Ein Wochenende auf dem Festival „Out of the Box“ im Münchner Werksviertel. Oder: Alain Roche gibt das erste Konzert im neuen Münchner Konzertsaal auf der vereisten Baustelle.
Der Veranstalter whiteBOX geht im neuen Jahr nicht nur mit Eismusik aufs Dach oder mit Musik unter Wasser, sondern traut sich mit „Piano vertical“ in schwindelnde Höhen. Die Produktion des Schweizer Pianisten und Komponisten Alain Roche ist atemberaubender Stunt, urbane Poesie und technologisches Meisterstück in einem. Dieses Wochenende war es so weit: „Piano vertical – Chantier“ fand am 24., 25. und 26. Januar 2020 jeweils bei Tagesanbruch kurz vor 7.00 Uhr morgens auf dem Grundstück des zukünftigen Konzerthauses statt. Alain Roche hing dabei mit seinem eigens dafür konstruierten Konzertflügel in großer Höhe am Ausleger eines Baukrans und gab ein etwa 45-minütiges Konzert. Die Fotografin Susanne van Loon hielt die faszinierende Choreographie von Flügel, Pianist und Baustelle für die Jazzzeitung fest.
Alain Roche über seine Arbeit und seine Musik: „Die Baustelle ist der perfekte Ort für das Ostinato. Ich wollte mit mechanischen, metallischen Klangquellen arbeiten; roh und repetitiv wie die Ostinati, die ich besonders gern mag: Motorengeräusche, fallende Steine, und Metalle, Kreissäge. Der Kran bewegt sich, das Klavier fliegt, die Aufführung wird vom Dekor aufgesaugt. Diese Kontextualisierung zielt darauf ab, einen nackten Blick auf das Alltägliche zu werfen, wie die Wolkenkratzer von James Turrell“.
Nach dem Klavierkonzert und einem Frühstück im warmen Restaurant Riederstein waren die Besucher zu einer Vernissage in der WhiteBOX geladen: SHRINK. Susanne van Loon war wieder mit der Kamera dabei.
Bei der Installation SHRINK von Lawrence Malstaf in der Galerie Whitebox im Münchner Werksviertel werden die Performer zwischen zwei Lagen von Folie vakuumisiert. Sie regulieren ihre Luftzufuhr über einen Schlauch und werden zu atemberaubenden Skulpturen.
Für Neugierige: Das Festival „Out of the Box“ dauert noch bis 2. Februar. Mehr unter www.outofthebox.art/
Einen Bericht über das gesamte Festival lesen Sie demnächst in der neuen musikzeitung, März 2020