Das 12. „Like A Jazz Machine“-Festival in Luxemburg

Wie prächtig sich die luxemburgische Jazzszene den vergangenen Jahren entwickelt hat, konnte man gut beim inzwischen 12. „Like A Jazz Machine“-Festival in Dudelange sehen. Am augenfälligsten stand dafür vielleicht, dass Ziv Ravitz nicht nur beim Sting-Gitarristen Dominik Miller – neben dem Sänger/Saxofonisten und ehemaligem Pop-Hit-Lieferanten Curtis Stigers wohl der diesjährige Headliner, was Popularität angeht – am Schlagzeug saß, sondern auch beim Luxemburger Duo von Claire Parsons und Eran Har Even. So reihten sich im optisch wie klanglich exzellenten Saal des Kulturzentrums Opderschmelz beim bewährten, stilistisch wie gewohnt ein weites Feld vom Mainstream über die aktuellen Hybrid-Formen bis zu House-Sounds abdeckenden Mix die heimischen Jazzer unter hochkarätige internationale ein, ohne im Geringsten abzufallen.

Das lange lyrische Improvisationen produzierende, ganz frische, Aufeinandertreffen des italienischen Pianisten Giovanni Guidi auf den britischen Saxofonisten Andy Sheppard –bei ihrer Premiere tags zuvor im Bayerischen Hof in München zu sehen – oder das fröhlich-versponnene neue Quartett der Trompeterin Airelle Besson mit der Vokalisensängerin Lynn Cassiers trafen da auf das international erweiterte, noch nicht ganz zusammenfindende Quintett des Luxemburger Trompeters Daniel Migliosi. Das wilde Rumba-Experiment des Kubaners Regis Molina oder die filigrane Klangkultur des französischen Trios des Bassisten Claude Tchamitchian auf das sehr reife und ausgewogene Luxemburger Allstar-Quartett mit Pascal Schumacher, Marc Demuth, Jeff Herr und Greg Lamy.

Die meisten Luxemburger Jazzer hatten dank des Status als „artist in residence“ eigens für das Festival beförderte Projekte am Start. In der im vergangenen Jahr eröffneten „Kantin“, einem in einer alten Industriehalle reizvoll installierten multifunktionalen Restaurant, durften sich außerdem nachmittags die zwei jungen Bands Jambal und Linqn (mit dem herausragenden Saxofonisten Pierre Cocq-Amann) und spätabends dann das kultiviert funkige House-Projekt des Schlagzeugers Michel Meis mit den befreundeten Cracks Maxime Bender, Jérôme Klein und Pol Belardi präsentieren. Der Bassist Felix Zurstrassen hatte mit Nelson Veras, Ben Van Gelder, Aaron Parks und Jeff Ballard sogar eine Art Supergroup am Start.

Freilich wachsen auch im reichen Luxemburg (höchstes Bruttosozialprodukt pro Kopf auf der Welt) die Bäume nicht mehr in den Himmel. Festival-Chefin Patricia Jochheim rechnet damit, angesichts steigender Kosten bei stagnierender Förderung im kommenden Jahr etwas abspecken zu müssen. Trotzdem wird das Festival dank seiner perfekten Bedingungen, seines angenehmen Ambientes und seines kontrastreichen und spannenden Programms einen Besuch wert bleiben. Nicht nur, um die luxemburgische Szene zu entdecken.

Text und Fotos: Oliver Hochkeppel
Das Beitragsbild zeigt Benjamin Moussay

 

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