Unter dem Titel „Open Stages“ bietet der Veranstalter Opus bei den jazzopen 2019 zum zweiten Mal kostenloses Programm auf drei Festivalbühnen in der Stuttgarter Innenstadt. Das StadtPalais wird wie im vergangenen Jahr zur Hauptbühne der Gratis-Konzerte. Weitere eintrittsfreie Bühnen sind die Domkirche St. Eberhard sowie der Pavillon an der Königstraße am Schlossplatz. Darüber hinaus bietet der Nachwuchs-Bandwettbewerb playground BW zum 11. Mal aufstrebenden Künstlern aus Baden-Württemberg die Möglichkeit, sich im Rahmen des Festivals auf einer jazzopen-Bühne live zu präsentieren.
„Es war ein lang gehegter Wunsch, das Festival auf eintrittsfreie Bühnen in der Stuttgarter Innenstadt auszubauen. Denn Musik verbindet Menschen. Doch nicht jeder von uns kann sich einen Konzertbesuch leisten. Deshalb sind wir sehr froh darüber, dass die Stadt Stuttgart uns bereits zum zweiten Mal dabei unterstützt, mit kostenfreiem Programm Jazz und daran angrenzende Genres für jeden erlebbar zu machen“, so Jürgen Schlensog, Promoter der jazzopen. Das eintrittsfreie Programm im StadtPalais findet vom 5. bis 13. Juli jeweils ab 22 Uhr statt. Hier treten u.a. Into the Fray, Leopold, Holler my Dear und KWADI auf.
Auch bei der 26. Ausgabe der jazzopen haben Nachwuchstalente wieder ihren festen Platz im Festivalprogramm: Bereits zum 11. Mal bietet der Wettbewerb playground BW aufstrebenden Künstlern aus Baden-Württemberg Auftrittsmöglichkeiten auf den Festivalbühnen. Ziel des Veranstalters Opus ist es, junge, talentierte Nachwuchsbands zu fördern und ihnen die Chance zu geben, sich einem breiten Publikum zu präsentieren. Am Wettbewerb teilnehmen können Nachwuchsbands aus dem Bereich Jazz, Soul, Pop und daran angrenzenden Genres. Eine Fachjury unter dem Vorsitz von Prof. Mini Schulz, Professor an der Musikhochschule Stuttgart, wählt aus allen Bewerbern die Bands aus, die geeignet sind, den jeweiligen Konzertabend zu eröffnen. Den Gewinner-Bands winken Live-Auftritte als Opener auf der Hauptbühne am Schlossplatz, auf der Open-Air Bühne im Innenhof des Alten Schlosses sowie im SpardaWelt Eventcenter. Begleitend zum Auftritt werden die Gewinner-Bands in die aufmerksamkeitswirksame Festivalkommunikation eingebunden und erhalten eine Auftrittsgage. Das vom Land Baden-Württemberg und der Wirtschaftsförderung der Stadt Stuttgart geförderte Projekt findet seit 2009 statt und wird von der Allianz unterstützt. Die Gewinner-Bands stehen bereits fest und sind nachzulesen unter www.jazzopen.com.
Zudem haben sich zwei Änderungen im Line-Up der jazzopen ergeben: Am 9. Juli wird die mehrfache Grammy-Gewinnerin Cécile McLorin Salvant die Sängerin Dianne Reeves ersetzen und gemeinsam mit Angélique Kidjo und Lizz Wright mit dem Programm „Sing The Truth“ auf der Bühne im Innenhof des Alten Schlosses stehen. Cécile McLorin Salvant verkörpert eine große Intensität und eine umwerfende Schönheit in ihrer Musik. Mit einer sympathischen Mischung aus Coolness, Eleganz und Melancholie knüpft sie an große Frauen des Jazzgesangs wie Billie Holiday oder Sarah Vaughan an und führt deren Erbe mit eigenem Charakter weiter. Damit verkörpert sie die komplette Jazz-Historie und befindet sich dennoch absolut im Hier und Jetzt. Bekannt ist die Sängerin für ihre gefühlvolle, hochschwingende Stimme und Virtuosität. Zusammen mit Angélique Kidjo und Lizz Wright ehrt sie andere große Künstlerinnen aus dem Jazz, Folk, R’n’B und Blues wie Miriam Makeba, Abbey Lincoln oder Odetta.
Julia Biel eröffnet anstelle von Rickie Lee Jones am 10. Juli die Hauptbühne vor Bob Dylan. Biels jazzopen-Clubkonzert im BIX am 6. Juli bleibt bestehen. Die Sängerin mit südafrikanischen Wurzeln ist eine der wohl vielseitigsten Künstlerinnen des internationalen Jazz. Mit ihrer unverwechselbaren Stimme räumt die Britin seit Veröffentlichung ihres ersten Albums „Not Alone“ weltweit Preise ab und zählt zahlreiche Musikgrößen zu ihren Fans. Mit ihren Hits nimmt sie ihr Publikum mit auf eine musikalische Reise mit tief emotionalen Songs voller Intensität, leidenschaftlichem Soul und groovigem Funk und offenbart in ihnen Gefühle von Sehnsucht, Sinnlichkeit, Ausgelassenheit, Freude, Schmerz oder aber Wut.
