Michael Wollny ist aktuell unglaublich umtriebig und mischt die Szene richtig auf. Zeitgleich mit zwei neuen CDs am Start „Oslo“ und Wartburg“, ist er begleitend dazu mit seinem Trio auf Tour. Nach Bonn, London, Berlin, dem Elbjazz-Festival, auf dem er als Artist in Residence mehrere Konzerte in unterschiedlichen Besetzungen spielte, und Bayreuth, stand für das Trio endlich wieder einmal München auf dem Tourplan. Zur bayerischen Metropole hat Michael Wollny ein ganz besonderes Verhältnis: Act Label, Anfänge im Jazzclub Unterfahrt, das Münchner Publikum; last not least ist mittlerweile auch das Prinzregententheater für die Band ein „coming home again“ mit bewegenden Erinnerungen und vor allem guten Vibes.
Das Trio betrat die Bühne sichtlich entspannt und gut gelaunt. Mit leichtem, federnden Gang ging Wollny ans Piano, griff gleich in die Vollen und mit Christian Weber am Bass und dem Schlagzeuger Eric Schaefer spielte die Band ein langes, sehr persönlich gestaltetes, durchgehendes Set, was der Dramaturgie des Abends sehr gut tat. Alte und neue Stücke wurden präsentiert: Angefangen bei „Interludium“ von Paul Hindemith über „Big Louise“ von Scott Walker bis hin zu eigenen Kompositionen wie „Der Wanderer“ oder das quirlige „Perpetuum Mobile“. Die Songs entwickelten sich spontan, das Trio spielte klar, pointiert, präzise und zog das Publikum vom ersten bis zum letzten Ton in seinen Bann. Leise Passagen wechselten sich ab mit dynamischem Powerplay, herrlichen Improvisationen und inspirierten Soli. Für den Sound des Wollny Trios ist die Akustik im Prinzregententheater einfach wie maßgeschneidert.
Nach der ersten Zugabe, dem lyrischen „Little Person“ von Jon Brion kochte der Saal, es gab Standing Ovations und die Band ließ es sich nicht nehmen als zweite Zugabe einen wilden Mix der Stücke „Lasse“ und „Gorilla Biscuits“ zu spielen. Als das Publikum weiter begeistert applaudierte, gab es schließlich noch eine dritte Zugabe: das von Gustav Mahler inspirierte „Engel“. Ein Stück, mit dem das Trio übrigens sein letztes Konzert vor gut zwei Jahren im Prinzregententheater eröffnete. Alles in allem also ein rundherum gelungener Jazz-Abend; ohne Bühnenschnickschnack, straight und pur, der seine betörende Wirkung auch noch im Nachgang entfaltet und in den Ohren des Publikums nachklingt.
Text und Fotos: TJ Krebs