Ein kleiner Blick in die Radiowoche 28. Die ARD-Radio-Suchmaschine steht komplett leer und still. Keiner antwortet auf Anfragen.
Die Übersicht zum Download als PDF. Alle Angaben ohne Gewähr.
mo – 12.07.2021
20:03 Uhr | Deutschlandfunk Kultur
In Concert: Loft, Köln – Aufzeichnung vom 09.02.2021 – Eva Klesse Quartett
Evgeny Ring, Altsaxofon; Philip Frischkorn, Klavier; Stefan Schönegg, Kontrabass; Eva Klesse, Schlagzeug. Moderation: Matthias Wegner
21:05 Uhr | DLF
Musik-Panorama: Neue Produktionen aus dem Deutschlandfunk Kammermusiksaal – Sitting in a Room (1969)
Johann Sebastian Bach und Alvin Lucier. Hanna Herfurtner, Sopran; Clara Blessing, Oboe; Joosten Ellée, Violine; Elina Albach, Cembalo und Orgel; Linda Mantcheva, Violoncello. Aufnahme vom Oktober und November 2020
Am Mikrofon: Rainer Baumgärtner. Die erste Solo-CD der Sopranistin Hanna Herfurtner konnte, pandemiebedingt, nur mit einer kleinen Besetzung realisiert werden. Sie wählte Gesänge aus acht geistlichen Bach-Kantaten aus und bettete sie in die bekannteste Komposition des US-Amerikaners Alvin Lucier ein. So versuchte sie ihre Erfahrungen mit Isolation und fehlender Resonanz im Lockdown auszudrücken. Bei Luciers Klangexperiment wird ein gesprochener Text, der mit den Worten „I am sitting in a Room“ beginnt, 32-mal abgespielt und in der jeweils letzten Version dann neu aufgenommen. Am Ende hat sich das Gesprochene vollkommen in den Raumresonanzen aufgelöst. Diese Geräusche bilden einen spannenden Kontrast zu den glaubensfesten Arien von Johann Sebastian Bach.
21:30 Uhr | Deutschlandfunk Kultur
Einstand: Neue Klangdimensionen als Utopie – Kammermusik als Studienfach
Im Gespräch mit Oliver Wille. Kammermusik trotzt Corona. In der Pandemie konnte man schnell den Eindruck gewinnen, dass diese musikalische Gattung neu aufleben würde. Doch die Musikhochschulen bauen schon seit Längerem ihre kammermusikalischen Angebote und Master-Studiengänge aus. Die Wege zu einer eigenständigen Ensemble-Identität sind dabei sehr verschieden. Ein Gespräch mit dem Professor für Streicherkammermusik Oliver Wille an der Hochschule für Musik und Theater Hannover.
23:03 – 24:00 | Ö1
Musikalische Neudeutungen der Passion. Osterfestival Tirol (1)
In einem gemeinsamen Projekt mit dem Countertenor Daniel Gloger hat das Osterfestival Tirol vier zeitgenössische Komponist/innen eingeladen, ihrer Deutung von Passion heute zu erarbeiten: Eva Reiter, Jennifer Walshe, Silvia Rosani und Amr Okba. Im Zentrum des Konzerts standen Michel-Richard Delalandes „Leçons de ténèbres“ („Finstermetten“). Darum gruppierte sich die zeitgenössische Musik in einer Verbindung von Alt und Neu, von Tradition und Aktualität, von barockem Instrumentarium, vermischt mit Modernem. Ein persönliches Bekenntnis des modernen Menschen in all seiner Vielseitigkeit und Zerrissenheit.
Besetzung: Daniel Gloger (Countertenor), Annelie Gahl (Violine), Eva Reiter (Viola da Gamba), Samuel Toro-Perez (E-Gitarre), Eugène Michelangeli (Cembalo). Ein Mittschnitt vom 12. Juni 2021 aus dem Salzlager Hall in Tirol. Gestaltung: Patrizia Jilg
23:30 – 24:00 Uhr | SWR2
ARD Radiofestival. Jazz: Transkulturell – Das Trickster Orchestra von Cymin Samawatie und Ketan Bhatti
Von Franziska Buhre. Ein Orchester mit freischaffenden Musiker*innen zu gründen, zu entwickeln und durch schwierige Arbeitsbedingungen zu navigieren, erfordert einen langen Atem und herausragende Persönlichkeiten mit einer elementaren künstlerischen Vision. Die Sängerin und Komponistin Cymin Samawatie und der Komponist und Musiker Ketan Bhatti riefen 2013 das Orchester Divan der Kontinente ins Leben, um Instrumente und musikalische Traditionen des globalen Nordens und Westasiens einander anzunähern. Inzwischen kann das Trickster Orchestra bedeutende Erfolge vorweisen, gekrönt vom 2021 erschienenen Debüt-Album.
di – 13.07.2021
00:05 Uhr | Deutschlandfunk Kultur
Neue Musik: Fiktion und Fakten – Über das Feld der „künstlerischen Forschung“ in der Neuen Musik
Von Johannes Kreidler. (Wdh.v. 30.08.2016). Lassen sich künstlerische Praxis und wissenschaftlicher Erkenntnisgewinn verbinden? Einblicke in künstlerische Forschungsarbeit.
