Die Ingolstädter Jazztage dieses Jahr mit ihrer 40. Ausgabe. Das ist in vielerlei Hinsicht beachtenswert. Zum einen, weil die Veranstaltungen nun zum letzten Mal unter der Leitung von Jan Rottau stattfanden, zum anderen weil ein bewährtes Konzept mal wieder aufgegangen ist. Bleibt abzuwarten, wie sich die Jazztage in der Zukunft entwickeln werden. Einfacher wird es sicherlich nicht.
Die legendären Jazzpartys
Seit Beginn an prägen die Jazzpartys im NH-Hotel die Ingolstädter Jazztage. Auch dieses Jahr gab es wieder ein beachtliches, abwechslungsreiches Lineup. Wie schon in den vergangenen Jahren gab es zwei Bühnen: im Hotelrestaurant und im Triva Tagungsraum. Billy Cobham‘ Spectrum 50 bestritt den Auftakt der ersten Jazzparty gleich mit seinem Klassiker „Crosswinds“ und hatte das Publikum sofort im Griff. Auf der Bühne im Restaurant feierten die Jazzfans ausgelassen ihre Legende. Trotz des engen Zeitplans gab es nach tosendem Applaus noch eine kurze Zugabe. Die danach auftretenden Yellowjackets hatten es danach nicht leicht. Nach 30 Alben und über 40 Jahren Bühnenpräsenz gab es zwar keine großen musikalischen Überraschungen, dafür soliden Fusion-Jazz garniert mit Evergreens wie „Man Facing North“, „Imperial Strut“ und als letzten Song die Ballade „Even Song“. Auf der Triva Bühne präsentierten währenddessen Markus Becker und Lutz Krajenski ihren gelungenen Mix aus Klassik und Jazz am Flügel/Fender Rhodes.
New Orleans Jazz Collective kann nicht abheben
Als tradioneller Abschluss der ersten Jazz Party sollte eigentlich das New Orleans Jazz Collective auftreten, die flugtechisch an dem Abend leider verhindert, durch eine spontan zusammen gestellte Band unter der Leitung von Lawrence Sieberth, zusammen mit Charly Böde, Christian Diener, Jeff Boudreux und Christoph Hörmann einen jazztechnisch feinen Standards Abschluss boten. Die zweite Jazzparty am Folgeabend, komplett ausverkauft, wartete mit Kurt Elling und Charlie Hunter im Rahmen ihres aktuellen Albums „Superblue“ auf: eine unglaubliche Performance läutete den Partyabend ein. Mit „Sassy“, der knackigen, mondänen Funk-Jazz Hommage an die Jazz-Sängerin Sarah Vaughan, begann der Abend und nach Nummern wie „Dharma Blues“ oder „Manic Panic Epiphanic“, mit einem grandiosen Charlie Hunter Feature, spielte die die Band gemeinsam mit Julius Rodriguez an den Keys und dem Schlagzeuger Marcus Finnie eine bewegende Version von „Endless Lawns“, einer Komposition der kürzlich verstorbenen Grande Dame Carla Bley, die Kurt Elling bereits 2018 mit eigenem Text als Ballade vertonte. Krönender Abschluss des Konzertes mit Kurt Elling war die R&B Nummer „The Seed“. Im Nebenraum auf der Triva- Stage gab sich Eckhard Meszelinsky mit seinem Noise Adventures die Ehre.
Hauptbühne wird Hauptattraktion
Auf der Hauptbühne wurde parallel dazu für Incognito umgebaut. Tanz- und spaßtechnisch ging es dann richtig ab. Incognito spielten in bewährter Manier Songs aus ihrer aktuellen CD und natürlich Hits wie „Colibri“, „Still A Friend Of Mine“ oder „Don’t You Worry ‘Bout A Thing“. Auf der Triva Stage tobte gleichzeitig Kennedy Adminstration mit Sängerin Kennedy und Mastermind Ondre J Pivec über die Bühne. Ihr Opener „It’s Over Now“ war nicht wirklich ernst gemeint, denn damit ging es erst richtig los. Und ob mit „Killing me Softly“, Let’s Stay Togehter“, Mamma’s Kisses“ oder „Let’s Party“, das Kennedy Jan Rottau widmete, zu ihm ins Publikum kam und mit der Menge tanzte, gab es das was die Jazz Partys seit jeher auszeichnet: gute Laune, erstklassige, fetzige Mucke, und Fusion-Funk-Soul Jazz bis zum Abwinken. Mit der Zugabe „Human Nature“ fand die Party dann ein ausgelassenes Ende? Mitnichten, denn last not least war nun auch das New Orleans Jazz Collective“ in Ingolstadt eingetroffen, endlich vollzählig auf der Bühne, und rundete die zweite Jazz Party mit ihrer Session ab. Mehr Feiern ging nun wirklich nicht. Im Künstlerrestaurant wurde noch gejammt, an der Bar im Foyer ein letzter Drink genommen. Auf’s nächste Jahr und hoffentlich wieder fesselnde Jazz Partys bei den Ingolstädter Jazztagen.
JAZZ in den Kneipen
Weiterer Höhepunkt neben den Jazz Partys und Hauptacts der Ingolstädter Jazztagen war der Donnerstag mit JAZZ in den Kneipen. In vierzehn Locations fanden an dem Abend Konzerte statt, und anhand des Programms konnte/musste man individuelle Schwerpunkte setzen. Da die Auftritte größtenteils zeitgleich stattfanden, hat sich der Autor für drei Loactions entschieden, die dicht beieinander lagen und so Ron Minis, Kinga Glyck und Afra Kane genießen können. Eigentlich sollte es dann noch weitergehen, aber da war der persönliche Talk mit Band und Afra Kane dann doch entspannter, als beim Regen durch die Straßen zu ziehen, um letzte Töne von Bands wie LBT, Medesha oder Hollinger’s Manifestor anzuhören.
Ausblick
Nachdem Jan Rottau nun die Leitung des Festivals abgibt, bleibt die Spannung wie es mit den Ingolstädter Jazztagen weitergeht. Veränderungen sind angesagt, die kulturelle Szene hat sich verändert und neue Impulse sind sicherlich nicht verkehrt. Vieles hat sich mit den Jahren bewährt, einiges darf dann auch mal angepasst oder aktualisiert werden. Auf jeden Fall wird im nächsten Jahr neuer Wind bei dem Festival wehen. Wie heißt es noch in dem Gedicht von Hermann Hesse: Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.
Text & Fotos: Thomas J. Krebs