„Cathedral“ – die neue DUO-CD des Gitarristen Philipp Schiepek und Walter Lang am Flügel beginnt mit zarten, fragilen Tönen am Piano, unaufgeregt, schlicht und fast Erik Satie ähnlich. Dazu gesellt sich Schiepeks wunderbar klassisches Spiel an der akustischen Gitarre.
Walter Lang spielt je jeher mit hoch sensiblem Anschlag, nie hektisch, aber immer spannend und emotionsgeladen. Philipp Schiepek passt mit seinem Spiel an den Nylonsaiten perfekt dazu und so werden aus einfachen Melodien, kraftvolle Kompositionen und Interpretationen. Wenige Musiker haben in der kurzen Zeit das erreicht, was Philipp Schiepek bis dato gelungen ist. Sein Spiel verfügt über eine eigene Handschrift und, obwohl sein Sound ausgewogen und makellos ist, klingt er niemals routiniert oder epigonenhaft. Hier haben sich zwei Musiker gefunden und gemeinsam ein wunderbares, beseeltes Album eingespielt. Die Kombination von Klavier und akustischer Gitarre ist eine Herausforderung! Walter Lang hegt seit einiger Zeit die Idee eines Duos in dieser Form. Schiepek und Lang lernten sich kennen und so entstand diese äußerst fruchtbare Zusammenarbeit. Die Coronazeit hat ihr Übriges dazu beigetragen. Beide hatten viel Zeit zum Komponieren, Spielen und gleich nach einem ersten Treffen war klar: das funktioniert perfekt.
Wie soll man die Musik auf „Cathedral“ am besten beschreiben? Als Anspieltipp die Komposition „Estrela Cadente“: eine einfache Melodie, die zuerst etwas melancholisch anmutet, dann aber durch Langs wunderbaren Anschlag und herrlichen Improvisationen über das Thema in den kammermusikalischen Kosmos entführt, den Lang und Schiepek auf der Aufnahme durchgehend präsentieren. „Cathedral“ genau das richtige Album für diese merkwürdige Zeit. Das Prelude zu „The World Is Upside Down“ und das Stück selbst beschreiben schon im Titel Gefühle und Zustand, den zur Zeit viele Menschen erleben. Treffender kann man die aktuelle Situation nicht vertonen.
Trotz nachdenklicher Töne verströmt „Cathedral“ mit seinem großartigen Klang eine durchgehend positive Kraft, die tröstlich wie aufmunternd wirkt. Am „International Jazz Day“, diesen Freitag, wird das Album offiziell veröffentlicht und kommt in den Handel. Thomas J. Krebs
Beitragsbild: Uli Zrenner-Wolkenstein