Das Out Of The Box Festival im Werksviertel München geht weiter

Der synästhetische agierende Pianist Ralf Schmid war mit einem Kompositionsauftrag „Human Touch“ zum Out Of The Box Festival  ins Werk7 des Münchener Werksviertel geladen.

Er sei eigentlich der Hausmeister, meint Asle Karlstad, und weiß natürlich, dass er untertreibt: Allein für die schnurlosen Mikrophone des O/Modernt Kammerorchesters müssen 21 Kanäle koordiniert werden. Dazu kommen die Sender der Trondheim Voices, zahlreichen Laptops, iPads, die Datenhandschuhe von Ralf Schmid, auch ein paar Informationen über das Licht, die synchronisiert und sinnvoll auf Lautsprecher und Scheinwerfer im Werk7 des Münchner Werksviertels übertragen werden müssen. Es ist eine gewaltige Organisationsleistung, die im Hintergrund geschieht, um den Vordergrund schwerelos, verspielt, selbstverständlich wirken zu lassen. Karlstad hat sie im Griff, auch wenn er hier nur das erfülle, was andere von ihm wollen, wie er mit einem weiteren Lächeln des Understatements betont. Er ist einer der erfahrenen Sounddesigner Europas, einer, ohne den die Trondheimer Sängerinnen ungern in die Welt der Musikprojekte ziehen. Einer, den man holt, wenn Projekte wie „Human Touch“ des Festivals „Out Of The Box“ gut klingen sollen.

Ralf Schmid jedenfalls wirkte mehr als zufrieden, als er nach der Premiere noch im weißen Missions-Outfit der Bühne Backstage die unwirklich intensive Woche Revue passieren ließ, die den insgesamt vier Konzerten vorangegangenen war. Gemeinsam mit dem Regisseur Axel Tangerding und der Choreographin Ceren Oran hatte er das mit der Kuratorin des Festival Martina Taubenberger erdachte Projekt erarbeitet, Dynamiken und Energien der eigenes komponierten Musik erforscht, mit Positionen im Theaterraum koordiniert und immer wieder mit den Impulsen seiner Handschuhtechnik gegengelesen, die ihm von der engen Räumlichkeit der Umsetzung an zwei Klavieren losgelöste Klangeffekte ermöglichten. In das Werk7 transferiert wirkte der „Human Touch“ dabei zuweilen wie ein auf Orchester- und Chorgröße erweiterteres Theremin-Programm, das houdinihaft geleitet das Konzept „Dirigent“ mit dem Anspruch technischer Veränderbarkeit im Realen verknüpfte.

Musikalisch gesehen war es weniger gewagt, denn Schmid blieb klar dem Wohlklang und einer sanften Dramaturgie des voranschreitenden Flows verpflichte, der lediglich einmal beim eher abrupten Einsetzen eines Tanzbeats in der stringenten Entwicklung klanglicher Energie irritiert wurde. Ansonsten bewegten sich Orchester, die Voices und die Klänge gemessen durch den Raum und wollten das Menschliche in Kommunikation mit der Maschine betont harmonisch wirken lassen. Damit setzte „Human Touch“ fort, was schon mit dem ersten Projekt des Out Of The Box Festivals „Babel“ begonnen worden war, das sich ebenfalls integrativ als große Klammer ursprünglich getrennt wirkender Felder wie Improvisation, Choreographie, Funktionsarchitektur, Gebärdensprache fungierte. Und es kann auch als Bindeglied zur noch folgenden Festival-Riesenradoper „Umadum“ verstanden werden, die vom 5. bis 7.August ein auf Gondeln verteiltes Orchester in Klangbewegung versetzen wird. Raum verlassen, Klang entkoppeln, Musik öffnen, ohne sie zu verlieren. Weiterhin ein Experiment.

Text und Fotos: Ralf Dombrowski

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