Ein kleiner Blick in die Radiowoche 44. Man hat ja sonst auch keinen Spaß daran, wenn so viel fehlt. Hier die persönliche Auswahl im Bereich Musik, Feature und anderes Kluges im Radio in der ersten Novemberwoche, wo die Abende bekanntlich länger werden und kälter und dunkler.
Die Übersicht zum Download als PDF. Alle Angaben ohne Gewähr.
mo – 01.11.2021
14.00 Uhr, Das Ö1 Hörspiel am Feiertag
„Die größere Hoffnung“ von Ilse Aichinger (100. GT am 1.11.).
Mit Anne Bennent, Felix Bennent, Thea und Christo Gulua, Dilara und Berdan Tokat, Jadurani und Yogesvara Rozanski, Alvin Sumyc und Jele Toé. Musik: Otto Lechner, Peter Rosmanith. Gitarre: Karl Ritter. Ton: Jupp Prenn. Dramaturgie: Christine Ivanovic. Textfassung und Regie: Anne Bennent (Autorenproduktion im Auftrag des ORF 2016)
Ilse Aichingers autobiografisch geprägter Roman zählt zu den wichtigsten Werken der deutschsprachigen Nachkriegsliteratur. Die Schauspielerin Anne Bennent hat für Ö1 eine Hörspielfassung erarbeitet, die eine sehr persönliche Sichtweise des Romans vermittelt: „‘Mama, ich habe keine Angst mehr vor der Angst’. Diese Aussage unseres Sohns Felix, der sich damals fürchtete, allein in seinem Zimmer im Erdgeschoß zu schlafen, hat sich mir ins Herz geprägt. Erinnert werden an etwas, das man weiß. Vielleicht ist das der Grund, weshalb mich Ilse Aichingers Roman ‚Die größere Hoffnung’ so anspricht und der Wunsch entstand, ihn lautbar werden zu lassen. Aichingers Sprache sucht das Abenteuer, und fordert dazu auf. Das nehme ich liebend an. Keine Angst vor der Angst …“.
Am 1. November 1921 wurden in Wien die Zwillinge Ilse und Helga Aichinger geboren. Im Alter von 17 Jahren, kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurden die Schwestern für immer voneinander getrennt: Helga konnte mit einem Kindertransport nach England entkommen, ihre Schwester Ilse blieb zum Schutz der jüdischen Mutter in Wien zurück. Sie alle hofften, Verfolgung und Krieg zu überleben und einander eines Tages wiederzusehen. „Es war an einem frühen Vorfrühlingstag an einer Mauer der inneren Stadt“, so erinnert sich Ilse Aichinger viele Jahre später, als sie „auf einem der unverkennbaren Anschläge, die die zum Tode Verurteilten anprangerten, zum ersten Mal die Namen der Weißen Rose las. Ich kannte keinen dieser Namen, aber ich weiß, dass von ihnen eine unüberbietbare Hoffnung auf mich übersprang. Das geschah nicht nur mir. Diese Hoffnung hatte, obwohl sie es uns möglich machte, in dieser Zeit weiter zu leben, doch nichts mit der Hoffnung zu überleben zu tun.“
Das Honorar, das Aichinger für den Roman erhielt, erlaubte ihr und der Mutter die erste Reise nach England, das Wiedersehen mit der Schwester und Tochter. Ilse Aichingers Roman erschien 1948.
„Ilse Aichingers Sprachrohr sind Kinder und Dunkelheit. In den Kindern und in der Dunkelheit haben sich Bilder, Geschichte, Urteile und Träume noch nicht verfestigen lassen“, so Bennent. Deshalb sprechen außer Anne Bennent auch Kinder – aufgenommen in Wien – am Donaukanal, am Praterstern, in der Herrengasse, im Café Central, auf der Friedensbrücke, in den U-Bahn-Stationen Schwedenplatz und Schottentor – und auf Elba: in der Kirche Santa Catarina und am Meer. „Mit dem Text hinauszugehen in den öffentlichen Raum entspricht seiner Abenteuerlichkeit“.
14:05 | SWR 2
SWR2 Spielraum – Hörspiel: Radau um Kasperl – Kinderhörspiel von Walter Benjamin
Mit: Wolfgang Maria Bauer, Rainer Bock, Bernd Gnann, Christiane Roßbach u. v. a. Musik: Peter Kaizar. Regie: Ulrich Lampen. (Produktion: SWR/MDR 2018)
17:10:00 | Ö1
Eine Hommage an das Leben und den Tod in Mexiko
„Día de los muertos“, der Tag der Toten, zählt zu einem der wichtigsten Feiertage in Mexiko. Der Höhepunkt der mehrtätigen Feierlichkeiten -die Vorbereitungen beginnen bereits in den letzten Oktobertagen -findet am 2. November statt. Der „Día de los muertos“ ist ein Fest, eine Party für alle Sinne. Bunte Totenschädel in allen Variationen, grinsende Pappmaché Skelette und ausgefallene, farbenfrohe Kostüme säumen die Straßen und Friedhöfe von Mexiko an diesem Tag. Die Menschen ziehen singend, tanzend und feiernd durch die Straßen und Mariachi-Gruppen spielen die Lieblingsmusik der Toten, um diese willkommen zu heißen. Das Leben wird gleichermaßen wie der Tod gefeiert. Das britische Trio „The Tiger Lillies“ widmeten dem Tag der Toten ihr 2018 erschienenes Konzeptalbum „Corrido de la Sangre“.
2003 wurde der „Día de los muertos“ von der UNESCO zum Meisterwerk des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit ernannt und wird seit 2008 in der Repräsentativen Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit geführt. Gestaltung: Lukas Handle
19:30 – 20:00 Uhr | SWR2
SWR2 Jazz: Klangmalerei aus dem hohen Norden – der Pianist und Komponist Eyolf Dale
Von Ssirus W. Pakzad. Der Norweger Eyolf Dale ist als eine Hälfte des bis heute existierenden, musikalisch wagemutigen Duos Albatrosh international bekannt geworden. Seit 2011 ist der 36-jährige Pianist und Komponist auch als Solo-Künstler aktiv, der sich in seinen Werken – von der Trio-Besetzung bis zum größeren Ensemble – als subtiler Klangzauberer des Nordic Jazz zeigt. Wobei er aber nicht nur typische Einflüsse aus dem skandinavischen Raum verarbeitet.
21:30 Uhr | DLF-kultur
Einstand
Joseph Horovitz: Sonatina für Klarinette und Klavier (1981) | Mark Simpson: Three Pieces für Klarinette Solo (2019) | Rebecca Clarke: „Morpheus“ für Viola und Klavier (1917) – (Transkription für Klarinette und Klavier)
Joë Christophe, Klarinette, Vincent Mussat, Klavier. Ein erster Preis beim Internationalen Musikwettbewerb der ARD München 2019 und sechs Sonderpreise. Eine herausragende Bilanz für den Klarinettisten Joë Christophe. Mit seinem Debüt „Idylle“ präsentiert er sich als vielseitiger Musiker, der sich für die klassische und zeitgenössische Musik, aber auch für den Jazz interessiert.
22:30 | hr2-kultur
Jazz Now Aus dem Dschungel der Neuveröffentlichungen
heute mit: Adam Baldych Quintet with Paolo Fresu | Hans Anselm Quintett | Jürgen Kupke & Hannes Zerbe. Am Mikrofon: Karmen Mikovic
23:05 bis 00:00 | BR-KLASSIK
Jazztime: Jazztoday – Das NUEJazz Festival 2021 in Nürnberg (I)
Aufnahmen und Interviews vom 27. bis 30. Oktober 2021 aus der Kulturwerkstatt auf AEG und dem Z-Bau. Moderation und Auswahl: Ulrich Habersetzer und Beate Sampson
di – 02.11.2021
00:05 Uhr | DLF-kultur
Neue Musik: Noch mehr hypnotische Patterns – Zur Rezeption der Minimal Music in Europa
Von Thomas Groetz. Seit den frühen 1970er-Jahren fand die Idee der in den USA entstandenen Minimal Music auch in Europa weite Verbreitung.
Minimal Music trat zunächst als ein rein amerikanisches Phänomen in Erscheinung. Seit den frühen 60er-Jahren operierten La Monte Young, Terry Riley und Steve Reich mit geschichteten Klängen von langer Dauer oder mit phasenverschobener Repetition musikalischer Zellen. Auch in Europa fand die Minimal Music große Resonanz. In den Niederlanden und in Belgien beschäftigten sich Komponisten wie Louis Andriessen, Karel Goeyvaerts und Wim Mertens mit ihrer Weiterentwicklung. Parallel bildete sich die Gruppierung London Minimal, zu der auch die später bekannten Vertreter Michael Nyman und Gavin Bryars zählen. Und selbst im Schaffen von Komponisten wie György Ligeti oder Luc Ferrari, die der postseriellen Musik bzw. der Musique Concrète zuzurechnen sind, finden sich Spuren der populären Minimal Music, die ebenso Eingang in die experimentelle Pop- und Rockmusik gefunden hat.
01:05 Uhr | DLF-kultur
Tonart: Jazz – Moderation: Vincent Neumann
17:30:00 | Ö1
Musik aus allen Richtungen mit Albert Hosp. Puuluup & Sinfonia de Carnaval
Es ist nicht nur den harten Zeiten geschuldet, dass es derzeit vielleicht soviele World -Music-Duos gibt wie noch nie. Anfangs hatte das Genre „World“, das eigentlich keines ist, eher die Quantität als Teil der Qualität definiert. Das ist lange vorbei und die heute präsentierten Duo-Arbeiten sind ohnehin keiner Stilrichtung zuzuordnen.
Ramo Teder und Marko Veisson kommen aus Estland und spielen zunächst zwei Exponate der Leier-Familie, auf estnisch Hiiu Kannel genannt. Von diesen archaischen Instrumenten ausgehend, entwickeln die zwei Musiker eine ungeahnte Klangvielfalt. Fein abgestimmte Elektronik macht das Duo vollends zu einem der derzeit aufregendsten Acts des Baltikums. Der Band-Name Puuluup stellt eine Mischung aus dem estnischen Wort for Baum (Puu) und den gut gearbeiteten Ton-Schleifen (loops), die ihre Musik durchaus kennzeichnen, dar. Die aktuelle CD heißt „viimane suusataja“, und das steht für „der letzte Skifahrer“ bzw. „der letzte Langläufer“ … Um nichts weniger gefinkelt ist die Klangwelt der Sinfonia de Carnaval -das sind Anna Lang und Alois Eberl. Ihre Grundaustattung besteht aus Violoncello und Posaune, die sie mit Akkordeon, Percussion, Elektronics und ihren Stimmen zu erweitern wissen. Wie das Duo Puuluup sind auch Lang & Eberl schon seit einigen Jahren aktiv und scheinen ihr Konzept immer mehr zu verfeinern, ohne dabei auf spontane Musizierlust verzichten zu müssen. „Sweeping Dragon“ heißt das neue Album.
