(Text & Fotos: Thomas J. Krebs) Der Jazzsommer im Bayerischen Hof ist seit 2007 der offizielle Nachfolger des 1981 begründeten und seinerzeit von Friedrich Gulda initiierten Münchner Klaviersommers. Eine traurige Nachricht vorab: die beiden ursprünglichen Veranstalter Karheinz Hein sowie Manfred Frei sind vor kurzem verstorben. Umso wichtiger die Tradition weiter aufrecht zu halten und dafür Sorge zu tragen, dass das Festival weitergeht. Garant dafür sind Innegrit Volkhardt mit ihrem Hotel Bayerischer Hof und Oliver Hochkeppel, dieses Jahr zum zweiten Mal verantwortlich für das Programm. Gemäß dem diesjährigen Motto „Loud & Proud“ öffnete der Bayerische Hof seine Tore fünf Tage lang für Jazzfans und Musikinteressierte.
Das Al Di Meola Quintet im Festsaal
Auftakt und gleichzeitig Hauptakt des Festivals war am ersten Abend Al Di Meola mit seinem Quintet im Festsaal des Hotels. Al Di Meola lieferte planmäßig sein bewährtes Jazz-Rock-Fusion Programm ab. Neben ein paar aktuellen Kompositionen des neuen Albums, startete er gleich als Opener mit dem Klassiker „The Wizard“ durch. Nach der Pause präsentierte Al Di Meola einen Solopart auf seiner akustischen Gitarre, bevor er dann wieder mit der Band loslegte. Neben „Hymn Of The Seventh Galaxy“, „Elegant Gypsy Suite“ oder der Zugabe „Race With Devil On Spanish Highway“ spielte Al Di Meola das was das Publikum von ihm in diesem Kontext erwartete. Fans konnten im Nachgang am opulenten Merchandise Stand von signierten CD‘s oder LP‘s bis hin zu limitierten Notendrucken oder einem speziellen Plattenspieler ihr Geld investieren.
Die Konzerte im Nightclub
Gleich im Anschluss an das Konzert des ersten Abends gab sich im Nightclub der aus Guadeloupe stammende Saxophonist Jacques Schwarz-Bart mit seiner Band die Ehre. Über zwei Stunden spielten die Musiker, mit Malika Tirolien als Special Guest, ein herrliches, intensiv inspiriertes Programm, das dem Jazzsommer zur Ehre gereichte.
Am zweiten Tag des Festivals trat die Malika Tirolien mit einer eigenen Band im Nightclub auf und stellte ihr Programm vor. In gewisser Weise ein musikalisches Experiment, da die Band für dieses Konzert speziell zusammengestellt worden ist. Hat funktioniert! Tirolien gab alles und brachte den Saal zum Kochen.
Von „Misty“ bis „Nikotin“
Am folgenden Abend trat China Moses im Duo mit dem Pianisten Joel Holmes auf. Wer sie kennt weiß, dass Konzerte mit ihr immer spannend sind und nicht zuletzt auch persönliche Einblicke in ihre Biografie geben. Von Standards wie Erroll Garners „Misty“ bis hin zu ihren Klassikern wie „Nikotin“, „Better“ oder „Breaking Point“, das in ein leises „Summtertime“ überging, erzeugte Moses Gefühle von Gänsehaut bis hin zu Enthusiasmus und begeistere das Publikum gemeinsam mit Joel Holmes von der ersten bis zu letzten Minute ihrer Show.
Die Sängerin Kennedy mit ihrer Formation Kennedy Administration bestritt den vorletzten Abend des Festivals. Bereits Jazzsommer-erfahren gab es auch dieses Mal wieder kein Halten, als sie mit ihrer Band loslegte. Bei „Be Your Lucky Number“ oder „Addicted 2 Addictions“ kochte der Club, ein paar ruhigere Stücke zwischendurch sorgten für kurze Entspannung. Für die Zugabe, Michael Jackson’s „Human Nature“, gesellte sich China Moses dazu und sorgte für einen wundervollen Ausklang.
„Munich Special L&P“
Der letzte Abend des Jazzsommers war betitelt mit „Munich Special L&P“ um das Trio des Organisten Matthias Bublath, mit Peter Cudek am Bass sowie dem Schlagzeuger Christian Lettner. Als Special Guests waren eine Reihe von SängerInnen eingeladen: Karoline Weidt, Eva Ahoulou, Kaye-Ree, Norisha Campell und Ron Williams teilten sich abwechselnd für jeweils zwei Songs die Bühne. Eine gelungene Mischung aus Standards, Gospel und Originalkompositionen. Alles in allem ein gelungener, abwechslungsreicher und kurzweiliger Abend, der mit einem “all musicians“ auf der Bühne endete. Krönender Abschluss des Festivals: Das Bublath Trio mit allen fünf SängerInnen, die nach einem gemeinsamen Jam-Song ein improvisiertes „Loud & Proud“ intonierten und das Publikum von den Sitzen riss.
Das Fazit
Fünf Tage Stimmung pur, Jazz vom Feinsten, Vocalese, gelungenes Entertainment, alles was ein gutes Festival ausmacht wurde geboten. Das diesjährige Motto „Loud & Proud“ ist erfolgreich aufgegangen. Vor allem aber war der Jazzsommer einmal wieder ein Festival fürs Publikum, das bei den Konzerten und dem gebotenen Rahmenprogramm jazztechnisch rundherum versorgt wurde und das Ambiente sichtlich genossen.
Text & Fotos Thomas J. Krebs