Gelungene Alternative zur Faschingswoche im Jazzclub Unterfahrt

Der Fasching hat in München eine lange Tradition. Zwischen Weiberfasching und Faschingsdienstag steht die Metropole Kopf, unzählige Veranstaltungen locken „Närrinnen und Narrhalesen“. Wer dem bunten Treiben und Trubel entgehen will, dem bieten sich eine Vielzahl an Alternativen: zum Beispiel Fasching feiern mit abgefahrenen Jazzkonzerten im Münchner Jazzclub Unterfahrt.

An Weiberfasching lud Tom Reinbrecht mit seiner Formation „The Cat’s Table“ und kinematografischem Jazz zu einem schweißtreibenden Konzert mit herrlichen Improvisationen ein: Funk und Groove vom Feinsten. Fantastischer Jazz und spannend wie ein kurzweiliger Film. Das Publikum flippte dazu richtig aus und feierte die Musiker.

 

Am Freitag gastierte Christoph Grab im Club, präsentierte sein aktuelles Programm „Reflections“ und interpretierte mit der Band Kompositionen des Komponisten Thelonious Monk, das ein wenig mutiger und dynamischer gespielt wohl eher dem Geist des großen Vordenkers entsprochen hätte. Nichtsdestotrotz ein gelungener Abend.

Der norwegische Schlagzeuger Gard Nilssen gab sich am Samstagabend mit seinem „Acousitc Unity“ Trio auf der Bühne die Ehre. Die Band existiert seit nunmehr gut zehn Jahren und gemeinsam mit André Roligheten an Saxophonen und Klarinette, sowie dem grandiosen Bassisten Petter Eldh, setzten die drei Musiker mit ihrem Konzert einen musikalischen Meilenstein. Selten hat man ein Trio so losgelöst und frei assoziierend, dabei aber groovend und pointiert spielen gehört. In beiden Sets gab es sowohl alte als auch brandneue Kompositionen zu hören. Ein sensationeller, unvergesslicher Abend mit einer wundervollen Ballade als Zugabe: „Waterfall“. Diese herrliche Musik gibt es übrigens auch zum Nachhören auf der aktuellen ECM CD „Elastic Waves“.

Am Sonntag folgte dann in der Unterfahrt ein weiteres Star-Gastspiel mit Chris Potter. Seit Wochen ausverkauft, konnte das Publikum an dem Abend Potter am Saxophon in absoluter Höchstform zusammen im Trio mit Craig Taborn an den Tasten und Schlagzeuger Eric Harland erleben. Drei Jazztitanen auf einer Bühne die ihresgleichen suchen! Zum Tourauftakt starteten die Musiker mit Kopf, Herz, Verstand sowie Innovation und faszinierten das Publikum von der ersten bis zur letzten Minute. Wie alle anderen Konzerte an diesen „Faschingstagen“ wurde übrigens auch dieser Abend per Livestream übertragen, so dass alle, die die Band nicht live im Club sehen konnten, diesen, wie auch die vorangegangen Abende, zumindest am Bildschirm genießen konnten.

Der diesjährige Faschingskehraus dauerte in der Unterfahrt ganze zwei Abende. Bereits am Rosenmontag startete Groove Hospital unter Leitung von Dr. Mark Malota, heizte dem Publikum auch am Faschingsdienstag rezeptfrei kräftig ein und setzte nach den hochkarätigen Konzerten der vergangenen Tage einen musikalisch heilenden, humoristisch durchsetzten Schlusspunkt. Wenn die Mediziner und Medizinerinnen der Münchner Ärzte Big Band die Bühne entern und loslegen ist die Stimmung auch für Kassenpatienten entspannt (es sei denn man bekam keine Eintrittskarte, da auch diese Konzerte wieder ausverkauft waren). Das Programm umfasste Kompositionen von Basie, Ellington, Toshiko Akiyoshi oder Snarky Puppy bis hin zu Stan Kentons „Harlem Nocturne“. Es wurde geswingt und gefunkt, was das Zeug hält, zwischendurch Sinatras „For Once In My Life“ mit Dr. Max Greger (Gesang) oder Doldingers Tatort Thema. Der Kehraus wurde, wie sollte es anders sein, gefeiert als gäbe es keinen Jazzmorgen mehr und ebenfalls im Livestream übertragen.

Am Aschermittwoch dann eine kurze Verschnaufpause ohne Konzert im Club, bis die nächsten spannenden Acts in der Unterfahrt aufwarten. In den kommenden Wochen geben sich u.a. Stars wie Steve Coleman (bereits ausverkauft), Lionel Loueke, Omar Sosa, Dave Holland, David Murray oder Uri Cane die Klinke in die Hand – ein gezielter Blick ins Programm lohnt sich. Jazz ist nach wie vor die beste Medizin gegen perkussive Leiden oder polyphone Stimmungsschwankungen. Um Nebenwirkungen oder Risiken zu vermeiden, studieren Sie intensiv das Programm des Jazzclub Unterfahrt und buchen Sie rechtzeitig Ihre Karten auf der Homepage oder der Vorverkaufsstelle Ihres Vertrauens.

Text & Fotos: Thomas J. Krebs

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