Beiden Duos ist neben der außerordentlichen Virtuosität auch ein äußerst anregender Spielwitz eigen, der sich im Falle von Sinfonia de Carnaval möglicherweise aus der Tradition des Gstanzl-Singens und der Tanzmusik -oberösterreichisch & tirolerisch ist die Herkunft des Duos -ergibt, auch wenn hier keinerlei Folklorismus aufkommen möge. Puuluup wiederum stellen einen Humor in ihre Performance, der in jeden Kaurismäki-Film passen würde, so finnisch wirken die Esten hier. Oder hat Finnland den Schmäh erst vom Baltikum gelernt?
20:05 – 21:00 Uhr | SWR2
SWR2 Jazz Session: Jazzfest Berlin 2021 – Ein Ausblick
Von Franziska Buhre. Das Jazzfest Berlin bleibt entdeckungsfreudig und erweitert die in 2020 aufgrund der Pandemie eingeführten Formate, um Konzerte multimedial, auf verschiedenen Kontinenten und in deutschen Städten zu präsentieren. Besonderen Fokus erhalten die Musikszenen in den Metropolen Johannesburg, Kairo und São Paulo. Einige Musiker*innen aus New York, Amsterdam, Oslo, Kopenhagen und London werden in Berlin Konzerte geben. Und die Radio Edition präsentiert die spannendsten Bands aus fünf Sendegebieten der ARD. Vorab einige klingende Einblicke ins Programm.
21:05 Uhr | DLF
Jazz Live: Cologne Jazzweek 2021 – Radikal kreativ: Peter Evans’ Being & Becoming
Peter Evans, Trompete, Pikkolotrompete; Joel Ross, Vibrafon; Nick Jozwiak, Kontrabass; Savannah Harris, Schlagzeug. Aufnahme vom 28.8.2021 aus dem Stadtgarten in Köln. Am Mikrofon: Odilo Clausnitzer
Der New Yorker Peter Evans ist ein Extremsportler auf der Trompete: ein Meister aller herkömmlichen und erweiterten Techniken, zugleich ein Avantgardist, der kompromisslos die künstlerische Herausforderung sucht. Sein Quartett Being & Becoming, instrumentiert wie eine Jazzcombo mit Bläser plus Rhythmusgruppe, setzt neben freier Improvisation und überraschenden Klangerkundungen auch auf griffigere Strukturen wie modale Formen und repetitive Grooves sowie ausnotierte Ensemblepassagen. Mit dabei: Joel Ross, der 2021 von US-Kritikern zum Vibrafonisten des Jahres gekürt und für sein Debütalbum mit dem Deutschen Jazzpreis ausgezeichnet wurde. Das Konzert eröffnete die Erstausgabe der Cologne Jazzweek, des einzigen großen internationalen Jazzfestivals in Köln.
21:05 | SWR 2
SWR2 JetztMusik: Donaueschingen Global – Neue Musik aus Tashkent
Von Philipp Quiring
22:03 Uhr | DLF-kultur
Feature: Das Land, in dem es immer regnet – Zurück in Litauen
Von Jurate Braginaite. Regie: die Autorin. Produktion: Deutschlandfunk Kultur 2021. Länge: 54’30. (Ursendung)
Das baltische Land Litauen wird von vielen verlassen. Auch die Autorin ist vor 19 Jahren mit ihrer Familie nach Deutschland ausgewandert. Jetzt ist sie dort zu Besuch. Was ist geblieben von damals, und welche Geschichten erzählen die, die geblieben sind?
„In Litauen leben zur Zeit 2,794 Millionen Menschen. In den letzten 30 Jahren ist die Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner um ein Viertel geschrumpft. Manche von ihnen sind gestorben und manche leben weiter in einem anderen Land, zum Beispiel im Vereinigten Königreich oder in Irland, in Norwegen, in Kanada, in den USA und nicht zuletzt in Deutschland, wo auch ich seit 19 Jahren lebe. Seitdem war ich in Litauen öfter auf Google Maps als zu Fuß unterwegs. Leider stecke ich da immer im Jahr 2012 fest, als das Google-Auto durchs Land fuhr. Und der Ton fehlt auch. Außerdem fehlen: Gesichter, Gerüche, fließende Bewegungen, ein kurzes „laba diena“, guten Tag, oder ein langes Gespräch über die Dinge des Alltags, über den Gartenzaun hinweg. Litauen und ich, wir beide haben uns seit meinem Abgang stark verändert. Dazwischen liegen unter anderem: der Beitritt in die EU und in die NATO, eine ganze Pubertät, gleich zwei Legislaturperioden der ersten litauischen Präsidentin, Ab- und Aufbau von Sprachbarrieren (deutsch-litauisch), erste Lieben, ein Abitur, das Erwachsenenalter und drei Studiengänge (einer davon unvollendet), die mich heute zu diesem Feature führen. Wer sind wir zwei heute, wenn wir aufeinander treffen? Erkenne ich das Land überhaupt noch wieder? Wer aus meinem Bekannten- und Verwandtenkreis ist gegangen? Und was ist aus denen geworden, die dageblieben sind? Beißen sie die Zähne zusammen und halten pflichtgetreu die Stellung? Oder sind sie glücklicher, weil mehr Platz für sie und ihre Geschichten bleibt?“
Jurate Braginaite, geboren 1988 in Litauen, studierte Sprechkunst und Sprecherziehung an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart und Experimentelles Radio an der Bauhaus-Universität Weimar. Neben ihren Radio-Arbeiten ist sie als Stimm- und Sprechtrainerin sowie Sprecherin tätig. Zuletzt: „VISAM – für alle Zeit“ (Teil des Voice-Versa-Podcasts, Deutschlandfunk Kultur 2021).
22:05 Uhr | DLF
Musikszene: Bach-Pioniertat mit Nachhaltigkeitsfaktor
„Das Kantatenwerk“ – Harnoncourts erste wegweisende Gesamteinspielung nach historischen Vorbildern. Von Bernd Heyder
„Das Kantatenwerk“ war zweifellos das bedeutendste der vielen wegweisenden Schallplatten-Projekte von Nikolaus Harnoncourt für die Teldec-Reihe „Das Alte Werk“: Es war die Einspielung aller Kirchenkantaten von Johann Sebastian Bach, erstmals auf Barockinstrumenten und prinzipiell nur mit Knaben- und Männerstimmen. Vor 50 Jahren erschienen die ersten beiden Doppelalben, 43 weitere, die Harnoncourt in Arbeitsteilung mit dem Kollegen Gustav Leonhardt vorlegte, folgten bis 1989. Sie erschlossen reichlich interpretatorisches Neuland und gaben der Alte-Musik-Bewegung nachhaltige Impulse. Das bestätigen im Rückblick Interpreten der damaligen Produktionen ebenso wie führende Köpfe aktueller Bach-Projekte.
22:05 bis 23:00 | BR-KLASSIK
Horizonte: „Happy New Ears“ – Der Musikphilosoph John Cage
Eine Sendung von Robert Jungwirth
22:30 | hr2-kultur
Jazz and More An den Rändern des Jazz
heute mit: Bleu | Duo Doyna | Kappeler & Zumthor. Am Mikrofon: Bianca Schwarz
23:03 – 24:00 | Ö1
musikprotokoll-Debüt mit Punch – musikprotokoll 2021. Das Black Page Orchestra erweitert die Grenzen des Komponierens.
Das österreichische Black Page Orchestra spielte bei seinem musikprotokoll-Debüt ein Konzert, das singuläre Live-Erlebnisse bot. Mit dem Komponisten und Performer Koka Nikoladze hat man Hör- und Sehgewohnheiten gleich ganz über den Haufen geworfen: Der in Norwegen lebende Georgier kreierte aus dem Moment heraus eine animierte Partitur, die für Publikum und Ensemble sichtbar projiziert worden ist – ein Werk, das die Grenzen von Komposition, Improvisation und Interpretation verwischt hat.
Die serbische Komponistin Maja Bosnic ist für ausgefeilte Multimedia-Konzepte bekannt. Sie kreierte für Graz ein Stück für Hörschutz, verstärktes Ensemble, Video und Electronics. Der Hörschutz erlaubte es, impulsstarke Klänge körperlich zu erleben, ohne physische Schäden befürchten zu müssen. Eine explosionsartige Kraft entwickelte das neue Werk des schwedisch-israelischen Komponisten und Noise-Musikers Dror Feiler. Aufgenommen am Freitag, 8. Oktober 2021 im MUMUTH Graz. Gestaltung: Rainer Elstner
23:05 bis 00:00 | BR-KLASSIK
Jazztime: News & Roots – Das NUEJazz Festival 2021 in Nürnberg (II)
Aufnahmen und Interviews vom 27. bis 30. Oktober 2021 aus der Kulturwerkstatt auf AEG und dem Z-Bau. Moderation und Auswahl: Ulrich Habersetzer und Beate Sampson
mi – 03.11.2021
00:10 bis 02:00 | Bayern 2
Concerto bavarese: Fränkische Komponisten
Christoph Wünsch: „Zwischen Tag und Traum“ (Novalis Quartett); Dieter Buwen: „Nachtgedanken“ (Akademie Quartett); Elke Tober-Vogt: Orchestersuite Nr. 2 (Thüringer Symphoniker Saalfeld-Rudolstadt: Oliver Weder); Rolf Rudin: „Der Spinnerin Nachtlied“ (musica-viva-chor bamberg: Fritz Braun); Wilfried Jentzsch: „Paysages FLV“ (Karl Schicker, Flöte; Wilfried Jentzsch, Tonband); Heinrich Hartl: „Ein weites Feld“, op. 150 (Nürnberger Symphoniker: Bernhard Gueller); Herbert Hechtel: „A New Morning“, op. 48 (Peter Sauermann, Klavier)
17:30:00 | Ö1
Musik aus allen Richtungen mit Mirjam Jessa.
19:05 bis 20:00 | BR-KLASSIK
Classic Sounds in Jazz:“Tears“
Mit Aufnahmen des Christian Muthspiel Trios, von Dusko Goykovich, Mariza, Django Reinhardt und anderen. Moderation und Auswahl: Beatrix Gillmann. „Tear“, „Larme“, „Lágrima“ – die Träne gibt es in vielen Sprachen und Ländern. So zahlreich wie ihre Erscheinungsform sind auch die Songs, die sie im Titel tragen oder bei denen sie im Liedtext vorkommen. John Dowland war der musikalische Architekt eines einzigartigen Instrumentalzyklus: „Lachrimae, or Seven Teares“ schrieb der Komponist der Renaissance 1604. Eine Musik mit großer Sogkraft, nur skizzenhaft notiert, mit einem Reichtum an Farben. Der Posaunist Christian Muthspiel übersetzte ihn gemeinsam mit Bassist Georg Breinschmid und dem Vibrafonisten Franck Tortiller in die Sprache des Jazz. In stimmungsvolle Blues-Klänge gehüllt, kommen „Teardrops“ daher, wenn sich Gitarrist und Sänger B.B. King mit ihnen beschäftigt. Auch der portugiesische Blues, der Fado, kann zu Tränen rühren – etwa wenn Mariza mit ihrer ausdrucksstarken Stimme ihre innige Interpretation von „Lágrima“ singt. Und für das berühmte Quintette du Hot Club de France entstand 1937 „Tears“, eine Komposition des Geigers Stéphane Grappelli in Zusammenarbeit mit dem großen Gitarristen Django Reinhardt. Töne, die fließen, kullern und Hörerinnen und Hörer unterschiedlicher Generationen anrühren.
