Davide Brocchi zu Gast bei der Digitalen Akademie der Deutschen Jazzunion Mit der Veranstaltungsreihe Digitale Akademie „Insight Out“ bietet die Deutsche Jazzunion seit dem 13. Oktober 2021 wöchentlich Vorträge, Workshops und Diskussionsrunden zu den Themen Diversität, Nachhaltigkeit, Bildung und Professionalisierung an. Damit will sie einen Diskursraum für aktuelle Gesellschaftsthemen in der Jazz-Szene schaffen. Begleitet wird die Digitale Akademie durch einen Blog, in dem vier Musikerinnen von ihren Eindrücken der verschiedenen Veranstaltungen berichten. Der folgende Beitrag bespricht den Vortrag „Die Rolle von Kulturakteurinnen im Nachhaltigkeitskontext“, in dem sich der Sozialwissenschaftler Davide Brocchi am 9. Dezember 2021 mit dem Verhältnis von Kultur und Nachhaltigkeit auseinandergesetzt hat. Kunst als transformative Kraft Blogbeitrag von Leon Senger Die digitale Akademie “Insight Out” der Deutschen Jazzunion basiert unter anderem auf der Arbeit verschiedener interner Arbeitsgruppen, von denen sich eine der Nachhaltigkeit verschrieben hat. Dieser Begriff, der in aller Munde ist, scheint erst einmal klar – es wird wohl um irgendetwas mit “grün” und “bio” gehen. Doch Referent Davide Brocchi zeigt mit seinem Vortrag zur Rolle von Kulturakteur*innen beim Thema Nachhaltigkeit, dass es noch ganz andere Perspektiven zu entdecken gilt. Schnell wird …
WeiterlesenAuthor: Redaktion JazzZeitung
+++ News +++ Die deutsche Jazz-Szene unter der Lupe: Infoveranstaltung der DJU zur Jazzstudie 2022 +++ Anmeldefrist fürs Bayerische Jazzweekend Regensburg bis 24.1.2022 verlängert +++
+++ Infoveranstaltung der DJU zur Jazzstudie 2022 am 20.01.22, 19:00–20:00 +++ Die im Auftrag der Deutschen Jazzunion verfasste und im vergangenen Jahr unter Aspekten der Geschlechtergerechtigkeit erneut ausgewertete erste Jazzstudie 2016 ist eine wichtige und viel zitierte empirische Quelle zur Situation von Jazzmusiker*innen in Deutschland. Um die Situation und die damit einhergehenden Missstände detaillierter zu untersuchen, aber auch um mögliche Veränderungen zu erkennen und die Realisierung konkreter Maßnahmen zu ermöglichen, läuft seit Juni 2021 der Forschungsprozess der Jazzstudie 2022 als Nachfolgestudie. Die Neuauflage geht daher mit einer Aktualisierung, Vervollständigung und Ergänzung der Datenlage einher. Sie nimmt Themen wie Diversität, Bildungsbiografie, oder die aktuellen Entwicklungen in Zusammenhang mit der Coronapandemie in den Blick. Urs Johnen und Jakob Fraisse von der DJU beschreiben den bisherigen Forschungsprozess und geben Einblicke in das Forschungsdesign der Studie. Dabei soll die Veranstaltung ein Forum zum Austausch über Ziele, Themen und Methoden der Jazzstudie 2022 sein. Information und Anmeldung finden sich hier. +++ Anmeldefrist Jazzweekend Regensburg verlängert +++ Knapp 200 Bewerbungen für das Bayerische Jazzweekend 2022 liegen laut Angaben des Veranstalters, der Stadt Regensburg, vor. Deadline war der 10. Januar 2022. Aufgrund …
WeiterlesenAuf eine „Unexpected Journey“ mit Beta con Brio
