„Den eigenen Gefühlen und Assoziationen freien Lauf lassen und aus der Musik das schöpfen, was man von ihr will oder was man von ihr braucht.“ Das legt Orchestermanager Olaf Stötzler in seinem Vorwort zur neuen Saison den Zuhörerinnen und Zuhörern der hr-Bigband ans Herz. Die neue Spielzeit birgt mit ihren bekannten Stars und Newcomern auch genügend Raum, um sich auf neue musikalische Erfahrungen einzulassen.
Die hr-Bigband eignet sich in dieser Saison musikalische Genres von Brasil Pop bis hin zur Neuen Musik an, von Filmmusik bis hin zur Musik von Duke Ellington. Künstler wie Joshua Redman, Melissa Aldana, Michel Portal, Philip Catherine und Roberto Fonseca werden zu Gast sein. Zum diesjährigen Europa Open Air des hr-Sinfonieorchesters hat sich die hr-Bigband einen ganz besonderen Gast eingeladen: Till Brönner, der erfolgreichste deutsche Jazzmusiker, wird das Programm zum 20-jährigen Jubiläum des Euro bereichern. Zwei weitere Jubiläen feiert die hr-Bigband im Oktober: Beim Eröffnungskonzert der 50. Ausgabe des Deutschen Jazzfestivals Frankfurt in der Alten Oper gratuliert die Band dem Münchner Plattenlabel ECM zum ebenfalls 50. Geburtstag zusammen mit Michael Formaneks „Ensemble Kolossus“. Am Festivalsamstag gibt es dann eine Uraufführung unter dem Namen „Melodic Ornette“. Der Pianist Joachim Kühn besitzt aus der Zeit seiner intensiven Zusammenarbeit mit Ornette Coleman rund 170 größtenteils unveröffentlichte Kompositionen von ihm. Nun wird Kühn zusammen mit Jim McNeely eine Auswahl für die hr-Bigband arrangieren. Als zusätzlicher Solist wird mit Michel Portal eine weitere Größe des europäischen Jazz an dem Projekt beteiligt sein.
Außerdem präsentiert die hr-Bigband jetzt erstmals ein Filmkonzert, an zwei Abenden im hr-Sendesaal. Vor zwei Jahren beauftragte die UFA den erfahrenen Filmmusikkomponisten Manfred Honetschläger, die Musik für den berühmten Friedrich-Wilhelm-Murnau-Film „Der letzte Mann“ für eine erweiterte Bigband-Besetzung zu schreiben. So schenkt sich der Posaunist der hr-Bigband, der im Dezember die Band verlassen wird, selbst ein Konzert zum Abschied. Außerdem gibt es ein Wiedersehen mit drei südamerikanischen Musikern, die alle schon mit der hr-Bigband gearbeitet haben: mit dem brasilianischen Sänger Ed Motta, einem echten Soul-Wunderkind, mit Altsaxofonist Miguel Zenón aus Puerto Rico sowie dem argentinischen Bigbandleader Guillermo Klein. Tenorsaxofonist Donny McCaslin und Pianist Jason Lindner haben entscheidend am letzten Album „Black Star“ von David Bowie mitgewirkt. Nun treffen die beiden US-Amerikaner auf die hr-Bigband und bringen McCaslins Musik mit, die Jazz und Indie-Pop verschmelzen lässt. Lindner, einer der derzeit interessantesten Bigbandleader in New York, bringt das Ganze auf Bigband-Format.
Roberto Fonseca hat als Nachfolger von Rubén Gonzáles beim Buena Vista Social Club über 400 Konzerte gegeben. Aber auch auf Solopfaden hat der kubanische Jazzpianist eine eigene musikalische Stufe erreicht, indem er immer wieder nach neuen Klängen und Verbindungen zu anderen Musikstilen sucht. „Cuba 2.0“ heißt somit sein Programm mit der hr-Bigband im Großen Saal der Alten Oper. Mit „Remembering Peter“ würdigt die Band ihren im Dezember 2018 verstorbenen langjährigen Posaunisten Peter Feil an zwei Abenden mit seinen Kompositionen in der intimen Atmosphäre des Hörfunkstudios II. Ihre insgesamt 30 Projekte wird die hr-Bigband in 58 Konzerten nicht nur in Frankfurt, sondern auch in anderen hessischen Städten wie Gießen, Darmstadt, Rüsselsheim, Weilburg, Dreieich, Kassel, Langen, Neu-Isenburg, Fulda, Hanau und Bad Nauheim präsentieren. Außerdem ist sie zu Gast im Forum am Schlosspark in Ludwigsburg und im Haus der Festspiele in Berlin.