„Tears“ – zum Klingen gebrachte Tränen in dieser November-Ausgabe der „Classic Sounds in Jazz“ mit Stücken, die allesamt eine ungewöhnliche und tröstende Schönheit entfalten
20:00 | hr2-kultur
Kaisers Klänge – Musikalische Entdeckungsreisen Uff dem anger – Ein musikalischer Mittelaltermarkt
Moderation: Niels Kaiser. Spätestens ab dem 19. Jahrhundert haben Komponisten die Musik des Mittelalters für sich wiederentdeckt. Von Debussy und Carl Orff bis Arvo Pärt und Steve Reich versuchen sie sich an einem musikalisch-imaginativen Abstecher ins Mittelalter mit Kirchentonarten, Bordunbässen und Isorhythmik.
21:05 – 22:00 Uhr | SWR2
NOWJazz: Sonic Wilderness
Von Ulrich Kriest und Thomas Loewner. Diese Reihe unternimmt Expeditionen in Randgebiete und Zwischenwelten des Jazz: Improv, Electronica, Klangkunst, Noise, Ambient oder Rock – hier kommen Neuveröffentlichungen und Entdeckungen zu Gehör, die sonst On Air kaum zu haben sind. Abenteuerliche Klänge für abenteuerlustige Ohren.
21:30 Uhr | DLF-kultur
Alte Musik: Universum JSB (28) – „Trocknes mathematisches Zeug?“ – Rätsel und Mythen um Bachs „Kunst der Fuge“
Von Michael Maul. Johann Sebastian Bach entwickelte in seinem letzten Lebensjahrzehnt eine starke Vorliebe für raffinierte kontrapunktische Spielereien, deren Kunsthaftigkeit sich den wenigsten musikalischen Kennern vollkommen erschließt. Die Komplexität seiner polyphonen Spielereien erreicht hier jedenfalls ein Maß, dass sie das Ohr kaum noch wahrnehmen kann. Ja es scheint, als habe Bach nun mehr für die Augen als für die Ohren komponiert und sich mit einer schlichtweg abgedrehten Satzkunst in eine Welt zurückgezogen, in der kanonische Hexereien, komplizierte Spiegelungen, Augmentationen und Proportionen von Themen regierten – kurz: in eine Welt weit jenseits der regulären Praxis eines Thomaskantors.
Das Hauptprodukt dieser letzten Lebensphase ist fraglos sein erst posthum veröffentlichter Zyklus „Die Kunst der Fuge” – eine Sammlung aus raffinierten Kontrapunkten über ein einziges Thema, über das die Welt bis heute staunt. Und rätselt! Hat Bach selbst die „Kunst der Fuge” wirklich zur Veröffentlichung vorgesehen? Welche Stücke gehören zu dem Zyklus? Für welches Instrument ist sie gedacht? Ist sie der krönende Abschluss seiner Serie der „Clavier-Übungen” oder lediglich trockenes mathematisches Zeug, um die Kennerschaft zu beeindrucken? Fragen über Fragen, die der Leipziger Bachfest-Intendant Michael Maul im 28. Teil seiner Sendereihe „Universum JSB” versucht, so gut es geht, zu beantworten.
22:30 | hr2-kultur
Jazzfacts What’s going on? – Features, Interviews und was die Szene (um-)treibt
Frankfurter Jazzstipendium 2020 | Der junge Saxofonist Darius Blair
23:03 – 24:00 | Ö1
Rückblick, Vorschau und aktuelle Veröffentlichungen
Jeden Mittwoch präsentieren wir Ihnen ausgesuchte Veranstaltungstipps für die kommenden sieben Tage und die spannendsten Neuveröffentlichungen. Gestaltung: Heinrich Deisl
23:05 bis 00:00 | BR-KLASSIK
Jazztime: Jazz aus Nürnberg: Jazz & Beyond – Das NUEJazz Festival 2021 in Nürnberg (III)
Aufnahmen und Interviews vom 27. bis 30. Oktober 2021 aus der Kulturwerkstatt auf AEG und dem Z-Bau. Moderation und Auswahl: Ulrich Habersetzer und Beate Sampson
do – 04.11.2021
00:05 Uhr | DLF-kultur
Neue Musik: John Cage zum 109,1644. Geburtstag
Carolin Naujocks im Gespräch mit Mark Barden, Johannes Kreidler und Martin Schüttler
00:10 bis 02:00 | Bayern 2
Concerto bavarese: Bayerische Komponisten
Max Beckschäfer: „Cantico delle creature“ (Birgit Rolla, Sopran; Andrea Greil, Alt; Bernhard Hirtreiter, Tenor; Chor der Schulmusikabteilung der Hochschule für Musik München: Gerd Guglhör); Dieter Acker: Violinkonzert Nr. 1 (Saschko Gawriloff, Violine; Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks: Georg Schmöhe); Gloria Coates: Symphonie Nr. 7 (Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks: Olaf Henzold); Walter von Forster: „Kommt herzu, lasset uns fröhlich sein“ (Rudolf Schmelzl, Bariton; Eberhard Kraus, Orgel)
17:30:00 | Ö1
Musik aus allen Richtungen mit Andreas Felber.
19:05 Uhr | DLF-kultur
Zeitfragen: Traue Deinen Ohren nicht – Deepfakes und Demokratie
Von Julius Stucke. (Wdh. v. 03.12.2020). Das habe ich nie gesagt! Oder doch? Technisch lassen sich Stimmen täuschend echt nachahmen. Können wir dem Gesagten überhaupt noch trauen?
Video- oder Tonaufnahmen haben es ermöglicht, Dinge zu dokumentieren. Festzuhalten, was jemand macht oder sagt. Schon von Anfang an konnte man bewusst inszenieren, auswählen und so verzerren. Oder Dinge technisch schneiden und verfälschen. Aber durch maschinelles Lernen und technologischen Fortschritt wird es immer einfacher möglich, Menschen Dinge sagen und tun zu lassen, die nicht echt sind: Deepfakes verändern unseren Blick auf die Wahrheit: Verlieren wir unser Vertrauen? Ist es gefährlich für demokratische Gesellschaften? Und: Ist das Problem der Fake oder die Möglichkeit, alles als Fake abzutun?
21:05 Uhr| DLF
JazzFacts: Neues von der improvisierten Musik
Am Mikrofon: Michael Engelbrecht
21:30 | hr2-kultur
Neue Musik | Jenseits der Folklore – Teil 1 Neue Musik aus dem Nichts | Der Komponist Luis de Pablo (1930-2021) und Spaniens Aufbruch in die Moderne
Am 10. Oktober 2021 ist der in Bilbao geborene Komponist Luis de Pablo im Alter von 91 Jahren in Madrid gestorben. Ohne ihn, der 2020 von der Musikbiennale Venedig mit dem Goldenen Löwen für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde, hätte Spanien kaum den Anschluss an die musikalische Moderne geschafft. Jedenfalls wohl nicht so
22:03 Uhr | DLF-kultur
Freispiel: Schwerpunkt: Stationen der Flucht – It’s not a secret anymore. Ein Feature zur unfreiwilligen Unterbringung an Europas Grenze
Von Mohammed Ashour und Dinah Rothenberg. Regie: Dinah Rothenberg. Mit: Samir Fuchs, Oliver Urbanski, Birgitt Dölling sowie dem Autor und der Autorin. Komposition: Timothy Crombie. Ton und Technik: Alexander Brennecke und Sonja Rebel. Dramaturgie: Julia Gabel und Johann Mittmann. Produktion: Deutschlandfunk Kultur 2020. Länge: 55’22
Leros, ein Ort zwischen Krieg, Verbannung, Flucht, Hilfe, Heimat und Sonnenschirmen: Geschichten über Wege und Umwege. Ein Feature über das Zusammenleben auf einer Insel in der griechischen Ägäis.
Auf der griechischen Insel Leros befindet sich einer der fünf EU-Hotspots, die zur Registrierung und Unterbringung von geflüchteten Menschen vor knapp fünf Jahren errichtet wurden. Containercamps mit Stacheldraht und viel Polizei – im Falle von Leros: alles auf dem Areal einer alten Psychiatrie. Dieser Ort wurde nicht zufällig gewählt. Eine komplexe Sozialgeschichte der unfreiwilligen Unterbringung großer Menschengruppen prägt die Insel und ihre Bewohnerinnen und Bewohner. Die Autorin Dinah Rothenberg wählte ihren Aufenthalt freiwillig und entschied sich, ein halbes Jahr auf der griechischen Insel zu bleiben. Der Autor Mohammed Ashour lebte unfreiwillig über ein Jahr auf Leros: Er wurde dort festgehalten, während er das zähe Asylverfahren durchlief. Beide sprechen mit Menschen, die auf der Flucht sind, Urlaub machen, bei NGOs arbeiten oder das Geschehen aus unterschiedlichen Perspektiven seit langem beobachten. So versuchen sie, die komplexe Geschichte und deren Zusammenhänge mit der gegenwärtigen Situation der Insel nachzuvollziehen.
Dinah Rothenberg lebt als freie Autorin in Berlin. Während ihres Studiums der Soziokulturellen Studien arbeitete sie sowohl für Radio und Fernsehen als auch für Print. Sie kuratierte diverse partizipative audiovisuelle Ausstellungen zu den Themen Migration und Flucht.
Mohammed Ashour war in seiner Heimat Gaza als Programmierer und Entwickler tätig. Heute lebt er in Berlin und arbeitet in verschiedenen Projekten der App-Entwicklung.
22:05 Uhr | DLF
Historische Aufnahmen: Alte Musik und moderne Oper – Der Countertenor James Bowman (*1941)
Am Mikrofon: Rainer Baumgärtner. Das Singen im Falsett habe sich für ihn am natürlichsten angefühlt, hat James Bowman im Rückblick auf seine Karriere gesagt. Er war Mitte 20 und noch als Student in Oxford eingeschrieben, als er mit dem Oberon in Brittens „A Midsummer Night’s Dream“ die Opern-Paraderolle für Countertenöre erhielt. In der Nachfolge des Pioniers Alfred Deller wurde er dann selbst zum Vorbild. Dabei wechselte er mühelos zwischen zeitgenössischen Opernproduktionen und Konzertpodien mit Alter Musik hin und her. Mit seiner unverkennbaren, kräftigen Stimme war er an zahllosen Aufnahmen beteiligt. Mit dem Early Music Consort of London setzte er im frühen Repertoire Maßstäbe, während die Werke von Henry Purcell und Georg Friedrich Händel Barock-Schwerpunkte bildeten.
