Anders lässt es sich nicht sagen: Der Jazz ist noch immer eine Männerdomäne und könnte weitaus vielfältiger sein. Daher gibt das Jazz-Institut Berlin seinen Nachwuchskomponistinnen beim Konzertabend „Planet 9“ am 25. April 2017 unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten, Dr. Frank-Walter Steinmeier, gezielt eine Bühne. Auf Initiative von Mia Knop Jacobsen und Olga Amelchenko, Studentinnen am Jazz-Institut Berlin, und unter der künstlerischen Leitung von Julia Hülsmann, Professorin für Komposition, entwickelten 14 Studentinnen der UdK Berlin und der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin seit Mai vergangenen Jahres ihre Kompositionen. Die CD „Planet 9“ erscheint Anfang April in der Reihe „jazz_betont“ bei dem Label der UdK Berlin.
Vor Beginn der kompositorischen Arbeit setzten sich die Studentinnen intensiv mit den Themen Feminismus, Diversität und speziell mit der Rolle von Frauen im Jazz auseinander. In Studienfächern wie Jazz und Komposition sind Frauen weiterhin unterrepräsentiert, wie die an der Universität Hildesheim verfasste „jazzstudie2016“ deutlich zeigt.
Der Projektname spielt auf Neuentdeckungen und die Erweiterung von Wissenssystemen an. So wie unser Sonnensystem jüngst um einen Planeten reicher wurde, gibt es auch in der Jazzszene noch viel zu entdecken: „Planet 9“ setzt ein musikalisches Statement, das darauf abzielt, das Gehör für Vielfalt zu schärfen und strukturelle Hürden zu überwinden. Die Unterstützerinnen und Unterstützer des Projekts „Planet 9“ machen darauf aufmerksam, dass auch in der Jazzszene ein Umdenken notwendig ist, um die künstlerische Entwicklung junger Frauen und damit eine größere musikalische Vielfalt voranzubringen.
Die Jazz-Pianistin und Komponistin Julia Hülsmann erhielt 2016 für ihre richtungweisenden Impulse den SWR Jazzpreis sowie den WDR Ehrenpreis für kulturpolitische Arbeit. „Auch ‚Planet 9‘ steht zukunftsweisend für einen gerechteren Jazz, der neue, starke Stimmen hervorbringt.“, so Hülsmann. „Die jungen Komponistinnen knüpfen an die Offenheit und improvisatorische Natur des Jazz an. Sie besetzen einen Freiraum mit ihrer eigenen musikalischen Sprache.“
Mia Knop Jacobsen, studentische Frauenbeauftragte und Projektleiterin von „Planet 9“, betont die Vielfalt der entstandenen Kompositionen: „Die einzelnen Stücke könnten unterschiedlicher nicht sein und nehmen Zuhörende mit auf eine Reise durch die eigenen Herkunftsländer, persönliche Erlebnisse und komplexe politische Themen. Durch das Wechselspiel zwischen Klarheit und Abstraktion sollen die Stücke einen musikalischen Diskurs anstoßen und der Frauenbewegung gezielt eine Stimme verleihen.“
Zum Auftakt des Konzertabends am 25. April begrüßen Prof. Martin Rennert, Präsident der UdK Berlin, und Prof. Peter Weniger, Künstlerischer Direktor des Jazz-Instituts Berlin, das Publikum. Der Musiksoziologe Dr. Martin Niederauer führt mit seinem Vortrag „Gender & Jazz“ thematisch in den Konzertabend ein. Ulf Drechsel, Jazzredakteur beim rbb, leitet moderierend durch den Abend.
„Planet 9“ bildet den Abschluss des Netzwerktreffens „Kunst wider die Marginalisierung“, das Alumnae aus dem Berliner Chancengleichheitsprogramm (BCP) und dem Mentoring-Programm an der Universität der Künste Berlin zusammenbringt. Das BCP wurde 2001 eingeführt und zählt bundesweit zu einem wichtigsten und größten Instrumente der Hochschulgleichstellungspolitik.
Das Jazz-Institut Berlin besteht seit 2005 und wird von der Universität der Künste Berlin und der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin gemeinsam getragen.
Planet 9 – Konzertabend am 25. April 2017
Jazz-Institut Berlin | Georg-Neumann-Saal | Einsteinufer 43 | 10587 Berlin
Eintritt frei
19 Uhr | Begrüßung
Prof. Martin Rennert | Präsident der UdK Berlin
Prof. Weniger | Künstlerischer Direktor des Jazz-Instituts Berlin
19.20 Uhr | Vortrag „Gender & Jazz“
Dr. Martin Niederauer | Musiksoziologe
20 Uhr | Konzert
21.30 Uhr | Sektempfang
Moderation: Ulf Drechsel, Jazzredakteur beim rbb
Künstlerische Leitung: Prof. Julia Hülsmann
Projektleitung: Olga Amelchenko, Mia Knop Jacobsen, Jacobien Vlasman
Komponistinnen: Olga Amelchenko, Aleksandra Błachno, Marleen Dahms, Anne Dau, Natalie Greffel, Mette Nadja Hansen, Mia Knop Jacobsen, Maja Mágedli, Fabia Mantwill, Maria I.J. Reich, Rena, Ayşe Cansu Tanrıkulu, Jacobien Vlasman, Anna Wohlfarth
Besetzung Rhythmusgruppe: Lukas Akintaya, Morten Duun Aarup, Felix Henkelhausen, Anna Wohlfarth
Mitarbeit: Marithé Van der Aa