Helmut Nieberle und Milorad Romic: Gitarren-Duo mit anarchischer Note

Für viele Regensburger gehören die Serenadenkonzerte von Milorad Romic seit Jahren fest zum sommerlichen Ritual. Heuer gestaltete er das Programm zusammen mit Helmut Nieberle, einem langjährigen Partner, mit dem er aktuell ein Doppelalbum veröffentlicht hat. Im lauschigen Herzogspark bekam die Musik der beiden seelenverwandten und dabei ungleichen Gitarristen eine ganz eigene poetische Note voller Leichtigkeit und Grazie, aber auch Tiefe und gelegentlicher Dramatik. Diese und noch viele andere Eindrücke vermittelt auch das Album „Solo Due“. Es ist bei Bobtale Records erschienen, dem vom Abensberger Bob Rückerl gegründeten Label, das die damalige Partnerin des mit gerade mal 52 Jahren 2009 verstorbenen Musikers weiterführt.

Neu an der Doppel-CD, welche die schönsten von Romic und Nieberle eingespielten Werke von 1994 bis 2017 enthält, ist eigentlich nur der zweite Teil. Der erste ist eine Wiederauflage eines 1994, nicht  lange nach Romic` Flucht aus Kroatien und Übersiedlung nach Deutschland vom Bayerischen Rundfunk im Studio Nürnberg aufgenommenen Album. Es enthält von Nieberle arrangierte Musik von Bach bis Angel Villoldo, Lothar Brühne bis zu Michael Jarys politisch ambivalentem Evergreen „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehen“. Nicht ganz so bunt und anarchisch, was die stilistische Quer-Beet-Zusammenstellung angeht, ist das zweite, neue Album. Aufgenommen im Herbst 2016 und im Frühjahr diesen Jahres, enthält „Solo Due 2“ Werke von Domenico Scarlatti und Johann Strauss, von Mozart, Vivaldi und von Camille Saint-Saëns. Neben dem gitarristischen Flug vom Barock über die Wiener Klassik bis zur Romantik weisen jeweils mehrere Stücke der beiden Instrumentalisten, die jeder auch selbst komponieren, stilistisch in andere Richtungen. Wehmut und Erinnerungen spielen eine Rolle bei drei „Balkan“ betitelten tänzerischen Kompositionen, die Milorad Romic durchnummeriert hat und in denen er Folkloristisches seiner alten Heimat aufgreift. Helmut Nieberle dagegen wendet sich im ruhigen „Close The Door“ musikalisch einer ganz anderen Region, Lateinamerika zu. In Walzerrhythmus von „Petit Moustique“ indes nimmt er Bezug auf den französischen Swing des letzten Jahrhunderts, wie er von Django Reinhardt kreiert und zur Perfektion gebracht wurde.

Die beiden Gitarristen, jeder ein erstklassiger Meister seines Faches, Jazz bei Nieberle, Klassik bei Romic, harmonieren auf höchst erstaunliche Weise ganz hervorragend miteinander. Das hat natürlich mit den ausgeprägten Fähigkeiten der beiden zu tun, ganz viel aber auch, dass sich beide ihre jeweiligen Eigenheiten zugestehen und mit phänomenalen Einfühlungsvermögen darauf eingehen. Zudem haben es beide gelernt, über den jeweils eigenen Tellerrand hinauszugucken und ausgestattet mit einer guten Portion Neugier sich mit anderen Genres und anderer Musik auseinanderzusetzen. Das lässt die so unterschiedlichen Stücke und Stimmungen durch die Bank lebendig, ausdrucksvoll und bewegend klingen.

Michael Scheiner

Infos: www.helmutnieberle.de und  www.milorad-romic.de

Helmut Nieberle & Milorad Romic: Solo Due 1+: Complete Works 1994-2017
bobtale records

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