Wer streamt denn da?

Das Internet als Ausweich-Spielstätte Momentan sind Konzertbesuche unmöglich und alle warten ab, wie sich die Situation entwickelt. Dennoch versuchen Künstler ihre Hörer zu erreichen: per Stream. Die Redaktion hat für Sie einige aktuelle Informationen bezüglich Streamingmöglichkeiten und Angeboten von Bands zusammengestellt. +++Die Saxophonistin Nicole Johänntgen (unser Beitragsbild) wird am Samstag den 4.4. ab 22.05 Uhr beim NDR mit einem Mitschnitt ihres Henry-Konzerts im Schloss Agathenburg zu hören sein. Des Weiteren plant sie in den nächsten Wochen und Monaten weitere Online-Konzerte zu geben. Künstlerwebsite: http://www.nicolejohaenntgen.com/ +++Der Klarinettist David Krakauer hat seit 29.3 einen wöchentlich stattfindenden Live-Stream gestartet. Außerdem werden auf Krakauers Youtube– und Facebook-Seiten kleine Clips und Videos veröffentlicht und weitere Formen des Streamens werden bald auch in Angriff genommen. Übertragungen auch unter: https://www.facebook.com/events/216214289596613/ +++Der Klavier Salon München veranstaltet in den nächsten 14 Tagen einige Live-Streams, in denen verschiedene Pianistinnen und Pianisten für die in letzter Zeit angewachsene Internet-Community spielen werden. Der erste Stream fand am 26.3 auf YouTube und Instagram statt. Weiter Informationen zu diesen täglichen Übertragungen unter https://klavier.salon/the-piano-hour-live-piano-music-in-times-of-the-coronavirus/ +++Das Montreux Jazzfestival hat in der Corona-Krise ein Angebot erstellt: Die Veranstalter haben sich mit einem …

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Schillernde Schönheit afrikanischer Melodien: Zum Tod von Manu Dibango

Manu Dibango ist der erste prominente Künstler, der an den Folgen einer Coronarvirus-Infektion gestorben ist: Mitte März war die Erkrankung des Künstlers an COVID-19 bekannt geworden, am 24. März starb der 1933 in Douala, Kamerun geborene Jazz-Saxofonist und Komponist im Alter von 86 Jahren an den Folgen der Infektion in seiner Wahlheimat Paris. Manu Dibango, Sohn eines Gutsbesitzers und einer Modedesignerin, kam 1949 mit 15 Jahren nach Frankreich. Dort sollte er das Abitur machen und einen seriösen Beruf erlernen. Kamerun war damals noch französische Kolonie, die Unabhängigkeit als Republik erhielt das Land erst 1960. In einem Interview mit dem BR Klassik-Redakteur Uli Habersetzer erzählte Dibango: „Eltern in Kamerun brachten damals Opfer, damit sie ihre Kinder nach Europa schicken konnten, um zu studieren – um Arzt oder Anwalt zu werden, also angesehene Berufe zu erlernen.“ Der Beruf Musiker zählte allerdings nicht dazu, Manu Dibangos Vater hatte bestenfalls zu Kirchenmusik einen Bezug: „Solange darin ein Halleluja vorkam, kein Problem. Aber ohne Halleluja wurde es schwierig. Ich hatte es nicht so mit dem Halleluja. Andere afrikanische Kinder kehrten mit bedeutenden Studienabschlüssen zurück, und ich – machte Musik. Das …

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Mit Shearings Akkorden groß geworden, die eigene Handschrift gepflegt: Zum Tod des Göttinger Pianisten Reinhard Giebel

Am Sonntag, den 8. März 2020, ist der Wuppertaler Jazzpianist, Dolmetscher, Lehrer und Autor Reinhard Giebel im Alter von 80 Jahren gestorben. Der gebürtige Göttinger war Mitbegründer des Gunter-Hampel-Quintetts und spielte zu Lebzeiten mit Künstlern wie Benny Waters, Long John Baldry, Olaf Kübler, Werner Lüdi, Herbert Joos, Buschi Niebergall und vielen mehr. Giebel spielte in den 1970er-Jahren in einigen Wuppertaler Ensembles und war in den 1980-Jahren als Jazzkritiker tätig. Außerdem veröffentlichte er einige LPs, CDs, und Bücher. Eine ausführliche Diskografie, ein Nachruf von Giebels Verleger Alfred Miersch und ein Interview aus dem Jahr 2004, das Giebels musikalische Ausbildung und seinen Werdegang portraitiert ist abrufbar bei https://www.jazzage.de/pdf/Giebel_Interview_Nachruf_Disko.pdf Das Beitragsfoto von Reinhard Giebel machte Gerd Neumann

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Aufruf an Politik und Musikwirtschaft – schnelle Hilfe auch für Jazzmusiker*innen!

