Ein kleiner Blick in die Radiowoche 24. Die ARD-Radio-Suchmaschine steht komplett leer und still. Keiner antwortet auf Anfragen.
Die Übersicht zum Download als PDF. Alle Angaben ohne Gewähr.
Jazz im Radio (Fernsehen)
- SR2 – JazzNow – Sonntags von 20.04 bis 22.30 Uhr
- BR-KLASSIK – Jazztime – Von Montag bis Freitag täglich um 23.05 Uhr
- rbb-kultur – Late Night Jazz – Sa und So 23:04 – 24:00 Uhr
- hr2-kultur – Jazz in hr2-kultur – täglich
- NDR Kultur – Play Jazz – 5x die Woche
- SWR2 – Jazz – täglich
- Deutschlandfunk – Jazz (Überblick) – Jazz Live, JazzFacts und Milestones
- Deutschlandfunk Kultur – Jazz – diverse Sendetermine
- Ö1 – diverse Sendetermine
- ARTE TV – Jazz
Periodika: Dauersendungen ohne genügend Infos – Tagesbegleitradio
- SWR 2 – SWR2 Jazz vor Sechs 17:50 bis 18:00
- hr2-kultur – Hörbar – Musik grenzenlos 19:04 bis 20:00
- NDR Kultur – Play Jazz! Das Jazzmagazin 22:30 bis 23:30
- MDR Kultur – Jazz 19:05 bis 20:00
- MDR Kultur –Jazz Lounge 19:35 bis 20:00
- WDR3 – Jazz & World – Improvisiertes zum Tagesausklang – Montag bis Freitag, 22.04 – 0:00 Uhr
- WDR 3 Persönlich mit Götz Alsmann 13:04 bis 15:00 (Samstags)
mo – 14.06.2021
23:03 Uhr | SWR2
JetztMusik: Lieblingsstücke der Neue-Musik-Szene, quer durch alle Genres
Studiogast: der brasilianische Komponist Ricardo Eizirik. Moderation: Leonie Reineke. Von franko-flämischer Vokalpolyphonie bis Free Jazz, von japanischer Noise Music bis Polit-Hiphop, von balinesischen Tranceklängen bis Glitch: Alles Alte und Neue hat seinen Platz in der Gegenwart – nicht nur im gigantischen Gedächtnis des Internets, sondern auch in den Köpfen einzelner Individuen. Vor allem Akteure der Neuen Musik haben oft einen bemerkenswert viel- und abseitigen Musikgeschmack, der in alle Richtungen weist. Die JetztMusik-Reihe {Schnittmenge} ist ein Ort für solche raffinierten Geschmacksexplosionen: In kommentierten Playlists stellen Künstler*innen ihre Entdeckungen vor.
23:03 – 24:00 | Ö1
Von Webern bis Mitterer: 50 Jahre eXXj – Das Jubiläumskonzert des ensemble XX. jahrhundert unter Peter Burwik aus dem Wiener Konzerthaus
Gerade weil an Geburtstagen das Alter gefeiert und bedacht wird, redet man gerne und lieber vom jung sein und junggeblieben sein. Das ist auch bei Klangkörpern so – und trifft auf das ensembe XX. jahrhundert (kurz: eXXj) jedenfalls zu. Und das keineswegs bloß deshalb, weil zahlreiche seiner aktuellen Mitglieder im Gründungsjahr 1971 noch nicht einmal geboren waren. Die Pflege der Neuen Musik seit den Aufbrüchen und Umbrüchen nach 1900 sowie 1945 und parallel dazu die Geburtshilfe für Werke der unmittelbaren Gegenwart haben die von Peter Burwik ins Leben gerufene und bis heute geleitete Interpret/innenschar zu einer Institution des österreichischen Musiklebens gemacht – zu einer Institution, deren Alter für das neugierige Publikum kein Thema an sich ist.
