Berlin, 27.05.2019 | Die Interessenvertretung der Jazzmusikerinnen und -musiker in Deutschland hat einen neuen Namen. Die Mitglieder des 1973 gegründeten Verbands beschlossen auf ihrer Mitgliederversammlung in Bremen, den Namen „Union Deutscher Jazzmusiker“ in „Deutsche Jazzunion“ zu ändern. Mit der Namensänderung will der Verband als Sprachrohr der Jazzmusiker*innen in Deutschland der großen Vielfalt von Jazzschaffenden in Deutschland Rechnung tragen.
„Mit dem neuen Namen „Deutsche Jazzunion“ bringen wir ganz klar zum Ausdruck, dass die Gleichberechtigung von Jazzschaffenden jeglichen Geschlechts eine Selbstverständlichkeit ist, für die wir alle gemeinsam eintreten!“, sagte Nikolaus Neuser, Vorsitzender der Deutschen Jazzunion. „Zudem machen wir damit deutlich, dass wir uns keineswegs nur für deutsche Kolleginnen und Kollegen einsetzen, sondern für die Belange aller Musikerinnen und Musiker, die zur hiesigen Jazzszene gehören – egal, welcher Herkunft.“
Der Namensänderung war die Veröffentlichung einer gemeinsamen Erklärung zur Gleichstellung von Frauen im Jazz im Herbst 2018 vorausgegangen, der sich über 450 Personen und Institutionen der Jazzszene angeschlossen haben. Darin beschreibt der Verband mögliche Gründe für den geringen Frauenanteil im Jazz, vor allem unter den Instrumentalisten. Das ungleiche Verhältnis entstehe bereits im Kindes- und Jugendalter, wo schon wesentlich weniger Mädchen als Jungen in Jazz-Ensembles spielten. Das Ergebnis in zwei extremen Beispielen: Deutschlandweit gibt es nur eine einzige Instrumental-Professorin für Jazz an einer Musikhochschule und in den vier Bigbands des öffentlich-rechtlichen Rundfunks spielen aktuell nur zwei Instrumentalistinnen.
Zusammen mit bereits bestehenden Initiativen wie beispielsweise der Jazz-Künstlerinnenförderung in Berlin, dem Peng!-Festival in Essen oder dem Programm ‚improviser in residence‘ in Moers möchte der Verband die Sichtbarkeit der Jazzmusikerinnen verbessern und die „Repräsentanz von Frauen auf allen Qualifikationsstufen und Führungspositionen in allen den Jazz betreffenden Bereichen“ erhöhen. Ansätze dafür sind Forschungs- und Weiterbildungsmaßnahmen bei geschlechterspezifischen Themen, um Probleme genauer definieren und angehen zu können, eine Musikpädagogik, die geschlechtsbezogenen Vorurteilen entgegenwirkt, spezielle Förderprogramme für Frauen im Jazz, ein größerer Frauenanteil in Lehrpositionen, Ämtern und Gremien, eine ausgewogene und stereotypfreie Berichterstattung und nicht zuletzt auch eine geschlechtergerechte Sprache, die mit der aktuellen Umbenennung des Verbands einen wichtigen Impuls erhält.
In der Folge hat die Deutsche Jazzunion bereits konkrete Maßnahmen umgesetzt. Unter anderem wurde beschlossen, den renommierten Albert-Mangelsdorff-Preis ab 2019 im festgeschriebenen Wechsel an Männer und Frauen zu vergeben. Zu den Maßnahmen gehört außerdem eine Selbstverpflichtung zur Parität in Jurys und Gremien sowie die Einrichtung eines Vertrauenskolleginnen-Programms für Jazzmusikerinnen. Die Gemeinsame Erklärung zur Gleichstellung von Frauen im Jazz kann weiterhin unter www.deutsche-jazzunion.de/gleichstellung mitgezeichnet werden.
Beitragsbild: Neues Logo der Deutschen Jazzunion