Zum dritten Mal beteiligte sich der Jazzclub Hürth am Donnerstag mit einem Konzert des Hürther Jazz Quartetts am Open-Air-Format des Bürgerhauses, das unter dem Titel #HÜRTHimSommer im eigens aufgebauten Kultur-Biergarten des Bürgerhauses stattfindet. Und das mit einem ausgeklügelten Sicherheitskonzept, das auch in Zeiten der Pandemie Kulturerlebnisse unter Einhaltung der notwendigen Hygienemaßnahmen garantiert. Die Musiker des Ensembles hatten sich mit sommerlichen Hüten und Sonnenbrillen an die extreme Hitze angepasst, die zumindest die erste Hälfte des Konzertes fest im Griff hielt. Von den Temperaturen unbeeindruckt hatten sich viele Jazzfreunde auf den Weg gemacht, um die Musik des Quartetts zu hören, das 2019 auf Initiative des Jazzclubs gegründet wurde. Auch Zaungäste hatten sich eingefunden, um von den umgebenden, grasbewachsenen Hügeln aus der Musik zu lauschen – Festival-Feeling!
Haus-Band des Hürther Jazzclubs
Das Ensemble aus Sebastian Reimann (Geige), José Diaz de León (Gitarre), Sven Jungbeck (Gitarre) und Stefan Berger (Bass) wurde eigentlich aus der Not heraus geboren, wie Reimann im Laufe des Abends bei einer lockeren Moderationen verriet. Nach der Absage eines Ensembles, das eigentlich abends hätte spielen sollte, wandte sich der Jazzclub Hilfe suchend an die Musiker, die in buchstäblich letzter Minute nicht nur eine Formation zusammenstellten, sondern auch ein Programm. Und das begeisterte Publikum und Veranstalter dermaßen, dass der Jazzclub die Musiker schlicht zur Haus-Band erklärte. Auf der Freiluftbühne präsentierte das Hürther Jazz Quartett erneut den kreativen Mix, den die Musiker aus Einflüssen anrühren, die von Latin-Jazz über Folk bis hin zu Fusion reichen. Garniert mit Zitaten, virtuosen Einlagen und musikalischen Effekten wurde die Mischung dann im Geiste des Gypsy Swings serviert.
Starke Soli
Einen butterweichen Start, den Sven Jungbeck mit seiner samtigen, klaren Singstimme begleitete, legten die Musiker mit dem Standard „After You’ve Gone“ hin. Dass auch José Diaz de León ein guter Sänger ist, wissen die Freunde des Jazzclubs. Mit dem Klassiker „Night And Day“, der eine dezidierte Gypsy-Note erhielt, und dem Song „Body and Soul“, in dem Diaz de León zunächst nur von Stefan Berges Bass begleitet wurde, stellte er es erneut unter Beweis. Nach der Pause präsentierten die Musiker in der etwas kühleren Abendstimmung ein durchaus humorvolles Stück von Stefan Berger: „Besser Flöte gelernt“ ist eine Anspielung auf die mitleidvollen Blicke und hämischen Kommentare, die der Bassist bei seinen Reisen mit dem unhandlichen Instrument bisweilen erhält. Passend zum sommerlichen Anlass erhielt Gershwins „Summertime“ Latin-Würze. Jimmy McHughs und Dorothy Fields‘ „I Can’t Give You Anything but Love“ nutzten die Musiker, um mit starken Soli, musikalischen Zitaten, genauem Zusammenspiel und überbordender Kreativität zu glänzen. Das Publikum reagierte begeistert und entließ das Ensemble nicht ohne Zugabe.
„Was das Bürgerhaus leistet, ist bewundernswert“
Maria Rasmussen, Leitung Bürgerhaus Hürth, zeigte sich ausgesprochen erfreut über den Erfolg des Abends: „Der Jazzclub Hürth und das Bürgerhaus haben über die Jahre eine sehr schöne Kooperation aufgebaut, in der wir gemeinsam für die Kultur in unserer Stadt einstehen. Dass diese Zusammenarbeit auch in den schwierigen Corona-Zeiten bestens funktioniert, sieht man ganz sprichwörtlich an den großartigen Konzerten, die wir in der Reihe #HürthimSommer gemeinsam auf die Bühne bringen“, betonte Rasmussen. Günter Reiners, Vorsitzender des Jazzclubs, konnte da nur zustimmen: „Was das Bürgerhaus organisatorisch und präventiv leistet, um die Kulturfahne auch unter den erschwerten Bedingungen hochhalten zu können, ist bewundernswert. Dafür möchte ich mich im Namen unseres Vereins ganz herzlich bedanken und erinnere gerne daran, dass es bald schon weiter geht. Und zwar am 6. September mit einem Konzert des Heiner Wiberny & Marius Peters Duos. Karten gibt es für nur 10,- € bei KölnTicket oder im Bürgerhaus. Frühbuchen lohnt sich, denn das Kontingent ist aus Sicherheitsgründen begrenzt.“
Weitere Informationen: www.kultur.huerth.de
Text: Dr. Michael Vogt
Titelfoto: Kurt Schürmann