesmusikräte zum Instrument des Jahres 2019 gewählt. Dank sechs kostenfreien Matineen im Frühjahr konnte sich das Saxophon facettenreich vor dem jazzbegeisterten Publikum in der BMW Welt präsentieren. Die Fachjury urteilte: „Rudresh Mahanthappas stimmige und wuchtige Kombination aus Bebop und Modern Jazz mit …

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Rentnerbandprojekt der Musikakademie feiert Jubiläum

„Cool Opa!“ – Dr. Albert Schmidbauer, Bassist und Sänger der Rentnerband „Bones Trader“ bekam dieses  Kompliment von seiner 21-jährigen Enkelin nach einem Auftritt in der Musikakademie Alteglofsheim. Auch andere Mitglieder des Rentnerband-Projektes können sich über anerkennende Worte von Kindern und Enkelkindern freuen. Als rockende Rentnerinnen und Rentner stehen sie beim kommenden Festival am 29. Mai 2019 wieder auf der Bühne. Beim Frühlingsfestival dabei sind die „Bones Trader“, „TakeOff“ und „Wolf Gang“. Das mittlerweile 15. „Rentner.Rock.Festival“ ist ein besonderer Grund zum Feiern. Seit acht Jahren besteht das Projekt, das von Bernd Schweinar, dem künstlerischen Leiter der Musikakademie, und dem ehemaligen Wirtschaftsweisen Prof. Dr. Wolfgang Wiegard ins Leben gerufen wurde. Beide Initiatoren waren überrascht, als sich 2012, nach dem ersten Aufruf, „Wir gründen eine Rentnerband“, über drei Dutzend Interessierte meldeten. Heute gehören dem Projekt sieben verschiedene Bands an, die zweimal im Jahr den Konzertsaal der Musikakademie füllen. Alle Musiker, die beim Pressegespräch anlässlich des Jubiläums anwesend waren, betonten den gesundheitlichen Aspekt des gemeinsamen Musikmachens. „Wer rastet, der rostet“, das gilt auch für Musiker. Wolfgang Wiegard rockt in der Band „Gray Earls Music Ltd.“, um den Demenzprozess hinauszuzögern, …

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JAZZ MOVES TV – Hamburger Jazzszene auf YouTube

„Jazz in Hamburg ist jung, ungezähmt und aufregend!“ – und die Plattform JAZZ MOVES Hamburg, eine Initiative des Jazzbüro Hamburg e.V., will das in Hamburg und über die Stadtgrenzen hinaus sichtbar machen. Die vielfältige Jazzszene auf höchstem künstlerischen Niveau mit vielen preisgekrönten Künstlerinnen und Künstlern sorge für ein großes tägliches Konzertangebot in den unterschiedlichsten Locations der Stadt: „Jazz swingt an Schulen und begeistert Jugendliche auch in ihrer Freizeit. Jazz schlägt Brücken in andere musikalische und kulturelle Szenen der Stadt. Um auf die Arbeit der Jazzszene Hamburgs aufmerksam zu machen, geht jetzt ein neues Medium an den Start.“ Der Blog will mit einer Mischung aus redaktionell aufbereiteten Inhalten und einem detaillierten Konzertkalender eine höhere Strahlkraft für „Jazz made in Hamburg“ erzielen. Neben Berichten und Interviews ist vor allem der YouTube-Kanal der neuen Plattform interessant: JAZZ MOVES TV liefert professionelle, aber gleichzeitig unkonventionelle und unterhaltsame Videospots mit Hamburger Künstlern und Veranstaltern sowie Musikern, die in der Hansestadt gastieren. Das Format ist regelmäßig bei verschiedenen Projekten und Jazzclubs zu Gast, zuletzt beispielsweise im Birdland oder im White Cube Bergedorf. In der aktuellen Folge porträtieren die Videojournalistinnen Amélie Siegmund …

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Fusion konsequent ins Heute weitergedacht: Mark Guilianas „Beat Music“ im Dortmunder domicil

Der New Yorker Mark Guiliana gehört zurzeit zu den gefragtesten Schlagzeugern: Er trommelt bei Avishai Cohen und bildet ein Duo mit Brad Mehldau. Vor allem: Sein Schlagzeugpart ist auf David Bowies – verblüffend jazzaffinen – letzten Album „Blackstar“ verewigt. Mark Guilianas Konzert im Dortmunder domicil bereicherte die Konzertreihe anlässlich des 50jährigen Bestehens des Dortmunder Jazzclubs – und wurde dem hohen Anspruch bestens gerecht! Wenn Guiliana mit einer eigenen Band auf Solopfaden wandelt, braucht dieser vielseitige Weltklasse-Rhythmiker keine eitle Selbstdarstellung. Umso mehr ist beim aktuellen „Beat Music“-Projekt das stringente greifbare Thema das Herzensanliegen: Um „Fusion“ geht es, diese zeitlose Verschmelzung von Jazz mit Rock und elektronischer Musik. Und wie eine solche Praxis wie ein aufnahmefähiger Schwamm alle Sounds und Trends vorzugsweise aus einem elektronischen Universum aufzusaugen in der Lage ist… Im Dortmunder domicil gibt Guilianas komprimiertes, von jeder virtuoser Eitelkeit befreites Schlagzeugspiel einer solchen Klangwelt den mächtigen, facettenreich ausdifferenzierten Puls. Also darf im Kollektiv in entrückte Galaxien abgehoben werden, was vor allem die beiden Keyboarder sicherstellen. Sam Crowe und Nicholas Semrad degradieren nicht etwa ihre Synthesizer zum „Werkzeug“ oder Füllmittel, sondern spielen diese Geräte als das, …

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