Was gibt es in der Neuen Musik zu forschen? Wo tun sich dort Felder auf, bei denen es nicht nur bei einem spielerischen Experimentieren bleibt, sondern wirklich wie in einem Labor mit gewisser Systematik gearbeitet wird, mit Anspruch auf Resultate, die für sich einen Fortschritt, einen Nutzen auch für andere darstellen? Was für ein Forschungs-, was für ein Wissenschaftsbegriff steckt dahinter, oder, man muss es besser gleich so sagen, welche Begriffe kann dieses Feld umfassen? An welchen Punkten können sich Musik und Wissenschaft treffen? Was können die Ziele sein? Auskunft dazu geben Marko Ciciliani von der Kunstuniversität Graz, Heloisa Amaral vom Orfeus Institut Gent, Georg Hajdu von der Hochschule für Musik und Theater Hamburg, Katja Heldt von der Concordia University Montréal und Hakon Stene von der Nordischen Musikakademie Oslo, sowie Texte von Julian Klein, dem Leiter des Instituts für künstlerische Forschung in Berlin, und Daniel Hornuff, Kunstwissenschaftler und Kritiker der künstlerischen Forschung.
20:03 Uhr | Deutschlandfunk Kultur
Konzert: Historische Konzerte – Hochschule für Musik Berlin. Aufzeichnung vom 02.05.1955
Perotinus/ Rudolf von Ficker: Organum Quadruplum „Sederunt principes“ | Claude Debussy: „Le Martyre de Saint Sébastien“ – Bühnenmusik zum Mysterienspiel in 5 Akten von Gabriele d’Annunzio für Soli, Sprecher, gemischten Chor und Orchester
Anny Schlemm, Sopran; Ingeborg Oberreich, Alt; Wilhelm Borchert und Siegmar Schneider, Sprecher; Berliner Motettenchor; RIAS Kammerchor; RIAS Symphonie-Orchester. Leitung: Ernest Ansermet
21:05 Uhr | DLF
Jazz Live: Post-Bop, Prä-Bowie – Donny McCaslin Quartett (2/2)
Donny McCaslin, Tenorsaxofon; Uri Caine, Piano; Scott Colley, Kontrabass; Antonio Sanchez, Schlagzeug. Aufnahme vom 14.11.2010 aus der Unterfahrt, München
Am Mikrofon: Odilo Clausnitzer. In den letzten zehn Jahren hat sich der amerikanische Saxofonist Donny McCaslin zunehmend Einflüssen aus Rock, Pop und elektronischer Musik geöffnet. Ein Höhepunkt wurde seine Kooperation mit David Bowie. Das Konzert aus München von 2010 zeigt ihn als brillanten Improvisator in akustischem Jazz-Kontext. In der „Unterfahrt“ stellte McCaslin vor allem das Repertoire seiner kurz zuvor eigespielten Platte „Perpetual Motion“ vor. Mit dem Pianisten Uri Caine und dem Schlagzeuger Antonio Sanchez waren zwei prominente, an den Studioaufnahmen beteiligte Musiker auch live dabei. Donny McCaslin steht mit seinem Tenorsaxofon-Stil in der Tradition kraftvoll-präziser Spieler wie Michael Brecker. Frühe Erfahrungen sammelte er als dessen Nachfolger in Mike Mainieris Jazzrock-Gruppe Steps Ahead. McCaslin ist außerdem ein Meister der „thematischen Improvisation“: Statt auf Formeln und Skalen setzt er in seinen dynamischen Soli auf konsequente melodische und motivische Entwicklung. Bei diesem packenden Quartett-Konzert bewies er eindrucksvoll seine Klasse.
22:05 bis 23:00 | BR-KLASSIK
Horizonte: Musik der Gegenwart
Konstantia Gourzi: „Hommage à Mozart“ (Nils Mönkemeyer, Viola; William Youn, Klavier); „Ny-él, Two Angels in the White Garden“ (Orchester der Lucerne Festival Academy: Konstantia Gourzi); „Anájikon, The Angel in the Blue Garden“ (Minguet Quartet)
22:05 Uhr | DLF
Musikszene: Shalom und Grüß Gott – Jüdische Kammerorchester in Deutschland
Von Sophie Emilie Beha. Nach der Machtübernahme Hitlers entzog das NS-Regime jüdischen Musikern zunehmend die Auftrittsmöglichkeiten. Nach und nach wurden sie aus staatlichen und privaten Orchestern ausgeschlossen – und gründeten schließlich eigene Ensembles. So entstand beispielsweise das Jüdische Kammerorchester Hamburg, gegründet 1934 als Notgemeinschaft von Berufsmusikern. Seit seiner Wiederbelebung 2018 erinnert es an vergessene Komponisten und deren Werke, genau wie die Neue Jüdische Kammerphilharmonie Dresden. Eine andere Philosophie vertritt das Jewish Chamber Orchestra Munich, das sich nach einer Umbenennung das Jüdisch-Sein in den Namen geschrieben hat. Es möchte jüdische Gegenwartskultur sichtbar machen und nicht ausschließlich an die Shoah erinnern. Diese Sendung porträtiert die drei Kammerorchester in ihrem historischen und gesamtgesellschaftlichen Kontext.
23:03 – 24:00 | Ö1
Das Wiener Palais Fanto als Ort für Neues – Uraufführungen im Schönberg Center. Ein Rückblick
Heute, am 13. Juli 2021, jährt sich der Todestag von Arnold Schönberg zum 70. Mal. Für die „Zeit-Ton“-Redaktion Anlass genug, einen Blick auf die Uraufführungen im Veranstaltungsprogramm des Arnold Schönberg Center im Wiener Palais Fanto zu werfen. Die dort beheimatete Stiftung hat die Aufgabe, mit Konzerten, Ausstellungen, Symposien und Vermittlungsprogrammen, das Werk von Arnold Schönberg zu erforschen, verbreiten und seinem interdisziplinären künstlerischen Einfluss eine kreative Umsetzung zu ermöglichen. Dieser findet sich u.a. in neuen Werken wieder, die von Musikerinnen und Musikern des Ensemble Reconsil, des Ensemble Wiener Collage und vielen anderen im Konzertsaal der Institution dargeboten werden.
