German Jazz Trophy-Preisträger Arturo Sandoval eröffnet das Festival jazzopen in Stuttgart

„Arturo Sandoval mit der German Jazz Trophy ausgezeichnet“ – diese Schlagzeile hätte es bereits vor zwei Jahren geben sollen. Doch wie viele Veranstaltungen, fiel auch die Preisverleihung der German Jazz Trophy der Pandemie zum Opfer. „Gemeinsam haben wir aber einen langen Atem bewiesen“, betont Martin Hettich, der Vorstandsvorsitzende der Sparda-Bank Baden-Württemberg eG. Zum nunmehr 20. Mal vergibt die Stiftung Kunst und Kultur der Sparda-Bank BadenWürttemberg zusammen mit der neuen musikzeitung und der JazzZeitung.de die begehrte Statue des Stuttgarter Bildhauers Otto Herbert Hajek. „Arturo Sandoval ist ein ausgezeichneter Virtuose mit außergewöhnlichem Tonumfang“, heißt es unter anderem in der Begründung der Jury. Nun darf der kubanische Trompeter mit US-amerikanischen Pass die German Jazz Trophy 2022 als Anerkennung für sein  Lebenswerk in Empfang nehmen. Im Anschluss an die Ehrung findet ein Preisträgerkonzert (7. Juli 2022, 19:00 Uhr, SpardaWelt Eventcenter) statt, das gleichzeitig auch den offiziellen Auftakt für die jazzopen (7.-17. Juli 2022, www.jazzopen.com) bildet. Als einen „der erfolgreichsten Popularisierer des Jazz“ würdigt die Jury der mit 15.000 Euro dotierten German Jazz Trophy den bekannten Trompeter und Komponisten Arturo Sandoval, derseit Jahrzehnten als eine der schillerndsten Figuren der Szene …

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Diwan der Kontinente beim Jazzfest Berlin 2015 hier: Cymin Samawatie. Foto: Petra Basche

+++ News: +++ Vierte Ausgabe der Jazzwoche Berlin +++ 30. Internationaler Augsburger Jazzsommer +++

+++ Jazzwoche Berlin +++ Auch in ihrer vierten Ausgabe zeigt die Jazzwoche Berlin, veranstaltet von der IG Jazz Berlin,  die Vitalität und Vielfalt der Berliner Jazz und Improvisationsszene und bringt verschiedenste Akteur*innen in den Dialog. Prolog Eröffnet wird die Jazzwoche Berlin #4 am Sonntag, den 3. Juli, ab 16.00 Uhr mit einem Prolog im silent green Kulturquartier. Es spielen Andrea Parkins und Yorgos Dimitriadis, Ronny Graupe und Dejan Terzić sowie Nick Dunston’s Skultura. Ein erstes Panel, moderiert von Shelly Kupferberg, wird unter dem Titel „Kunst, Klassismus und Neoliberalismus“ verhandeln, inwieweit Klassismus im Kulturbetrieb Jazz Speerspitze des Neoliberalismus und der Selbstausbeutung ist. Es diskutieren Dr. Francis Seeck, Cymin Samawatie und Dr. Aljoscha Paulus. 7 Tage Musik Highlights der diesjährigen Jazzwoche sind u. a. am Dienstag, 05. Juli, im A-Trane ENEMY „Vermillion“ mit Kit Downes (Klavier), Petter Eldh (Bass) und James Maddren (Drums); am Donnerstag, 07. Juli, im exploratorium Berlin „Parole: Lautpoesie und Musik“ mit Patrick Crossland (Posaune), Michael Griener (Schlagzeug, Perkussion) und Elke Schipper (Konzepte, Texte, Komposition, Stimme); ebenfalls am Donnerstag im Schlot „Heidi Heidelberg & The Peter Ehwald Trio“ mit Heidi Heidelberg (Vocals), Peter Ehwald …

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Südtirol Alto Adige Festival – ein aktueller Zwischenbericht

