ECHO Jazz 2017 am 01.06.2017 bei Blohm+Voss in Hamburg /// Foto: Mo Wüstenhagen / BVMI
ECHO Jazz 2017 am 01.06.2017 bei Blohm+Voss in Hamburg /// Foto: Mo Wüstenhagen / BVMI

Fünf Fragen zum ECHO Jazz und noch mehr Antworten

Der ECHO Jazz ist ja beliebt und unbeliebt zugleich. Es gibt genug Künstlerinnen, die ihre Mutter dafür verkaufen würden und dann welche, die den Preis abgrundtief verachten. Ich habe ein paar kleine Fragen zum ECHO an den Bundesverband Musikindustrie vor einer Woche gestellt und umgehend darauf Antworten erhalten mit der Einladung zu einem Hintergrundgespräch. Letzteres ist vielleicht aktuell nicht so eilig. Wenn ich mal in Berlin bin, okay, dann will ich das gerne machen. Die Fragen kommen von mir, die Antworten von Dr. Florian Drücke, dem Vorstandsvorsitzenden des BVMI.


Wissen Sie, wie viele Einreichungen insgesamt und pro Kategorie bei den vergangenen ECHO Jazz-Ausschreibungen eingegangen sind – und wie viele durchschnittlich in den 19 zur Disposition stehenden Kategorien?

In den vergangenen drei Jahren (2015, 2016, 2017) wurden zwischen 150-170 Produktionen von jeweils rund 50 verschiedenen Firmen eingereicht. Die Verteilung auf die jeweiligen Kategorien ist, wie Sie sich vorstellen können, sehr unterschiedlich, weil es je nach z.B. Instrumentengruppe mehr oder weniger Künstler/innen gibt. Die Aufschlüsselung, wer in welchen Kategorien eingereicht hat, ist vertraulich.

Wie viel Gebühren sind insgesamt eingegangen, wenn aktuell 50 Euro pro Vorschlag anfallen?

Das ergibt sich ja aus der oben genannten Zahl: Anzahl der eingereichten Produktionen pro Jahr mal 50, wobei 50 Euro der Bruttowert ist.

Gibt es auch Einreichungen, die nicht den Anforderungen entsprechen (2 Rezensionen, Zeitfenster der VÖ), wie umfangreich sind diese im Verhältnis zu allen Einreichungen?

Ja, manchmal müssen beispielsweise Rezensionen nachgefordert werden. Das Zeitfenster der VÖ muss im Einreichungstool eingetragen werden.

Gefordert werden zwei Rezensionen von unabhängigen MusikkritikerInnen – welche Art von Medien werden da akzeptiert (auch Jazz Echo?)?

In den vergangenen Jahren war es so, dass internationale Rezensionen akzeptiert wurden, für 2018 wurde des geändert, das heißt, die beizubringenden Rezensionen müssen in deutschen Medien erschienen sein. Die Rezensionen sind ein Filter im Vorfeld im Einreichungsprozess, die Diskussion im Jury-Kreis findet unabhängig davon statt.

Kann man abschätzen, in welchem Umfang die eingereichten CDs den Tonträgermarkt im Bereich Jazz repräsentieren im jeweils gewählten Zeitraum? Wenigstens ungefähr?

Interessante Frage, die Zahlen liegen uns nicht vor. Es ist die Entscheidung der Labels, welche Werke sie für den ECHO JAZZ einreichen (möchten), und das ist unabhängig davon, wie viele Jazz-Tonträger im jeweiligen Zeitraum insgesamt produziert werden.


Generell war Hintergrund der Frage, wie groß oder eben auch klein der Ausschnitt der CD-Produktionen ist, die für den ECHO Jazz eingereicht werden. 150 bis 170 CDs scheinen mir doch sehr wenige zu sein. Aber verlässliche Zahlen über die Größe des gesamten Tonträgermarkt JAZZ konnte ich andererseits auch nicht auftreiben.

Ohne das zu bewerten: Bei 19 Kategorien, die von der Jury besetzt werden, sind 150 bis 170 Einreichungen nicht sehr viel, oder grob gesagt, da hat man ein Gewinnchance von 10% – allerdings bei einem Einsatz von 50 Euro (ganz genau kann man auch das leider nicht sagen, denn man kann ja eine Produktion in verschiedenen Kategorien einreichen). Das gibt es bei keiner Lotterie. Auch wenn man hier außer Ruhm und Ehre nichts anderes gewinnen kann.

Während bei den ganz großen Buchpreisen durchaus Verkäufe verzeichnen kann, die durch die Decke gehen, ist hier anzunehemen, dass die Verstärkerchancen hier wahrscheinlich deutlich geringer ausfallen. Ich bin sicher, die betroffenen Labels geben die Daten dazu gerne heraus. Die Einnahmen durch die Startgebühren kann man sicher vernachlässigen: Die liegen irgendwo zwischen 7500 und 9000 Euro. Aber für kleine Labels ist es schon ein gewisser, nicht zu vernachlässigender Posten. (Aber ich bin sicher, das Label „kleines Label“ heftet sich dann auch niemand gerne an.)

Die Sache mit den Rezensionen ist wieder so eine Sache: Sie wird als „Filter“ bezeichnet. Jetzt weiß ich nicht, ab welchem Rahmen (Umfang, Qualität) eine Rezension als solche gilt. Dass das Jazz-Echo als Medium nicht ausscheidet, ist natürlich problematisch, weil es zu einem Label gehört. Aber die großen Jazzmagazine haben ja selbst auch viele Rezensionen in der Schleife. Für die Jury-Arbeit spielen sie natürlich keine Rolle, sagt Florian Drücke. Alles andere würde mich auch wundern.

* * *

Natürlich handelt es sich nur um einen Frageteil. Die Besetzung der Jury und ihr Anteil bei der Beurteilung (gibt es Stimmenthaltung etc.) stünde dann zu Debatte und die Kriterien ihrer Auswahl. Labelvertreterinnen gibt ja insgesamt sechs und damit bilden sie die halbe Jury:

  • [1]* Kai-Uwe Diaz Philipp (Sony Music)
  • [3] Astrid Kieselbach (Universal Music)
  • [6] Siegfried Loch (ACT Music + Vision)
  • [2] Stefanie Marcus (Traumton Records, Jazz & World Partners)
  • [2] Matthias Winckelmann (ENJA Records)
  • [2] Miho Nishimoto (Warner Music)

Die Zahlen in Klammern geben an, wie viele Preisträger jeweils den in der Jury vertretenen zuzuordnen sind. Den Bestseller [Universal Music] kann man auslassen, denn den ermittelt ja nicht die Jury.

Drei Preise gehen dann noch an „BMC – Note 1“, „Ocason Records“ und „Redhorn Records“. Das ist natürlich recht wenig im Vergleich.

Aber das wären dann Fragen, die man in einem Hintergrundgespräch thematisieren könnte, neben anderen. Solche nehme ich gerne an und würde sie ggf. weiterreichen. Mail oder Kommentar, willkommen.

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