Das Jörg Seidel Trio begeistert mit Gastsängerin und swingendem Tribute-Programm
Regensburg – Jazzclub Leerer Beutel. Es war nur eine Frage der Zeit. Nach Marlene Dietrich und Hildegard Knef musste irgendwann auch das Bühnenwunder Caterina Valente neu entdeckt und interpretiert werden. Jörg Seidel, Gitarrist aus Bremerhaven mit Verbindungen in die Oberpfalzmetropole, wartete nicht bis nach dem Tod der Sängerin im vergangenen Herbst, um ihr ein swingendes Programm zu widmen. Der 90. Geburtstag der damals zurückgezogen in der Schweiz lebenden Künstlerin gab den Anstoß für eine unterhaltsame und kenntnisreiche Hommage, mit welcher der bekennende Verehrer Valente seine Referenz erwies.
„Eine kurze Europatournee“, weihte Seidel sein Publikum im Leeren Beutel mit einem verschmitzten Lächeln ein, führte ihn nach einem Auftritt in Amberg mit „Viva Valente!“ auch nach Regensburg. Während sonst zweihundert und mehr Besucher zu Konzerten kämen, verwies Seidel auf bisherige Erfahrungen, fand sich in der Welterbestadt eine eher kleine Anhängerschaft ein. Dem Konzert tat das keinen Abbruch. Im Gegenteil wirkte das Spiel der drei Musiker und von Sängerin Sabine Kühlich mit den aufgeschlossenen Zuhörenden noch einen Tick engagierter und leidenschaftlicher, als man es von ihnen gewohnt ist.
Chris Hopkins tänzelte bei Cole Porters „Ganz Paris träumt von der Liebe“ leichthändig und verspielt auf den Tasten des Flügels durch die Stadt der Liebe. Im nüchtern-gefühlvollen „Ade“, ein Duett das Caterina Valente 1979 mit Manfred Krug auf dem Album „Da bist du ja“ gesungen hat, glaubt man das Klavier leise weinen zu hören. Diese tiefe Emphase legten auch Kühlich und Seidel an den Tag. Der Gitarrist mit den geschmackvollen und eleganten Soli gestaltete mehrfach Songs mit seiner markanten Stimme als Duettpartner mit der herausragenden Sängerin. Die wiederum scattete, was das Zeug hält, imitierte hinreißend Blechbläser, holte das Publikum als Chor mit ins Boot und erwies sich als fantastische wunderbar melodische Pfeiferin.
Bei der Auswahl aus „dem schier unerschöpflichen Reservoir der Valente, die in vielen Sprachen und Genres unterwegs war“, habe er sich von der riesigen Vielfalt inspirieren lassen, erzählte Seidel in einer Moderation. Während sie in Deutschland fast nur als Schlagersängerin bekannt gewesen war, sei sie in den Vereinigten Staaten schon in den 1950er Jahren mit lateinamerikanischen Songs und Bossa Nova unterwegs gewesen. Nach einem Bossa-Song, den Kühnlich mit ihrer wandelbaren Stimme und dem dunklen Timbre hinreißend interpretierte, switchte die Band beherzt nach „Istanbul not Konstantinopel“, einem von vielen Erfolgstiteln. Auch vor Schlagern schreckten die Jazzkönner, zu denen auch der exzellente Timekeeper am Kontrabass Jean-Philip Wadle zählt, und ihre Sängerin keineswegs zurück. Seidel durfte bei „Eventuell“ in die Rolle des Peter Alexander schlüpfen, des Valente-Partners in einem typischen 1950er Jahre Unterhaltungsfilm. Auch die Rolle von Valentes Bruder Silvio Francesco nahm er ein.
Text und Fotos: Michael Scheiner
Info: Jörg Seidel – git, voc
Sabine Kühlich– voc, sax
Chris Hopkins – p
Jean-Philip Wadle – b