22:30 | hr2-kultur
Jazz Now Aus dem Dschungel der Neuveröffentlichungen
heute mit: Kurt Elling | Lionel Loueke | Fred Frith Trio. Am Mikrofon: Daniella Baumeister
23:03 – 24:00 | Ö1
Debut des London Contemporary Orchestra beim ORF musikprotokoll – musikprotokoll 2021. Das London Contemporary Orchestra mit Musik von CHAINES und Edmund Finnis
Radiohead, Steve Reich, Terry Riley, Giacinto Scelsi, Goldfrapp oder Vivienne Westwood sind nur einige der Künstler/innen, mit denen das London Contemporary Orchestra (LCO) zusammengearbeitet hat. Das Orchester scheint wie selbstverständlich den Spagat zwischen progressiver Popmusik und zeitgenössischer Klassik zu schaffen. Parallel spielt es Filmmusik zu Hollywood-Produktionen und Experimentalfilmen ein und fördert zusätzlich zeitgenössische Musik junger Komponist/innen aller Spielarten.
Das LCO zeigt exemplarisch, wie ein Orchester im 21. Jahrhundert arbeiten kann – ohne Genredenken und Berührungsängste –, immer mittendrin im Zwischendrin. Die Zusammenarbeit mit Künstler/innen bildet den Ausgangspunkt für ungewöhnliche Arbeiten, bei denen das LCO mit eigenen instrumentellen Artikulationen und eigener Elektronik engagiert ist. Robert Ames, einer der Mitbegründer des Orchesters, möchte, dass das Orchester selbst zu einem hybriden Instrument wird, das akustisch und elektronisch produzierte Klänge vereint. Wie, das wurde in Graz in Zusammenarbeit mit CHAINES und Edmund Finnis eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Gestaltung: Susanna Niedermayr
23:05 bis 00:00 | BR-KLASSIK
Jazztime: All that Jazz – Eine Chronik des Jazz (20): „Gypsy Blues“
Aufnahmen von Oktober bis Dezember 1921. Moderation und Auswahl: Marcus A. Woelfle
fr – 05.11.2021
00:05 Uhr | DLF-kultur
Klangkunst: PERFORMING UTOPIA – Eine Radiooper – Von alien productions
Musik und Text: alien productions (Martin Breindl, Norbert Math, Andrea Sodomka). Stimme: Lore Lixenberg (Mezzosopran), Johann Leutgeb (Bariton) und Rosie Waites. Ton: Elmar Peinelt. Produktion: ORF Kunstradio 2021. Länge: 46’47
Literarische Utopien als Trainingsmaterial für künstliche Intelligenz: Das Kollektiv alien productions füttert neuronale Netze mit Texten von Thomas Morus, Mary Shelley, Velimir Khlebnikov, Donna Haraway und anderen. Es entsteht eine futuristische Oper.
Historische Utopien quer durch die Jahrhunderte – von dringlich-moralisch bis träumerisch-phantastisch: Schriften und Manifeste aus der Renaissance, der Romantik, dem Russischen Futurismus und dem digitalen Zeitalter speiste das Künstlerkollektiv „alien productions“ in künstlich-intelligente Netze ein. Aus den Relikten kommunistischer, technokratischer, feministischer, bruitistischer Sehnsüchte und Träume generieren sie ein buntes Potpourri aus revolutionären Gedanken und dazu passender Zukunftsmusik.
Radiooper in vier Akten für eine andere, eine bessere Welt. „alien productions“ ist ein Künstlernetzwerk, das 1997 von Martin Breindl, Norbert Math, Andrea Sodomka und August Black gegründet wurde. Ihre Werke umfassen intermediale Performances und Installationen, elektronische Musik, Netzkunst, Radiokunst, Sound Art, Interaktive Kunst, Video, bildende Kunst und künstlerische Fotografie. In der Öffentlichkeit tritt alien productions stets in wechselnden Konstellationen auf.
00:10 bis 02:00 | Bayern 2
Concerto bavarese: Bayerische Komponisten
Paul Engel: „Widerhall“ (Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks: Arturo Tamayo); Gustav Geierhaas: Streichquartett G-Dur (Seitz Quartett); Konstantia Gourzi: Streichquartett Nr. 3 – „Anájikon, The Angel in the Blue Garden“ (Minguet Quartet); Joseph Haas: Streichquartett, op. 50 (Hamann Quartett)
14:05:00 | Ö1
In Concert: Tenorsaxofonistin Nubya Garcia bei den BBC Proms 2021
Der Londoner Jazzszene wird derzeit die größte Blüte seit den 1980er Jahren attestiert. Nubya Garcia darf als einer der zentralen Motoren gelten für diese regelrechte Jazz-Renaissance, welche auch die Club-Kultur und die Welt der DJs mit sich reißt. Die 1991 geborene Saxofonistin mit karibischen Wurzeln lässt ihren gut in der Tradition geerdeten, vollen Ton am Tenor auf soulige, zeitgenössische Beats treffen, die den Jazz auch endlich wieder tanzbar machen. Nubya Garcias Auftritt in der Royal Albert Hall am 18. August 2021 mit Stücken aus ihrem aktuellen Album „Source“ war das Jazz-Highlight der diesjährigen BBC Proms. Gestaltung: Michael Neuhauser
17:30:00 | Ö1
Musik aus allen Richtungen mit Wolfgang Schlag.
19:05 bis 20:00 | BR-KLASSIK
Das Musik-Feature: „Music is it!“ – Braucht Musik Vermittlung?
„Wenn wir wollen, dass Menschen zu uns kommen, dann müssen wir unsererseits auf sie zugehen.“ – diesem, in einem Interview geäußerten Credo folgend initiierte Simon Rattle als Chefdirigent der Berliner Philharmoniker im Jahr 2003 ein Projekt, bei dem Kinder aus sogenannten Problemschulen von dem Eliteorchester begleitet eine Choreographie zu Igor Strawinskys Ballett „Le sacre du printemps“ einstudierten. Der Hype um die filmische Dokumentation des Projekts „Rhythm is it!“ ging wie ein Ruck durch die deutschsprachige Musikszene und hat seither eine regelrechte Flut neuer Workshop- und Einführungs-Formate entstehen lassen, die man allgemein unter dem Begriff Musikvermittlung zusammenfasst, oder teilweise auf neudeutsch: „Education“. Doch inwieweit braucht Musik Vermittlung? Wer soll damit auf welche Weise angesprochen werden? Welchen Nutzen sollen die vielfältigen Programme bringen? BR-KLASSIK befragt dazu verschiedene Akteure und reflektiert über Sinn und Perspektiven von Musikvermittlung. Eine Sendung von Michaela Fridrich
19:15 Uhr | DLF
Mikrokosmos – Die Kulturreportage -Theaterprojekt zum NSU-Komplex
Die überhörten Stimmen. Von Manuel Waltz. Deutschlandfunk 2021. Erst waren da die Morde. Dann Verdächtigungen der Opfer durch die Polizei, die Medien, Versäumnisse bei der Aufklärung. Schließlich der NSU-Prozess, die Enttäuschung der Geschädigten und die Frage: Warum hört keiner zu? Die Initiative „Kein Schlussstrich!“ will es nun besser machen.
Am 4. November jährt sich die Enttarnung des Terrornetzwerks „Nationalsozialistischer Untergrund“, kurz NSU, zum zehnten Mal. In den Wochen vor diesem Jahrestag will das bundesweite Theaterprojekt „Kein Schlussstrich!“ in den Städten, in denen der NSU mordete oder Unterschlupf fand, die Opfer und deren Angehörigen zu Wort kommen lassen. Zentrum des Projekts ist Jena, die Stadt, aus der die Drahtzieher stammen. Doch der Fokus soll nicht auf den Tätern liegen, sondern auf der Perspektive jener, die unter dem Terror am meisten gelitten haben. Menschen, die aufgrund ihrer Namen, ihrer Herkunft oder ihres Aussehens zur Zielscheibe der rechtsextremen Gewalt wurden. Eine Reportage aus Jena über den Versuch, mit Hilfe der Kunst Traumata aufzuarbeiten und Menschen zu Wort kommen zu lassen, deren Bedürfnisse in der deutschen Gesellschaft zu oft übersehen werden.
19:30:00 | Ö1
Jazztime: Violinistin Mira Gregoric und Gitarristin Sara Gregoric live im Wiener KlangTheater
Ihre Stücke tragen rätselhafte Namen, Kürzel aus Buchstaben und Zahlen, wie Codes für Geschichten, die dahinter stecken -abwechslungsreich und voller Spannung zwischen Ruhe und Rhythmus, Harmonie und Kontrast. Die Schwestern Mira und Sara Gregoric, Violinistin die eine, Gitarristin die andere, sind miteinander und mit Musik aufgewachsen. Von Kärntner-slowenischen Volksliedern über das klassische und zeitgenössische Repertoire ihrer Instrumente bis zu Tango und Jazz führt ihr Weg, und über die Musikunis in Wien und Linz zum eigenen Schaffen als Interpretinnen und Komponistinnen. Das heuer erschienene Debütalbum „Duo Sonoma I“ präsentiert intensive Dialoge und ausschließlich eigene Kompositionen -als Befreiung von den Vorgaben der Genres und als Möglichkeit, selbst Erlebtes zum Ausdruck zu bringen. Johann Kneihs bittet Mira und Sara Gregoric im KlangTheater des Wiener RadioKulturhauses zum Gespräch. Gestaltung: Johann Kneihs
20:03 Uhr | DLF-kultur
Konzert: Jazzfest Berlin 2021 – Live aus dem silent green Kulturquartier
Trickster Orchestra. Aki Takase’s „Japanic“ u.a. Moderation: Matthias Wegner
21:20:00 | Ö1
Spielräume -Nachtausgabe: „Led Zeppelin IV“, ein Album wird 50
Am 8.November 1971 wurde das vierte Album der englischen Rockband Led Zeppelin veröffentlicht. Das namenlose Album ging als „Led Zeppelin IV“ in die Rockgeschichte ein. Nachdem der vorangegangene dritte Tonträger der Band aus dem Jahr 1970 eher gemischte Reaktionen ausgelöst hatte, galt und gilt der vierte Streich von Robert Plant, Jimmy Page, Jean Paul Jones und John Bonham als das Opus magnum des Quartetts. Nicht zuletzt aufgrund jenes Stücks, das untrennbar mit Led Zeppelin verbunden ist, der epische Song „Stairway to heaven“.
