Was am letzten Dienstag im Münchner Mini Pavillon am Lenbachplatz abging war atemberaubend. Die vormals von Prince geförderte Bassistin Nik West ließ es dort richtig krachen. Wer mit dem Namen immer noch nichts anfangen kann, sollte ihn sich spätestens jetzt merken. Zum ersten Mal trat sie in München übrigens im Rahmen des Jazzsommers im Bayerischen Hof auf und hat seitdem Einiges an musikalischer Reife zugelegt. Seit Wochen angekündigt waren die Tickets schnell ausverkauft. Der Mini Pavillon ist eine gelungene „neu“ entdeckte Location für Konzerte, bei der die Veranstalterinnen von „Global Grooves“, Stefanie Schumann und Julia Kastl, im Mai mit der südafrikanischen Sängerin Nomfusi bereits für Furore sorgten.
Nik West, in schillerndem und glitzerndem Dress, begann den Abend mit ihrer eingespielten Band gleich mit einer Hammerbassline. Mit von der Partie ihr langjähriger Gitarrist Craig Ziegelbauer, Drummer David Collum und an den Keyboards Lorenzo Campese. Als Backing Vocal war Alicia Sanders am Start, die im Lauf des Konzertes zwei eigene Songs von ihrem neuen Soloalbum vorstellte und begeisterte. Viel Zeit zum Verschnaufen hatte man bei der Show nicht wirklich. Wests „Forbidden Fruit“ oder „Do What you Gotta Do“ gingen richtig ab, es gab eine funkige Version des Beatles Klassikers „Come Togehter“, das eigentliche Motto des Abends – für Musiker wie das Publikum. Super Stimmung, Party pur, alle miteinander!
Aber damit nicht genug – plötzlich verschwand West von der Bühne, um sich dann mit ihrem Bass, drehend vom Erdgeschoss des Pavillons mit einem Deckenkran auf die Bühne im Untergeschoss ins Publikum herunter zu lassen. Derweilen spielte sie, die Menge tobte. This Show Must Go On, später bei der Zugabe „Kiss“ gab es dann, erneut von der Decke schwebend, kein Halten mehr. Nach minutenlangem, tosendem Applaus gab es noch eine zweite Zugabe: Ike & Tina Turner‘s „Proud Mary“ als funkgetränkte Ballade zum Ausklang eines unvergesslichen Konzertabends.
Was für ein Gig! Nik Wests Virtuosität ist verblüffend, mit ungezügelter Spielfreude stehen ihr virtuoses Spiel und die soulige Stimme im Vordergrund, sie setzt Maßstäbe! Solch intime Clubkonzerte mit Nik West wird es in Zukunft wahrscheinlich nur noch selten geben. Große Shows sind vorprogrammiert. Bei der jazzopen in Stuttgart ist sie übrigens als Opener für Lenny Kravitz gebucht.
Text & Fotos: Thomas J. Krebs