Sturm und Regenschauern zum Trotz: Regensburger Jazzweekend bringt Tausende auf die Beine

Lange stand das Jazzweekend in Regensburg im Ruf im sommerlichen Monsun zu versinken. Statistisch war das weitgehend Unfug, auch wenn es Jahre mit stürmischen Gewittern, Schnürlregen oder feuchter Kühle gab. Bei der 43. Auflage wurde es heuer dem alten Nimbus mit kurzen heftigen Regenschauern zum Pre-Opening am Donnerstag und einem heftigen Sturm mit Temperatursturz und Konzertabsagen am Samstag beinahe gerecht. Da aber die konzeptionelle Neuausrichtung schon seit zwei Jahren für frischen Wind und eine inhaltliche wie personelle Belebung gesorgt hatte, konnte dieser wetterbedingte Rückfall die Stimmung nur kurzfristig trüben. Schade war es für die angereisten Musikerinnen und Musiker, die ungehört wieder nach Hause fahren mussten. Auch die Landkreisgemeinde Wenzenbach, die bereits zum zweiten Mal mit dabei war, blieb auf einigen Kosten sitzen. Hoffentlich fühlen sich die jazzaffinen Gemeindevertreter*innen dadurch nicht demotiviert. In Kallmünz, der neu hinzugekommenen Landkreisgemeinde waren Stimmung und Resonanz auf die Schräglage Marching Band, die später auch in der Regensburger Altstadt gute Laune verbreitete, auf das Karoline Weidt Quartett und weitere Acts durch die Bank positiv. Damit hat das für seit jeher kostenlose Festival eine größere räumliche Ausdehnung bekommen und wird gerade für …

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Die Verwandlungskunst hört nicht auf – Südtirol Jazzfestival Alto Adige 2024

(Text & Fotos: Stefan Pieper) Die Magie der blauen Stunde ist ständiger Begleiter im Bozener Kapuzinerpark: Wenn der Tag geht und das aufstrahlende Bühnenlicht über die Dämmerung Oberhand gewinnt, dann verschafft sich zehn Tage und Abende lang die aufregende Vielfalt aktueller Musik Gehör. Beim Südtirol Jazzfestival Alto Adige geht es um die Erkenntnis, dass Jazz doch zu 99 Prozent eben nicht das ist, was gemeinhin darüber in den Köpfen der Nicht-Eingeweihten herumspukt. Orte und Menschen, oft auch die Ausführenden selbst durch Musik in neue Bewusstseinsstadien zu bringen, ja zu verwandeln, diesen Anspruch löste auch die aktuelle Festivalausgabe leichtfüßig ein. Gewollt unerwartet Das Unerwartete ist dabei gewollt – ja, entsteht meist wie von selbst, nicht selten an wechselnden Nebenlocations des Festivals. Kurz vor der Geisterstunde dringt eine überschaubare Gruppe verrückter Menschen in Bozens riesige, aber zu diesem Zeitpunkt menschenleere Messehalle ein, in der jetzt etwas ganz anderes stattfinden soll, als die sonst üblichen Großevents der Wirtschaft oder der Unterhaltungskultur. Es hat schon etwas Rituelles, wie hier nun alles in eigenwilliges, bläuliches Licht getaucht ist und wo eine Schar von Verrückten einen Kreis um die Band Skylla …

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Abenteuer Jazz – Eindrücke von der ersten Hälfte des Südtirol Jazzfestivals

Gleich beim Start der diesjährigen Ausgabe wurde das Südtirol Jazzfestival wieder seinem Ruf als Festival für Entdecker gerecht. Ein Ruf, der auf zwei Säulen ruht. Auf einem Programm, das wie kaum ein anderes auf junge, in der Fremde und Breite meist noch unbekannte europäische Improvisatoren setzt. Und auf dem Gedanken, die Musik mit den außergewöhnlichsten Spielorten und der einzigartigen Natur Südtirols zusammenzubringen. So wartete schon das vierteilige Eröffnungskonzert am 28. Juni, mit einem neuen Spielort auf: Das Gelände und die Halle der 1965 (!) aufgelassenen Holzfaserfabrik Feltrinelli im zentrumsnahen Industriequartier Römerbrücke gab einen ungewöhnlichen Industrial-Rahmen ab. Zur Einstimmung bespielten im von Charme toter Technik geprägten Hof das eigens aus sechs heimischen Bläsern und Perkussionisten zusammengestellte Human Magnetic Reception Ensemble herumwandernd (und immersiv, wie man das heute nennt) die noch mit Begrüßungsgetränk und -geplauder beschäftigten Gäste. Drinnen in der riesigen, herausgeputzten Halle ging es still und konzentriert weiter: Die estnische Saxofonistin Maria Faust stellte mit „Mass of Mary“ ihre erste Arbeit mit einem ihrem Bläserquartett und einem Chor vor. Eine berückende, klangschöne Mischung aus mittelalterlicher Musik samt liturgischen Gesängen, zeitgenössischer Klassik, Elementen der estnischen Folk- und …