In Kürze werden die Corona-Hilfszahlungen aus Bundesmitteln starten. Die Union Deutscher Jazzmusiker hat in einer Pressemitteilung  auf  einige besonders wichtige Punkte hingewiesen, die die JazzZeitung.de hier im Wortlaut wiedergibt: Alle Bereiche der Musikwirtschaft müssen bei der Nothilfe aus Bundesmitteln Berücksichtigung finden – wie so oft müssen wir aber eindringlich darauf hinweisen, dass die einzelnen Künstler*innen, egal welchen Genres, dabei nicht ins Hintertreffen geraten dürfen. Deshalb unsere Bitte an alle: Bitte setzen Sie sich/setzt Euch dafür ein, dass auch Jazzmusiker*innen, die zu großen Teilen ohnehin schon in prekären Verhältnissen leben, durch diese Krise nicht in ihrer wirtschaftlichen Existenz gefährdet werden. Musiker*innen benötigen zunächst einen schnellen Ausgleich der unmittelbaren Verdienstausfälle. Nach den Daten der Jazzstudie 2016 kann davon ausgegangen werden, dass für bis zu 70% der Jazzmusiker*innen mit einem Betrag von mindestens 1.000 Euro/Monat kurzfristige Liquidität gewährleistet werden kann. Natürlich gibt es auch in der Jazzszene Musiker*innen, die deutlich mehr verdienen und entsprechend größere Ausfälle haben. Eine abgesagte Tournee etwa kann schnell den Verlust eines ganzen Jahreseinkommens bedeuten. In Einzelfällen sollten also auch höhere Hilfszahlungen beantragt werden können. Langfristig entstehende Folge-Einnahmenausfälle durch ausbleibende CD-Verkäufe, GEMA-Vergütungen und vieles mehr sowie Einbußen durch ausbleibende Folgeengagements sollten von Anfang an mitgedacht werden. Zu den Verdienstausfällen …

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jazzahead! 2020 wird abgesagt und erst im Mai 2021 nachgeholt

Die jazzahead! 2020 wird abgesagt, dies gab die Bremer Messegesellschaft heute bekannt. Die Entscheidung begründet Hans Peter Schneider, Geschäftsführer der M3B GmbH, zu der die Messe Bremen gehört, wie folgt: „Die jazzahead! lebt vom internationalen Austausch und von Begegnungen – dies wird in Corona-Zeiten leider nicht möglich sein, auch Ende April noch nicht. Wir bedauern die Absage sehr, aber der Gesundheitsschutz hat oberste Priorität.“ Die größte Jazz-Fachmesse der Welt, die ursprünglich von Donnerstag bis Sonntag, 23. bis 26. April 2020, in den Hallen 6 und 7 der Messe Bremen geplant war, sowie das begleitende Festival von Freitag bis Sonntag, 17. bis 26. April 2020, werden verschoben. Für die Fachmesse steht bereits ein neuer Termin: Donnerstag bis Sonntag, 29. April bis 2. Mai 2021. Die Veranstalter hatten zunächst überprüft, ob es möglich ist, die Jazz-Fachmesse und das begleitende Jazz-Festival in die Sommermonate zu verlegen. „Doch gemeinsam mit unseren Partnern haben wir uns jetzt dazu entschieden, die jazzahead! ins nächste Jahr zu verschieben“, sagt Projektleiterin Sybille Kornitschky von der Messe Bremen. Das Partnerland Kanada hat bereits für 2021 zugesagt. Auch die Auswahl der diesjährigen Showcase-Bands wird beibehalten. …

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Heinrich von Kalnein: Möbius Strip

