Bereits 1938 erstmals erschienen wurde „Ich mag mich irren, aber ich finde dich fabelhaft“ (dtv) jetzt wieder entdeckt und neu aufgelegt. Der Roman zeichnet den musikalischen Werdegang Bix Beiderbeckes nach, rein biografisch gesehen ist das kurze Leben des Protagonisten Rick Martin aber reine Fiktion. Er kommt in Georgia zur Welt, wird zur Vollwaise und zieht mit seiner Tante und seinem Onkel mit acht Jahren nach Los Angeles um, wo er eines Tages in der All Souls‘ Mission ein Klavier entdeckt und sich mithilfe der vorhandenen Noten das Spielen nach und nach selber beibringt. Eine Tages wird er dabei entdeckt und flüchtet vor den schwarzen tief Gläubigen, die ich erst für einen blonden weißen Engel halten und ihn dann am liebsten vom Fleck weg für ihre Gottesdienste engagieren würden.
Er beschließt, auf ein anderes Instrument auszuweichen, das er immer bei sich tragen kann: die Trompete. Das Geld dafür verdient sich der Vierzehnjährige neben der Schule (die er so gut wie nie besucht) in einer Bowling Bar, wo er seinen besten Freund, den Schwarzen Smoke Jordan, einen Schlagzeuger kennen lernt. Smoke ist älter als er, hat eine Familie und Geschwister und nimmt ihn schließlich zum Cotton Club (nicht DEM berühmten, einem etwas heruntergekommenerem Exemplar) mit, wo „Jeff Williams and his Four Mutts“ Abend für Abend spielen. Rick ist hingerissen, er lernt durch das bloße Zuhören, was man später als „Chicago Jazz“ bezeichnen sollte. „Rick liebt die Musik, lange bevor er ein Mädchen liebt, und die Musik liebt ihn. Er kann eine Melodie derart schnell aufgreifen und durch den Raum tanzen lassen, dass es dem Boss des Cotton Club egal ist, ob Rick minderjährig ist. Und auch die Jungs an der Bar scheren sich nicht darum, dass er einfach ein „white kid“ aus den Slums von Los Angeles ist.“
Wie Bix schafft es Rick, sich als Weißer in einer von Schwarzen dominierten Szene zu behaupten. Sein Aufstieg geht rasant – aber er findet keinen Halt, entdeckt den Alkohol und verliebt sich öfters unglücklich. In Dorothy Bakers Romanen spielt die Musik, beziehungsweise der Jazz, immer eine große Rolle. „Ich mag mich irren, aber ich finde dich fabelhalft“ (auf Englisch „Young Man with a Horn“) ist äußerst sachkundig geschrieben, dabei enorm unterhaltsam und spannend. Für Kenner als auch Jazz-Erkunder bestens geeignet.
Ursula Gaisa