Seit der Eröffnung des Kulturzentrums im Jahr 1998 bieten die regelmäßig stattfindenden Konzerte zeitgenössische Werke genauso wie Kompositionen des Namensgebers, sehr oft stehen diese miteinander im Kontext. In dieser Zeit-Ton-Sendung werden neue Werke aus den vergangenen 20 Jahren zu hören sein, Angelika Möser, die Direktorin des Arnold Schönberg Centers, berichtet über besondere musikalische Ereignisse. Gestaltung: Marie-Therese Rudolph
23:30 – 24:00 Uhr | SWR2
ARD Radiofestival. Jazz: Love Letters – Der Pianist Michel Petrucciani bei den Leipziger Jazztagen 1995
Von Bert Noglik. Sein Solokonzert bei den Leipziger Jazztagen war eine Sternstunde in der Geschichte des Festivals. Michel Petrucciani strahlte mit seiner Musik Wärme und Liebe aus. Und er bekam all das vom Publikum zurück. Der als Sohn einer italienisch-französischen Familie in der Provence Aufgewachsene, kam mit der seltenen Glasknochenkrankheit zur Welt, blieb zeit seines Lebens kleinwüchsig, wusste sich aber mit bewundernswerter Willenskraft über sein Handicap hinwegzusetzen. Sein technisch brillantes Spiel verzauberte mit Leichtigkeit, mit Reverenzen an die Jazzgeschichte und sprudelnder Fantasie.
mi – 14.07.2021
20:03 Uhr | Deutschlandfunk Kultur
Konzert: Historische Konzerte – Hochschule für Musik Berlin
Aufzeichnung vom 27.02.1967. Lieder von Hugo Wolf, Johannes Brahms, Max Reger, Hans Pfitzner und Robert Schumann. Christa Ludwig, Mezzosopran; Erich Werba, Klavier
21:30 Uhr | Deutschlandfunk Kultur
Alte Musik: Ratschläge und Belehrungen – Der erste Opern-Librettist Ottavio Rinuccini (1562-1621)
Von Georg Beck. (Wdhg.v. 02.01.2018). Er war nicht nur dabei, als die Oper entstand. Er hat mitgeholfen, dass sie entstand. Ottavio Rinuccini, Schriftsteller, Poet aristokratisch Florentiner Abstammung lieferte die ersten Opernlibretti: für Jacopo Peri „Dafne” (1598) und „Euridice” (1600) sowie „Arianna” für Claudio Monteverdi (1608), eine Geburtshilfe, die weit über das Aushändigen von Texten in Versform hinausging. Ottavio Rinuccini stand nicht abseits, vielmehr im Zentrum einer künstlerischen Innovation, eines permanenten Gesprächs zwischen Musikern, mäzenatischen Musikfreunden, Philosophen, Poeten. Die Zeitgenossen sahen es so: Es waren die an die Komponisten gerichteten Ratschläge und Belehrungen Ottavio Rinuccinis, die das neue musikalische Drama, die Oper, wie wir sie kennen, ins Leben gerufen hatten.
22:05 Uhr | DLF
Spielweisen: Wortspiel – Das Musik-Gespräch
Der Pianist Aaron Pilsan gibt Einblicke in Johann Sebastian Bachs Wohltemperiertes Klavier im Gespräch und am Flügel des Deutschlandfunk Kammermusiksaals
Johann Sebastian Bach: Präludium XXIII in H-Dur, BWV 868 Fuge XXIII in H-Dur Präludium XXIV in h-Moll, BWV 869 Fuge XXIV in h-Moll, Aufnahme vom Juni 2020 aus dem Deutschlandfunk Kammermusiksaal, Köln
Am Mikrofon: Niklas Rudolph. Johann Sebastian Bachs „Wohltemperiertes Klavier“, eine Sammlung von Präludien und Fugen durch alle Tonarten, gilt als eines der bekanntesten Werke der Musikgeschichte. Für sein Debüt beim Label Alpha Classics experimentierte der österreichische Pianist und Deutschlandfunk-Förderpreisträger Aaron Pilsan mit den gängigen Hörerwartungen – mit eigener Stimmung und einer sehr persönlichen Interpretation. Am Ende der Aufnahmetage gab Pilsan im Gespräch und am Flügel Einblicke in sein Verständnis und seinen Zugang zu diesem Werk. Im zweiten Teil der Sendung spielt er die letzten beiden Präludien und Fugen, in H-Dur und h-Moll. Seit 1988 vergibt der Deutschlandfunk einen Förderpreis gemeinsam mit dem Musikfest Bremen für hochbegabte Nachwuchsmusiker, Preisträger waren bereits u.a. Julia Fischer, Patricia Kopatchinskaja, Sophie Pacini. Aaron Pilsan gewann den Preis bereits 2017. Die Begründung der Jury: Trotz seines jungen Alters, geboren 1995, trete Aaron Pilsan schon als ausgereifter Künstler mit klaren musikalischen Vorstellungen auf. Er überzeuge mit unbeschränktem technischem Können und einer differenzierten Anschlagskultur mit individuellen Interpretationsansätzen.