Das 40. Südtirol Alto Adige Festival Für Klaus Widmann sei dieses Festival der eindrückliche Beleg, „dass in Südtirol etwas entstehen kann, was modern und zeitgenössisch ist“. Die 40. Ausgabe des Südtirol Alto Adige Festival soll das letzte von ihm kuratierte Festival sein und geht noch bis zum 3. Juli 2022. Die Nachfolge bei der künstlerischen Leitung steht auf solidem Boden: Max von Preetz, Roberto Tubaro und Stefan Festini Cucco wollen auf ihrer langjährigen Erfahrung bei der Festival-Organisation aufbauen und im Geiste Widmans kreativ die Zukunft gestalten. Vor allem Duo-Begegnungen haben ihre große Stunde beim Jubiläums-Festival, das noch bis zum 3. Juli läuft Das Festival im Jahr 2022 ist in Bozen noch „sichtbarer“ geworden, seit mit dem Kapuzinerpark mitten in der Altstadt ein (wettersicheres!) Open-Gelände zur Verfügung steht. Das wiegt auch die Reduzierung der vielen, oft spektakulären Spielorte des Festivals auf. Das Anliegen lebt ungebremst weiter: Es geht um die musikalische Erkundung Europas in einem lebendigen internationalen Kosmos aus eingeladenen Musikerinnen und Musikern. Dass dieser auf Anhieb in Gang kam, dafür sorgte allein schon das Opening-Event am ersten Festivalabend: Hier spielen erstmal möglichst viele der Eingeladenen …

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Ein gelungener Start nährt den Wunsch nach Fortsetzung: BurgJazz 2022 im westfälischen Lüdinghausen

(Text und Fotos von Stefan Pieper) Alte Kulturdenkmäler wollen nicht einfach nur Museen sein. Sie leben, wenn in ihnen Kultur von heute stattfindet. Aktuell feierten in Lüdinghausen gleich zwei Burgen ihren 750. Geburtstag – was allein schon Anlass genug für ein Festival ist. Der erste BurgJazz bespielte ein ganzes Wochenende sämtliche schöne Plätze in der charmanten westfälischen Kleinstadt. Noch offen ist, ob aus diesem einmaligen Jubiläumsevent eine regelmäßige Einrichtung wird. Man kann nicht lautstark genug dafür plädieren! Das Publikum war hin und weg – aber auch die Musikerinnen und Musiker ließen sich von der Atmosphäre an diesem Ort anstecken. Zahlreiche auch von weitem angereiste Musikfans genossen musikalische Erlebnisse im Burghof und auf den Parkwiesen drumherum, ließen sich treiben und lauschten konzentriert der Gegenwart im internationalen europäischen Jazz. Überwältigender Einstieg Lief das Ganze so rund, weil der Einstieg am Freitagabend so grandios, ja überwältigend gelang? Die belgisch-ghanesische Sängerin Esinam und ihre Band bringt die Sache gewaltig in Fahrt mit rhythmischem Druck, aber auch einer immensen Farbenvielfalt. Diese heiße Mélange aus Jazz und Afrobeat machte schon fast den einstigen Spirit der African Dance Nights in Moers lebendig. …

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Nicole Johänntgen solo 2: „Ich kann das Wort Zeit neu interpretieren“

(Von Stefan Pieper) Eng getaktete Zeitmaße sind überwunden auf der zweiten Solo-CD der Saxophonistin Nicole Johänntgen. Hier sind – wortwörtlich genommen – höhere Dimensionen im Spiel. Aus einzelnen Tönen werden Intervalle, die sich zu Motiven formen. Immer neu und immer anders gefärbt. Vielleicht so, wie ein Naturszenario am Morgen allmählich erwacht? Das hektische Zeiterleben bleibt irgendwo unten im Tal zurück, wenn die Musik weiter auf diesem Weg nach oben trägt. Die in Zürich lebende Saxophonistin wählte für ihre zweite Soloaufnahme die Capella di San Gottardo – in 2100m Höhe gelegen auf dem Scheitelpunkt der berühmten Alpenpassstraße – mit einer nachhall-gesättigten Akustik, die manchmal fast selbst zu einem Musikinstrument wird. Ist der Mensch nicht ganz klein angesichts der Größe einer solchen Berglandschaft? Oder ist er doch ganz im Mittelpunkt? Das improvisierte Spiel ganz mit sich allein wurde zur Meditation über solche Seinsfragen. Freiheit und Logik Erst nach vier Stücken formen die Töne und Motive dieses Soloalbums zum ersten Mal eine zusammenhängende Melodie, was wie die Erfüllung eines Planes wirkt, in dem trotz aller assoziativen Freiheit viel Logik im Spiel ist. Aber Nicole Johänntgen ist eine viel …

