„Tokyo Stories“ ist eine musikalische Hommage des aus Luxemburg stammenden Pianisten Francesco Tristano an die japanische Metropole. Mit achtzehn Jahren besuchte er Tokyo zum ersten Mal und daraus entstand im Laufe der Zeit eine innige Beziehung zu Momenten, Begegnungen und Ereignissen, die er musikalisch festgehalten hat. Nun stellte Tristano im Rahmen einer Tournee seine „Tokyo Stories“ live vor und gastierte u.a. im Münchner Club „Ampere“.
Auf der Bühne ein Flügel, ein Laptop, Kabel, darüber eine Leinwand und ein Spot, der die Tasten beleuchtet. Francesco Tristano betritt die Bühne und legt ohne Umschweife los. Seine assoziativen Kompositionen werden begleitet von Fotosequenzen des japanischen Fotografen Ryuya Amao, den er seit mittlerweile über drei Jahre kennen und schätzen gelernt hat. Tristano und sein Team haben die Fotos in Sequenzen zu einem Visual Art Film zusammengestellt. Im Hintergrund laufen stylisch animierte Fotosequenzen zu seiner Musik. Manchmal durchaus stimmig, aber teilweise auch etwas losgelöst von seinen eigentlichen Kompositionen und ihrer Thematik. Der direkte Bezug der Bilder zur Musik erschließt sich nicht zwangsläufig.
Musikalisch wie dramaturgisch ist Tristanos „Tokyo Stories“-Klangkosmos einzigartig und passt nur schwer in eine Schublade. Da wird zu perlenden Pianoläufen gesampelt, groovende Beats tauchen zwischen zum Teil durchaus nachdenklich poppigen Klängen auf (Sakamoto lässt grüßen). Er bedient sich dabei sowohl in der Klassik, als auch bei der Weltmusik, beim Jazz oder Elektro-Clubmucke, eben in den Welten, in denen er zuhause ist. Dabei kommt Francesco Tristano immer authentisch rüber, nie manieriert und reiht sich damit ein in die Liga genreübergreifender Projekte eines Matthew Herbert, Herbert Schwarz oder Bands wie Portico und GoGo Penguin.
Francsco Tristano präsentiert in seinem Programm mehr als nur oberflächliche Erinnerungen und entführt den Hörer, unterstützt von den Live-Visuals, in seine eigene Klangwelt. Eine beeindruckende Performance, die Tristano dargeboten hat. Live funktioniert das, bei aller Technik, noch eindrucksvoller, runder und natürlicher als seine Studioaufnahme „Tokyo Stories“.