Es gibt sie … diese Überraschungsabende und -konzerte. Man freut sich darauf, hat eine gewisse Erwartung, ist gespannt auf Musiker in einer bestimmten Formation und am Ende ist alles doch anders, noch viel besser und interessanter als man es sich gewünscht hat.
So geschehen am vergangenen Samstag. Anouar Brahem, der tunesische Komponist und Virtuose an der arabischen Oud, gastierte in der Münchner Philharmonie und stellte live sein aktuelles, bei ECM erschienenes Album, „Blue Maqams“ vor. Gemeinsam mit Django Bates, Dave Holland und Jack DeJohnette verwandelte das Quartett den großen Saal der Philharmonie in eine Kathedrale. Leise Töne von Brahems Oud tasten sich ans Ohr der Hörer, dann setzt Dave Holland mit einfühlsamem, aber bestimmten Bass ein. Django Bates entlockt seinem Steinway unglaublich feine, arabisch anmutende Töne und Jack DeJohnettes feinfühlig differenziertes Schlagzeugspiel sorgt für entsprechenden rhythmischen Drive – „Tunesian Blues“ vom Feinsten! Der Tontechniker leistete hier zusätzlich großartige Arbeit. Die Instrumente waren hervorragend abgemischt und klangen in dem manchmal schwierig zu beschallenden Saal der Philharmonie ausgewogen, plastisch und allesamt präsent.
Anouar Brahem ist ohne Zweifel ein absoluter Meister. Mit seiner Formation „Blue Maqams“, einem „who is who“ des Jazz, gelingt es ihm bravurös Orient und Okzident zu verschmelzen und das Publikum in der Münchner Philharmonie regelrecht zu entrücken. Ach ja, das Publikum: konzentriert verfolgten die Zuhörer das Quartett mit ungebrochener Aufmerksamkeit. Kein einziges Handylicht erhellte Gesichter während des Konzerts, gehustet wurde brav während der Pausen zwischen den Stücken – und das ohne vorherige Ansage des Veranstalters – vorbildlich! Nach einem langen, durchgehenden Set wurde das Publikum schließlich mit zwei wunderbaren Zugaben belohnt.
Thomas J. Krebs hat Momente des Abends fotografisch eingefangen.
Text & Fotos: Thomas J. Krebs