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Jazz auf Schloss Höfling – ein Sommerabend der ungewöhnlichen Art mit Lorenz Kellhuber

Eine gute Mischung hat sich Hausherr Constantin Graf von Walderdorff für sein Openair im Schlosshof Höfling nahe Regensburg einfallen lassen. Der Sänger und Klarinettist, der sich vor fünf Jahren aus seiner aktiven Musikerkarriere zurückgezogen hat, kennt Axel Zwingenberger aus seinen Wiener Jahren. Der Boogie-Woogie-Star spielte am Freitag Abend, dem 17. Juni 2022, vor vollen Zuschauerrängen. Weitaus ungewöhnlicher war der zweite Abend besetzt: angefangen vom Outfit des Bassisten bis hin zu den strengen Improvisationen des Trios um die Pianisten Lorenz Kellhuber mit besagtem Felix Henkelhausen (b) und dem Drummer Moritz Baumgärtner. Entspannung gab bei dieser „Contemporary Chambermusic“ erst bei der Zugabe. Aber es war ein durchaus guter Kontrast zum idyllischen Ambiente und ein Kunstgenuss selbstverständlich. „Wir improvisieren und lassen uns inspirieren – von der Natur hier, den Vögeln und Ihnen, dem Publikum.“ (Lorenz Kellhuber) Voll wurde es dann – auch noch bei strahlendem Sommerwetter – am Sonntagnachmittag mit Steffi Denk und ihren Flexible Friends. Schloss Höfling ist in Privatbesitz und wird zweimal im Jahr für Publikum geöffnet „um den Mensch Freude zu bringen“, so Walderdorff. Weiter geht’s am 17. Juli im kleinen Konzertsaal mit dem Pianisten …

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Matthias Winkelmann. Foto: Pakzad/enja
Matthias Winckelmann. Foto: Pakzad/enja

Nachruf und Rückblick: Matthias Winckelmann

„In memoriam Matthias Winckelmann“ – aus aktuellem Anlass ist die Radiosendung „Jazztime auf BR-KLASSIK“ heute Abend eine Stunde lang dem am Wochenende in einer Münchner Klinik nach einer Operation verstorbenen Münchner Jazzproduzenten Matthias Winckelmann gewidmet. Die BR- Redakteure Ulrich Habersetzer und Roland Spiegel haben Auszüge aus Sendungen, in denen Matthias Winckelmann im BR-Studio zu Gast war, zusammengestellt und das Ganze mit Musik von enja-Schallplatten mit Chet Baker, Abdullah Ibrahim und anderen vervollständigt. Matthias Winckelmann wurde am 7. April 1941 in Berlin geboren und wuchs in Frankfurt am Main auf. Er lernte als Jugendlicher Trompete, sog den Frankfurt Sound auf und wurde zum Jazzliebhaber und -kenner. Er studierte in München Volkswirtschaftslehre und Soziologie und interessierte sich für die Arbeit als Entwicklungshelfer. 1971 gründete er gemeinsam mit Horst Weber das Plattenlabel enja. Ein Label, das für European Jazz stehen sollte, aber bald die globale Welt des Jazz subsumierte und produzierte. Als erstes Album veröffentlichten Winckelmann und Weber „Black Glory“, eine Aufnahme des Pianisten Mal Waldron aus dem Münchner Jazzclub Domicile. „Die Musiker damals waren ein anderer Schlag. Früher musste man ins Studio erst mal mehrere Sixpacks Bier …

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+++ news +++ Neuer Finalist beim BMW Welt Jazz Award Finale 2022: das Marco Mezquida Trio +++