Jeder ausübende Musiker kennt Etüdenbücher: Jene systematisch aufbauenden Sammlungen, in denen in meist kleinen, reduzierten Stücken bestimmte spielerische Probleme angegangen werden. Aber wenn große Komponisten am Werk sind, gehen solche „Versuchsanordnungen“ über das rein technische weit hinaus und es entstehen große künstlerische Schöpfungen für die Ewigkeit. Jazz als freiere, improvisierte Praxis emanzipiert sich von jeder rigiden Systematik, wo es ums unmittelbare Spielen geht. Auf der neuen Doppel-CD des Saxofonisten Heinrich von Kalnein drängen sich solche Gedanken dennoch auf. Nicht falsch verstehen: Der in Graz lebende Saxofonist, Bandleader, Komponist und Pädagoge würde wohl nie schnöde Techniketüden veröffentlichen. Aber das neue Release leistet sich eine fast schon enzyklopädische Bandbreite, um die Vielfalt an musikalischen Möglichkeiten im Jazz zu bilanzieren. Volume 1 stellt die Individualität von Instrument und Musikerpersönlichkeit heraus. Bemerkenswert ist der Entstehungsprozess dieser lupenrein klingenden Aufnahmen. Heinrich von Kalnein improvisierte nämlich die meisten dieser Stücke zunächst allein für sich im Studio von Joachim Kühn auf Ibiza, übrigens auf persönliche Einladung des berühmten Pianisten hin. Die Bassistin Gina Schwarz und der Drummer Lukas König spielten später ihre eigenen Tracks dazu. Der Prolog ist ein einladendes Rezitativ. Stück …

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Logo der Deutschen Jazzunion
Logo der Deutschen Jazzunion.

Deutsche Jazzunion: Existenz vieler Jazzmusiker*innen in Gefahr

Wirtschaftliche Existenz vieler Jazzmusiker*innen durch Veranstaltungsabsagen wegen Coronavirus in Gefahr. Abgesagte Messen, geschlossene Konzerthäuser und auf unbestimmte Zeit verschobene Veranstaltungen: Von den staatlichen Maßnahmen gegen die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus CoVid-19 in Deutschland sind nicht nur Großveranstaltungen betroffen, sondern auch unzählige Jazzspielstätten wie Clubs und Kleinkunstbühnen. Gerade die überwiegend freischaffenden Akteurinnen der ohnehin unterfinanzierten Jazzszene geraten wie viele andere selbstständige Kunst- und Kulturschaffende durch absagebedingte Verdienstausfälle in wirtschaftliche Bedrängnis. Mehr als die Hälfte der Jazzmusikerinnen in Deutschland verfügen laut der von der Bundesregierung finanzierten Jazzstudie 2016 über ein Jahresbruttoeinkommen von weniger als 12.500 €, sodass auch einzelne Gagenausfälle erhebliche Auswirkungen auf die wirtschaftliche Existenz haben können. Nikolaus Neuser, Vorsitzender der Deutschen Jazzunion: „Die Verdienstausfälle durch staatlich angeordnete Veranstaltungsabsagen – deren Sinn wir ausdrücklich nicht in Frage stellen – sind für freischaffende Jazzmusiker*innen kaum abzufangen. Angesichts der immer noch prekären Situation vieler selbstständiger Kunst- und Kulturschaffender bringen Gagenausfälle deren wirtschaftliche Existenz in große Gefahr. Bund und Länder sind gefragt, um den Betroffenen, die wichtige Beiträge für Kultur und Gesellschaft leisten, zu helfen.“ Die Deutsche Jazzunion teilt die Sorgen des Deutschen Kulturrats um die Situation freiberuflicher Künstlerinnen …

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Heimsuchung aus dem urbanen Underground: Kid be Kid in der Bochumer Christuskirche