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Ed Partyka / Foto: Palma Fiacco
Ed Partyka. Foto: Palma Fiacco

Eine neue Ära: Ed Partyka und Holger Fröhlich leiten ab Sommer das LJJO Hessen

Der renommierte Arrangeur, Komponist, Dirigent und Pädagoge Ed Partyka übernimmt gemeinsam mit dem langjährigen Bandleader der Junior-Ensembles Holger Fröhlich die künstlerische Gesamtleitung des Landesjugendjazzorchesters (LJJO) Hessen. In diesem Sommer beginnt eine neue Aufgabe für den in der Jazzwelt allseits bekannten Bandleader Ed Partyka. Ab Juli tritt er die Nachfolge des Gründers und Künstlerischen Leiters des LJJO Hessen Wolfgang Diefenbach an. Damit einher geht eine organisatorische Neustrukturierung: Die künstlerische Gesamtleitung des LJJO Hessen erfolgt ab sofort in Doppelspitze gemeinsam mit Holger Fröhlich, selbst ehemaliges LJJO-Mitglied und seit 17 Jahren Leiter der LJJO-Nachwuchsensembles Junior-Kicks und Junior-Voices. Mit Partyka und Fröhlich stehen an der Spitze des Landesjugendjazzorchesters Hessen zwei erfolgreiche Musiker und erfahrene Pädagogen, um die besten Nachwuchstalente des Bundeslandes auszubilden und das Ensemble weiterzuentwickeln. Der preisgekrönte Posaunist Ed Partyka, ursprünglich aus Chicago, lebt und arbeitet bereits seit einigen Jahrzehnten in Europa. Er hat sich auf Jazz in großer Besetzung spezialisiert und bereits mehrfach mit allen Rundfunk-Bigbands in Deutschland gearbeitet. Er freut sich darauf, seine Erfahrungen mit der nächsten Generation teilen zu können: „In dieser neuen Position kann ich mein Wissen unmittelbar an die jungen Musikerinnen und Musiker …

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Was gibt es Neues beim Südtirol Jazzfestival Alto Adige? – Gespräch mit Stefan Festini Cucco

(Von Stefan Pieper) Auch das Südtirol Jazzfestival Alto Adige will sein Bestes geben, damit Bozen und die ganze Region ihrem neuen Status als UNESCO Creative City of Music Ehre macht. Ein Gespräch mit Stefan Festini Cucco, der zusammen mit Max von Pretz und Roberto Tubaro seit letztem Jahr das künstlerische Leitungsteam des Festivals bildet. Los geht es am 28. Juni. Über eine Woche lang verwandeln 56 Konzerte an zahllosen Locations die Dolomitenregion in eine farbenreiche Bühne der aktuellen Musik. Bislang war ja eher noch Winter in den Alpen und einige Passstraßen werden gerade erst von den Schneemassen freigeräumt. Wie sieht es aktuell in Bozen aus? Es war bis vor kurzem noch recht kühl und es regnete viel, auf den Bergen gibt es immer noch relativ viel Schnee für die Jahreszeit. Heute ist es zum ersten Mal richtig warm geworden und nächste Woche sollen wir sogar die 35 Grad erreichen. Das klingt nach tollen Bedingungen für den Festivalstart am 28. Juni. Was gibt es Neues in diesem Jahr? Eine spannende Neuheit ist die Location für die Eröffnung. Während der Kapuzinerpark weiterhin das Festivalzentrum mit den meisten …

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Werner Richard Heymann – der Vergessene, den jeder kennt

