Minimal Schritte in eine neue Richtung
Der Regensburger Gitarrist Andreas Dombert stellte im Kulturhaus Leerer Beutel sein neues Programm mit Minimal-Kompositionen vor
Er sei, schildert Gitarrist Andreas Dombert auf der schmalen Bühne im dritten Stock des Leeren Beutels in Regensburg, „in ein richtiges Loch gefallen“. Nach der Produktion des Album „35“ vor zwei Jahren, das für einen Jazz Echo vorgeschlagen worden sei und prima Kritiken erhalten habe, „wusste ich nicht, wie es weitergehen soll“. In einem Hauptseminar habe er wenig später an der Uni die Minimal Music kennengelernt und darin einen Weg für sich gesehen. „Wenn sie hier im Raum vor den blauen Bildern stehen bleiben“, sprach er die Zuhörer unmittelbar an und setzte einen Vergleich zur eigenen Faszination für diese Form von Neuer Musik, „und lassen sie auf sich wirken, passiert irgendwann etwas mit ihnen“.
Mit geübtem Griff hob Dombert schließlich seine Gitarre aus dem Ständer, stöpselte an und begann das langsam sich entwickelte „Like the Birds Sing“ zu spielen. Es ist seine erste minimalistische Komposition. Dreimal trug er sie hintereinander in unterschiedlichen Tempi und mit verschieden harten Plektren konzentriert und klar konturiert vor. Zeitweise erzielte er damit den Eindruck als spiele ein Klavier oder noch andere Instrumente mit. In den nächsten beiden Stücken, Steve Reichs für Gitarre transkripiertes „Piano Phase“ und das für den Jazzgitarristen Pat Metheny geschriebene „Electric Counterpoint“, bekam die Musik einen eher kreisenden, teils auch spiralförmig sich eindrehenden Charakter, wie er häufig bei Stücken dieser Epoche auftaucht. Das zu „Guitar Phase“ mutierte Stück, das Reich 1967 für zwei Klaviere geschrieben hat und das aus einer einfachen Sequenz besteht, die beständig wiederholt wird, spielte Dombert mit sich selbst als zweite Stimme auf dem digitalen Rechner. Großartig, wie er die minimalen Verschiebungen im zeitlichen Raster hinbekam und damit eine nahezu magische Stimmung erzeugte, die sich kräuselte, durchdrang und verzwirbelte, um wie von einem Sog erfasst wieder im Gleichklang zu schwingen.
Für „Electric Counterpoint“ hat Dombert, wie vorgesehen, zwölf verschiedene Stimme aufgenommen, zu welchen er jeweils live spielt. Der Regensburger Saitenkünstler spielte das an farblichen Schattierungen und dynamischen Nuancen reiche Stück mit bravouröser Transparenz und zupackender Leidenschaft. Man darf gespannt sein, was bei diesem offenen und experimentierfreudigen Musiker noch alles herauskommt. Sein Minimal-Programm ist ein erster Schritt in eine neue Richtung.
Text und Fotos: Michael Scheiner