Bei der Biennale für Moderne Musik, die sich unter dem Titel „Human_Machine“ mit der Wechselbeziehung von Mensch und Technologie auseinandersetzt, wird die hr-Bigband ein Gemeinschaftsprojekt zusammen mit dem hr-Sinfonieorchester auf die Beine stellen, bei dem John Adams‘ „Harmonielehre“ martialische Maschinenfantasien und mittelalterliche Mystikvisionen hervorbringt: Minimal Music trifft Spätromantik trifft Impressionismus. Dazu präsentiert sie ein Auftragswerk von Eve Risser, einer Jazzmusikerin und Multiinstrumentalistin. Die 37-Jährige hat schon auf zahlreichen Jazzfestivals von Österreich über Großbritannien bis Finnland gespielt hat und derzeit mit ihrem Red Desert Orchestra von sich reden macht.
Spanien und Portugal Schwerpunktländer beim Südtirol Jazzfestival 2019
Am 28. Juni 2019 wird das Südtirol Jazzfestival im Waltherhaus in Bozen mit einem exklusiven Konzert eröffnet, das interessante Musikerinnen und Musiker aus den diesjährigen Schwerpunktländern Spanien und Portugal sowie „Gäste“ aus Mexiko und den Niederlanden vorstellt: die „Iberian Connection“ des Pianisten Marco Mezquida. Der Kartenvorverkauf für das europäische Musikfest hat bereits begonnen.
Auf den Eröffnungsabend im Waltherhaus folgen bis zum 7. Juli 57 Konzerte im ganzen Land. Am 29. Juni folgt beispielsweise „Ravel’s Dream“ mit dem Trio des Pianisten Marco Mezquida in der Museion Passage. Mit dem Cellisten Martín Meléndez und Schlagzeuger Aleix Tobias sucht er nach modernen Zugängen zur Musik des französischen Komponisten, der eine Klavierpartitur mit dem Pseudonym „Jacques Dream“ unterzeichnet hatte. Klassiker wie der „Bolero“ oder die „Valses nobles et sentimentales“ werden mit groovenden Improvisationen angereichert und virtuos dekonstruiert.
Am Sonntagmorgen startet mit dem Duo Magalí Sare und Sebastià Gris die Jazzwanderung vor der Sonnklarhütte am Speikboden auf 2.400 Höhenmetern. Die Sängerin und der Gitarrist haben am Conservatori Superior del Liceu in der katalanischen Hauptstadt studiert. Seit 2016 touren sie durch die Clubs in Barcelona und auf Gris‘ Heimatinsel Mallorca. Ihr Repertoire umfasst Jazz-Standards, Volkmusik aus Katalonien und Mallorca sowie Songs aus aller Welt. An der nächsten Wanderstation, der Treyer Alm, wartet dann das Manel Fortià & Gabriel Amargant Duo, das normalerweise in der Clubszene Kataloniens zuhause ist. Am Montag ist dann unter anderem das Claire Parsons Quartet im Hotel „La Perla“ zu hören. Die in Luxemburg, Amsterdam und Brüssel angesiedelte Formation, bestehend aus Sängerin Claire Parsons, Gitarrist Eran Har Even, Schlagzeuger Jérôme Klein und Bassist Pol Belardi ist ein gutes Beispiel für einen unvoreingenommenen europäischen Jazzsound.
Den Abschluss bilden am 7. Juli das Trio Gabbeh und Multiinstrumentalist und Rapper Lukas König. Der in Wien lebende Bassist Manu Mayr und die iranischen Musiker/-innen Golnar Shahyar (Vocals) und Mona Riahi (Klarinette) führen einen west-östlichen Dialog. Das Trio hat sich nach einer Teppichsorte aus Persien benannt, deren abstrakte Formen und große Farbflächen – wie die Musik der Band – einzigartig sind. Melancholie trifft auf kammermusikalische Strenge, Ekstase auf Schwerelosigkeit, Improvisation auf archaischen Blues. Mit einem Musik-Happening beendet „Koenig“ dann das Südtirol Jazzfestival 2019. Wenn Lukas König im Innenhof des Batzenhäusl den Alleinunterhalter gibt, stellt man sein Bier zur Seite und hört einfach zu. Der Mann tritt in einem skurrilen Outfit auf, bearbeitet sein in vielen Farben leuchtendes Schlagzeug, mixt Hip-Hop-Beats zum Sprechgesang des Rap und experimentiert mit einem elektronischen Instrumentenpark. Das Ergebnis ist royales Entertainment auf höchstem Niveau – und natürlich auch ein visuelles Vergnügen.
Eine Besonderheit des Südtirol Jazzfestivals ist natürlich die einmalige Umgebung der Konzerte. Einige attraktive Spielstätten stehen in diesem Sommer zum ersten Mal auf dem Festivalprogramm, so das Innovations- und Gründerzentrum BASIS in Schlanders, das Naturmuseum in Bozen, das Hotel La Perla in Covara, die Burg Hocheppan, das Alperia-Wasserkraftwerk in Brixen, der Ost West Country Club im Meraner Marconipark oder das neue Gebäude der Kellerei Bozen. Dazu kommen – ebenfalls zum ersten Mal – Hüttenkonzerte am Speikboden in Sand in Taufers und eine Jazzwanderung zum Ansitz Velseck in Tiers.
Südtirol Jazzfestival Alto Adige Aftermovie 2018
Informationen zu Programm und Karten
Beitragsbild:
. Foto: