Von Mathias Bäumel. Das Auge schweift über weite Landschaften, von schwarzem Licht zu gleißenden Himmeln, von Wolkentürmen bis zu goldenen Linien, in denen Welten scheinbar vergehen. Eine Stimmung, die an Melancholie erinnern mag, aber eher mit Besinnlichkeit, Besinnung und Sinnhaftigkeit zu tun hat. Nicht die Trauer über ein Verlieren des Gewesenen, sondern das Fühlen der Weite des Seienden von Himmelshorizont zu Himmelshorizont erklingen. Landschaften leuchten, glimmen, glühen, glänzen, schimmern, flimmern, schraffiert, schattiert, Klänge, Motive, Melodien, Themen nicht weit entfernt von minimal music, Landschaften der Unerreichbarkeit, scapes.
Musikereignis
Der Pianist Wolfgang Torkler und der Kontrabassist René Bornstein stellten am 22. Juli 2022 bei einem Open-Air-Konzert ihr neues, am 1. Juli 2022 veröffentlichtes Album „scapes“ vor. Dieses Musikereignis ist zugleich der Festival-Auftakt des Dresdner Palais Sommers.
Weich, kräftig, summend
Ästhetisch darf das vorliegende Duo-Album als Erweiterung der Piano-Solomusik Torklers gelten. Über die schrieb Klaus Hübner im Jazzpodium: „Fast bedächtig spricht Torklers Sound die Sprache der strengen Melodik eines Keith Jarrett und den wiederkehrenden Minimalismen eines Brad Mehldau.“ Dazu ist nicht nur der weiche, kräftige, tief summende Klang von Bornsteins Kontrabass eine ideale Ergänzung, Vervollständigung, Erweiterung der Torklerschen Musik, sondern auch die Motivik und Melodik, mit denen der Bassist die Sounds dieser CD zu einem Fest der Nachdenklichkeit macht. Große Empfehlung!
Foto: PR Nick Heidmann