Joshua Redmans neue CD „Still Dreaming“ ist alles anderes als eine nostalgische Hommage oder gar Reminiszens an das „Old and New Dreams“ Quartett seines Vaters. In den siebziger Jahren stand diese Formation um den Saxophonisten und Joshuas Vater Dewey Redman gemeinsam mit Trompeter Don Cherry, Charlie Haden am Bass und Drummer Ed Blackwell für eine konsequente Fortführung des modernen Jazz-Geistes, der sich, ganz im Geiste ihres Weggefährten Ornette Coleman, in den frühen sechziger Jahren manifestierte. „Old And New Dreams“ – das waren ungestüme, kollektive Improvisationen die seinerzeit zelebriert wurden, das Ausleben musikalischer Freiheiten, energiegeladen, erdig, immer humorvoll mit musikalischem Schalk im Nacken und im weitesten Sinn bereits ein „Tribute to Ornette Coleman“.
Der Einfluss dieses Quartetts hat natürlich seine Spuren bei Joshua Redman hinterlassen. Nun war die Zeit reif, aus seiner Begeisterung für „Old And New Dreams“ etwas Neues zu schaffen: ohne nostalgisches Pathos – höchstens als Verbeugung vor seinem Vater… „Still Dreaming“! Mit Ron Miles hat Joshua Redman einen Trompeter gefunden, der, von Don Cherrys Spielweise beeinflusst, eine eigene Sprache auf seinem Instrument entwickelt hat. Scott Colley studierte in jungen Jahren selbst bei Charlie Haden und Brian Blade stammt, wie Ed Blackman, aus Louisiana. Damit wäre vordergründig erst einmal eine Beziehung zu „Old And New Dreams“ hergestellt. Was letztlich den Reiz der vorliegenden Aufnahme ausmacht ist die Tatsache, dass sich alle vier Musiker, in der Jazzszene absolute Meister ihres Fachs, den Blick vorwärts gerichtet und energiegeladen einfach ihr Ding spielen. In den acht Kompositionen auf „Still Dreaming“, größtenteils aus der Feder von Joshua Redman, knüpft das Quartett mit prägnanten Themen und teilweise kantigen, afrikanisch, folkloristischen Klängen eine lose Verbindung zum Geist Ihrer Lehrer/Ahnen. Ansonsten überzeugt die Aufnahme durch ihre Frische und vorwärts gerichteten Sound, den die Musiker mit unglaublichem Drive präsentieren.
Nicht Nostalgie ist hier das Motto, sondern das „Keeping A Tradition“ ohne dabei zurück zu schauen, mit dem spielerischen Spirit von Heute und der Erzählkraft von Morgen.
Text und Fotos: Thomas J. Krebs