23:03 – 24:00 | Ö1
Rückblick, Vorschau und aktuelle Veröffentlichungen – Zeit-Ton Magazin
Jeden Mittwoch präsentieren wir Ihnen ausgesuchte Veranstaltungstipps für die kommenden sieben Tage und die spannendsten Neuveröffentlichungen. M. u.a. einer Vorschau auf das Festival Inside Out der Electric Orpheus Academy. Gestaltung: Heinrich Deisl
23:30 – 24:00 Uhr | SWR2
ARD Radiofestival. Jazz: jazzahead 2021 – Die Messe in Corona-Zeiten
Von Arne Schumacher. Im April letzten Jahres musste die jazzahead ausfallen. Für 2021 entwickelte das Team der weltweit beachteten Jazzmesse aus Bremen Pläne für eine Streaming-Variante. Die wurden erfolgreich umgesetzt. Von den sogenannten „Showcase“-Konzerten, den halbstündigen Auftritten ausgewählter Bands, konnten immerhin 12 vor Ort stattfinden. Dazu zog die Messe in Bremens größte Halle. Die Audio-Mitschnitte produzierte in bewährter Weise Radio Bremen. Eine Sendung mit Auszügen aus den Konzerten und Einblicken in die schwierige Umsetzung der Großveranstaltung unter den Bedingungen der Corona-Vorgaben.
do – 15.07.2021
00:05 Uhr | Deutschlandfunk Kultur
Neue Musik: Vor 50 Jahren – Pro-Kontra
Die Wittener Tage für neue Kammermusik 1971. Vorgestellt von Stefan Fricke
20:03 Uhr | Deutschlandfunk Kultur
Konzert: Historische Konzerte – Metropol-Theater, Berlin
Aufzeichnung vom 11.11.1968. Ludwig van Beethoven: Leonoren-Ouvertüre Nr. 3 C-Dur op. 72 | Johannes Brahms: Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 77 | Witold Lutoslawski: Konzert für Orchester. Oleg Kagan, Violine; Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin; Leitung: Rolf Kleinert
21:05 Uhr | DLF
JazzFacts: Innig, fließend, eindringlich – Der Pianist und Komponist Lucas Leidinger
Von Anja Buchmann. Impressionistische Harmonien finden sich genauso in der Musik des 32-jährigen Kölners wie abstrakte Klänge, betörend schöne Melodien werden kontrastiert mit schroffen, kühlen Sounds. Als Pianist und Komponist ist Lucas Leidinger ein sensibler Radikaler. Im Alter von fünf Jahren begann Lucas Leidinger mit dem Klavierspiel, zunächst nach Gehör. Auch klassische Stücke spielte er lieber aus dem akustischen Gedächtnis als nach Noten. Sein intuitiver Zugang zum Musikmachen führte ihn schließlich zum Studium der Jazzimprovisation in Köln. Beim Aufbaustudium am „Rytmisk Musikkonservatorium“ in Kopenhagen setzte er sich unter anderem mit Kompositionen für Streicher auseinander – Kenntnisse, die auch in sein Projekt Lucas Leidinger Trio & Strings von 2016 einflossen. Daneben ist der bekennende Beatles-Fan im Duo mit dem belgischen Saxofonisten Daniel Daemen unterwegs, gründete das faszinierend luftig klingende, basslose Trio Aurora und ist Teil des internationalen Improvisationsquartetts Mount Meander.
22:05 bis 23:00 | BR-KLASSIK
Horizonte: Rund ums EM-Finale (II)
Moritz Eggert: „Die Tiefe des Raumes“. Ein Fußballoratorium, Zweite Halbzeit und Nachspielzeit (Solisten, Chor und Orchester der Musikakademie der Studienstiftung des deutschen Volkes: Moritz Eggert)
Am Sonntag endete im Londoner Wembley-Stadion die Fußball-Europameisterschaft, und wir präsentieren Ihnen heute den zweiten Teil von Moritz Eggerts opulentem Fußballoratorium „Die Tiefe des Raumes“. Der Mitschnitt dieses Konzerts aus dem Jahr 2019 im Münchner Gasteig ist neu beim Label NEOS erschienen.
22:05 Uhr | DLF
Historische Aufnahmen: Sternstunden – Musikalische Konversation unter Gleichen
Franz Schubert: Streichquartett Nr. 15 G-Dur, D 887. Busch Quartett
Studio-Aufnahme vom 22. und 30.11.1938. Seit den 1920er-Jahren wurde das Busch Quartett als die führende Streichquartett-Formation deutscher Herkunft gefeiert. Mit seinen Aufnahmen von Beethoven, Schubert und Brahms, die in London, schon im Exil, entstanden, schrieb es Schallplattengeschichte. Auch die Einspielung von Franz Schuberts letztem Streichquartett überzeugt durch eine Klarheit und Eindringlichkeit, die keinerlei Drang zur Selbstdarstellung kennt. Das Busch Quartett steht für ein werkdienliches Musizieren im besten Sinne.