Seit vier Jahren treffen sich die drei jungen Künstler aus der hannoverschen Musikszene im Proberaum, um neue Klänge zu finden, zu improvisieren und zuletzt auch eine „Video-Livesession“ aufzunehmen. Mit Jakob Bereznai am Klavier, Benjamin Brückmann am Cello und Matthias Bodensteiner am Schlagzeug hat sich in „Beta con Brio“ ein Trio gefunden, das sich nicht zuletzt wegen der eher untypischen Besetzung in kein bestimmtes Genre einordnet, sondern lieber die Musik für sich sprechen lässt. Songs wie „Unexpected journey“, „Zwiefacher“ oder „Otthon az Itthon“ zeichnen sich durch Patternvariationen, virtuose Improvisationen und raffinierte Taktwechsel aus. Dabei wird der lyrische Cellopart auch mal unvermittelt von groovigen Rhythmen abgelöst. Im Interview mit Valerie Probst: jazzzeitung: Beta con Brio, wie habt ihr euch als Trio kennengelernt? Matthias Bodensteiner: Im Rahmen der Hochschule, wir haben gemeinsam angefangen zu studieren – Jakob ein Jahr früher als ich. Wir hatten den gleichen Schlagzeuglehrer und da hat man hier und da gequatscht. Die Initiative hat Jakob ergriffen, daraufhin haben wir uns im Proberaum getroffen und Ideen ausgetauscht. jazzzeitung: Und welchen Studiengang habt ihr studiert? Jakob Bereznai: Das ist ein sogenanntes fächerübergreifendes Bachelorstudium mit unseren jeweiligen …
WeiterlesenDer Klangregisseur – Wolfgang Hirschmann zum 85.
Tonmeister gibt es viele. Jedoch gibt es unter ihnen einen Solitär, dessen Klangspuren von Karl Heinz Stockhausen über Mauricio Kagel bis zu Quincy Jones, von Marlene Dietrich bis zu Herbert Grönemeyer, den Bläck Fööss und schließlich bis zur WDR Big Band reichen: Wolfgang Hirschmann. Jahrzehntelang war sein Name ein klingendes Markenzeichen. „Sie kennen doch den Hirschmann?“ „Sie kennen doch den Hirschmann?“ schnurrte des Öfteren der berühmte Klaviervirtuose Friedrich Gulda an der Bühnenrampe. Nicht nur Gulda, sondern unzählige Berühmtheiten vertrauten Wolfgang Hirschmann in allen musikalischen und technischen Angelegenheiten. Dazu zählte auch Klaus Doldinger, für den der Klangästhet etwas Besonderes war: „Du warst in meinem Musikerleben der erste musikaffine Mensch, den ich neben meinen vielen Musikerfreunden Ende der 50er-Jahre als Tonmeister wahrgenommen habe.“ Auf seine Zusammenarbeit mit Wolfgang Hirschmann angesprochen, schreibt der Label-Manager Siggi Loch 2017 in der Festschrift für Wolfgang Hirschmann zum 80. Geburtstag (LAG Musik Verlag): „1964 kam es bei dem Album ‚Night Lady‘ mit dem Johnny Griffin Quartet für Philips auch erstmals zu einer Zusammenarbeit. Hirschmann war damals nicht nur der Tonmeister am Pult, sondern ein kreativer Geist“. Diese Kreativität sollte seinen weiteren Berufsweg …
WeiterlesenDaheim spielt die Musik: Zweites Soloalbum des Pianisten Florian Favre
Auf seinem neuen Album widmet sich der Schweizer Pianist Florian Favre seiner musikalischen und geographischen Herkunft: unaufdringlich, humorvoll und verspielt. Inspiration: Heimat Stellen Sie sich Idylle vor: saftiggrüne Wiesen, dahinter ragen schneebedeckte Berge in den blitzeblauen Himmel. Von weiter Ferne hören Sie sanftes Kuhmuhen und das dazugehörige Glockengebimmel. Diese Kulisse ist Heimat und derzeitiger Lebensraum des Pianisten Florian Favre. 1886 im westschweizerischen Fribourg geboren lebt er momentan nur wenige Kilometer davon entfernt in einem schnuckeligen Dorf voller verwinkelter Gässchen. Nur einen Katzensprung entfernt von seinem Elternhaus. Florian Favre wurde von dieser Umgebung zu seinem zweiten Soloalbum inspiriert – den Wiesen, Bergen, Kühen, Menschen und ihren Geschichten, Traditionen, Liedern. Es trägt den Titel „Idantitâ“ – in der Sprache Patois, die in dem Landkreis gesprochen wurde, wo Favre aufgewachsen ist. Heute ist sie quasi ausgestorben. Favres Großeltern konnten noch ein paar Brocken sprechen, der Jazzpianist verbindet mit der Sprache eine Zugehörigkeit zu seinem Zuhause. Organische Gebilde aus Folklore und Modern Und dem widmet sich Favre auf „Idantitâ“ (Label: Traumton), zunächst einmal, indem er sich dem musikalischen Erbe seiner Heimat annähert. Mehr als die Hälfte der zwölf Stücke …
