Brian Auger feat. Liliana de los Reyes spielte im Berli-Theater in Hürth.

Brian Auger ist eine lebende Legende. Im stolzen Alter von 80 Jahren geht der Brite, der viel jünger aussieht, als er ist, immer noch mit seinem Bandprojekt «Oblivion Express» auf Tour und ist ständig als musikalischer Botschafter des Jazz-Rocks unterwegs. Selten kommt er dabei aber seinen Fans so nahe wie am 1. Oktober, als er vor restlos ausverkauftem Haus im Hürther Berli-Theater zu Gast war – und das gleich im mehrfachen Sinn, denn der Jazzclub Hürth bot in Kooperation mit dem Berli nicht nur ein Konzert, sondern einen ganzen Brian-Auger-Abend mit Dokumentation und Publikumsgespräch.

Dokumentation und Publikumsgespräch

Zum Auftakt zeigte das nostalgische Berli-Kino, das technisch auf aktuellstem Stand ist, den von Michael Maschke produzierten Film «Brian Auger – Life on Tour». Aus der Perspektive des Regisseurs, der Brian Auger seit vier Jahrzehnten persönlich kennt, begleitete das Publikum den legendären Hammond-Organisten auf seinen Tournee-Reisen: Von der Arena di Verona, wo er mit Zucchero 2018 spielte, bis hin zu Auftritten in kleineren Sälen in Städten wie Pforzheim oder Ellwangen. Anhand von historischen Filmdokumenten führte Maschke die Zuschauer auch zurück in die umtriebigen Sechzigerjahre, als Auger mit Musikern wie Jerry Lee Lewis, Little Richard, Fats Domino, Rod Stewart oder Jimi Hendrix zusammenarbeitete und mit Julie Driscoll als Sängerin das Jazz-Rock-Projekt «Trinity» gründete. Im Gespräch mit Weggefährten wie Peter York, der Auger eine Schlüsselrolle in der Verbindung von Jazz und Rock zumisst, und in Interviewsequenzen mit Auger erzählt Maschke viel über den Mann, dessen Leben das Livekonzert ist. Offene Fragen konnten die Besucher dann im anschließenden, von Michael Maschke moderierten Publikumsgespräch an Auger richten. Auger zeigte sich bestens gelaunt als humorvoller Gesprächspartner, der munter in hinreißendem „Anglo-German“ plauderte und nicht immer die erwarteten, aber stets unterhaltende Antworten gab.

Regelrechten Sturm ungezügelter Energien

Nach einer kurzen Pause ging es dann mit dem Konzert los. An Stelle des gesundheitlich angeschlagenen Alex Ligertwood hatte Brian Auger eine junge Sängerin mitgebracht, die er als eine der Zukunftshoffnungen des Jazz‘ ankündigte: Liliana de los Reyes. Begleitet von seinem Sohn Karma Auger (Schlagzeug) und Andreas Geck (Bass) stürzte sich Brian Auger in die erste Nummer: Eddie Haris‘ «Freedom Jazz Dance» lieferte sofort den typischen «Oblivion»-Sound, der sich im Laufe des Abends zu einem veritablen Hexensabbat steigerte. An seiner Hammond B3 beschwor Auger einen Sturm ungezügelter Energien herauf, zitierte mit einem Augenzwinkern George Bizets «Carmen», lieferte mit flinker Fingertechnik atemberaubende Läufe, setzte markante Harmonien, ließ sein Instrument aufheulen, dröhnen, drängen und schreien. In «Indian Roap Man» verwandelte sich der brüllende Orgel-Tiger in eine stampfende Rhythmus-Maschine, der Karma Auger in einem virtuosen Solo sekundierte. In Nummern wie «Road to Cairo», «Sundown» oder dem Doors-Hit «Light My Fire» hielt Liliana de los Reyes, was Brian Auger zu Anfang des Konzerts versprochen hatte. Mit einer enormen Ausdruckspalette und einer Stimme, die sich mühelos vom sanften Schnurren bis zum rockigen Röhren steigern konnte, bewies sich die Tochter von Walfredo Reyes als würdiger Ersatz für Ligertwood und fügte sich nahtlos in den musikalischen Strudel, der eingängig und mitreißend irgendwo zwischen 1970 und heute pulsierte.

Starkes Signal für das Hürther Kulturleben

Am Ende des Abends war Günter Reiners, Vorsitzender des Jazzclubs Hürth, vollkommen begeistert: „Unsere Erwartungen sind von diesem sensationellen Event übertroffen worden. Die Kombination aus Dokumentation, Publikumsgespräch und Konzert hat hervorragend funktioniert. Wir haben unserem Publikum die Möglichkeit gegeben, auf Tuchfühlung mit einer lebenden Jazz-Legende zu gehen. Das ist wirklich einmalig und ein starkes Signal für das Hürther Kulturleben“, versicherte Reiners im Gespräch. „Natürlich ist ein solches Projekt nur in Zusammenarbeit mit Partner wie dem Berli-Theater, dem Heimat- und Kulturverein Hürth sowie dem Bürgerhaus möglich. Es ist wunderbar, dass wir in Hürth an einem Strang ziehen und gemeinsam zeigen: Hürth braucht nicht nur Kultur, Hürth kann auch Kultur!“, so Reiners weiter.

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