Dennoch und gerade deshalb ist ein halbes Jahrhundert eXXj Grund zum Feiern, und auch „Zeit-Ton“ gratuliert: mit einem „Zeit-Ton extended“, in dem Peter Burwik zu Gast ist (Sonntag, 13. Juni 2021), sowie mit dieser Ausgabe, die einen Mitschnitt des Geburtstagskonzerts aus dem Berio-Saal des Wiener Konzerthauses vom Dienstag, 8. Juni 2021 präsentiert. Mit Musik von Anton Webern und Karlheinz Stockhausen wirft das Ensemble dabei seinen stets frischen Blick auf zentrale ästhetische Positionen vor und nach dem Zweiten Weltkrieg, um mit Pierluigi Billone sowie einer selbst in Auftrag gegebenen neuen Komposition von Wolfgang Mitterer bereits das 21. Jahrhundert zu Wort kommen zu lassen.
Gelegenheitswerke: So nennt man gewöhnlich mit etwas apologetischem Unterton jene Stücke, denen ein äußerer Anstoß zur Existenz verholfen hat – und impliziert dabei, dass sich der innere Antrieb anderswo verwirklicht hätte. Dabei zeigt ja etwa gerade die Geschichte Peter Burwiks und seines ensemble XX. jahrhundert, dass man sich Gelegenheiten auch selbst schaffen muss, um zu zeigen, was einem ein Anliegen ist.
Das Jubiläumskonzert zu 50 Jahren eXXj wird mit einem der großen Geburtstagsgeschenke der Wiener Schule eingeläutet, dem Konzert op. 24 von Anton Webern, das dieser 1934 Arnold Schönberg zu dessen Sechziger gewidmet hat: Komponieren mit einer Zwölftonreihe, die aus vier Varianten eines einzigen Dreitonmotives besteht, der Keimzelle. Da ist der Schritt zu Karlheinz Stockhausens „Kontra-Punkten“ von 1952/53 nicht weit, einem Schlüsselwerk des Serialismus: Von zehn gleichberechtigten Instrumenten und ihren punktuellen Einzeltönen entwickelt sich diese Musik zu immer klareren Linien von immer weniger Teilnehmern, bis am Schluss das Klavier übrigbleibt.
2012, in einer ganz anderen Welt also, hat sich Pierluigi Billone für „???? Wall“ („Dike Wall“) von einer der griechischen Horen inspirieren lassen, drei Göttinnen, die am Webstuhl sitzen und das menschliche Leben weben. Dike wacht dabei über die moralische Gerechtigkeit, „Feindin der Ungerechten, doch freundlich gesinnt den Gerechten“ (Orphische Hymnen). Steht ein solcher Drang zur Fairness im Widerspruch zu dem, was Wolfgang Mitterer mit seinem Titel „sorglos“ andeutet? Als „a remix of different ideas“ bringt diese Uraufführung eines Auftragswerks des eXXj jedenfalls mit Elektronik eine weitere Farbe ein und verspricht einen unbeschwerten Tonfall: eine willkommene Gelegenheit. Gestaltung: Walter Weidringer
di – 15.06.2021
21:05 – 22:00 Uhr | SWR 2
SWR2 Jazz Session: My Favorite Discs
Von Gerd Filtgen. Persönliche Lieblingsalben aus der älteren oder jüngeren Jazzgeschichte werden in der Reihe „My Favorite Discs“ regelmäßig vorgestellt: von den Autorinnen und Autoren unserer SWR2-Jazzredaktion. Legendäre Klassiker oder weniger bekannte Favoriten – warum gerade ein bestimmtes Album sie so beeindruckt hat, erklären sie in dieser Sendung.
