Grimmig widersetzt sich Mutter Wolf dem Herr des Dschungels, Shir-Khan: „Das Menschenjungen gehört uns. Es bleibt hier!“ Verärgert wendet sich der hungrige Tiger, nachdem er seine Chancen auf einen Kampf abgewogen hat, und zieht davon. Begleitet vom Geheul des Wolfsrudels und drohendem Geklöppel auf dem Marimbafon, welches sich im Zusammenspiel mit Blech- und Holzbläsern, Perkussion und Streichern zu einem majestätisch-stolzem Orchesterklang entwickelt. (Beitragsbild Martin Auer von Michael Scheiner)
Klassiker im Kinderzimmer
Martin Auer, Trompeter und vielbeschäftigter Arrangeur, hat im Auftrag der Deutschen Oper Berlin die Musik für eine musikalisches Erzählkonzert geschrieben, dessen Thema in fast jeder Familie präsent ist. Die Story um das Findelkind Mowgli, das von Wölfen aufgezogen wird, gehört zu den Klassikern in Kinderzimmern. Meist in der fröhlich-bunten Fassung des gleichnamigen Disney-Animationsfilms von 1967. Für das Liveprojekt mit der Bigband der Deutschen Oper ist die Abenteuergeschichte von Rudyard Kipling von Rüdiger Ruppert bearbeitet worden. Verknüpft mit der Musik von Auer ist eine spannende, reduzierte Fassung des Originaltextes entstanden. Gesprochen mit der unverwechselbaren Stimme von „The Voice“ Christian Brückner kann diese regelrecht Gänsehaut erzeugen und so tief hineinziehen, dass eine ganze schaurig-schöne Welt entsteht.
Munterer Stilmix
In seiner Musik mischt Auer munter Genres und Stile und schafft damit eine filmisch-homogene Soundlandschaft, in der sich Tiger und die stolzen Wölfe, der kluge Panther Baghira und der treuherzige Bär Balu wie auf einer Bühne bewegen, die die Disneywelt meilenweit in den Schatten stellt. Musik und Stimme gehen ineinander über, ergänzen und fordern sich in der klanglich-vokalen Formung dieser dunkel-schimmernden, faszinierenden Welt heraus. Schräges Gebläse signalisiert das gesetzlose Affengesetz, traurige Violinklänge leitet das Kidnapping des Menschenkinds ein. Einmal gefangen, klingt die tobende Affenbande im schnellen Schlagzeugspiel und Durcheinander von Bläsern und Saiten wie ein vielstimmiger Chaoschor. Die Schlange Kaa gleitet auf den inständig-weiten Klängen einer Duduk, begleitet von einer Tambura.
Exotische Instrumente
Weltmusikalische Elemente mischen sich mit Jazz, Fanfarenstimmen, rockigen Versatzstücken und vielschichtigen Rhythmen. Exotische Instrumente treffen auf gewohntes Instrumentarium und schaffen eine eigene kongruente Klangwelt. Erwähnenswert das familiäre Detail, dass mit Kai Brückner der Sohn des berühmtes Sprechers/Erzählers als Gitarrist im wilden Orchester – das sehr diszipliniert und mitreißend dieses Erzählkonzert in Szene setzt – mit dabei ist. Mit der warmen, rauchigen Stimme Christian Brückners ergibt es einen Hörgenuss der besonderen Art und geht weit über ein gewöhnliches Hörbuch hinaus. Durch verschiedene Stile und ungewohnte Instrumente entsteht eine bewegende Soundlandschaft, die dem bekannten Dschungelbuchtext eine überraschende und frische Dimension verleiht.
Christian Brückner & das wilde Jazzorchester: Rudyard Kipling/Das Dschungelbuch, Argon Verlag, ISBN 978-3-8398-4995-8 (auch als download/streaming erhältlich)
Besetzung:
Christian Brückner (Rezitation)
Martin Auer (Komposition, Trompete, Musikalische Leitung)
Karola Elßner (Duduk, Bass-Saxofon, Altflöte, Bassklarinette)
Sebastian Krol (Posaune, Violoncello)
Kai Brückner (Gitarren, Tambura, Sarod)
Monia Rizkallah (Violine)
Anna Matz (Violine 2)
Leslie Riva-Ruppert (Violoncello)
Julius Peter Nitsch (Kontrabass)
Björn Matthiessen (Marimbafon, Percussion)
Sebastian Trimolt (Gongs, Glockenspiel, Percussion)
Rüdiger Ruppert (Drums, Percussion)