Album „ABSTRAKT“ – Leo Betzl Trio besinnt sich auf den Jazz

(von Stefan Pieper) LBT – hinter diesem Kürzel verbirgt sich das Münchener Leo Betzl Trio – und die machen seit einigen Jahren mit ihrer rein akustisch gespielten Techno-Fusion mächtig Furore. Auf ihren neuen Album „Abstrakt“ zeigen sie sich aber auch als zeitloses Jazz-Pianotrio auf kreativer Höhe.

Nach eigenem Bekunden ziehen Leo Betzl (piano), Sebastian Wolfgruber (Schlagzeug) und Maximilian Hirning (Bass) heute eine klarere Trennlinie zwischen ihrem spektakulären Acoustic Techno und ihrer Jazz-Linie. Heraushörbar und spürbar bleibt die verbindende große Sache. Ob Jazz oder Techno, LBT haben ihren typischen, unverkennbaren Sound, hinter dem eine eingeschworene Rollenverteilung in dieser Band steht.

Los geht „Abstrakt“ in fließendem Puls, wenn das Schlagzeug dezente Klangtupfer wie bei einer Tabla setzt. Aber daraus erwachsen viele Verästelungen und Entwicklungen, die auch mal rockig aufbrausen und immer wieder neu mit ihrem verfeinerten Ideenreichtum verblüffen. Bassist Maximilian Hirning tut eben das, was der Rolle des Bassisten idealtypisch entspricht: Führen und dabei zentriert sein. Vielschichtigkeit als Markenzeichen. Untenrum klare, kraftvolle Muster vorgeben, gleichzeitig und in höheren Lagen eine effektvolle Sound-Dramaturgie.

„Abstrakt“-verästelte Klänge auf LBTs neuer Platte. V.l.n.r.: Maximilian Hirning (bass), Sebastian Wolfgruber (drums), Leo Betzl (piano) Foto: Philip Seybold

Einen Hybrid aus guten Aspekten zu erzeugen, gehört zur Philosophie der Münchener

Leo Betzls Klavierspiel wirkt atmosphärisch und offenbart in vielen ausgiebigen Melodiebögen Momente von hinreißender Schönheit. Schlagzeuger Sebastian Wolfgruber ist ebenso engagiert, um die Gefühlswogen der Stücke energetisch voran zu treiben.

Repetitive Momente gibt es auch in diesem Jazzkontext genug. Die drei wissen um jene Magie, die darin besteht, auch mal länger auf einer Welle zu reiten. Was bei der Aufnahme wohl als zusätzliche Kraftquelle wirkte, ist die Energie des Live-Konzerts, wovon die freudigen Zwischenapplause zeugen. Eingespielt wurde die Platte im Sendesaal des BR in einem Publikumskonzert.

Ein Hybrid aus verschiedenen, guten Aspekten zu erzeugen, das gehört einfach zur Philosophie der Münchener dazu. Egal, ob es darum geht, einen akustischen Techno weiterzudenken oder – wie hier – eines der ausgeschlafensten Klaviertrio-Alben der letzten Zeit vorzulegen.

LBT
Abstrakt
enja 2023

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