Konzertreihe: das Maria Baptist Orchestra in Berlin

»Ich hab´ noch (k)einen Koffer in Berlin« oder Big Band Jazz vom Feinsten

Maria Baptist Orchestra, Foto: Anna Stark Photography

Es gibt Gründe, diese Stadt zu besuchen. Ein Konzerterlebnis dieser Big Band ist ein guter Grund. Füllt diese Erlebnisse in Euren (Jazz-)Koffer. Wenn Ihr keinen habt, so legt Euch einen zu – vollgepackt mit Tönen, Klängen und Sounds aus diesen Konzerten. All dies kommt in den prallen Erinnerungskoffer, aus dem geschöpft wird. Wem dies zu altbacken ist, der speichert es einfach im Memory.

In diesem Frühling gibt es noch drei Gelegenheiten das Orchestra live zu hören: In den Clubs Kunstfabrik Schlot, im b-falt sowie im Musikinstrumenten-Museum in Berlin. Auch im Herbst kann Maria Baptist mit ihrer Band wiederum im Schlot erlebt werden.

Ach so, wer verhindert ist, der kann sich mit der aktuellen CD »Here and Now« (Maria Baptist Music) trösten. Wer sich live-haftig in diese Musik begibt, der wird mit einigen brandneuen Titeln be­lohnt. Wie Maria Baptist bei Ihren letzten Konzert ausführte: »Die Tinte sei bei diesen Stücken noch nicht trocken«.

 

Kurzer historische Exkurs
Im zeitgenössischen Big Band Jazz – oder Jazz größerer Formationen – führt eine direkte Linie von der Pionierin Carla Bley über Maria Schneiders Genialität zu der Musik von Maria Baptist. Die Gemeinsamkeit liegt weniger in den gleichen Vor- oder deutsch tönenden Nachnamen der letzt­genannten, auch wenn dies amüsant anklingt. Eher zeigt sich hier, wie Frauen-Power im Jazz in bisherige Männer-Domänen des Big Band Sounds eindringt und dieses Genre bis heute führend gestaltet. Dies nicht mit brachialem Ge­töse, sondern mit dem gesamten Spektrum an musikalischer Sensibilität, Kreativität, aber mit der Power von ungeheuer verdichteten Klangwelten. Was diese Ladies kompo­nieren, arrangieren und bei Live-Auftritten dirigierend steuern, ist eine Demonstration weiblicher musikalischer Potenz.

Tradition und Avantgarde
Die Musik von Maria Baptist zeichnet alles aus, was an Klängen, Strukturen und Aus­druck im Jazz oder in der improvisierten Musik aktuell zu hören ist. Tiefer gehende Klangwelten sind aktuell in Deutschland wohl nicht zu hören. Auch nicht in den Staaten, von den Orchestern einer Maria Schneider und einem Wynton Marsalis abgesehen. Dies soll an drei grundlegenden Aspekten der (Jazz-)Musik deutlich werden: Komposition, Arrangement und das, was Realisieren, Präsentieren oder einfach Spielen genannt wird.

Es kann schwer behauptet werden, dass ihre Musik gar keinen Bezug zur Tradition hat. Am stärksten ist diese Tradition noch an der klassischen Instrumentalisierung einer Big Band zu spüren: mit 5 Saxophonen, jeweils 4 Musiker für Posaune und Trompete sowie der Rhythmusgruppe. Musikalisch klingt diese traditionelle Komponente nur sehr diskret, zieht sich in den Hintergrund zurück, überlässt den Kompositionen und der Originalität des Sounds den Raum und die Bühne. Zu hören ist unkonventionelle, höchst lebendige zeitgenössische Musik, die unter die Haut geht.

Text: Cosmo Scharmer

Frühlingstermine:
18. Mai ’17 – b-flat
02. Juni ’17- Kunstfabrik Schlot
29. Jun ’17 – Musikinstrumenten-Museum

Herbsttermine im Schlot:
22. September, 3. November, 8.Dezember 2017

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