„Anat Fort und Giovanni Guidi bestreiten das Finale“ hieß es Ende April noch an dieser Stelle. Obwohl jeder Teilnehmer des BMW Welt Awards mit seiner Teilnahme am Wettbewerb die Zusage gibt, im Fall einer positiven Juryentscheidung auch das Finale zu spielen, musste Giovanni Guidi kurzfristig absagen. Für die Jury stellte dies kein Problem dar, denn unter den hochkarätigen Mitwberbern war der Nachrücker schon ausgewählt gewesen: Das Marco Mezquida Trio freute sich auch über die verspätete Nominierung und sagte sofort zu. Nach sechs spannenden Soireen geht der BMW Welt Jazz Award 2022 am 9. Juli in die finale Runde. Dabei zeigen Anat Fort Trio und das Marco Mezquida Trio  ihre Interpretation des diesjährigen Mottos „Key Position“ im Auditorium der BMW Welt. Die Expertenjury verkündet noch am Abend, wer die von BMW Design entworfene Trophäe mit nach Hause nehmen darf. Dem Preisträger winkt zusätzlich eine Siegesprämie von 10.000 Euro. Der Zweitplatzierte kann sich über ein Preisgeld von 5.000 Euro freuen.

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Das Moers-Festival 2022 wurde seinem Wesenskern treu und blickt in die Zukunft

(Text und Fotos von Stefan Pieper) Obwohl das neue Konzept noch die Unfertigkeit eines Neustarts verkörpert, fließt der Strom beim Moers-Festival ungebremst weiter. In den letzten beiden Jahren habe viele neue, digitale Vorstöße das künstlerische Schwergewicht beim Moers-Festival durch die Pandemie getragen. Bei der 51. Ausgabe zum 50. Geburtstag behauptete sich – trotz eines aufwändigen virtuellen Überbaus – der gewachsene, analoge Wesenskern des Festivals als überlegene Kraft. Spaß und Kreativität Erfreulich stimmen die spontanen Schilderungen von Menschen, die zum allerersten Mal aufs Moers-Festival kommen und hier das Besondere dieses Ortes spüren: Die israelische Multiinstrumentalistin und Komponistin Maya Dunietz beschrieb, dass sie so viel Spaß und Kreativität wie hier selten anderswo erlebe. Bei mehreren grundverschiedenen Konzert-Auftritten saugte sie viel davon auf, um noch mehr davon zurück zu geben. Ihre spirituelle Komposition „Hai Shirim“ nahm es mit älteren, aber auch neuen Liedern in arabischer Sprache auf, hier in Szene gesetzt von einem fragilen Instrumentalensemble und dem Mädchenchor am Essener Dom. Einen Abend später kostete Maya Dunietz die Möglichkeiten der Orgel in der Stadtkirche mit kreativer Lust aus. Schließlich hatte die Israelin auch das letzte Wort beim Festival …

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Heiner Schmitz – „Tales From The Wooden Kingdom“

Von Dietrich Schlegel. Elias Canetti beschrieb in seinem philosophischen Hauptwerk „Masse und Macht“ (1960) den Hang der Deutschen zur Mystifizierung des Waldes mit den Worten: „In keinem modernen Lande der Welt ist das Waldgefühl so lebendig geblieben wie in Deutschland. Das Rigide und Parallele der aufrechtstehenden Bäume, ihre Dichte und ihre Zahl erfüllt das Herz des Deutschen mit tiefer und geheimnisvoller Freude. Er sucht den Wald, in dem seine Vorfahren gelebt haben, noch gern auf und fühlt sich eins mit den Bäumen… Man soll die Wirkung dieser frühen Waldromantik auf den Deutschen nicht unterschätzen. In hundert Liedern und Gedichten nahm er sie auf…“ Refugium Wald Konfrontiert mit diesen Sätzen gerät Heiner Schmitz, Jazzmusiker und Komponist, Schöpfer seines – nach der „Odyssee“ und „Sinns & Blessings“ – neuen großorchestralen Werkes „Tales From The Wooden Kingdom“, ins Grübeln, sieht sich in gewisser Weise bestätigt und versucht zu beschreiben, was Wald für ihn bedeutet: „Wald ist für mich in erster Linie ein Refugium, in dem man zu sich kommen kann, seine Gedanken schweifen lässt, den urbanen, sozusagen unbewaldeten Alltag abstreifen und durchatmen kann…“   Die Frage, ob er …

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