Die Highlights auf der ersten Hauptbühne im Ehrenhof des Neuen Schlosses sind in diesem Jahr Bob Dylan und Julia Biel (10.7.), Sting und José James (11.7.), Jamie Cullum (12.7.) sowie Parov Stelar und das Moka Efti Orchestra feat. Severija(14.7.). Auf der zweiten Hauptbühne im Innenhof des Alten Schlosses präsentiert das Festival Mnozil Brass (5.7.), Bobby McFerrin sowie Rising Stars Jazz Award Gewinner Adrien Brandeis (6.7.), Chilly Gonzales & Kaiser Quartett (7.7.), Chick Corea (8.7.) und Sing the Truth feat. Kidjo, McLorin Salvant & Wright(9.7.).
Berliner Jazzpreis für Trompeter Axel Dörner
Der Trompeter Axel Dörner wird mit dem Jazzpreis Berlin ausgezeichnet. Der mit 15.000 Euro dotierte Preis wird seit 2017 vom Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) und der Kulturverwaltung des Berliner Senats vergeben. Die Jury, bestehend aus Aki Takase (Preisträgerin 2018), Kathrin Pechlof (Musikerin), Angela Ballhorn (Journalistin, Musikerin), Robert Landfermann (Musiker), Ulf Drechsel (rbb-Jazzredakteur) und Uwe Sandhop (Senatsverwaltung für Kultur und Europa), begründete die Entscheidung mit Dörners herausragender Stellung in der internationalen Jazzszene. Der 55-Jährige nehme dort einen singulären Platz ein und sei ein wichtiger Bezugspunkt und Einfluss für Musikerinnen und Musiker weit über Deutschland hinaus. Nach dem Saxophonisten Gebhard Ullmann (2017) und der Pianistin und Komponistin Aki Takase (2018) gewinnt nun also ein Trompeter mit einer einzigartigen Improvisationssprache die noch junge Auszeichnung.
Nach dem Studium gründete Dörner in Berlin mit seinen Kollegen Rudi Mahall an der Bassklarinette, Joachim Dette am Bass und Uli Jennessen am Schlagzeug die Band „Die Enttäuschung“, die ausschließlich Kompositionen von Thelonius Monk spielte. Daneben begann er eine Zusammenarbeit mit dem schwedischen Komponisten Sven-Åke Johansson, die bis heute andauert. Ab 1995 war er lange Zeit in London, trat daneben aber beispielsweise gemeinsam mit dem SWR Symphonie Orchester in ganz Europa mit Bernd Alois Zimmermanns „Requiem für einen jungen Dichter“ auf. Auch mit anderen „klassischen“ Klangkörpern, wie beispielsweise dem Kammerensemble Neue Musik Berlin oder dem WDR Symphonie Orchester, trat er auf. 1998 reiste er nach Chicago um unter anderem mit Fred Lonberg-Holm, Michael Zerang und Ken Vandermark, aber auch in Trio-Formationen mit John Butcher und Xavier Charles („Contest of Pleasures“) oder mit Phil Minton und Thomas Lehn („TOOT“) zu spielen. Ab 2005 ging er mit Otomo Yoshihide, Sachiko M und Martin Brandlmayr im Quartett auf Konzerttourneen in Europa und Japan. Dort war er auch Artist in Residence am Yamaguchi Center for Arts and Media. Mit dem Choreographen Takako Suzuki arbeitete er zusammen für die Produktion „Empire“ an der Semperoper und „Menut“ bei Festivals in Japan und im Libanon. Gemeinsam mit dem Komponisten Jonathan Bepler war er außerdem am Film „River of Fundament“ des Video-Künstlers Matthew Barney beteiligt. Seit 2000 arbeitet er mit dem Instrumentenbauer und Informatiker Sukandar Kartadinata, der unter anderem am ZKM in Karlsruhe und im Studio for Electro-Instrumental Music (STEIM) in Amsterdam forschte, an einer elektronischen Erweiterung seiner Musik. Auch auf seinem neuesten, 2018 erschienenen Album „unversicht“ ist das zu hören.
Der Berliner Jazzpreis wird ihm nun bei einem öffentlichen Konzert am 27. Juni in Berlin verliehen. Für den Konzertabend hat der Preisträger eine international besetzte Band mit Pierre-Antoine Badaroux am Saxophon, Pat Thomas am Klavier, Joel Grip am Bass und Antonin Gerbal am Schlagzeug zusammengestellt.
Beitragsbild: Open Stage, Pavillon am Schlossplatz. Foto: Saeed Kakavand