+++ news +++ Bundesjazzorchester feiert 100 Jahre Bauhaus in Tel Aviv +++ Improvisation als Chance in schrumpfenden Gemeinden – ((( potentiale ))) 2019 +++

mit Unterstützung und auf Einladung des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat präsentiert das Bundesjazzorchester am 27. Juni gemeinsam mit Studenten des Center for Jazz Studies am Israel Conservatory of Music Tel Aviv in einer gemischten deutsch-israelischen Bigband mit Vokalensemble das Stummfilmprogramm „Klingende Utopien – 100 Jahre Bauhaus“. Der kulturelle Austausch startet am 24. Juni mit zwei gemeinsamen Probentagen, in denen sich die Musikerinnen und Musiker musikalisch und menschlich kennenlernen können.

„Das Projekt verknüpft auf einzigartige Weise Architektur, Film und Musik an einem für das Bauhaus enorm wichtigen Ort. Die enge Zusammenarbeit des Bundesjazzorchesters mit dem Center of Jazz Studies am Israel Conservatory of Music ermöglicht den jungen Musikerinnen und Musikern, ihr kreatives Netzwerk über nationale Grenzen hinweg auszubauen. Im improvisatorischen Geist des Jazz und des Bauhaus werden die Begriffe Freundschaft und Freiheit im menschlichen und kreativen Austausch mit Leben gefüllt. Wir sind stolz, dabei zu sein – als Kulturbotschafter Deutschlands, im Sinne der Völkerverständigung sowie der musikalischen Fort- und Weiterbildung“, so Dominik Seidler, Projektleiter des Bundesjazzorchesters. Weitere Konzerte mit den israelischen und deutschen Jazzmusikerinnen und -musikern finden in Berlin (29.7.), New York (1. und 2.7.), Rochester (4.7.), Chicago (6.7.), Mannheim (15.11.) und Leipzig (17.11.) statt.

Gemeinsam mit der Eastman School of Music (USA) und dem Archiv des George Eastman Museum Rochester (USA) wurden acht mustergültige Filme von Bauhausprotagonisten bzw. mit Bauhausbezug aus der Zeit der 20er und 30er Jahre ausgewählt, auf deren Basis aktuelle Kompositionen renommierter deutscher und amerikanischer Jazzkomponisten entstanden sind. Das Hauptprogramm zeigt fünf Filme des Bauhausmeisters László Moholy-Nagy. Er schlägt inhaltlich sowie filmästhetisch gesehen den Bogen vom frühen Experimentalfilm über den Architekturfilm (Stadtplanung, Verkehr, Puls der Metropole) bis zur sozialen Dokumentation des Lebens am Rand der modernen Großstadt. Als Vorprogramm laufen kurze Werbefilme von Walter Ruttmann und Lotte Reiniger. Diese Werbefilme gelten einerseits als Meisterwerke der frühen Filmanimationstechnik, symbolisieren andererseits aber auch die für das Bauhaus zentrale Frage von Kunst und kommerzieller Vermarktung, Kunst und Anwendbarkeit.

Die Komposition „White City“ von Oliver Schneller stellt die Themen „Architektur“ und „Migration“ in den Mittelpunkt, indem projizierte Bilder der sogenannten „Weißen Stadt“ in Tel Aviv in Dialog mit musikalischen Kompositionen treten. Die Komposition für Bigband und Videoprojektion besteht aus unabhängigen, aber in der Folge aufeinander abgestimmten „Klangmodulen“, die sich jeweils auf bestimmte Bildsequenzen beziehen, die – mit der Musik koordiniert – projiziert werden. Mit großem Erfolg wurde das Programm bereits auf mehreren deutschen (Kurt Weill Fest Dessau, Jazzfest Bonn, Mosel Musikfestival Trier), amerikanischen und kanadischen Jazzfestivals (Rochester, Ottawa, Toronto) präsentiert.

 

Improvisation als Chance in schrumpfenden Gemeinden – ((( potentiale ))) 2019

Vom 20. bis 23. Juni findet in Kalbe die ((( potentiale ))), das Festival für ländliche Entwicklung und improvisierte Musik statt. An den vier Tagen möchten die Veranstalter herausfinden: Was passiert, wenn musikalische Avantgarde auf örtliches Handwerk, verwunschene Orte und ein lokales Publikum trifft? Hat zeitgenössische Musik das Potential, Kalbe von Konventionen zu befreien oder ist der Widerstand, sich auf dieses Experiment einzulassen zu groß?

((( potentiale ))) Festival für experimentelle Musik. Foto: Jörg Gläscher

Das Anliegen der ((( potentiale ))) und der Künstlerstadt Kalbe in der Altmark ist es, Menschen durch Kunst und Kultur aus ihrem Alltagstrott und den düsteren Prognosen ihres Orts zu befreien. Seit über sechs Jahren lädt die bürgerschaftliche Initiative regelmäßig internationale Künstler/-innen aus allen Sparten ein, die in den leerstehenden Gebäuden Inspiration finden und gleichzeitig Neues und bisher Ungewohntes mitbringen. Da gehören Kontroversen üblicherweise dazu: „Es ist heutzutage sehr einfach, es sich in seiner Blase bequem zu machen. Das gilt für die ländliche Bevölkerung ebenso wie für die Künstler/-innen aus der Stadt. Unser Anliegen ist es, unterschiedliche Menschen zusammenzubringen und im persönlichen Kontakt zu zeigen, dass Andersartigkeit etwas Inspirierendes sein kann und zu neuen, interessanten Perspektiven führt.“, erklärt die Initiatorin des Vereins, Corinna Köbele.

Proben bei der ((( potentiale ))). Foto: Jörg Gläscher

Steffen Roth, Schlagzeuger und künstlerischer Leiter des Projekts, fand in diesem Austausch 2016 auch die Idee zum Festivalformat: „Ich bin nun im fünften Jahr in Kalbe. Seit meiner ersten Residenz habe ich einen guten Draht zu einigen Menschen vor Ort. Mittlerweile hat es sich z.B. etabliert, dass ich bei einem Kalbenser regelmäßig zur Hochzeitssuppe eingeladen werde. Improvisierte Musik kann sicher noch viel mehr Menschen erreichen, wenn wir uns trauen, gewohnte Pfade zu verlassen und auf Ohren stoßen, die unsere eigene Herangehensweise hinterfragen oder erweitern.“

Neben Jaap Blonk und Steffen Roth verlassen u.a. Elisabeth Coudoux (Cello), André Meisner (Saxophon), Achim Tang (Kontrabass) und Marius Moritz (Piano) während des viertägigen Festivals bekannte Pfade. Ihre Solokonzerte und Performances, die z.T. interdisziplinär im öffentlichen Raum begleitet werden, ergänzen die Künstler/-innen durch verschiedenste Improvisationsworkshops zu Klang, Gesang und Bewegung am Nachmittag. Diese offenen Werkstätten werden für alle Interessierten, sowohl die angereisten Gäste, als auch die örtliche und regionale Bevölkerung angeboten. Auch Kinder und Jugendliche sind willkommen.

Weitere Informationen

Beitragsbild: Bundesjazzorchester beim Kurt Weill Fest Dessau. Foto: Emanuel Uch

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