Beim Jubiläumskonzert des Jazzclub im Leeren Beutel begeisterte das Trio des 30-jährigen Pianisten Pablo Held das Publikum bis zum letzten Platz.
„Was ihr da habt, ist ein Geschenk“, begeisterte sich die Sitznachbarin im Leeren Beutel, nachdem der lang anhaltende Beifall für das Pablo Held Trio abgeflaut war. Damit meinte sie sowohl das Konzert, wie auch das Programm des Jazzclubs als solches. In Traunstein, wo sie lebe, müsse man Wege bis München oder Salzburg in Kauf nehmen, um vergleichbare Konzerte zu hören. Nach einer Fortbildung war die Physiotherapeutin über ein Plakat auf das Jubiläumskonzert zum 30-jährigen des Clubs aufmerksam geworden und hatte spontan beschlossen es sich noch anzuhören.
Ruhig, suchend, ein paar wenig Töne vom Flügel markieren den tastenden Einstieg. Getupfte Beckenklänge, vom Bass breitet sich ein Ton in bedächtigen Wellen durch den ganzen Saal aus. Langsam entwickelt sich aus den vereinzelten Klangbewegungen ein fragiles Motiv, gewinnt an Fahrt und Dynamik, verdichtet sich, kumuliert in einem ersten Höhepunkt, bricht fast schlagartig wieder ab. „Wir spielen seit zwölf Jahren zusammen“, hatte Pianist Pablo Held zur Begrüßung das Trio vorgestellt, „und beschlossen etwas zu ändern“. Sie würden nun nicht mehr, wie lange Zeit praktiziert, Stücke und Songs meist vom letzten Album vorstellen. Das was sie eigentlich wollten, „im Moment zu sein“, sei dabei zu kurz gekommen, es hätte sich eine gewisse Abgeklärtheit eingestellt. Deshalb könne er nichts an- und auch nicht vorhersagen, was sie spielen würden und wie das Konzert ausgehe.
Nach einer guten Stunden frei improvisierter Musik und einem prächtigen Blues als Zugabe war der Ausgang klar. Es war eine echte Sternstunde für den Jazzclub und die Zuhörer. Eine Stunde, in der vom knallhart akzentuierten Break, über feinfühlige poetische Passagen, kluge Zwiegespräche und hochverdichtete energische Dispute eine Fülle emotionaler Bewegungen und Erzählungen durch den Raum geschwappt ist. Die Anwesenden wurden nahezu ausnahmslos gepackt und – das ließ sich am Beifall und begeisterten Aufschreien deutlich – mitgerissen von diesem Klangfluss über Stock und Stein. Jonas Burgwinkel kostete die Freiräume aus, die sich auftaten, stolperte, sprang, hüpfte und wirbelte mit Sticks und Besen um Ecken und Hindernisse, wie eine ganze Horde entfesselter Trommler. Bassmann Robert Landfermann setzte Kontrapunkte zum Piano, griff Motive und rhythmische Figuren auf und führte sie weiter, ein eigenständiger Teamspieler, der mutig und mit spürbarer Lust die Last des Risikos zu scheitern mittrug. Obwohl das Trio nach ihm, dem 30-jährigen Hagener, benannt ist, hielt sich Held oft zurück, speiste seine Ideen dann ein, wenn Leerlauf drohte. Dann baute er harmonische Spannungen auf, entwickelte ästhetisch reizvolle Klangideen und schlug klang- und formschöne pianistische Bögen.
Nach dem stolzen Motto „The Lady Is a Tramp“ stellte die Regensburger Sängerin Margot Gerlitz im Vorprogramm mit einem rhythmisch etwas wackeligen Trio aus dem Uni Jazz Orchester Jazz-, Swing- und Popsongs in eigener Interpretation vor.