Die ersten Besucher der Bremer Fachmesse und des Showcase Festival jazzahead waren gestern früh 400 Grundschulkinder, die begeistert bei dem Konzert von Mini Schulz (b), Obi Jenne (dr), Peter Lehel (sa) und Thilo Wagner (p) mitmachten. Mini Schulz ist zusammen mit den Machern der jazzahead und Markus Lüdke vom Musikland Niedersachsen Initiator des Kongresses „Jazz und Improvisation für Kinder“, der gestern die internationale Fachmesse für Jazzmusiker, Veranstalter, Booker, Agenten, Förderer und Produzenten eröffnete. Der Ansatz des Kongresses war so klar wie einleuchtend: Jazzmusiker mit ihrer Gabe zur Improvisation sind ideale Musikvermittler, die nicht an den Noten kleben, sondern leicht mit ihren jungen und erwachsenen Zuhörern in Interaktion kommen. Das fanden auch die Vertreter großer Häuser wie Elbphilharmonie oder Berliner Philharmoniker und sandten ihre Vermittlungsspezialisten nach Bremen, um das Potenzial des Jazz für die Musikvermittlung und music education auszuloten. Nicht ganz zufällig stellte sich dabei heraus: Für die Jazzmusiker und Improvisatoren bietet sich hier ein neues, noch wenig erschlossenes Berufsfeld.
Dann die wahre Eröffnung der jazzahead: die Finnish Night. Gastland 2017 ist Finnland und so konnte im Wechselgang zwischen Halle 7 und dem atmosphärischen Saal im Kulturzentrum Schlachthof ein informativer Blick auf die aktuelle finnische Szene geworfen werden. Finnland ist nicht nur Pisa-Land., sondern auch Jazzland. Von Kindesbeinen an wird dort Jazzmusik gelehrt und aktiv musiziert. Die Ergebnisse dieses Bildungssystems waren gestern zu hören und zu sehen.
Unsere Bildergalerie zeigt zwei von insgesamt acht Ensembles: Die Band „Virta“ um den den Trompeter Antti Hevosmaa überraschte mit einer ekstatischen Ambient-Metal-Rockjazz-Fusion-Orgie. Melodiös, klar und ans Herz gehend war dagegen der Auftritt des Trompeters Verneri Pohjola mit einer Hommage an die Musik seines Vaters, des Bassisten Pekka Pohjola.
Wer weitere Finnen wie Kalle Kalima oder Raoul Björkenheim sowie die Künstler des heutigen European Jazz Meetings oder der German Jazz Epo am morgigen Tag hören und sehen will, dem sei der Arte Live Stream von der jazzahead empfohlen.
Andreas Kolb
Fotos: Susanne van Loon