23:03 – 24:00 | Ö1
Die Komponistin und Musikerin Pia Palme im Zeit-Ton Porträt
Der Weg zur experimentellen Musik, den die gebürtige Wienerin Pia Palme vor vielen Jahren eingeschlagen hat, ist ein verschlungener. Mit Musik zu tun hatte er im weitesten Sinne die ganze Zeit: Studien der Musikpädagogik, Mathematik und Darstellenden Geometrie, als Oboistin tätig im Alte Musik Bereich, genauso auch bei Kurkonzerten, Lehrende an Musikschulen, Auseinandersetzung mit Buddhismus und Meditation, schließlich, als sie von der klassischen Musik genug hatte, begann sie zu improvisieren und zu experimentieren, mit Elektronik, damals vor allem mit analogen Geräten, denn sie wollte einfach nicht mehr nach Noten spielen. Ihre Projekte wurden umfangreicher, sie arbeitete viel mit Stimme und Texten und es stellte sich heraus: Ganz ohne Verschriftlichung funktioniert das nicht, denn die Musikerinnen und Musiker müssen ihre Passagen im zeitlichen Ablauf zuordnen können, die Interpretationen müssen wiederholbar werden. Pia Palme begann grafisch zu notieren. Im Zuge eines Sabbaticals wollte sie sich den klanglichen Möglichkeiten ihrer (Kontra)bassblockflöte widmen, und landete bei einem Doktoratsstudium, eine Reflexion über ihre eigene künstlerische Arbeit.
Mittlerweile hat sie mehrere künstlerische Forschungsarbeiten abgeschlossen, zuletzt an der Kunstuniversität Graz das mehrjährige PEEK-Projekt „On the fragility of sounds“, in dem Musiktheater und Komposition aus der Position der künstlerischen Praxis und Forschung heraus untersucht worden sind. Diesem Forschungsprojekt wird der morgige Zeit-Ton gewidmet sein. Und noch einen weiteren Schwerpunkt gibt es in dem vielseitigen Schaffen von Pia Palme: In ihrer Laufbahn als Musikerin, Lecture-Performerin, Komponistin, Forscherin und Kuratorin hat sie stets die Präsenz und das Wirken von Frauen ermöglicht, wie etwa mit dem selbst initiierten Projekt e_may. Festival neuer und elektronischer Musik (2007-2021, gemeinsam mit Gina Mattiello). Gestaltung: Marie-Therese Rudolph
23:30 – 24:00 Uhr | SWR2
ARD Radiofestival. Jazz: „Noticias de Zenón y Klein“ mit der hr-Bigband – Botschaften Lateinamerikas
Von Gregor Praml. Sie sind seit langem befreundet und sie begegnen sich auch musikalisch immer gerne auf der Bühne: der Saxofonist Miguel Zenón aus Puerto Rico und der Komponist Guillermo Klein aus Argentinien. Was sie dabei vor allem verbindet, ist die Arbeit mit der New Yorker Big Band „Los Guachos“, die Klein in den 1990ern gegründet hat und mit der er von sich reden machte. Zenón, der als einer der einflussreichsten Saxofonisten seiner Generation gilt, ist ebenfalls Teil der Band. Neue Botschaften aus Lateinamerika versprach das Treffen mit der hr-Bigband im Frühjahr 2020 – kurz vor dem ersten Lockdown.
fr – 16.07.2021
00:05 Uhr | Deutschlandfunk Kultur
Klangkunst: Limitless Potential – Von Jennifer Walshe und Jon Leidecker
Mit Beiträgen von Style Kincaid, Arthur Chen, Anna Devin und John Hess. Produktion: Deutschlandfunk Kultur 2020. Länge: 50’11
Künstliche Intelligenz kann zuhören: Von der Tonhöhenkorrektur bis zum Emotionsmanagement prägt sie zunehmend unseren akustischen Alltag. Jennifer Walshe und Jon Leidecker komponieren mit den neuesten Tools aus dem Silicon Valley.
Im Silicon Valley entfaltet der Überwachungskapitalismus ganz eigene Visionen für die Zukunft der Menschheit: Chatbots nehmen es uns ab, Fremden gegenüber höflich zu sein. Und Unternehmer erhalten die Möglichkeit, ihren Profit auf Kosten der Musikwelt zu maximieren. Im Zeitalter der künstlichen Intelligenz lernen Maschinen nicht nur rechnen und denken – sie sollen auch zuhören können. Die dafür entwickelten Softwarebausteine nutzen die Komponistin Jennifer Walshe und der Elektronikmusiker Jon Leidecker für ein hintergründiges Spiel mit der künstlichen Intelligenz. Sie erforschen und hinterfragen das „machine listening“ von der automatischen Tonhöhenkorrektur bis zur emotionalen Bindung an neuronale Netzwerke.
Jennifer Walshe, geboren 1974 in Dublin, ist Vokalistin und Komponistin. Sie studierte Komposition bei John Maxwell Geddes in Glasgow und promovierte 2002 in Komposition an der Northwestern University in Chicago. Zahlreiche Auszeichnungen und Stipendien, darunter der Kranichsteiner Musikpreis und Einladungen zu den Internationalen Ferienkursen für Neue Musik in Darmstadt (2000) und dem Residenzprogramm der Akademie Schloss Solitude in Stuttgart (2003- 2004). Sie war Stipendiatin des DAAD Berliner Künstlerprogramm (2004- 2005), der Foundation for Contemporary Art in New York (2007) und des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur (2008). Walshe lehrt an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, Stuttgart.
Jon Leidecker aka Wobbly lebt in San Francisco und ist seit Mitte der achtziger Jahre in der elektronischen Musik aktiv. Er arbeitete mit zahlreichen Bands und Künstler*innen, darunter Negativland, Thurston Moore Ensemble, Dieter Moebius & Tim Story, Laetitia Sonami, Matmos, People Like Us, Zeena Parkins, Fred Frith, Tania Chen, Thomas Dimuzio, The Freddy McGuire Show und Sagan. 2008 erhielt er den Auftrag des Museums für zeitgenössische Kunst in Barcelona für einen neunstündigen Podcast über die Geschichte der Collage und des Samplings. 2015 übernahm er die renommierte Radiosendung „Over the Edge“ auf KPFA FM, in der live Radiocollagen gemischt werden.