Über 37 Millionen Mal verkaufte sich das Album, welches auch ein von Kritiker/innen immer wieder hochgelobt wurde. Die Spielräume Nachtausgabe widmet sich ausführlich „Led Zeppelin IV“, ein Album, das mit seiner Mischung aus „Rock-Krachern“ und akustischen Songs und seinem Hit „Stariway to heaven“ zur Blaupause für viele spätere Veröffentlichungen aus dem Bereich der Rockmusik wurde und das auch im Hip-Hop als Basis für Samples Spuren hinterlassen hat. Gestaltung: Klaus Wienerroither
22:03 Uhr | DLF-kultur
Musikfeuilleton: Unter fremden Flaggen – Fälschungen in der Musik
Von Julia Smilga. Nicht nur Maler, auch Komponisten und Musikwissenschaftler tun es, sie fälschen Meisterwerke. Mit der Veröffentlichung historisch anmutender Musik werten sie eigene Werke durch die Etikettierung mit berühmteren Namen auf.
Der Übergang vom Komponieren „anhand von Fragmenten” oder „im Stile von” bis hin zum kompletten Fälschen vorgeblich historischer Kompositionen ist fließend. Bekannt ist die Geschichte um das Adagio g-Moll von Tomaso Albinoni, das eine 1958 von dem italienischen Musikwissenschaftler und Komponisten Remo Giazotto herausgegebene, angeblich auf Fragmenten Tomaso Albinonis basierende Komposition für Streicher und Orgel ist. Und es gibt noch andere Beispiele: u.a. eine Sinfonie des nicht existenten ukrainischen Komponisten Mykola Ovsjaniko-Kulikovskij und die Corelli-Variationen von Tartini, die von dem Geiger Fritz Kreisler stammen. Eine Reise durch die kompositorische Halbwelt.
22:05 Uhr | DLF
Lied- und Folkgeschichte(n): Väterchen Franz: Bänkelsänger und Polit-Poet – Zum 90. Geburtstag von Franz Josef Degenhardt
Am Mikrofon: Regina Kusch. Er war die Singstimme der politischen Linken in den wilden 60er-Jahren und sein Motto lautete, niemals etwas anderem zu dienen als der Lust am eigenen Ziel. Vor Gericht verteidigte der promovierte Jurist Mitglieder der außerparlamentarischen Opposition. Franz Josef Degenhardt sang für die Friedensbewegung gegen die atomare Aufrüstung und den Vietnamkrieg. Aus der SPD ausgeschlossen, setzte er sich als DKP-Mitglied gegen den Radikalenerlass ein. Berühmt wurde er durch Balladen wie „Spiel nicht mit den Schmuddelkindern“, „Rumpelstilzchen“ und „Horsti Schmandhoff“. Bis Ende der 70er-Jahre durften die Chansons des Politbarden in den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten nicht gespielt werden. Heute gilt „Karratsch“ Degenhardt, der vor zehn Jahren starb, als Urgestein der deutschen Liedermacherszene.
23:03 – 24:00 | Ö1
Spielräume Nachtausgabe: Das legendäre Album „Led Zeppelin IV“ – „Led Zeppelin IV“, ein Album wird 50
Am 8.November 1971 wurde das vierte Album der englischen Rockband Led Zeppelin veröffentlicht. Das namenlose Album ging als „Led Zeppelin IV“ in die Rockgeschichte ein. Nachdem der vorangegangene dritte Tonträger der Band aus dem Jahr 1970 eher gemischte Reaktionen ausgelöst hatte, galt und gilt der vierte Streich von Robert Plant, Jimmy Page, Jean Paul Jones und John Bonham als das Opus magnum des Quartetts. Nicht zuletzt aufgrund jenes Stücks, das untrennbar mit Led Zeppelin verbunden ist, der epische Song „Stairway to heaven“.
Über 37 Millionen Mal verkaufte sich das Album, welches auch ein von Kritiker/innen immer wieder hochgelobt wurde.
Die Spielräume Nachtausgabe widmet sich ausführlich „Led Zeppelin IV“, ein Album, das mit seiner Mischung aus „Rock-Krachern“ und akustischen Songs und seinem Hit „Stairway to heaven“ zur Blaupause für viele spätere Veröffentlichungen aus dem Bereich der Rockmusik wurde und das auch im Hip-Hop als Basis für Samples Spuren hinterlassen hat. Gestaltung: Klaus Wienerroither
23:05 bis 00:00 | BR-KLASSIK
Jazztime: Bühne frei im Studio 2 …
… für die Monika Roscher Bigband. Aufnahme vom 27. Oktober 2021 im Münchner Funkhaus. Moderation und Auswahl: Beate Sampson
sa – 06.11.2021
00:05:00 | Ö1
Spielräume -Nachtausgabe: (Fortsetzung). „Led Zeppelin IV“, ein Album wird 50
Am 8.November 1971 wurde das vierte Album der englischen Rockband Led Zeppelin veröffentlicht. Das namenlose Album ging als „Led Zeppelin IV“ in die Rockgeschichte ein. Nachdem der vorangegangene dritte Tonträger der Band aus dem Jahr 1970 eher gemischte Reaktionen ausgelöst hatte, galt und gilt der vierte Streich von Robert Plant, Jimmy Page, Jean Paul Jones und John Bonham als das Opus magnum des Quartetts. Nicht zuletzt aufgrund jenes Stücks, das untrennbar mit Led Zeppelin verbunden ist, der epische Song „Stairway to heaven“.
Über 37 Millionen Mal verkaufte sich das Album, welches auch ein von Kritiker/innen immer wieder hochgelobt wurde. Die Spielräume Nachtausgabe widmet sich ausführlich „Led Zeppelin IV“, ein Album, das mit seiner Mischung aus „Rock-Krachern“ und akustischen Songs und seinem Hit „Stairway to heaven“ zur Blaupause für viele spätere Veröffentlichungen aus dem Bereich der Rockmusik wurde und das auch im Hip-Hop als Basis für Samples Spuren hinterlassen hat. Gestaltung: Klaus Wienerroither
05:05 Uhr | DLF-kultur
Aus den Archiven: Karat – Zum zehnjährigen Bestehen (2/3) – Aus der Reihe: Trend – Forum populärer Musik
Von Jürgen Balitzki und Lutz Bertram. DT64 1985. Vorgestellt von Margarete Wohlan. (Teil 3 am 04.12.2021)
DT64 war seit 1964 das Jugendprogramm des DDR-Rundfunks und von 1986 bis Mai 1993 ein eigenständiger Sender.
In der zweiten Folge der Karat-Sendung zum zehnjährigen Bestehen der international bekannten DDR-Band geht es um den Erfolg, der sich spätestens mit ihrem Auftritt beim Grand Prix 1978 zeigt. Dabei spielt das Lied „Über sieben Brücken musst du gehen“ eine wichtige Rolle, denn spätestens danach, so die Band im Gespräch mit den Redakteuren Jürgen Balitzki und Lutz Bertram, war der Leistungsdruck auch von außen spürbar. Wie viel Privatleben ist da möglich? Wer entscheidet über den „Karat-Sound“? Verändern die später dazu gekommenen Band-Mitglieder wie Michael Schwandt und Bernd Römer das Gruppengefüge? Und was erzählen Songs wie „Albatros“ und „Schwanenkönig“ über die Entwicklung der Band?
09:05 – 10:00 Uhr | SWR2
SWR2 Musikstunde: Jazz across the border
Von Günther Huesmann. Der wohl auffallendste Trend im aktuellen Jazz ist seine fortschreitende Globalisierung. Entstanden um 1900 in den USA als hybride Musik, ist der Jazz durch die Idee groß geworden, dass es sich immer lohnt, wenn man sich auch mit etwas Anderem beschäftigt als nur mit sich selbst. Die in der Improvisation angelegte Idee des Dialogs erleichtert es Jazzmusikern, sich anderen Stilen und Musikkulturen zu öffnen. So ist Jazz zu einer „global language“ geworden. Jazz across the border hört auf unterhaltsam-informative Weise hin.
14.00 Uhr, Das Ö1 Hörspiel
„Furcht und Elend des Dritten Reiches“ von Bertolt Brecht.
Mit Hans Musäus, Maria Singer, Karl Walter Diess, Georges Ourth, Hubert Berger, Dieter Hofinger, Christian Lichtenberg, Signe Seidel, Louise Martini, Walter Riss, Gunvor Raffelsberger, Gustl Weishappel, Eva Hörbiger, Werner Friedel und Thomas Oeser. Ton: Josef Adelberger. Regie: Klaus Gmeiner (ORF Salzburg 1978)
1935 – 1938, in der dänischen Emigration, schrieb Brecht diese Szenenfolge, die keine fortlaufende Handlung darstellt, sondern einen Zustand: charakteristische Situationen aus der Zeit des Naziregimes veranschaulichen die Verhältnisse, die der Faschismus etablierte: Da ist der Kleinbürger mit dem horchenden Ohr an der Wohnungstür, als der Nachbar, den er denunziert hat, abgeführt wird; der Studienrat und seine Frau: sie verlieren die Haltung schon bei dem Verdacht, ihr Sohn könnte sie bespitzeln; die Jüdin, die vor ihrer Flucht von einer kleinen Reise spricht. Die Szenenfolge hält sich nahezu naturalistisch an die Wirklichkeit und vermittelt so „Furcht und Elend des Dritten Reiches“ in ungeschminkter Direktheit.
14:05 bis 15:00 | BR-KLASSIK
Das Musik-Feature: „Music is it!“ – Braucht Musik Vermittlung?