WeiterlesenDie AG der fiependen Mäuse – neue CD von Gabriele Hasler
Im Jazzfach steckt sie manchmal immer noch. Früher hat Gabriele Hasler „God Is A She“ gesungen und wurde von gestandenen Jazzern wie Bog Degen, Manfred Bründl und ihrem damaligen Partner, dem Modern-Jazz-Schlagzeuger Jörn Schipper begleitet. Von Album zu Album hat sich die aus Hessen stammende Komponistin und Stimmkünstlerin jedoch weiter von herkömmlichen Songstrukturen und Genregrenzen entfernt. Gleichzeitig ist sie immer tiefer in die Sprache selbst als Ausgangsmaterial für ihre Kompositionen eingedrungen. Dabei überlagert der klangliche Aspekt von Worten nicht selten deren eigentliche Bedeutungsebene. Schon die Vertonung von Texten des in Rumänien geborenen Dichters Oskar Pastior (Sonetburger, frösche und teebeutel) und der Dichterin Gertrude Stein eröffnete mittels feinst geformten Stimmgeräuschen ungeahnte musikalische und Klanguniversen. Herden und andere Büschel Mit ihrem Anfang 2020 aufgenommenen und von ihr selbst produzierten Soloalbum „Herden und andere Büschel“ durchstreift die mittlerweile im Wendtland lebende Musikerin mit ihrer Stimme das Tierreich. Es zirpt und schnarrt, rauscht und schwirrt ohne dass die Anmutung entstehen könnte, hier gehe es um ein besseres Huhn, Schaf oder das dünne Gefiepe einer Maus. Verdoppelt und in rhythmischen Klangbildern vervielfacht trifft die vielfach elektronisch verfremdete Stimme auf …
WeiterlesenFrohe Weihnachten und einen guten Rutsch…
…wünscht Ihnen und euch die Redaktion der JazzZeitung und verabschiedet sich in eine kurze Winterpause! Bleiben Sie gesund!
WeiterlesenDigitale Akademie „Insight Out“: Blogbeitrag von Jakob Fraisse zum Workshop „Class matters“ der Tänzerin Verena Brakonier
Mit der Veranstaltungsreihe Digitale Akademie „Insight Out“ bietet die Deutsche Jazzunion seit dem 13. Oktober wöchentlich Vorträge, Workshops und Diskussionsrunden zu den Themen Diversität, Nachhaltigkeit, Bildung und Professionalisierung an. Damit will sie einen Diskursraum für aktuelle Gesellschaftsthemen in der Jazz-Szene schaffen. Begleitet wird die Digitale Akademie durch einen Blog, in dem vier Musiker*innen von ihren Eindrücken der verschiedenen Veranstaltungen berichten. Der folgende Beitrag bespricht den Workshop „Class matters“, in dem sich die Tänzerin Verena Brakonier mit Klassismus im Kulturbereich auseinandersetzt. Von Autoreifen und Kontrabassbögen Blogbeitrag von Jakob Fraisse Was haben ein Autoreifen, ein Kontrabassbogen und ein Weinglas gemeinsam? Auf den ersten Blick wohl recht wenig. Doch in der biographischen Vorstellungsrunde von Verena Brakoniers Workshop „Klassismus im Kulturbereich“ dienen sie alle als Symbol: Von den Teilnehmenden selbst ausgesucht, stehen sie für die unterschiedlichen Klassenherkünfte der Anwesenden. Da steht das Erste für die Arbeiter*innenschicht, das Zweite für das Bildungsbürgertum, und das Dritte für eine Familie, die den Klassenaufstieg geschafft hat. Und was sagt es aus, wenn der Autoreifen nicht mehr Alltagsgegenstand in der elterlichen Werkstatt ist, sondern als Fotografie zur Kunst wird? Dann beschreibt er im selben …