19:15 Uhr | DLF
Mikrokosmos – Die Kulturreportage – Schwerpunkt: Auf der Suche nach dem Wir (3/4) – Neue Perspektiven auf und hinter der Bühne
Von Anna Seibt. Deutschlandfunk 2020 „Wem gehört die Welt?“ fragte das Hamburger Thalia Theater bei einem Theaterfestival kurz vor Ausbruch der Corona-Pandemie in Deutschland. Ein Schwerpunktthema sind die Spätfolgen des Kolonialismus. Für die Produktion „Hereroland“ haben sich ein deutscher und ein namibischer Regisseur zusammengeschlossen. Sie beschäftigen sich mit den Auswirkungen des deutschen Kolonialismus in Namibia. Wie hat die Zusammenarbeit funktioniert? Reicht gegenseitiges Interesse, um Vorurteile und Machtgefälle auch hinter den Kulissen zu überwinden? Und wie lässt sich Geschichte auf der Bühne darstellen, ohne Hierarchien erneut zu verfestigen? Vielleicht löst die Schaffung neuer Staaten für afrikanische Europäer und europäische Afrikaner das Problem, so wie es in der Produktion „Reverse Colonialism!“ mit Humor, aber durchaus ernsthaftem Hintergrund, durchgespielt wird. Die Sendung geht der Frage nach, ob die Konflikte, die auf der Bühne behandelt werden, auch hinter der Bühne bearbeitet werden.
20:03 Uhr | Deutschlandfunk Kultur
Konzert: Historische Konzerte – Philharmonie Berlin
Aufzeichnung vom 06.11.1967. Joseph Haydn: Andante con Variazioni f-Moll Hob. XVII/6 | Wolfgang Amadeus Mozart: Sonate a-Moll KV 310 | Ludwig van Beethoven: Sonate Nr. 21 C-Dur op. 53 „Waldstein-Sonate“ | Franz Schubert: 4 Impromptus D 899. Friedrich Gulda, Klavier
22:05 Uhr | DLF
Milestones – Jazzklassiker – Der Urknall. Louis Armstrongs Hot Five & Hot Seven
Am Mikrofon: Odilo Clausnitzer. Zwischen November 1925 und Dezember 1928 machte Louis Armstrong 65 Aufnahmen, die die Musikgeschichte revolutionierten: Die Hot Fives & Hot Sevens gelten als das einflussreichste Aufnahmeprojekt des Jazz überhaupt. Die Bedeutung von Louis Armstrong für die amerikanische Musik ist kaum zu überschätzen. Quasi im Alleingang entwickelte er das Konzept der Swing-Phrasierung, etablierte das brillante Solo-Spiel und emanzipierte den Jazz zur Kunstmusik. Seine Errungenschaften als Jazztrompeter legten das Fundament für alle folgenden Generationen. Seine wichtigsten Tondokumente in dieser Hinsicht sind die Hot Fives & Sevens, Quintett- bzw. Septett-Aufnahmen, die zum musikalischen Kanon des 20. Jahrhunderts gehören. Eine Wiederbegegnung aus Anlass von Armstrongs 50. Todestag am 6. Juli 2021.
23:03 – 24:00 | Ö1
On the Fragility of Sounds (Teil 1): Ein Rückblick auf das künstlerische Forschungsprojekt „Fragility of Sounds“
In dem soeben zu Ende gegangenen Projekt „On the Fragility of Sounds“, das für zwei Jahre an der Kunstuniversität Graz angesiedelt war, untersuchten die Komponistin Pia Palme, die Musikwissenschafterinnen Christina Lessiak und Irene Lehmann Bereiche von Komposition und zeitgenössischem Musiktheater, die mit feministischer Praxis verflochten sind. „Das Hören auf die Hintergrundgeräusche menschlicher Interaktion bringt diese in den Vordergrund der Wahrnehmung. Anstatt inhaltlich „feministische“ Werke zu produzieren, zielt dieses Projekt darauf ab, zu verstehen, wie der künstlerische Prozess durch feministisches Zuhören beeinflusst wird“, schreiben die Künstlerinnen. Pandemiebedingt wurden die Ergebnisse der Forschungsarbeiten nicht in einem Festival präsentiert, sondern im Netz, in einem Konzert und einer Reihe von Lectures. Auftragskompositionen wurden an Elisabeth Schimana, Susanne Kirchmayr aka Electric Indigo, Elaine Mitchener und Severine Ballon vergeben. Ausschnitte daraus, wie auch aus dem Musiktheater „Wechselwirkung“, das bei Wien Modern 2020 uraufgeführt wurde, sind in der Sendung zu hören. Gestaltung: Astrid Schwarz
22:03 Uhr | Deutschlandfunk Kultur
Musikfeuilleton: Komponistin von Genie – Die Sängerin Pauline Viardot-Garcia
Von Elisabeth Hahn. Die Sängerin, Komponistin, Musikpädagogin und Veranstalterin war lange Zeit nahezu in Vergessenheit geraten. Dabei war sie zu ihrer Zeit eine gefeierte Musikerin, die in ganz Europa unterwegs war. Zehn Jahre lebte sie auch in Baden-Baden, wo sie Clara Schumann oft besuchte. Die beiden verband eine lebenslange Freundschaft. Ihre Rolle im europäischen Musikleben und ihre Werke waren in den letzten Jahren vermehrt Gegenstand der Forschung.