„Wenn wir wollen, dass Menschen zu uns kommen, dann müssen wir unsererseits auf sie zugehen.“ – diesem, in einem Interview geäußerten Credo folgend initiierte Simon Rattle als Chefdirigent der Berliner Philharmoniker im Jahr 2003 ein Projekt, bei dem Kinder aus sogenannten Problemschulen von dem Eliteorchester begleitet eine Choreographie zu Igor Strawinskys Ballett „Le sacre du printemps“ einstudierten. Der Hype um die filmische Dokumentation des Projekts „Rhythm is it!“ ging wie ein Ruck durch die deutschsprachige Musikszene und hat seither eine regelrechte Flut neuer Workshop- und Einführungs-Formate entstehen lassen, die man allgemein unter dem Begriff Musikvermittlung zusammenfasst, oder teilweise auf neudeutsch: „Education“. Doch inwieweit braucht Musik Vermittlung? Wer soll damit auf welche Weise angesprochen werden? Welchen Nutzen sollen die vielfältigen Programme bringen? BR-KLASSIK befragt dazu verschiedene Akteure und reflektiert über Sinn und Perspektiven von Musikvermittlung. Eine Sendung von Michaela Fridrich
17:05 bis 17:55 | Bayern 2
Jazz & Politik: Politisches Feuilleton
Moderation: Lukas Hammerstein. Musikauswahl: Roland Spiegel
18:15 bis 19:00 | BR-KLASSIK
Jazz und mehr: Die Warmtönenden
Mit Musik von Ralph Towner, Paul Desmond, Elina Duni, Abdullah Ibrahim und anderen. Moderation und Auswahl: Roland Spiegel
19:00 | hr2-kultur
Live Jazz Heiri Känzig – Traveling in Musical Cultures of the World
Schaffhauser Jazzfestival, Schweiz, Mai 2021. Heiri Känzig – Traveling in Musical Cultures of the World | Heiri Känzig, bg | Veronika Stalder, voc | Amine Mraihi, oud | Matthieu Michel, flh | Schaffhauser Jazzfestival, Kammgarn, Schweiz, Mai 2021
19:05 Uhr | DLF-kultur
Oper: Dmitrij Schostakowisch – „Die Nase“ – Oper in drei Akten und einem Epilog nach Nikolaj Gogols gleichnamiger Erzählung
Bayerische Staatsoper München. Aufzeichnung vom 24.10.2021. Libretto von Jewgenij Iwanowitsch Samjatin, Alexander Germanowitsch Preis und Dmitrij Schostakowitsch
20:05 Uhr | DLF
Hörspiel: Hörspiel des Monats – Die Arbeit an der Rolle
Von Noam Brusilovsky und Lucia Lucas. Regie: Noam Brusilovsky. Mit Lucia Lucas, Mechthild Großmann, Vassilissa Reznikoff, Benjamin Lee, James Edgar Knight. Klavier: Alessandro Praticò. Ton und Technik: Andreas Völzing, Phillip Stein. Produktion: SWR 2021. Länge: 52’07
Die Begründung der Jury: Singen lernen bedeutet, die eigene Stimme kennenzulernen. Ist die Tonlage hell oder dunkel, weiblich oder männlich? Wie sehr ist eine Stimme geschlechtlich konnotiert? Mit diesen Fragen haben sich Theater- und Hörspielregisseur Noam Brusilovsky und Sängerin Lucia Lucas beschäftigt und ein vielschichtiges Hörspiel entwickelt, das rund um Mozarts Oper „Don Giovanni“ mit echten Überraschungsmomenten aufwartet. In „Die Arbeit an der Rolle“ beschreibt Lucia Lucas die Ausbildung ihrer eigenen Stimmlage sowie ihren beruflichen Werdegang, der sie 2009 von Oklahoma nach Deutschland an verschiedene Opernhäuser führte. Allerdings hört man dies alles eine männliche Stimme erzählen. Warum? Lucia Lucas singt auch nicht die Rolle der Donna Anna, sondern die des Titelhelden Don Giovanni, den Prototypen des männlichen Verführers. Wie sehr sich vorgefertigte akustische Bilder beim Hören manifestieren, wird erst klar, als sich Lucas als Trangsgendersängerin vorstellt, ein weiblicher Bariton, der ungeachtet ihrer geschlechtlichen Identität eine klassische Männerstimmlage beherrscht und praktiziert. Dieser spannende Aspekt aktueller Identitätsdiskurse ist Kern eines raffiniert gebauten Hörspiels, das sich atmosphärisch und szenisch herleitet aus E.T.A. Hoffmanns Novelle „Don Juan“, in dem sich ein auf Reisen befindlicher Opernliebhaber im Hotel auf seinen „Don Giovanni“-Besuch vorbereitet. Dieses historische Setting voller Vorfreude auf das Hörvergnügen wird immer wieder verschnitten mit der Gegenwart: mit Lucas’ Erzählung, mit Reflexionen von Gesangslehrerinnen und Gesangslehrern und internationalen Musikerinnen und Musikern. Im Sprachengewirr bildet sich nicht nur eine Vielfalt an charaktervollen Sprechstimmen ab, sondern mischen sich auch übende Gesangsstimmen darunter und plötzlich auch ein Computerspiel-Sound, der das Spiel „World of Warcraft“ und dessen Zusammenbauen individueller Heldenfiguren analog zu Lucas’ Identitätsfindung im realen Leben lesbar macht. Man könnte sie eine „Heldenbaritonistin“ nennen. Ein Kritiker bezeichnete sie als „Baritonesse“. Das Hörspiel besticht nicht nur durch seine spannend entschlüsselte Dramaturgie und eine sonst wenig beachtete Thematik, sondern hält ausgehend von Lucas’ „Don Giovanni“ auch viel Wissen über klassische Stimmausbildung und Gesangspraxis bereit. Die einigermaßen eng definierten Rollenfächer (der Heldenbariton eignet sich beispielsweise für die Figuren böser Väter oder beleidigter Liebhaber) sind ein ideales Anschauungsfeld bzw. Hör-Feld, um Identitätsschablonen zu diskutieren und aufzubrechen.
Die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste in Frankfurt am Main zeichnet jeden Monat ein Hörspiel aus den Produktionen der ARD-Anstalten aus. Die Entscheidung über das HÖRSPIEL DES MONATS trifft eine Jury, die jeweils für ein Jahr unter der Schirmherrschaft einer ARD-Anstalt arbeitet. Am Ende des Jahres wählt die Jury aus den 12 Hörspielen des Monats das HÖRSPIEL DES JAHRES.
20:03 – 24:00 Uhr | SWR2
Jazzfest Berlin 2021 – live
Von Ulf Drechsel. Zum 58. Mal findet das Jazzfest Berlin in diesem Jahr statt – 1964 vom damaligen SWF-Redakteur Joachim Ernst Berendt mitbegründet, gehört das Festival zu den traditionsreichsten Jazzveranstaltungen in Deutschland. Gleichzeitig sorgt das Jazzfest-Team um die künstlerische Leiterin Nadin Deventer dafür, dass hier die aktuellen Spielarten und spannenden Entwicklungen der improvisierten Musik eine Plattform bekommen. Wir senden live aus dem Berliner Kulturquartier Silent Green.
An die Live-Übertragung vom Jazzfest Berlin schließt die ARD-Jazznacht ab 0.03 Uhr | SWR2 fast nahtlos an. Dort präsentieren wir musikalische Highlights der ersten drei Festivaltage. Aktuelle Interviews mit Musiker*innen ergänzen das Programm.
22:05 Uhr | DLF
Atelier neuer Musik: Spuren des Wandlungsdrucks – 20 Jahre „Pyramidale“ in Berlin-Hellersdorf
Am Mikrofon: Dietrich Petzold. Migration, Klimawandel, digitale Herausforderungen, Geschlechter-Diversität, nicht zuletzt Covid-19 heißen die Herausforderungen unserer Zeit. Allumfassender Wandel und große Verunsicherung sind angesagt – vielerorts herrscht das Bedürfnis nach Luft zum Durchatmen. Unter dem Stichwort „Transition“ hat sich auch das im Berliner Bezirk Marzahn-Hellersdorf angesiedelte Festival „Pyradimale“ Mitte September diesen Themen gestellt. Ganz der Tradition des Festivals folgend mit neuer Musik im Zentrum und Brückenschlägen zu verwandten Genres. Unter der künstlerischen Leitung der Komponistin Susanne Stelzenbach bot der Jubiläumsjahrgang Konzerte mit den Ensembles AuditivVokal (Dresden) und Broken Frames Syndicate (Offenbach a.M.) sowie dem Jugendsinfonie-Orchester der Hans-Werner-Henze Musikschule. Dazu kam die traditionelle musikalische Straßenbahnfahrt quer durch den Osten Berlins und andere Indoor- und Outdoor-Performances.
23:00 | hr2-kultur
The Artist’s Corner | Anahita Ghasemi Nasab: Rangowarang hr 2021 | 40 Min. | Erstsendung
Moderation: Stefan Fricke. Wie klingen Farben? Können auditive Inputs visuelle Wahrnehmungen auslösen? Das Hörstück „Rangowarang“ von Anahita Ghasemi Nasab (*1987) öffnet einen Raum für diese Fragen.
23:03:00 | Ö1
Die Ö1 Jazznacht: Elfi Aichinger im Studio, 4Seasons bei der Jazzwerkstatt Graz 2016
Der Vater des Saxofons feiert Geburtstag: Adolphe Sax! Die Jazznacht steht heute daher im Zeichen des „Tags des Saxofons“, der als Anlass des Geburtstags des belgischen Musikinstrumentenherstellers am 6. November 1814 begangen wird. Die Familie der Saxofone präsentiert sich in all ihrer Dynamik, ihren Facetten, Größen und Spielweisen: von Sopran bis Bariton. Zu hören sind heimische und internationale Saxofonisten und Saxofonistinnen, darunter auch einige Geburtstagskinder des Monats November wie Gordon Brisker, Jay Rattman, Jack McVea, Kenny Brooks oder Stephan Mattner. Ebenfalls Grund zum Feiern hat Elfi Aichinger, die anlässlich ihres 60. Geburtstags am 2. November zu Gast im Jazznacht-Studio ist. Mit Katharina Osztovics spricht die in Wels geborene und an der AntonBruckner-Privatuniversität Linz wie auch an der Musikuniversität Wien unterrichtende Sängerin, Pianistin und Komponistin über die Suche nach dem eigenen Sound und wirft Schlaglichter auf ihre in den 1980er Jahren gestartete Karriere.
Der Grazer Jazztrompeter Gerhard Ornig wagt mit seinem Quartett ein Besetzungsexperiment, ohne Harmonieinstrument, dafür mit doppeltem Blech: Neben Ornig ist Karel Eriksson an der Posaune zu hören. Ergänzt um Vasilis Koutsonanos am Bass und Schlagzeuger Luis André Carneiro de Oliveira ergibt das die Band 4Seasons, die am 14. April 2016 im Orpheum Extra im Rahmen der Jazzwerkstatt Graz virtuose Eigenkompositionen der Bandmitglieder zum Besten gab. Gestaltung: Katharina Osztovics
so – 07.11.2021
00:03 – 06:00 Uhr | SWR2
Jazzfest Berlin 2021 – ARD Jazznacht: Mit Aki Takase, Mary Halvorson, The Killing Popes u. a.
Von Ulf Drechsel u.a. Nach der Live-Übertragung vom Jazzfest Berlin präsentieren Ulf Drechsel und einige Jazzredakteur*innen anderer ARD-Anstalten musikalische Highlights der ersten drei Festivaltage. Unter anderem von Aki Takase’s JAPANIC, den Killing Popes und Mary Halvorson’s Code Girl. Und es steuern auch in diesem Jahr einige ARD-Anstalten Produktionen zur „Jazzfest Berlin – Radio Edition“ bei. Der SWR ein Konzert vom Rainer Böhm Sextett, der BR vom Trio XTM xplosif, der WDR vom Duo Luise Volkmann & Elisabeth Coudoux und Radio Bremen vom Trio DanCity.