Ein Quartett um die junge Sängerin Fernanda von Sachsen erinnert an Leben und Werk des jüdischen Komponisten Werner Richard Heymann. Bei der Premiere im Münchner Lustspielhaus jubelt das Publikum über die zeitgemäßen Jazz-Interpretationen. Er selbst beschrieb das Phänomen schon zu seinen Lebzeiten am besten: „Sie kennen mich nicht, aber Sie haben viel von mir gehört“, pflegte Werner Richard Heymann zu sagen. Tatsächlich ist der Name des 1961 in München gestorbenen Musikers, Komponisten, Dirigenten und Filmpioniers heute kaum mehr bekannt – ganz im Gegensatz zu seinen Songs, die nach wie vor gespielt werden und vielen immer noch auf der Zunge liegen: „Ein Freund, ein guter Freund“, „Das gibt’s nur einmal“ oder „Irgendwo auf der Welt“ sind Beispiele seiner vielen Evergreens. Ein Quartett um die junge Sängerin Fernanda von Sachsen und die Pianistin Marina Schlagintweit hat ihn nun in einem stürmisch bejubelten Abend unter dem Titel „Das gibt’s nur einmal. Brillante Arrangements & humorvolle Anekdoten über W.R. Heymann“ wieder ins Bewusstsein und in die Gegenwart geholt. Zunächst gab es eine kleine Einführung vom Initiator. Der Jazz-Fan und -Mäzen Andreas Schiller erzählte, wie er über seine Lebensgefährtin Heymanns …

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„LOUD & PROUD“ – der Jazz Sommer im Bayerischen Hof 2024

Auch dieses Jahr ist der Jazz Sommer im Bayerischen Hof wieder am Start und geht vom 16. bis 20. Juli mit dem Motto: „LOUD & PROUD“ mittlerweile in die 30. (!) Runde! Weitere Jubiläen prägen diesen Jazzsommer, Einzelheiten dazu im weiteren Verlauf. Verantwortlich für das Programm ist zum zweiten Mal der Journalist Oliver Hochkeppel. Mit Fingerspitzengefühl und seinem Weitblick bei der Programmauswahl, respektive Zusammenstellung der Events sind alle Voraussetzungen erfüllt, dass der Jazz Sommer auch dieses Jahr wieder ein abwechslungsreiches, spannendes Festival wird. Al Di Meola Den Auftakt am 16. Juli bestreitet Al Di Meola mit einer ganz besonderen Performance. Zum einem steht am 22.07. sein 70. Geburtstag kurz bevor, am 03.07. jährte sich sein 50-jähriges Bühnenjubiläum. Die eigentliche Sensation aber ist die Band beim Festival: lang ersehnt findet beim Jazz Sommer die Reunion seiner legendären Electric Band statt. Dabei wird Al Di Meola auch zum ersten Mal seine 1971er Les-Paul-Gitarre auf der Bühne spielen, die ihn seit 50 Jahren begleitet, und mit feinstem Electric Jazzrock den Festsaal zum Kochen bringen. Im Anschluss an sein Konzert gibt sich im Nightclub des Hotels der Saxophonist Jacques …

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Terrence Ngassa & Willy-Ketzer-Trio auf Piano-Bühne Oberthulba

(Pressemeldung) Am Mittwoch den 3. Juli 2024 ab 20 Uhr findet auf der Piano-Bühne, 97723 Oberthulba wieder ein spektakuläres Konzert statt. Unter dem Titel „Funky Louis Armstrong“ musizieren das Terrence Ngassa & Willy-Ketzer-Trio (ehem. Paul-Kuhn-Trio) in der Besetzung Terrence Ngassa (Vocals/Trumpet), Jan Eschke (Piano), Jens Foltinovicz (Bass) und Willy Ketzer (Drums). Terrence Ngassa ist einer der besten Trompeter Afrikas. Der Kameruner aus Köln mit seiner unglaublich ähnlichen „Louis-Armstrong-Stimme“ begeistert alle Fans. Diesmal werden die Armstrong-Titel zwar mit gleicher Voice gesungen, aber funky von der Profi-Band Willy Ketzer-Trio verpackt. Jan Eschke, der Artist am Piano, spielt groovige Riffs bei den Soli, Jens Foltinovicz coolen Funky- und Jazz-Bass mit ebenfalls jazzig, tollem Gesang. Der Stammdrummer von Jazz-Comedy-Ikone Helge Schneider, Willy Ketzer, zeigt an den Handmadedrums, dass er als klassischer Jazz-Schlagzeuger auch das Genre „Funky-Jazz“ mit  grandiosen dynamischen Taktvariationen beherrscht. Warm-up & Cool-down mit Joe Dietz am Barflügel. Videos zur Einstimmung: https://youtu.be/kfDCoxLl7Ys?si=kbfSGfLVBu0TAHes – einst mit Paul Kuhn & Trio https://youtu.be/EHksi_gC1Cg?si=2V_KU8ge0qVJ9dbq     – hier mit Willy Ketzer, drums, Jens Foltinowyzc, Bass, Jan Eschke, Piano, und Deborah Woodson, vocal https://www.tiktok.com/@pianobuehne/photo/7359868204556061985?lang=de-DE Tiktok Karten unter Tel. 09736/657 oder info@piano.de 1 Karte kostet 40 …