Kid be Kid – so nennt sich eine junge Berlinerin, die zurzeit immer gefragter wird. Im Ausland sogar noch mehr als in Deutschland. Ihr Soloauftritt im Bochumer Kulturzentrum Christuskirche legte vom ersten Ton an offen, warum dies so ist! Der ehemalige Altarraum ist an diesem Abend mit durchsichtigem Zellophan umbaut, was – gepaart mit einer exquisiten Soundanlage – eine stylische Clublounge ergibt. Aufregend ist allein schon, wie sich in der atmosphärisch beeindruckenden Liveperformance an diesem Ort bei dieser zarten Person gleich vier mächtige Komponenten bündeln: Sie kann singen – und wie! Mit einer empfindsamen, manchmal brüchigen, durchaus an die Melancholie von Portishead erinnernden Stimme. Sie spielt Klavier – mit ausdrucksstark artikuliertem Anschlag. Simultan benutzt sie einen Synthesizer als das, was dieses Instrument sein will: Nicht als verschämtes Hilfsmittel, sondern als Lieferant expressiver, manchmal wabernd psychedelischer Flächenklänge. Vor allem jedoch: Sie braucht weder Schlagzeuger noch Drumcomputer – denn allein ihre Stimme besorgt all dies scheinbar wie von selbst! Beatboxen, diese Kunst, mit allen möglichen stimmlichen Tricks Konsonanten zu perkussiver Wirkung zu verhelfen, das hat sie sich autodidaktisch beigebracht. Das ist bei ihr alles andere als ein …

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Solist, Bigband-Gründer und Komponist: Zum Tode von McCoy Tyner

Der Jazz-Pianist Alfred „McCoy“ Tyner ist laut seiner Website am Freitag, den 6. März, im Alter von 81 Jahren verstorben. Die New York Times bezeichnete ihn einmal als einen der einflussreichsten Pianisten im Jazz. Tyner komponierte einige bekannte Titel wie Passion Dance, Contemplation, Blues on the Corner, Land of the Lonely, Celestial Chant, Enlightenment Suite und Desert Cry. Tyner begann im Alter von 13 Jahren mit dem Klavierspielen und trat seit seinem 15. Lebensjahr regelmäßig live in Jazzgruppen auf. Nachdem er John Coltrane in seiner Heimatstadt Philadelphia getroffen hatte, wurde er 1962 Mitglied des „John Coltrane Quartets“. Darauf folgten Albenproduktionen und Songs mit Künstlern wie Tina Turner, Jimmy Witherspoon und Wayne Shorter sowie  Schallplatten unter seinem Namen auf dem Label „Impulse!“. 1967 erschien dann das Album „The Real McCoy“. Im Jahr 1995 gewann Tyner einen Grammy in der Kategorie „Best Large Jazz Performance“ mit seiner „McCoy Tyner Big Band“ mit einem Song aus dem Album „Journey“. Einen weiteren Grammy gewann er mit seinem Album „Infinity“ in der Kategorie „Best Jazz Instrumental Performance“ im Jahr 1996. Im Jahr 2002 zeichnete ihn die NEA-Stiftung, die jedes Jahr …

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news+++ BMW Welt Jazz Award: Giovanni Guidi Konzert wg. COVID-19 ersatzlos gestrichen +++ Südtirol Jazzfestival Altoadige stellt sein Programm 2020 vor +++

BMW Welt Jazz Award: Giovanni Guidi Konzert wg. COVID-19 ersatzlos gestrichen Aufgrund der aktuellen Entwicklungen und weiterer Ausweitung der Corona Risikogebiete in Norditalien hat der BMW AG Krisenstab heute Morgen entschieden, zum Schutze der Mitarbeiter und der Gäste das letzte Konzert des BMW Welt Jazz Award ersatzlos zu streichen. Die beiden Finalistenbands werden von der Jury aus den fünf bisher im Doppelkegel spielen Ensembles ermittelt. Dies sind das Cecilie Grundt Quintet, das Andrea Hermenau Quintet, das Adam Baldych Quartet, das Peter Gall Quintet sowie das Trio Reis/Demuth/Wiltgen. Bald mehr dazu an dieser Stelle. Das große Finale findet am Samstag, den 9. Mai 2020, ab 19.00 Uhr im Auditorium der BMW Welt statt. Foto Giovanni Guidi: Roberto Cifarelli Gegen den Strom: Das Südtirol Jazzfestival Altoadige stellt sein Programm 2020 vor das diesjährige Motto des Südtiroler Jazzfestival nimmt sich den Verlauf der Donau als Vorbild für eine Reise in den Osten Europas. Vor dem Fall des „eisernen Vorhangs“ war der Jazz in den staatssozialistischen Gesellschaften ein exotisches Nischenprodukt. Das Festival erkundet wie sich Musik in den osteuropäischen Ländern seit 1989 weiterentwickelt hat und, laut dem Motto des …

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