00:05 Uhr | DLF
Lange Nacht: Aufzeichnung eines Spielers – Eine Lange Nacht zum 200. Geburtstag von Fjodor M. Dostojewski
Von Uli Hufen. Regie: Klaus-Michael Klingsporn. Fjodor Michailowitsch Dostojewski (1821-1881) führte ein Leben wie ein Roman. Mit 25 war er ein berühmter Schriftsteller und Star der Petersburger Szene. Mit 28 wurde er zum Tode verurteilt, zur Hinrichtung geführt und im letzten Moment begnadigt. Seinen 30. Geburtstag verbrachte Dostojewski in Ketten in einem sibirischen Arbeitslager. Nach seiner Rückkehr aus Lager und Verbannung entstand in einer knapp über 20 Jahre dauernden Arbeitsorgie und unter unvorstellbaren Bedingungen das Werk, das Dostojewski zur Legende machte. Die Romane „Verbrechen und Strafe“, „Die Dämonen“, „Der Idiot“ und „Die Brüder Karamasow“, das „Tagebuch eines Schriftstellers“ und „Der Spieler“, die „Aufzeichnungen aus einem Totenhaus“ und die „Aufzeichnungen aus einem Kellerloch“. Dostojewski ist praktisch immer pleite und in Konflikt mit Verlegern. Er muss Knebelverträge unterschreiben, sehr schnell arbeiten und sich jahrelang vor dem Schuldturm in Europa verstecken. Nebenbei: Zeitschriften gründen und leiten. Mehrere Kinder sterben als Babys, seine erste Frau stirbt an Tuberkulose. Er selbst leidet unter Epilepsie und Spielsucht. Und schreibt und schreibt und schreibt.
00:05:00 | Ö1
Die Ö1 Jazznacht: (Fortsetzung) Elfi Aichinger im Studio, 4Seasons bei der Jazzwerkstatt Graz 2016;
Der Vater des Saxofons feiert Geburtstag: Adolphe Sax! Die Jazznacht steht heute daher im Zeichen des „Tags des Saxofons“, der als Anlass des Geburtstags des belgischen Musikinstrumentenherstellers am 6. November 1814 begangen wird. Die Familie der Saxofone präsentiert sich in all ihrer Dynamik, ihren Facetten, Größen und Spielweisen: von Sopran bis Bariton. Zu hören sind heimische und internationale Saxofonisten und Saxofonistinnen, darunter auch einige Geburtstagskinder des Monats November wie Gordon Brisker, Jay Rattman, Jack McVea, Kenny Brooks oder Stephan Mattner.
Ebenfalls Grund zum Feiern hat Elfi Aichinger, die anlässlich ihres 60. Geburtstags am 2. November zu Gast im Jazznacht-Studio ist. Mit Katharina Osztovics spricht die in Wels geborene und an der AntonBruckner-Privatuniversität Linz wie auch an der Musikuniversität Wien unterrichtende Sängerin, Pianistin und Komponistin über die Suche nach dem eigenen Sound und wirft Schlaglichter auf ihre in den 1980er Jahren gestartete Karriere.
Der Grazer Jazztrompeter Gerhard Ornig wagt mit seinem Quartett ein Besetzungsexperiment, ohne Harmonieinstrument, dafür mit doppeltem Blech: Neben Ornig ist Karel Eriksson an der Posaune zu hören. Ergänzt um Vasilis Koutsonanos am Bass und Schlagzeuger Luis André Carneiro de Oliveira ergibt das die Band 4Seasons, die am 14. April 2016 im Orpheum Extra im Rahmen der Jazzwerkstatt
Graz virtuose Eigenkompositionen der Bandmitglieder zum Besten gab. Gestaltung: Katharina Osztovics
01:05 Uhr | DLF-kultur
Diskurs: Schöner Scheitern – Wie wir aus Misserfolgen lernen
Es diskutieren: – Dr. René John, Institut für Sozialinnovation (ISInova), Berlin | – Manuela Nikui, PR-Beraterin und Autorin, Ismaning | – Dr. Sebastian Schuol, Zentralinstitut für Wissenschaftsreflexion und Schlüsselqualifikation, Erlangen | – Prof. Dr. Ewald Stübinger, Lehrstuhl für Evangelische Theologie, Universität der Bundeswehr Hamburg | Moderation: Axel Rahmlow. Kooperation mit der VolkswagenStiftung. (Aufzeichnung vom 13.10.2021, Xplanatorium Schloss Herrenhausen)
Menschen scheitern: verpatzen Prüfungen oder Vorstellungsgespräche, setzen Projekte in den Sand oder sprichwörtlich aufs falsche Pferd. So sehr Misserfolge Teil unseres Alltags ist, so wenig wird offen darüber gesprochen, Scheitern ist in unserer Gesellschaft noch immer ein Tabu-Thema.
02:05 Uhr | DLF
Deutschlandfunk Radionacht: Heidelberger Künstlerinnenpreis 2021
02:05 Sternzeit , 02:07 Klassik live. Lepo Sumera: „Open(r)ing“ | Karola Obermüller: „Phosphor“ für Violoncello und Orchester (UA) | Wolfgang Amadeus Mozart: Sinfonie Nr. 36 C-Dur, KV 425 „Linzer“ (Auszüge)
Julian Steckel, Violoncello; Philharmonisches Orchester Heidelberg; Leitung: Anu Tali. Aufnahme vom 24.2.2021 aus dem Theater Heidelberg
15:05 Uhr | DLF-kultur
Interpretationen: Pianistische Parallelen – Die ungarischen Klaviermeister Géza Anda und György Cziffra
Gast: Wolfgang Rathert, Musikwissenschaftler. Moderation: Mascha Drost
16:30 Uhr | DLF
Forschung aktuell: Wissenschaft im Brennpunkt – Stille im Wald: Über illegalen Vogelfang in Deutschland
Von Joachim Budde. Wer „illegale Vogelhandel“ hört, denkt sofort an Märkte in Südostasien, an die Wälder in Indonesien, wo Wilderer so viele Vögel weggefangen haben, dass es still geworden ist. Illegaler Tierhandel ist ein einträgliches Geschäft und kommt weltweit gleich hinter dem Drogenhandel. Nur wenige wissen, dass illegaler Tierhandel auch in Deutschland ein Problem ist. Die Nachfrage nach heimischen Vögeln wie dem Stieglitz ist groß. Und sie wird bedient. Viel zu selten kommen Wilderer vor Gericht. Das liegt an Personalmangel bei den Ermittlungsbehörden. Es liegt aber auch daran, dass es zuweilen schwierig ist nachzuweisen, ob ein Tier aus einer Zucht oder aus der Wildnis stammt. Forscher aus Bonn arbeiten an einem genetischen Fingerabdruck, der zeigt, zu welcher Art ein Tier gehört, aber auch aus welcher Region es stammt. Mit dieser Methode sollen Ermittlerïnnen schnell bestimmen können: legal oder nicht.
17:10:00 | Ö1
Spielräume Spezial: Saxofonist Phil Woods im Porträt
Selbst Personen, die gar nicht jazzaffin sind, haben das Altsaxofon des US-Amerikaners Phil Woods schon einmal gehört: Er spielt das Solo bei dem Pop-Klassiker „Just the way you are“, den Billy Joel geschrieben hat. Diese Ausflüge waren jedoch nicht das Hauptbetätigungsfeld des Mannes aus Springfield/Massachusetts. Phil Woods’ musikalischer Leitstern war ursprünglich der Bebop Pionier Charlie „Bird“ Parker. Um es etwas flapsig zu formulieren: Woods ehelichte sogar Parkers Witwe Chan. Aber der ursprünglich „The New Bird“ titulierte Woods emanzipierte sich bald von seinem Idol und fand eine eigene musikalische Stimme als Bandleader und Begleitmusiker. Am 2.November hätte der 2015 verstorbene US-Amerikaner seinen 90.Geburtstag gefeiert. Gestaltung: Klaus Wienerroither
17:30 Uhr | DLF-kultur
Nachspiel: Das Ohr trainieren – Akustische Dimensionen des Sports
Von Julian Kämper. Die Schulung kognitiver Fähigkeiten zur taktisch klugen Entscheidungsfindung gehört bei den meisten Sportarten zum Trainingsprogramm. Ein verhältnismäßig geringer Stellenwert kommt dabei dem Hörsinn zu: Es wird kaum systematisch analysiert und trainiert, wie der Gegner klingt, welche Klänge mit bestimmten technischen Manövern verknüpft sind. Wie strategisch wird das Stöhnen beim Tennis eingesetzt? Welchen Rhythmus hat die gegnerische Attacke im Kampfsport? Wie komplex sind die akustischen Ebenen bei Mannschaftssportarten? Aus musikwissenschaftlicher Perspektive werden Gedankenspiele entwickelt, wie sich die sportliche Leistung optimieren ließe, wenn man genauer hinhören würde. Könnte die Etablierung von Gehörbildung nicht viele Athletinnen und Athleten weiterbringen?
19:00 | hr2-kultur
hr-Bigband Konzerte und Produktionen u.a. mit: Barefoot Dances and Other Visions, Teil 2
Konzerte und Produktionen u.a. mit: Barefoot Dances and Other Visions | hr-Bigband cond. by Jim McNeely, Livestream aus dem hr-Sendesaal, Frankfurt, Mai 2021, Teil 1
19:34:00 | Ö1
Ö1 Kunstsonntag: Radiosession: Schlagzeuger Jörg Mikula solo im Studio 2 des Wiener Funkhauses
In die Welt der Trommeln und Becken entführt uns Jörg Mikula, der in Wien lebende Schlagzeuger zwischen vielerlei Stilen. Mikula ist Mitglied der kammermusikalisch besetzten Band Donauwellenreiter, er pflegt ein Faible für orientalische und afrikanische Musik und ist gefragter Studiomusiker in unterschiedlichsten Band-Kontexten. Nach „Drumsongs“ (2013, Unit Records) präsentiert Mikula nun sein zweites Solo-Schlagzeug-Album in der Ö1 Radiosession. „Music for Drums“ enthält zwölf Stücke, die das Schlagzeug in den verschiedensten Rollen zeigen. „Viele der Kompositionen sind aus kleinen Fragmenten entstanden, die ich während des Improvisierens entdeckt habe. Ich bin diesen Ideen weiter gefolgt und habe geschaut, wohin sie mich führen“, schreibt der Drummer über sein neues Werk. Gestaltung: Helmut Jasbar
20.04 | WDR 3
Oper: Die Nase – Oper von Dmitrij Schostakowitsch
Zirkusmusik, Polkas, russisch-orthodoxe Choräle und Volksmusik – ein musikalischer Cocktail für eine absurde Geschichte. Dmitrij Schostakowitschs Oper „Die Nase“ ist eine Kritik an bürokratischem Größenwahn.
