In unserer mittlerweile permanent von neuen Krisen geschüttelten Zeit, spendete der mittlerweile 88-jährige Abdullah Ibrahim dem Publikum mit seinem Solo Konzert Mut für die Zukunft.
Ein improvisiertes Piano-Solo-Konzert ist für den Künstler wie für das Publikum eine Herausforderung. Ungemeine Spannung liegt auch bei Abdullah Ibrahim im Raum, ähnlich wie bei einem Jarrett Konzert, bei dem ungeteilte Konzentration und Aufmerksamkeit gefordert ist.
Aber Abdullah Ibrahim präsentierte kein pianistisches Feuerwerk, keine polyrhythmische oder harmonisch komplexe Tastenartistik, sondern spielte mit Bedacht und Sorgfalt. Langsam tastete er sich vor, die Sitzposition wurde angepasst, erste, leicht zögerlich anmutende Töne erklingen im voll besetzten Stadttheater Landsberg mit seiner einzigartigen Akustik, der Yamaha Flügel passt klanglich perfekt zum Raum und zu Abdullah Ibrahims Spiel.
Dream Time
Dreh- und Angelpunkt des Konzertes war sein aktuelles, 2019 bei Enja erschienenes Soloalbum „Dream Time“, und so gab es auch kein „Best of“, sondern eine einstündige Suite, die musikalische Lebenslinien Revue passieren ließ. Nach und nach perlen Themenfragmente, Duke Ellingtons Spirit war gegenwärtig, der monksche Schalk blitzt ab und zu durch. Das Spannende an sich waren bewusst gesetzte Pausen. Der Abend musikalisch und atmosphärisch komplett entschleunigt, Gedanken schweifen, begleitet von versöhnlichen Klängen, immer wieder erkennt man die eine oder andere Melodie, um schon im nächsten Moment durch Eigenzitate ergänzt, neu interpretiert zu werden.
Nach gut sechzig Minuten und einer Zugabe kam Abdullah Ibrahim noch einmal zurück auf die Bühne, stehende Ovationen, tosender Applaus. Dann erhebt er seine Stimme, a capella erklingt fragmentarisch, seine rechte Hand am Ohr, „Wade in the water“. So verzaubert der Maestro noch einmal das Publikum und schreitet dann gelassen von der Bühne – ein grandioser Abend!
Text & Fotos: TJ Krebs