In der Muppets-Show sitzt „Das Tier“ am Schlagzeug und drischt mit wilder Lust und leidenschaftlicher Energie auf die Felle und Becken seines Drumsets ein. Selbiges passiert auch bei Wolfgang Haffner, wie bei seinem heftig umjubelten Auftritt am Wochenende im Leeren Beutel zu erleben war. Haffner trägt zwar keinen ungezähmten Bart und sein hoch differenziertes Spiel lebt auch nicht allein von purer Energie und emotionaler Kraft. Der 52-jährige Schlagzeuger aus Franken gehört heute zu den erfahrensten und vielseitigsten Musiker weltweit. In seinem delikaten Spiel stecken sowohl die eruptive Energie des entflammten Meisters, als auch die feinsten Klangzaubereien eines Ziseleurs der Besen und Stöcke. Dennoch hat ihm einer der Musiker seines Quartetts beinahe die Show gestohlen, zumindest bildlich gesehen. Der aus Darmstadt stammende Vibraphonist Christopher Dell macht äußerlich den Eindruck eines einfachen Beamten in der Kfz-Zulassungsstelle und entwickelte in seinem fulminanten Solospiel eine musikalische Ekstase und einen flirrenden Ideenreichtum wie sie jedem Minister mehr als gut anstehen würden. Gleich anfänglich im eher gemächlichen „Hippie“ brillierte er mit einem Solo, dass manchem begeisterten Zuhörer im voll besetzten Saal der Mund offen stehen blieb. Nach einem kurzen Break wechselte die Band nahtlos in den schnelleren Miles-Davis-Klassiker „So What“, eine von wenigen Covernummern, die zum Wiederentdecken einluden. Roberto Di Goia am Flügel und Dell, beide langjährige musikalische Weggefährten Haffners, gaben wechselweise das einprägsame Thema vor, Haffner setzte der zugänglichen Version mit einem ersten wirbelnden Drumsolo das pulsierende Krönchen auf.
Bereits hier hatten die vier Musiker das Publikum ohne Wenn und Aber auf ihrer Seite und ernteten auch für das nachfolgende „Shapes“, ursprünglich eine coole Loungenummer mit elektronischen Sounds, kräftig Beifall. Der Saal war von einer vibrierenden positiven Stimmung erfüllt, die sich von einem zum anderen Stück steigerte. Am Ende hob Haffner den Auftritt als einen „der schönsten“ hervor, den sie seit längerem erlebt hätten, und bekräftigte ein ums andere mal „ihr seid ein tolles Publikum“. Die Stadt Regensburg lobte er für den großartigen Club, den sie in den alten Gemäuern beherbergt. Dass dies keine Routinefloskeln oder simple Schmeicheleien waren, wurde auch in seinen aufgeräumten Moderationen deutlich, die ihn als herzlichen Menschen auswiesen, der den direkten Draht zu seinen Zuhörern genießt. Bei der Ankündigung eines Blocks mehrerer Nummern aus dem nagelneuen „Kind of Spain“-Album, darunter ein „Pasodoble“ und ein „Flamenco“, bezeichnete er sich selbstironsich als „fränkisches Weißbrot“ und als solche könne er einen Flamenco nicht wie ein Spanier spielen. In diesem Medley oder „Potpourri, wie es Klaus Doldinger nannte“, kam dem Cover „Spain“ von Chick Corea eine besondere Bedeutung zu. Diese wunderbar leichte Nummer widmete Haffner dem verstorbenen Al Jarreau. Der hatte bei einer Begegnung der beiden angeboten, den Gesang zu übernehmen. „Dazu ist es leider nicht mehr gekommen“, bedauerte Haffner, der häufiger für den großen Sänger getrommelt hat. Im Mittelteil des magisch schönen, balladenhaft langsamen Arrangements spielte Christian Diener etliche Takte lang auf dem Bass repetierend eine Note, was sich wie eine Mahnung an die Endlichkeit des Lebens anhörte.
Aufregend ging es auch nach der Pause mit einem weiteren Klassiker weiter. „Django“ des Modern Jazz Quartets inszenierte die Band als ruhigen Kammerjazz mit erhabener Klarheit und Strenge. Ein Musterbeispiel für die Vielseitigkeit und Offenheit der Musiker, die sich der Haffner’schen Version des berühmten „Concerto de Aranjuez“ ebenso mit Hingabe und ausdrucksstarkem Spiel nähern, wie den Songs des Meisters. Einmal eher funky, von meditativer Intensität oder als genussvoller Blues „Silent Way“, einem älteren Titel Haffners, den die Band als zweite Zugabe spielte. Ein großartiges Konzert, mit dem der Jazzclub die Reihe großer Ereignisse in diesem Jahre fortsetzte.