Alchemist des Schlagzeugs – Zum Tod von Fredy Studer

Die Meldung vom Tod des Schweizer Schlagzeugers Fredy Studer kam überraschend. Er galt als „der“ Schweizer Schlagzeuger, „Einer des besten“, wie es die Neue Zürcher Zeitung auf den Punkt brachte. Mark Sattler, Dramaturg CONTEMPORARY bei Lucerne Festival, hat etliche Projekte mit ihm zusammen initiiert. Für die JazzZeitung.de erinnert er sich an den Musiker und Freund Fredy Studer.

Luzern als Musikstadt: Bevor ich 1999 zu den Musikfestwochen kam, war die kleine Stadt am Vierwaldstätter See für mich verbunden mit der Band OM und besonders Fredy Studer, den ich aus ECM-Zeiten kannte. Seit dem Beginn meiner Luzerner Arbeit in 1999 haben wir uns regelmäßig getroffen. Er hatte immer Ideen dabei. Einige haben wir umgesetzt, zum Beispiel das Hardcore Chambermusic Trio „Koch-Schütz-Studer“ zusammen gebracht mit Orchester. Thomas K. J. Mejer hat ein Stück dafür geschrieben. Neben Meyer hat mich Fredy mit dem Schweizer Musiker und Komponisten Dieter Ammann bekannt gemacht. Für das gleiche Konzert im Sommer 2002 hat Dieter Ammann das Orchesterwerk „Core“ geschrieben und sich auf Material von Koch-Schütz-Studer bezogen. Eine bis heute sehr fruchtbare Zusammenarbeit und Freundschaft mit Dieter ist entstanden. Dank Fredy!

Dann folgte im Rahmen des Osterfestivals in der großen Jesuitenkirche ein „Mysterienspiel“, das Koch-Schütz-Studer zusammen mit dem Dichter und Performer Christian Uetz in einer licht-szenisch gewaltigen Umsetzung unseres gemeinsamen Freundes Beny von Moos herausbrachten.

Unvergleichlich die Listening Sessions, Schallplattenhören bei Fredy bis in die Morgenstunden. Es lief immer hin und zurück auf Jimi Hendrix (unser beider Lieblings-Musiker, Drummer Mitch Mitchell war für ihn sehr prägend), dazwischen Fredys Favorites von Jazz bis zeitgenössischer Musik.

In sehr schöner Erinnerung auch das Treffen mit den Freunden und Musiker-Kollegen Robyn Schulkowsky und Joey Baron. Bitte hört ihre wundervolle Zusammenarbeit beim Stück „Armadillo“ und lernt einen Fredy von einer ganz neuen Seite kennen.

Besonders war ein Treffen im November 2014 im Sedel, einem ehemaligen Gefängnis auf einer Wiese vor den Toren von Luzern gelegen, heute Probe- und Konzertlokalität für die ganz wilde Luzerner Musikszene; Fredy besaß dort seit 41 Jahren eine „Übezelle“. Fredy spielte sein Gretsch-Schlagzeug und seine heißgeliebten Paiste-Becken und brachte uns mit seinen alchemistischen Schlagzeugklängen und seinen Groove in Trance. Der amerikanische Komponist Tod Machover war mit dabei und hat Klänge von dieser Session in seiner „A Symphony for Lucerne“ verwendet. Fredy spielte uns Material vor, das er auf einer Solo-Aufnahme verwirklichen wollte. Ein ganz großes Projekt für ihn. „Now’s the time“ ist als Doppel-LP 2018 herausgekommen: episch, lyrisch, groovig – in seiner Art kompromisslos – auf den Punkt, wie er immer sagte. Nicht nur Luzern ist durch seinen Tod ärmer geworden.

 

Mark Sattler, Dramaturg CONTEMPORARY bei Lucerne Festival

Beitragsbild Fredy Studer: Susanne van Loon

Link zum Trailer “Nows the time”

Fredy Studer – Drums/Percussion – solo

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