»Ego kills« – Killing Popes veröffentlichen neues Album

(Von Mathias Bäumel) »Jazz from Hell«: Ältere unter den Lesern bzw. Hörern können mit dieser Bezeichnung etwas anfangen; es handelt es sich dabei sowohl um eine Komposition als auch einen LP-Titel von Frank Zappa. Die 1986 veröffentlichte Platte rief sofort Pro und Kontra hervor. Der Rockjournalist Barry Miles soll gesagt haben, dass der Rhythmus der Stücke »merkwürdig« sei und wie eine »maschinelle Version einer singenden Säge« klinge. Andererseits erhielt Zappa für diese Veröffentlichung 1988 einen Grammy Award für die Beste Darbietung eines Rockinstrumentals. Wie dem auch sei – zwei Dinge zeichnen dieses Album aus, das dadurch innerhalb der Populärmusik entgrenzend fungierte: eine künstlich wirkende Klanglichkeit, die in Sound und Melodik vom fast alle Tracks dominierenden Synclavier geprägt ist, und eine konzentrierte Perkussivität mit variablen Metren und Tempi sowie komplexen Rhythmen.

Diese Kombination aus klanglicher und rhythmischer »Künstlichkeit« (besonders deutlich bei »G-Spot Tornado« und »Massaggio Galore«) macht den eigentlichen Wert von »Jazz from Hell« aus – und führt mich direkt zu Oli Steidles Killing Popes mit ihrer neuen CD »Ego kills«!

Die Musik besticht mit einer spannungsgeladenen, im positiven Sinne widersprüchlichen Klangwelt, in der sich »künstliche« Sounds digitaler Instrumente (Dan Nicholls an den Keyboards) mit den natürlichen Sounds (Phillip Groper, sax; die großartige Jelena Kuljic, voc) begegnen, überkreuzen, ergänzen. Besser als mit diesen in steter, schneller Wandlung begriffenen Klängen kann man wohl die Begegnung von Freejazz, Punk, New Wave, Rock und Electronic-Avantgarde – so die collagenhafte Musik auf dieser CD – nicht formen! Rhythmische Vielfalt und sich verschiebende Tempi sind atemberaubend, die Komplexität wirkt nie verkopft, sondern zeugt von Spielfreude, Rasanz und einem kompakten Miteinander. Oliver Steidle (dr), Phil Donkin (b), Frank Möbus (g) und natürlich Nicholls sorgen für diesen multirhythmischen Zauber und einem Detailreichtum, durch den das Zuhören nicht nur eine reizvolle Herausforderung ist, sondern auch befreiend Spaß macht.

CD:

The Killing Popes: »Ego kills«, Shhpuma powered by Cleanfeed (2021)

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