22:05 bis 23:00 | BR-KLASSIK
Horizonte: Zwischen Indie-Rock und Minimal-Music – Die Geigerin und Komponistin Sarah Neufeld
Als Live-Geigerin der Indie-Rock Formation Arcade Fire erlangte sie Weltruhm: Sarah Neufeld. Die kanadische Geigerin und Komponistin ist aber auch Mitbegründerin des Bell Orchestre, einer Instrumentalband mit teils klassischen Instrumenten wie Kontrabass, Trompete und Horn, mit der sie im März ein neues Album vorgelegt hat: „House Music“. Daneben kümmert sich die 1979 geborene Musikern konsequent um ihre Solokarriere, die, wie sie sagt, von der Musik Béla Bartóks und Steve Reichs beeinflusst ist. Nach Minimal-Music klingen sowohl „Hero Brother“, das 2013 von Nils Frahm produziert wurde, „The Ridge“ von 2016 sowie „Detritus“, das am 14. Mai erscheint – aber eben nicht nur. Ihre Geige setzt sie sowohl als Rhythmus – als auch als Melodieinstrument ein und kombiniert sie immer wieder mit ihrer eigenen Stimme, die sie wie ein Flächeninstrument einsetzt. So erschafft Sarah Neufeld eine sanfte und aufgeschlossene Musiklandschaft, in der sich die Hörerinnen und Hörer buchstäblich fallen lassen können. Eine Sendung von Frank Schwarz
23:03 – 24:00 | Ö1
Analytische Tools für das Hören Neuer Musik – Das 2. Streichquartett von Georg Friedrich Haas in einer Detail-Analyse
Was haben ein brummender Kühlschrank und mediantische Harmonik, welche nicht zuletzt bei Komponist/innen wie Schubert Verwendung fand, gemeinsam? Sie dienen als Inspirationsquelle für Georg Friedrich Haas, im konkreten Fall für die Komposition seines 2. Streichquartetts, welches selbst, wie die darin enthaltenen Spuren tonaler Wendungen, einer Welt von gestern entstammt: komponiert Ende des letzten Jahrhunderts (1998) auf Anregung des Wiener Konzerthauses für das Hagen Quartett, verbindet das Werk „scheinbar historisierende Klangelemente mit mikrotonalen Verschiebungen, zeitlichen Dehnungen und Stauchungen und einem zum Teil virtuosen, flirrenden Klangbild. Immer wieder schimmert die Tradition durch, aber sie wird als etwas Verlorenes, Entferntes, Getrübtes wahrgenommen werden“, so der Komponist.
Thomas Wally, neben seiner Tätigkeit als freischaffender Komponist und Violinist auch an der Wiener Musikuniversität als Senior Lecturer in musiktheoretischen Fächern aktiv, betrachtet einzelne Passagen aus diesem Werk aus (hör)analytischer Perspektive: Was hören wir, wenn wir dieses Werk hören? Worauf können wir achten? Was sind Besonderheiten, denen wir Aufmerksamkeit schenken sollten? Den Hörer/innen werden analytische Tools bereitgestellt, mit deren Hilfe diese Musik mit einem geschärften Fokus wahrgenommen werden kann. Gestaltung: Thomas Wally
mi – 16.06.2021
23:03 – 24:00 | Ö1
Rückblick, Vorschau und aktuelle Veröffentlichungen – Zeit-Ton Magazin
Jeden Mittwoch präsentieren wir Ihnen ausgesuchte Veranstaltungstipps für die kommenden sieben Tage und die spannendsten Neuveröffentlichungen. Gestaltung: Marlene Schnedl
do – 17.06.2021
21.05-22.00h | DLF
Ganz Auge, ganz Ohr Der Schweizer Saxofonist Nicolas Masson – Von Karl Lippegaus
22:05 bis 23:00 | BR-KLASSIK
Horizonte: Zum 100. Geburtstag der israelischen Komponistin Chaya Arbel
Chaya Arbel: „Drama“ (Günter Voit, Klarinette; Siegmund von Hausegger, Violoncello; Gabriel Rosenberg, Klavier); „Das Tagebuch der Anne Frank“ (Veronika Farkas, Mezzosopran; Minguet Quartett); Leon Schidlowsky: „Amerindia“ (Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks: Juan Pablo Izquierdo); Chaya Arbel: „Roots“ (Trio dell’Arte); „Remembrance“ (Markus Bellheim, Klavier)
23:03 – 24:00 | Ö1
Shape Artist KMRU beim diesjährigen ORF musikprotokoll – KMRU im Zeit-Ton Portrait
Diese Woche präsentiert das ORF musikprotokoll im steirischen herbst sein Festivalprogramm 2021 und auch dieses Mal haben wir wieder mehrere Musiker/innen eingeladen, die heuer bei Shape dabei sind. Shape, das ist die Plattform für spannende neue Musik und audiovisuelle Kunst des Festivalnetzwerkes ICAS der International Cities of Advanced Sound, die Ende 2014 vom ORF musikprotokoll und fünfzehn weiteren europäischen Festivals gegründet wurde. Jedes Jahr nominieren wir gemeinsam 48 Künstler/innen bzw. Kunstformationen, auf die dann zwölf Monate lang unsere Scheinwerfer gerichtet sind.
