Alle Jahre wieder… kommt nicht nur das Christuskind, sondern auch die Jazzrausch-Bigband. Nämlich zu swingenden Weihnachtskonzerten. Und das von Anfang an, seit ihrer Gründung 2014, und mittlerweile auch deutschlandweit.
Der so umtriebige wie geschäftstüchtige Band-Gründer und -Leiter Roman Sladek ist mit seinem Weihnachts-Projekt auch beim weihnachtsaffinen Label ACT auf offene Ohren gestoßen; nach dem ersten Album mit dem dieser Bigband Hohn sprechenden Titel „Still! Still! Still!“ folgte folgerichtig im letzten Jahr „Alle Jahre wieder!“. In München gab es heuer mit diesem Programm nach einem Doppelkonzert im Jazzclub Unterfahrt auch wieder ein Weihnachtskonzert in der Isarphilharmonie. Und da Sladek und die JRBB immer für Überraschungen gut und auf der Suche nach Neuem und Ausgefallenem sind, dachte man sich für das Gasteig-Ausweichquartier etwas Besonderes aus. Zusammen mit den ebenso experimentierfreudigen Münchner Symphonikern tat man sich mit Unterstützung der Stadt München für ein weiteres Doppelkonzert zu einem fast 80-köpfigen Klangkörper zusammen, wie er in den USA in den 30-er Jahren beliebt war.
Nicht Bigband mit Streicherbegleitung sollte es sein. Die beiden Orchester spielten zusammen und miteinander oder alleine. Bläser der Bigband solierten vor dem gesamten Ensemble oder auch nur vor dem klassischen Orchester. Das Dirigat übernahm der Leiter der Symphoniker Joseph Bastian, die launige Conference Maximilian Maier vom Bergson, die Gesangsparts Patricia Römer, und für die neuen Arrangements sorgte wie immer Jazzrausch-Hauskomponist Leonhard Kuhn.
Das Weihnachtsding
Dass es laut Sladek „bei unserem Weihnachtsding wirklich nur ausschließlich um Spaß (geht )“, war an diesem Abend nicht zu überhören. Nach allen Regeln der swingenden Kunst wurden auch die heiligsten Weihnachtslieder wie „Tochter Zion“ oder „In dulci jubilo“ gegen den Strich gebürstet und so umgemodelt, dass man viele Melodien ohne Gesang kaum erkannte und vielleicht nicht erkannt hätte, wäre man nicht in einem Weihnachtskonzert gesessen. Das konnte auch mal fast weh tun, wenn Maria beschwingt schlendernd „durch ein Dornwald ging“. Kyrie eleison! Mit einem in der Bass-Intro kurz anklingenden Pink Panther-Motiv blieb da nichts von heiliger Ergriffenheit. Aber der Weihnachtskitsch draußen allenthalben war auch in der Musik nicht immer fern, allerdings kunstvoll und ironisch gebrochen. Die Musiker jedenfalls hatten ihren Spaß, hörbar und sichtbar, und das Publikum mindestens ebenso. Es dankte in der zweimal ausverkauften Isarphilharmonie mit tosendem Beifall und Standing Ovations.
Veranstalter war das im nächsten Jahr ganz im Münchener Westen zu eröffnende Bergson Kunstkraftwerk, dessen künstlerischer Leiter und Mitgesellschafter Roman Sladek heißt. Das 10-jährige Jubiläum der Jazzrausch-Bigband wird aber vorher, am 17. Februar 2024, in der Kleinen Olymiahalle in München mit einem „Surround Sound Super Rave“ gefeiert. Das klingt dann eher wieder nach dem, Markenzeichen, für das die JRBB mittlerweile weltbekannt ist: Bigband-Techno-Jazz.
Text und Fotos: Godehard Lutz