Detail einer Violine aus Holz. Foto: Hufner
Detail einer Violine aus Holz. Foto: © Martin Hufner

Musikinstrumentenfotografie: Das Klavier bei Till Brönner

Es ist nicht ganz einfach, ein Klavier (oder einen Flügel) zu fotografieren. Dieses, in der Mehrzahl schwarze (Musik-)Instrument, schluckt quasi alles Licht, was sich irgendwo im Raum befinden könnte. Das Klavier ist eine Art Photonenschlucker. Wären da nicht wenigstens die weißen Tasten, die helfen könnten, das Auge zum Fokussieren zu zwingen.

Man soll nicht immer so schwarz/weiß denken wie es kommt

Till Brönner – neben seiner Tätigkeit als Fotograf auch Kontraßbegleiter an der Trompete – hat sich vor kurzem daher die Mühe gemacht, dem Instrument wieder die Ehre zuteil werden zu lassen, das es verdient. Er zeigt uns, ein Klavier ist gar nicht mal so sehr schwarz wie man denkt, es kann auch – sofern gut gepflegt – reflektieren auf der polierten Seite. So spiegelt sich reichhaltig der Raum in seinen Facetten. Auch das Schwarz löst er auf in eine Vielzahl von Grautönen.

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Man kommt aber nicht an einer Bildkritik vorbei: Das (Klavier-)Model wirkt in dieser Szene etwas reduziert auf seine reine Hauptfunktion. Das ist definitiv zu bemängeln. Man darf ein Klavier nicht auf seine Funktion als Mobiliar einer Hotelanlage oder als Ablage für Menschen herabwürdigen. Das geht gar nicht.

Aber denkbar ist es auch, dass das entsprechende Pic gar nicht von Till Brönner ist, sondern es sich um ein Fakeaccount handelt. Das würde selbstverständlich alles erklären. Auch diesen eigenen Kommentar, dass die Frau auf dem Klavier „auch singen kann“, als ob das jemand jemals in Zweifel hätte ziehen wollen und können. Denn, wer eine Taste drücken kann, der wird selbstverständlich „auch“ singen können. Jeder Mensch kann singen.

Brönner steht mit derlei Problemen nicht allein. Die Fotografie, insbesondere im Jazzbereich, also von oder über Jazz, hat einige Defizite aufzuweisen. Nehmen wir das alte Plattencover von Michal Urbaniak: „Ecstasy“. Eine ganz gewiss unter Drogen (Ecstasy – MDMA?) entstandene Huldigung an die Violine.

Michal Urbaniak. Extacy
Michal Urbaniak. Ecstasy

Man sieht ein völlig ungestelltes Bild aus der Lebenswelt der Violine. Hier, wie man am Drehpotentiometer erkennen kann, einer elektrischen Violine. Freilich wirkt die Bauart etwas ungewohnt. Da fällt einem glatt der Kinnhalter von den Zargen. Aus diesen nämlich wiederrum kommen menschliche Beine. Die Verhältnisse zwischen den dazu gestellten Beinen und der Violine wirken irgendwie – ich kann mir nicht helfen – unnatürlich; da müsste man einen sehr in der Tiefe liegenden Fluchtpunkt annehmen, der aber den Rest der Konstellation irre wirken lässt. Ich habe im Selbstversuch auch probiert, das Coverbild unter der Einnahme nicht näher zu erörternder Drogen zu begreifen. Aber es bleibt auch das einfach nur platt. Auch hier wird die E-Violine auf ihre rein optische Funktion reduziert.

Auf nicht so sehr in Musik bewanderte Personen muss diese völlig natürlich erscheinen. Was werden die wohl denken, wenn sie irgendwann eine(n) violinespielende(n) Musiker(in) sehen? Ob die denken, dass deren Violine wohl defekt ist. Hier zur Erinnerung eine Violine, wie sie gewöhnlicherweise gespielt wird.

So spielt man Violine. Foto: Hufner
So spielt man eine „defekte“ beinlose Violine. Foto: Hufner

Gelegentlich auch mal anders, wie hier bei Jon Rose. Die Violine als dekorativer Uhrersatz am Kleiderhaken.

Jon Rose spielt Violine. Foto: Hufner
Jon Rose spielt Violine. Foto: Hufner

Und jetzt noch etwas Musik … für Leute, die Jazz hassen.

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