Zu unseren zahlreichen Aktivitäten zählt auch ein jährlicher Shape Showcase bei einem befreundeten Festival außerhalb der Europäischen Union. 2017 führte uns dieser zu unserem ICAS Partner im ugandischen Jinja, zum Nyege Nyege Festival. Dort haben wir KMRU kennengelernt, dessen so feingesponnene Musik uns gleich aufhorchen ließ. Mittlerweile gilt der ursprünglich aus Nairobi stammende Musiker als einer der spannendsten Vertreter der ostafrikanischen Elektronikszene. Vergangenen Juli erschien auf dem renommierten Label Editions Mego sein Album „Peel“, seit vergangenem Herbst macht KMRU an der Universität der Künste in Berlin seinen Master im Studienlehrgang „Sound Studies and Sonic Arts“.
Neben seiner eigenen künstlerischen Tätigkeit engagiert sich KMRU auch sehr für seine Kolleg/innen, stellt ihre Musik in Radiosendungen vor oder gibt sein Wissen im Rahmen von Workshops weiter. So hat er etwa in Nairobi eine Ableton User Group gegründet und er ist eine treibende Kraft hinter der Initiative „Black Bandcamp“, – mehr darüber gibt es dann am kommenden Sonntag in Zeit-Ton extended zu hören. Gestaltung: Susanna Niedermayr
23:03 – 24:00 Uhr | SWR 2
NOWJazz: Calls For Action – Die Projekte des New Yorker Kontrabassisten Harish Raghavan
Von Ssirus W. Pakzad. Harish Raghavan wurde als Sohn tiefreligiöser, aus Südindien stammender Eltern in Illinois geboren. Er spielte zunächst die Mridangam-Trommel, ehe er seinem älteren Bruder nacheiferte und zu seinem Hauptinstrument fand. Heute zählt der in New York lebende 38-Jährige zu den gefragtesten Bassisten der amerikanischen Jazzszene, er wurde schon von Charles Lloyd und Ambrose Akinmusire engagiert. 2019 erschien Raghavans Aufsehen erregendes Solo-Album „Calls For Action“.
fr – 18.06.2021
22.05-22.50h | DLF
Tal Farlow: Gitarren-Weltmeister wider Willen – Am Mikrofon: Michael Frank
23:03 – 24:00 Uhr | SWR 2
NOWJazz: Freies Spiel und Kollektivkomposition – Der Schweizer Kontrabassist Peter K. Frey
Von Nina Polaschegg. Peter K. Frey mag hierzulande weniger bekannt sein als seine einstige WG-Kollegin Irène Schweizer. Aber auch er gilt als wichtiger Pionier des freien Spiels in der Schweiz. In den 1970er-Jahren gründete er mit Michel Seigner und Alfred Zimmerlin das Trio Karl ein Karl, in dem die Drei aufwendige Kollektivkompositionen entwickelten. Sein Kontrabass-Duo mit Daniel Studer versprüht immer noch Energie. Nicht zuletzt ist Frey über Jahre hinweg ein Lehrender gewesen. Und er war aktiv in der Reflexion über freies Improvisieren als Mitorganisator der Improvisationstagungen Luzern. Alles Gute zum 80sten!
23:03 – 24:00 | Ö1
Elisabeth Harnik. „inspiring the inspired“. Elisabeth Harnik. Aus Hörerfahrungen entsteht Musik.