23:30 – 24:00 Uhr | SWR2
ARD Radiofestival. Jazz: Review – Jazz-Neuerscheinungen
Von Sarah Seidel. „File Under Jazz“ – mit diesem Hinweis versehen manche Plattenfirmen ihre Neuveröffentlichungen, damit es nicht zu Missverständnissen kommt in den Verkaufs-Regalen der CD-Geschäfte und in den Sparten der Streaming- und Download-Portale. Was dann dort tatsächlich alles unter „Jazz“ einsortiert wird, ist immer noch extrem breit gefächert: nicht nur stilistisch, sondern auch qualitativ. Selbst für Fans kann es da schwer sein, sich zu orientieren. Einmal in der Woche präsentierten deshalb die Autor*innen des ARD-Radiofestivals bemerkenswerte Neuerscheinungen aus der vielfältigen Welt des Jazz.
sa – 17.07.2021
01:05 Uhr | DLF
Deutschlandfunk Radionacht: Jazz – Saitenwege. Ein historischer Streifzug mit der Jazz-Gitarre
Am Mikrofon: Karl Lippegaus. 1937 schloss Charlie Christian seine Gitarre zum ersten Mal an einen Verstärker an. Damit eröffnete er dem Instrument eine unabsehbare Fülle von Klangmöglichkeiten. Wie nirgends sonst spielt bei der Jazzgitarre auch die Auseinandersetzung mit anderen Genres eine Rolle: Es gab Überschneidungen und wechselseitige Befruchtung mit Flamenco, Folk, Rock und Blues. Auf einem historischen Streifzug geht es u.a. um Kenny Burrell (*31.7.1931), dessen makelloses Hardbop-Spiel ein starkes Bluesfeeling durchströmte. Zahlreiche aktuelle Alben von Gitarristen ergänzen das Panorama. Mit Musik von Scott Dubois, Wu Fei, Glenn Jones, Donald Miller, Rycardo Moreno, Philippe Mouratoglou, Marc Ribot, Ballake Sissoko, Stephan Thelen, Stein Urheim, Abigail Washburn u.a.
05:05 Uhr | Deutschlandfunk Kultur
Aus den Archiven: Die Poesie der Barbaren – Die Geschichte der Beatniks
Von Barry Graves. RIAS Berlin 1980. Vorgestellt von Michael Groth
18:05 Uhr | Deutschlandfunk Kultur
Feature: Höllenfahrt – Von Friedrich Knilli
Regie: Götz Naleppa. Mit: Andreas Tobias und Helmut Mooshammer. Ton: Thomas Monnerjahn. Produktion: Deutschlandfunk Kultur 2018. Länge: 54’20
Die Familie Spielmann war die erste Adresse für Herrenmoden in Graz. Bis ihr Konkurrent Josef Knilli mit den Nazis gemeinsame Sache machte und sie verdrängte. Das Feature und eine begleitende Webdoku erzählen beide Seiten der Geschichte.
Josef Knilli, der Onkel des Autors, war Hauptakteur der Arisierung des Kleiderhauses Spielmann in Graz. Er stieg auf vom kleinen Schneider in Fehring zum großen Kleiderhausbesitzer. Mal für, mal gegen die Nazis, aber immer auf seinen Vorteil bedacht. Auf den Aufstieg folgte der Sturz. Er saß viele Jahre in Gefängnissen, bereute aber nichts. Er starb unbesiegt, begleitet von Mozarts „Don Giovanni“.
Auf der Webseite derinternetlink.de erzählt Friedrich Knilli die andere Seite der Geschichte: die Enteignung, Vertreibung und Ermordung der jüdischen Kleiderhausfamilie Spielmann.
Friedrich Knilli, als Friedrich Venier 1930 in Fehring/Steiermark geboren, ist ein streitbarer Emeritus der Technischen Universität Berlin und seit 1953 Schriftsteller, der Provokationen liebt. Solche gelangen ihm 1955 mit einem Hörspiel im Stil der Commedia dell’arte und 1961 mit der Erfindung des Schallspiels: In seiner Dissertation „Das Hörspiel. Mittel und Möglichkeiten eines totalen Schallspiels“, bezog er eine radikale Gegenposition zum damaligen „Hörspielpapst“ Heinz Schwitzke, der das Hörspiel als reines Wortspiel definierte. Als er 1971 für das Drehbuch zu „Auf, Sozialisten, schließt die Reihen! Deutsches Arbeitertheater 1867- 1918“ mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet wurde, verspottete er die Jury bei der Preisverleihung. Die mediale Auseinandersetzung mit dem Holocaust ist für ihn Verkitschung von Auschwitz.