Weiterlesen+++ Klaus Graf wird neuer künstlerischer Leiter beim LJJO Baden-Württemberg+++ 25 Jahre Jazz-Fabrik Rüsselsheim+++ 15. Neuer Deutscher Jazzpreis+++ Köln vergibt Förderstipendien +++
Klaus Graf wird neuer künstlerischer Leiter beim Landesjugendjazzorchester Baden-Württemberg Der Arbeitskreis des LMR-Präsidiums entschied sich für den Dirigenten Klaus Graf als neuen künstlerischen Leiter des Landesjugendjazzorchesters Baden-Württemberg. Als ehemaliges Mitglied des LaJazzO und Mitglied der SWR-Bigband, sowie als Co-Dirigent des bisherigen Leiters Rainer Tempel qualifizierte sich Klaus Graf für diesen Posten. Graf steht für ein baden-württembergisches Jazz-Netzwerk, trat unter anderem bei den Sommerkursen „jazz&more“ und bei der Kooperation „SWR live@school“ in Erscheinung und wurde vom Kultusministerium als Jazzbeauftragter für Schuljazz berufen. Der Präsident des Landesmusikrats Baden-Würtemberg Hermann Wilske zeigt sich mit der Auswahl zufrieden: „Klaus Graf schafft es in hervorragender Weise unsere jungen Auswahl-Jazzer zu Höchstleistungen anzuspornen. Sein pädagogisches Geschick und seine musikalische Expertise machen ihn zu einem Spitzen-Bandleader und Vorbild zugleich. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit und wünschen ihm eine erfolgreiche und inspirierende Zeit mit dem Landesjugendjazzorchester Baden-Württemberg.“ Jazz-Fabrik Rüsselsheim feiert 25. Geburtstag Am Samstag, dem 19. März 2022, feiert die Konzertinitiative „Jazz-Fabrik Rüsselsheim“ ihr 25-jähriges Bestehen. Die Jazz-Fabrik veranstaltet seit jeher an vielen Spielorten, beispielsweise die „Große Reihe“ und „Corona Series“ im Theater Rüsselsheim, der Folk- und Jazzclub „Dorflinde“, das Jazzcafé „Rind“ …
WeiterlesenVis a vis und auf verschlungenen Pfaden: Die Band Hilde im Bielefelder Bunker Ulmenwall
Vergessen wir die Frontalbeschallung: Im ehemaligen Luftschutzbunker unterhalb der verkehrsreichen Bielefelder Stadtmitte bildet eine kleine Bühne das Zentrum, flankiert von jeweils zwei Zuschauerräumen. Raffinierte Perspektiven eröffnen im Bunker Ulmenwall zudem mehrere, über dem Viereck aufgehängte Spiegel. Vis a vis zu spielen ist für jede Band die logische Konsequenz – und das sorgte auch bei „Hilde“, einem experimentierfreudigen, ausschließlich weiblich besetzten Quartett aus NRW für maximale Vertiefung. Julia Brüssel, Violine, Maria Trautmann, Posaune, Marie Daniels, Stimme und Emily Wittbrodt, Cello, haben sich im Ruhrgebiets-Kollektiv „The Dorf“ kennengelernt, welches im November im Dortmunder domicil sein 15-jähriges Bestehen feierte. Der dort gelebte, freie künstlerische Ansatz strahlt in die eigenen künstlerischen Projekte vieler Protagonisten hinein, wirkte also auch für die Band Hilde wie eine Keimzelle für die eigene Kreativität. Der Horizont ist weit und die Fantasie reich. Ebenso die Bereitschaft, sich ganz auf den Moment einzulassen. Beim Konzertbeginn in der Bielefelder „Unterwelt“ dominiert eine Art Ur-Chaos aus Klängen, Frequenzverläufen und Geräusch-Gesten. Nichts ist hier geradlinig getaktet oder architektonisch geordnet. Alles wuchert frei, entwickelt sich organisch und dies in unmittelbarer Konfrontation. So verschlungen die Strukturen, so dominiert dabei ein direktes …
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