Hörerfahrungen des Publikums, berührende Klangereignisse werden zu Ausgangspunkten für das Improvisationsprojekt der steirischen Pianistin und Komponistin Elisabeth Harnik, das dann in der Zeit-Ton-Sendung zu erleben sein wird. Inspiriert wurde die Musikerin zu diesem Projekt durch eine Anekdote, die Gustav Mahler zugeschrieben wird. Als der Komponist in New York zu Gast war, hat er im Rahmen eines Trauerzuges auf der Straße vor seinem Fenster das Schlagen einer Basstrommel gehört. Dieser Klang hat Mahler emotional so berührt, dass er ihn drei Jahre später in den fünften Satz seiner zehnten Symphonie integriert hat. Somit sind alle, die Lust haben, eingeladen berührende Klangereignisse – ob aus dem täglichen Leben, aus dem urbanen Umfeld, Naturklänge, Klänge in oder aus Träumen – über Ö1 an die Künstlerin zu übermitteln. Das kann in Form von Zeichnungen, Fotografien sein, diese können aber auch in graphischer Notation, in herkömmlicher Notenschrift oder durch Worte übermittelt werden. Gestaltung: Franz Josef Kerstinger
sa – 19.06.2021
01.05-6.00h | DLF
Neuland: Warren Ellis, Erlend Apneseth, Elizabeth Bernholz u.a.
Nahaufnahme: „Zwischen Leere und Überfluss“ – Robert Ashleys Spoken Word-Album „Private Parts“ (1977). Zeitreise: Hector Zazou, Linton Kwesi Johnson, Joan Armatrading u.a. Am Mikrofon: Michael Engelbrecht
22:03 – 23:00 Uhr | SWR 2
SWR2 Jazztime: Pionier der Weltmusik – Zum 100. Geburtstag des Klarinettisten Tony Scott
Von Hans-Jürgen Schaal. Eigentlich war die Klarinette im Jazz der 1950er Jahre abgemeldet. Doch Tony Scott (1921-2007) gelang es, sich mit diesem Instrument im Bebop und Cool Jazz ganz nach vorne zu spielen. Früh erwachte bei ihm aber auch ein Interesse an anderen Musikkulturen. Zunehmend begann er, orientalische und Balkan-Elemente in sein Klarinettenspiel einzubauen. 1959 verließ er die USA und bereiste ausgiebig Afrika und Asien. In der Folgezeit kombinierte er seine Klarinette mit den „exotischen“ Klangfarben von Koto, Sitar, Oud, Shakuhachi oder Gamelan-Instrumenten und wurde zu einer Galionsfigur der „World Music“.
22.04 – 00.00 Uhr | WDR 3
Open Sounds: Studio Elektronische Musik – The Artist’s Cut [08]: Synthesizertrio Lange / Berweck / Lorenz
Die Entstehung von Elektronischer Musik ist meist von zwei Polen geprägt: Improvisation einerseits, langwierige Produktion (Komposition) andererseits.
Improvisation ist von der Lebendigkeit des Spiels geprägt, von der Kraft des Moments, von dem Unmittelbaren des Spielaktes. Aber sie ist auf den glücklichen Augenblick angewiesen und daher von der Gunst der Stunde abhängig, nicht alles gelingt und manchmal machen Kleinigkeiten einen großartigen Spielzug zuschanden. Studioproduktion andererseits bietet die Möglichkeit Klangmaterialien neu anzuordnen, zu kombinieren und zu verfeinern um daraus einen eigenständigen Organismus zu gestalten. Allerdings bedeutet das nicht selten, dass der Komponist für Wochen oder Monate in der Abgeschiedenheit des Studios einsam vor sich hin arbeitet, stets in Gefahr sich in den unendlichen Möglichkeiten zu verlieren oder durch permanente Editionsprozesse alle Lebendigkeit aus dem Stück zu schneiden.
