Gerade hat die Corona-Pandemie das Musikleben in Bayern und weltweit plattgemacht, da bringen Meldungen wie die folgende einen Hoffnungsschimmer: Der Freistaat weitet seine Jazzförderung aus: Mit dem kommenden Jahr 2021 soll die Prämierung von Jazzprogrammen als ergänzender Baustein zur bereits bestehenden „Jazzfestivalförderung“ mit einem Volumen in Höhe von 20.000 Euro an den Start gehen. Dies gab das Bayerische Staatsministerium, für Wissenschaft und Kunst am 1. Juni bekannt. An der Erweiterung des Jazzförderprogramms waren neben dem Bayerischen Kunstministerium und dem BMR das Bayerische Jazzinstitut und der Bayerische Jazzverband beteiligt. Die Prämierung ist ein weiterer Schritt, um den Jazz im Freistaat noch sicht- und hörbarer zu machen, heißt es von Seiten Ministeriums.
Jazzförderung in Bayern bestand nach Jahren des Aufbruchs Ende der 90er für allzu lange Zeit aus einem etwas abgenutztem Dreiklang, der – musikalisch ausgedrückt – nirgendwo mehr hinzuführen schien: dem Landesjugendjazzorchester in Marktoberdorf, dem vom Verband Bayerischer Sing- und Musikschulen getragenen Jazzinstitut in Regensburg und der Förderung sogenannter Jazz-Leuchttürme wie dem Jazzfestival Burghausen oder dem Kemptener Jazzfrühling. Nach vielfältigen Anregungen aus der Jazz-Szene beschloss man – was die Jazz-Festivalförderung anging – im Staatsministerium für Kunst die Auslagerung der Musiksparte „Jazz“ zum 1. Januar 2019 an den Bayerischen Musikrat (BMR).
Die Pressestelle des Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst gab dazu bekannt: „Im Jahr 2020 wurden dem Bayerischen Musikrat 140.000 Euro für die Jazzförderung zur Verfügung gestellt. Die Jazzförderung wurde mit dem Ziel an den Bayerischen Musikrat abgeben, den Bekanntheitsgrad des Förderprogramms in der Jazzszene zu erhöhen und die Antragszahlen in diesem Bereich zu erhöhen.“
Mit diesen Landesmitteln konnte der Musikrat 2019 eine halbe Stelle in Marktoberdorf einrichten, die sich ausschließlich der Jazzförderung widmet. Manuel Mayerle hilft hier den Antragsstellern durch das Dickicht der Formulare hin zu den nötigen Finanzmitteln. Seine engagierte Arbeit trug auch dazu bei, dass sich binnen Jahresfrist die Zahl der Anträge verdoppelt hat. Auch die Fördersumme für Jazzveranstalter, die sich 2018 noch auf zirka 50.000 Euro belief, wurde in 2019 auf 100.000 Euro verdoppelt.
Zu den Vorteilen dieser Neuerung äußerte sich Karin Rawe, Generalsekretären des Bayerischen Musikrats, im Oktober 2019 gegenüber der Süddeutschen Zeitung: „Vor allem wurden bislang zu wenig Anträge auf Förderung gestellt – und diese meist stets von den gleichen, gut informierten Veranstaltern. Die Möglichkeit von Zuschüssen des Freistaats war in der Jazzszene wohl zu wenig bekannt.“
Neu dazu kommt jetzt die Prämierung von Programmen mit einer Fördersumme von Euro 20.000 pro Jahr. Die Mittel sollen kleineren und mittleren Veranstaltern zugutekommen. Es geht darum, auch Jahresprogramme zu unterstützen oder zum Beispiel Veranstalter, die regelmäßig Newcomern eine Bühne bieten. Bewerbungen für die Programmprämierung des Zeitraums vom 1. Juli 2020 bis 30. Juni 2021 können erstmals bis 30. September 2021 beim Bayerischen Musikrat (BMR) eingereicht werden. Die Auswahl liegt bei einer Fachjury.
Kunstminister Bernd Sibler zur neuen Programmprämierung durch sein Haus: „In ganz Bayern haben wir hervorragende Jazzmusikerinnen und -musiker. Gerade abseits der Metropolen ziehen sie Jahr für Jahr ein breites, auch internationales Publikum an. Wir wollen den Jazz künftig in allen Ecken des Freistaats noch stärker zum Klingen bringen. Er gehört fest zu unserer bayerischen Kulturlandschaft und unserem bunten Festivalleben dazu! Gerade weil wir in diesem Jahr auf größere Veranstaltungen verzichten müssen, möchte ich ein zuversichtliches Zeichen setzen für die Jazzmusik in Bayern!“
Auch Pianist Tizian Jost, Vorsitzender des Bayerischen Jazzverbandes, betont die Vorteile dieser neuen Förderstruktur und insbesondere der Programmprämierung: „Jetzt haben auch Anträge für Veranstaltungen unter einem Gesamtbudget von 10.000 Euro eine Chance auf Förderung.“ Die Programmprämierung sei zudem ein gutes Mittel, Festivals im Nachhinein für ihre gute Arbeit zu unterstützen.
Informationen zur Einreichung der Bewerbungen sind auf der Homepage des BMR zu finden.
Titelfoto: Der Schweizer Pianist Alain Roche, der auf seinem Konzertflügel über der Baugrube des zukünftigen Münchener Konzerthauses improvisiert. (Foto: Susanne van Loon)