18. Januar 1930 im Maly-Theater Leningrad: Die kommunistischen Funktionäre rümpften die Nase über „Die Nase“, aber das Leningrader Publikum war begeistert. Der 22-jährige Schostakowitsch bediente sich Gogols sozialkritischer, sarkastisch-grotesker Erzählung und komponierte respektlose, schlagzeuglastige Musik zu einem absurden revueartigen Kaleidoskop. Der brave Beamte Kovaljov verliert seine Nase und eine ganze Stadt hilft ihm bei der Suche. Derweil wächst das Riechorgan ansehnlich heran und macht sich im höheren Dienst selbständig. Am Ende wird die Nase so lange geprügelt, bis sie wieder klein ist wie zuvor und schließlich landet sie auch wieder dort wo sie hingehört. Eine Satire, die witzig, verrückt und überzogen ist, aber zugleich auch ein verstörendes, mutiges Anprangern von Machtgier in allen Formen. „Die Nase“ ist eine Oper die nie etwas von ihrer Aktualität verloren hat. WDR 3 Oper sendet den Mitschnitt der Neuproduktion an der Bayerischen Staatsoper in München vom 30.10.2021. Der aus St. Petersburg stammende Tenor Boris Pinkhasovich singt den Kovaljov. Vladimir Jurowski, der ab Herbst 2021 als neuer Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper beginnt, hat die musikalische Leitung.
20:05 Uhr | DLF
Freistil: „Dann macht es bumm!“ – Über die Symbiose von Fußball und Popmusik
Von Christian Blees. Regie: Rolf Mayer. Mit Simon Roden und Hildegard Meier. Ton und Technik: Michael Morawietz, Angelika Brochhaus, Peter Wagner. Produktion: Deutschlandfunk 2018
Die beiden Volkskulturen Fußball und populäre Musik führen seit rund 100 Jahren eine innige Beziehung. Wer vermag sich heutzutage noch einen Verein vorzustellen, der nicht über eine eigene Hymne verfügt?
Das Singen über Fußball hat im Laufe der Zeit einen Wandel vollzogen: vom allgemeinen Loblied auf den Sport und seine Spieler hin zur Ode an konkrete Helden und Mannschaften. Mit dem Aufblühen der Schlager- und Popmusik fühlten sich immer mehr Spieler dazu aufgerufen, selbst eine Platte einzusingen. Die Nationalelf sang jahrzehntelang Songs zur WM. Umgekehrt frönen diverse professionelle Musiker mit Inbrunst ihrer Fußball-Leidenschaft. So ließ sich Sir Elton John einst sogar zum Präsidenten seines Lieblingsvereins ernennen. Die Sendung beleuchtet die historischen und soziologischen Hinter- und Abgründe einer oft skurrilen Symbiose.
20:55:00 | Ö1
Ö1 Kunstsonntag: Milestones: Ernest Ranglin: „Ranglypso“ (1974)
Der 1932 geborene Jamaikaner Ernest Ranglin war in den 60er Jahren als Haus-Gitarrist im legendären Studio One in Kingston einer der zentralen Architekten von Ska, Rocksteady und Reggae, der auf einer Unmenge von Aufnahmen zu hören ist. Davor hatte er in den Touristenhotels der Karibikinsel Mento, Calypso und R&B gespielt. Doch im Grunde war und blieb Ernest Ranglin stets ein Jazzgitarrist und hat als solcher auch immer wieder herausragende Soloalben veröffentlicht. Die Platte „Ranglypso“ ist ein gut verborgenes Juwel in seiner Diskografie; bis heute hat sie nicht einmal eine Wiederveröffentlichung auf CD erfahren. Und sie tanzt auch stilistisch ein wenig aus der Reihe, denn Ranglin spielt da zwar wie so oft mit Monty Alexander, seinem Landsmann, Freund und Langzeitpartner an den Tasten, doch bei dieser im Oktober 1974 im deutschen Villingen aufgenommenen Session komplettieren ein Deutscher und ein Brite das Set: Eberhard Weber am Bass und Kenny Clare am Schlagzeug. Das ist einer der Gründe, warum hier nicht die basslastigen jamaikanischen Grooves vorherrschen, in die Ranglin sonst so gern seine schnellen Gitarren-Girlanden bettet. Feinfühlig und filigran klingt da nicht nur die Gitarre, sondern gleich das gesamte Quartett, das damals eigentlich nur für ein Hauskonzert von Monty Alexander beim deutschen Produzenten, Tonmeister und Labelbetreiber Hans-Georg Brunner-Schwer zusammengefunden hat. Doch der war so begeistert von Ranglin, dass er gleich auch dieses Album produzierte. Gestaltung: Michael Neuhauser
22:08 – 23:00 | Ö1
Höhepunkte aus 100 Jahren Festivalgeschichte – 100 Jahre Donaueschinger Musiktage (1). Eine klingende Rückschau
Die Donaueschinger Musiktage haben heuer ihren 100. Geburtstag gefeiert. Die 1921 unter fürstlicher Protektion neu gegründeten Donaueschinger Musiktage existierten fünf Jahre lang als Zentrum zeitgenössischer Kammermusik – mit Paul Hindemith als prägender Figur. 1950 gelang ein Neubeginn in Zusammenarbeit mit dem Südwestfunk, der sein Orchester zur Verfügung stellte und damit einen neuen Programmschwerpunkt einbrachte. Björn Gottstein übernahm 2015 die Leitung des Festivals und sorgte für eine thematische Öffnung. Wir bringen in dieser Sendung eine Rückschau auf Höhepunkte, kuratiert vom scheidenden Festival-Leiter Björn Gottstein. Gestaltung: Rainer Elstner
23.00 Uhr | Ö1 Radiokunst-Kunstradio
„Fugen – fragmentarisch vernetzt in 13 Bildern“ von Elisabeth Schimana
Linse der Nacht / Transit / The Great Gig in the Sky / Kugel und Katze / Fernsehding / Idoru / Walled City / Lucky Dragon / Auge und Uhr I / Auge und Uhr II / Rei Toei / Möglicherweise das Ende der Welt / Jennifer Radiostück und Musiktheater auf Basis der Idoru (Bridge)-Trilogie von William Gibson (Deutsche Übersetzung Peter Robert). Eine netzzeit Produktion in Kooperation mit Wien Modern und Ö1 Kunstradio
In der Idoru (Bridge) – Trilogie (Virtual Light 1994 / Idoru 1996 / All Tomorrow ‘s Parties 1999) von William Gibson kollidieren mächtige Medienmogule mit Hackern und den Brückenbewohner/innen, die physische Präsenz von Dingen und Körpern mit aus Code generierten Gestalten oder die fortlaufende Zeit eines Sekundenzeigers mit dem zeitlosen schwarzen Loch des digitalen Raums. Ein Kaleidoskop von Viren, Drogen, Waffen, Data Heavens, slicken PR-Manager/innen, Fernsehgläubigen, Datenkraken, Avataren und vielem mehr. Aber die Frage nach Autonomie und den sich zu schaffenden Räumen dazwischen, den Fugen, bleibt eine essentielle.
Begeben wir uns also in die Räume, in denen sich die Möglichkeiten befinden, „the interstitial“, wie Gibson sie nennt, Polyphonien von Stimmen, in denen jeder Stimme ein Raum gegeben wird, und komplexe unvorhersehbare Strukturen fragmentarisch vernetzt entstehen und vergehen.
DIY Elektronik oder der von Max Brand in Zusammenarbeit mit Bob Moog gebaute Max Brand Synthesizer symbolisieren Widerstand und Eigenermächtigung. Tastaturen erinnern an ihre Jahrhunderte alte Geschichte als Schnittstelle zu Maschinen – die Tasten des Clavichords, das zweifache Keyboard des Max Brand Synthesizers oder auch die Computertastatur.
„Fugen – fragmentarisch vernetzt in 13 Bildern“ ist im Rahmen des Wien Modern Festivals am 6., 10. und 11. November 2021 als Musiktheaterinstallation zu erleben. Eine netzzeit Produktion in Kooperation mit Wien Modern und Ö1 Kunstradio.
23.03 | WDR 3
Studio Neue Musik: Mit Bernd Künzig – Der Librettist Händl Klaus
Das Libretto, das sogenannte „Büchlein“, war für lange Zeit eine entscheidende Grundlage des Opernschreibens. Das Musiktheater des 20. Jahrhunderts hat an dieser Grundlage immer wieder „geschraubt“, Textmontagen traten meist an die Stelle dieses Wortkunstwerks.
Doch mittlerweile ist das Libretto im zeitgenössischen Musiktheater zurückgekehrt. Das auch dank Händl Klaus, der heute einer der gefragtesten und vielseitigsten Librettisten ist. Der österreichische Autor hat sich vor allem mit Gedichten und Prosa einen Namen gemacht. Seine Theaterstücke werden an den wichtigen Häusern gespielt, zuletzt hat er auch Drehbücher verfasst und Filme gedreht.
Intensiv hat er mit so unterschiedlichen Komponisten zusammengearbeitet wie Beat Furrer, Heinz Holliger, Georg Friedrich Haas, Arnulf Herrmann, Klaus Lang, Hèctor Parra oder Vito Zuraj. Seine Libretti sind nicht nur Literatur. Mit ihrem rhythmischen Ping-Pong-Spiel, in dem sich die Figuren wechselseitig die Worte reichen, sind selbst schon Sprachmusik, die den Autor zum veritablen Co-Schöpfer des Musiktheaters macht. Die alte Frage „Prima la musica, poi le parole“ wird in solchen Zusammenhängen neu beleuchtet.
23:05 bis 00:00 | BR-KLASSIK
Musik der Welt: Ein Porträt der vietnamesischen Zitherspielerin Nguyen Thanh Thuy
Seit ihrem 8. Lebensjahr spielt Nguyen Thanh Thuy die vietnamesische mit 16 Stahlsaiten bespannte Wölbbrettzither Ðàn tranh, hat zahlreiche Preise gewonnen und trat oft im vietnamesischen Fernsehen auf. Doch die ausschließlich anmutige Weiblichkeit in Gestik und Erscheinung betonende Präsentation erkannte sie als Missbrauch der Tradition und Erniedrigung als Künstlerin. 2006 gründete sie mit dem Gitarristen Stefan Östersjö und der Ðàn B?u-Spielerin Ngô Trà My das Trio „The Six Tones“, das die Klangwelt und Tradition der Instrumente nicht mit einengenden Kompositionen, sondern durch intensive Kooperation erforscht und auch in Installationen und Performances den Körper als Objekt und Subjekt von Musik und Kulturen reflektiert. Unbestechlich treu zur musikalischen Tradition Vietnams ist die vielseitige Musikerin, die jetzt in Stockholm lebt, gleichzeitig offen für die Erforschung einer Gegenwartsmusik im interkulturellen Raum abseits des Diktats westlicher Ästhetik. Eine Sendung von Matthias Richard Entreß