»The Artist’s Cut« versucht einen Mittelweg, um den Atem der Spontaneität und maßvolle Bearbeitung zu verbinden: Ein »Artist« begibt sich für einen Tag in ein Studio, wo ihm ein Produzent als Arbeitspartner und kritisches Gegenüber beim »Cut« beisteht. Mit dieser Produktionsformen wird an die Pionierzeit von Elektronischer Musik angeknüpft, als Werke in vielstufiger Zusammenarbeit von Komponist und Technik entstanden.
Silke Lange / Sebastian Berweck / Martin Lorenz – NN (2021) für drei Analog-Synthesizer
so – 20.06.2021
22:08 – 23:00 | Ö1
Musik aus Ostafrika and beyond. Shape Artist KMRU empfiehlt.
Diese Woche präsentiert das ORF musikprotokoll im steirischen herbst sein Festivalprogramm 2021 und auch dieses Mal haben wir wieder mehrere Musiker/innen eingeladen, die heuer bei Shape dabei sind. Shape, das ist die Plattform für spannende neue Musik und audiovisuelle Kunst des Festivalnetzwerkes ICAS der International Cities of Advanced Sound, die Ende 2014 vom ORF musikprotokoll und fünfzehn weiteren europäischen Festivals gegründet wurde. Jedes Jahr nominieren wir gemeinsam 48 Künstler/innen bzw. Kunstformationen, auf die dann zwölf Monate lang unsere Scheinwerfer gerichtet sind.
Zu unseren zahlreichen Aktivitäten zählt auch ein jährlicher Shape Showcase bei einem befreundeten Festival außerhalb der Europäischen Union. 2017 führte uns dieser zu unserem ICAS Partner im ugandischen Jinja, zum Nyege Nyege Festival. Dort haben wir KMRU kennengelernt, dessen so feingesponnene Musik uns gleich aufhorchen ließ. Mittlerweile gilt der ursprünglich aus Nairobi stammende Musiker als einer der spannendsten Vertreter der ostafrikanischen Elektronikszene. Vergangenen Juli erschien auf dem renommierten Label Editions Mego sein Album „Peel“, seit vergangenem Herbst macht KMRU an der Universität der Künste in Berlin seinen Master im Studienlehrgang „Sound Studies and Sonic Arts“.
Neben seiner eigenen künstlerischen Tätigkeit, die im Zentrum des Zeit-Ton Portraits am vergangenen Donnerstag stand, engagiert sich KMRU auch sehr für seine Kolleg/innen, stellt ihre Musik in Radiosendungen vor oder gibt sein Wissen im Rahmen von Workshops weiter. So hat er etwa in Nairobi eine Ableton User Group gegründet und er ist eine treibende Kraft hinter der Initiative „Black Bandcamp“. Gestaltung: Susanna Niedermayr
23:05 bis 00:00 | BR-KLASSIK
Musik der Welt: Die Natur der Traurigkeit – Amália Rodrigues, die große Stimme des Fado
Durch sie wurde eine Volksmusik zur Kunst, ein Gesang der einfachen Bevölkerung gesellschaftsfähig. Eine Musik des zwielichtigen Milieus kam auf die große Bühne. Amália Rodrigues machte den Klang Portugals international bekannt, und der Fado erlebte ab den 1950er Jahren seinen großen Aufschwung. Ihrerzeit war sie eine Revolutionärin dieser Musik, heute ist sie eine Klassikerin, und ihre Lieder werden von allen Fadistas gesungen. Amália machte aus der Musik, die in den Lissaboner Armenvierteln entstanden war, eine ausgefeilte Kunstform. Wichtige portugiesische Dichter schrieben Texte für sie. Sie verband das Populäre mit dem Intellektuellen. Da sie selbst aus einfachen Verhältnissen stammte, konnte sie mit ihrer ausdrucksstarken, unverwechselbaren Stimme die Essenz des Fado mit seiner Mischung aus Weltschmerz und Lebenslust zum Ausdruck bringen, wie keine zweite. Wir zeichnen das Porträt dieser Grande Dame des Fado, die den Weg geebnet hat für alle nachfolgenden Generationen. Eine Sendung von Florian Heurich