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Thomas J. Krebs: Jazz-Fotoretrospektive in Unterföhring

Unser geschätzter Autor und Mitarbeiter Thomas J. Krebs begann vor 57 Jahren zu fotografieren und feiert dieses Jahr sein 50-jähriges Konzertfotografie-Jubiläum. Am 27. Juli 1974 stand er zum ersten Mal mit seiner Kamera bei einem Konzert vor der Bühne. Mittlerweile sind es gut 3.500 Konzerte, die er zwischenzeitlich besucht und fotografisch festgehalten hat. Seine Arbeit ist geprägt von tiefem Respekt gegenüber dem Künstler, besonders wenn man so wie er dem Musiker auf der Bühne sehr nahe ist. In dieser Umgebung erfordert die Livefotografie Fingerspitzengefühl, wann man auf den Auslöser der Kamera drückt, ohne Musiker oder Publikum zu stören, um den besonderen, den unwiederbringlichen Moment einzufangen. Projektbezogene Aufnahmen Im Laufe der Jahre entstanden außer seinen Live-Foto-Momenten auch projektbezogene Aufnahmen wie seine „Poladroid-Serie“, oder die Reihe „keys & sticks“, bei dem Thomas J. Krebs ausgewählte Pianisten mit einem Mini-Piano und Drummer mit Maxi-Drumsticks portraitiert. „Hands“ wiederum zeigt die Hände der Musiker in Großaufnahmen. Bei „Silhouette“ fotografierte Thomas J. Krebs in der Coronazeit nach Konzerten ohne Publikum das Profil der Musiker mit ihren Instrumenten im harten Gegenlicht. Das Ergebnis erinnert an klassische Scherenschnitte. Fotografischen Stillstand gibt es bei …

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Familiengeschichte eines preußischen Sinto – Lesung in der Stadtbücherei Hürth

Mit einer besonderen Lesung am 19. Juni um 19 Uhr in der Stadtbücherei Hürth führt der Jazzclub Hürth seine Reihe „Jazz in Words“ fort. „Wir sind stolz und froh, dass wir diese Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der Stadtbücherei durchführen können“, freut sich Günter Reiners der Vorsitzende des Jazzclubs Hürth e.V. „Mit dieser Reihe wollen wir aufzeigen, das Jazz mehr ist als nur Musik“, so Reiners weiter. Mit Romeo Franz verbindet uns schon seit Jahren eine musikalische Freundschaft, umso mehr sind wir jetzt gespannt auf die Vorstellung seines Buches. „Die Aktionen des Jazzclubs Hürth fügen sich in die vielfälligen Veranstaltungen der Stadtbücherei Hürth ein und machen einmal mehr deutlich, wie wichtig es ist Kultur mit Leben zu erfüllen, freut sich Barbara Hoevels, Leiterin der Stadtbücherei auf die Lesung. Großonkel Pauls Geigenbogen In Großonkel Pauls Geigenbogen erzählt der namhafte Sinti-Jazz Musiker Romeo Franz gemeinsam mit der Autorin Alexandra Senfft über das Leben seiner Familie vom Ende des 19. Jahrhunderts bis heute. Der Geigenbogen seines in Auschwitz ermordeten Großonkels Paul, der mit der Kapelle Franzens in den großen Häusern an der Ostsee auftrat, führt als roter Faden durch die …

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