22:05 Uhr | DLF
Atelier neuer Musik: Verstetigung des Unsteten – Das 35. Kaleidophon-Festival Ulrichsberg
Von Dietrich Petzold. Seit 1986 ist das Ulrichsberger Kaleidophon-Festival eine international wichtige Institution. Der kleine Ort im österreichischen Mühlviertel steht nämlich für den Brückenschlag zwischen experimentellem Jazz und Neuer Musik. Ulrichsberg pflegt dabei eine Tradition des eigentlich nicht Tradierbaren: Denn die ad hoc komponierten, also spontan zusammengestellten Klanggebilde der freien Improvisation sind – anders als jene interpretierter ausnotierter Komposition – nie genau wiederholbar. Just dieses Prinzip bildet das inhaltliche Zentrum des Ulrichsberger Kaleidophon-Festivals. Die Liste der international renommierten Musikerinnen und Musiker, die in 35 Festivaljahren in der zum Konzertsaal ausgebauten Dorfscheune zu hören waren, ist beeindruckend. Die pandemiegezeichnete Ausgabe 2021 lief unter besonderen Herausforderungen – war sie doch herausgefordert, ihr Publikum per Livestream und via Rundfunk zu erreichen.
so – 18.07.2021
09:05 Uhr | DLF
Kalenderblatt: Vor 200 Jahren
Die französische Opernsängerin Pauline Viardot-García geboren
15:05 Uhr | DLF
Rock et cetera: Singen zur Selbsterkenntnis – Der amerikanische Songwriter Hiss Golden Messenger
Von Anke Behlert. Nach der Auflösung seiner Band The Court & Spark 2007 hatte MC Taylor das Musikmachen eigentlich schon abgehakt. Er zog von San Francisco nach Durham, studierte an der University of North Carolina Folklore, gründete eine Familie und arbeitete an der Uni; er fuhr durch die ländlichen Gegenden, sprach mit Amateurmusikern und nahm deren Songs auf. Schließlich begann er, auch selbst wieder Songs zu schreiben, die von Gospel, Bluegrass, Soul und Appalachian Folk inspiriert waren. Unter dem Namen Hiss Golden Messenger veröffentlichte Taylor 2008 das Debütalbum „Country Hai East Cotton“. Nach und nach entwickelte er seinen charakteristischen Sound zwischen Folk, Alternative Country und 70er-Rock mit Bläsern und E-Gitarren. Das 2019er Album „Terms of Surrender“ war für einen Grammy als Bestes Americana Album nominiert. Im Juni 2021 ist der mittlerweile zwölfte Longplayer „Quietly blowing it“ erschienen, mit dem Hiss Golden Messenger vor allem auf sein Inneres schaut.
15:05 Uhr | Deutschlandfunk Kultur
Interpretationen: „Eines nur will ich noch: Das Ende!“ – „Die Walküre“ von Richard Wagner.
Gast: Marek Janowski, Dirigent. Moderation: Uwe Friedrich (Wdh. v. 31.07.2016)
20:03 Uhr | Deutschlandfunk Kultur
Konzert: Historische Konzerte – Deutsche Staatsoper Unter den Linden, Berlin
Aufzeichnung vom 16.05.1970. Paul Dessau: „Lenin“, Orchestermusik Nr. 3 mit dem Schlusschor „Grabschrift für Lenin“ | Arnold Schönberg: Variationen für Orchester op. 31 | Ludwig van Beethoven: Konzert für Klavier und Orchester Nr. 5 Es-Dur op. 73. Hans Richter-Haaser, Klavier; Chor der Deutschen Staatsoper Berlin; Staatskapelle Berlin; Leitung: René Leibowitz
20:05 Uhr | DLF
Freistil: Der Achtsamkeitsboom – Das Geschäft mit der inneren Unruhe
Von Susanne Luerweg und Sabine Oelze. Regie: Uta Reitz. Produktion: Deutschlandfunk 2021
Das Leben des postglobalen, postfaktischen Ichs befindet sich in der Disbalance – das jedenfalls suggerieren Apps, Seminare und Coachings. Dagegen hilft Meditation, Entspannung, Achtsamkeit. Oder?
Meditationsmethoden, Achtsamkeitstrainings und Entspannungsverfahren haben eine eigene Bewusstseinsindustrie hervorgebracht. Selbstoptimierung, Resilienz im Berufsleben, bessere Work-Life-Balance heißen die Erfolgsformeln der postmodernen Gesellschaft. Der Zukunftsforscher Matthias Horx spricht davon, dass Achtsamkeit in den nächsten Jahrzehnten in allen Lebensbereichen der Gesellschaft und der Wirtschaft prägend sein wird. Was passiert, wenn Achtsamkeit in Narzissmus umschlägt? Das könnte tödlich enden, wie es der Krimiautor Karsten Dusse ironisch in seinem Bestseller „Achtsam morden“ beschreibt. Geht es wirklich darum, gut zu sich zu sein, oder nur darum, der immer größeren Belastungen Herr zu werden, den Stress zu bewältigen, ohne seine Ursachen zu beseitigen? Das jedenfalls kritisieren Soziologen an der neuen Bewegung.
22:08 – 23:00 | Ö1
On the Fragility of Sounds (Teil 2): Christina Lessiak empfiehlt
Gemeinsam mit Pia Palme arbeitete Christina Lessiak an dem künstlerischen Forschungsprojekt „On the Fragility of Sounds“ an der KUG- der Kunstuniversität Graz (2019-2021), das wir vergangenen Freitag im Zeit-Ton vorstellten. In diesem Zeit-Ton extended präsentiert sie ihre persönlichen Vorlieben musikalischer Art und erzählt wie sie dieses Projekt inspiriert hat. Christina Lessiak studierte Musikologie und interdisziplinäre Geschlechterstudien in Graz und Aarhus, und arbeitet als Kulturarbeiterin, Musikwissenschaftlerin und Musikerin. In der Interessensgemeinschaft IG Kultur Steiermark ist sie in der Geschäftsführung tätig. Als Sängerin, Gitarristin und Songwriterin ist sie in diversen Bandprojekten und als Gastmusikerin aktiv (letzte Veröffentlichung „Crush – Sundown“, 2020). Derzeit forscht sie zu Genderaspekten in Kompositionspraxen und Feminismus. Gestaltung: Astrid Schwarz