Das junge israelische Jazztrio «Shalosh» lockte am Wochenende zahlreiche Musikfreunde in den Jazzkeller auf der Hermülheimer Straße. Auf Einladung des Jazzclubs Hürth waren Gadi Stern (Piano), David Michaeli (Bass) und Matan Assayag (Drums) auch nach Hürth gekommen, um im Rahmen ihrer Release-Tour das zweite Album des Ensembles vorzustellen. Sechs Monate hatten die Musiker im Studio an ihrem Album gefeilt. Diesen Hang zur Perfektion ließen sie auch bei ihrem Konzert spüren, das über weite Strecken makellos arrangiert und bis ins letzte Detail ausgetüftelt klang. Das bedeutete aber keineswegs, dass es der Musik an Spontaneität oder Energie gefehlt hätte – genau das Gegenteil war der Fall. Mit unbändiger Energie und einem vibrierenden, dichten Sound, der orientalische Tonfolgen, klassische Virtuosität, zupackenden Rock und entfesselte rhythmische Freiheit miteinander verband, setzten sie das Publikum regelrecht unter Strom.
Unerbittliche Schlagzeugsalven
So vielfältig und spannungsreich die vielen Einflüsse, die in Shaloshs Musik aufeinandertreffen, so deutlich wurde ein gemeinsames Merkmal, das alle Nummern des Abends prägte: Die sympathischen Jungs von Shalosh lieben das Überraschungsmoment! In «Old Soul» tastete sich Stern durch einen geheimnisvollen harmonischen Irrgarten, bevor die Band schlagartig rockige Energie entfesselte. Ein aggressiv-nervöser Sound dominierte «After the War» mit unerbittlichen Schlagzeugsalven, von denen die geradezu klassischen Arpeggien-Schauer weggefegt wurden, die kurz zuvor noch dem Ohr geschmeichelt hatten. Die musikalische Hommage an Bösewichter der James-Bond-Filmreihe «Bond Villain» begann mit ironischen Glamour-Momenten, um in eine nervenaufreibende Verfolgungsjagd zu münden, die Stern mit Hilfe eines Synthesizers in elektronischen Störsignalen enden ließ. Auch in den weiteren Eigenkompositionen des Abends bedienten sich die Musiker beherzt bei so gegensätzlichen Vorbildern wie der legendären Grundge-Band «Nirvana», Johannes Brahms sowie afrikanischen und nahöstlichen Rhythmen. Die Lautstärke des Rock und die Tanzbarkeit elektronischer Musik trafen auf die Sensibilität und das Können studierter Jazz-Musiker.
„Hürth auch international ein Begriff“
Zur Pause kündigten die Interpreten aus Tel Aviv eine Überraschung an: Schüler aus dem Hürther Albert-Schweitzer-Gymnasium hatten noch am Morgen an einem Workshop mit Shalosh teilgenommen und das Stück «Jerusalem State of Mind» einstudiert. Nun führten die Schüler es gemeinsam mit den Musikern auf und begeisterten das Publikum mit ihren Improvisationen und einem erstaunlich flüssigen Ensemble-Spiel. „Ich bin absolut davon begeistert, was die Schüler in kurzer Zeit zusammen mit unseren israelischen Freunden auf die Beine gestellt haben. Dieser Workshop zeigt das Engagement des Jazzclubs für die Kultur unserer Stadt. Die Schüler haben die einmalige Gelegenheit genutzt, mit internationalen Größen des Jazz zu arbeiten und von ihnen zu lernen“, freute sich Günter Reiners, Vorsitzender des Jazzclubs Hürth, und fügte hinzu: „Das Konzert war ein echter Höhepunkt und ein Beweis für die unglaubliche Lebendigkeit der Musikszene in Israel. Dass Shalosh auf seiner Europatournee ganz selbstverständlich auch Hürth angesteuert hat, belegt außerdem, dass unser Konzept aufgeht: Wir bringen Jazz in die Region und sorgen dafür, dass Hürth auch international ein Begriff in der Musikwelt ist.“
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Engagiert für die Zukunft des Jazz
Schüler des Albert-Schweitzer- Gymnasiums in Hürth trafen bei einem Workshop auf die israelische Jazz-Band «Shalosh».
Wann hat man schon einmal die Gelegenheit, eine international erfolgreiche Jazz-Band zu treffen, von ihr zu lernen und mit ihr zusammen Musik zu machen? Genau das konnten Schülerinnen und Schüler des Albert-Schweitzer-Gymnasiums (ASG) in Hürth am Wochenende im Vorfeld des Konzerts, das die israelische Band «Shalosh» im Hürther Jazzkeller gab. Auf Initiative des Jazzclubs Hürth e.V. hatten sich die jungen Musiker aus Tel Aviv gerne dazu bereit erklärt, gemeinsam mit den Schülern zu arbeiten.
Exklusiv-Konzert
In der Aula des ASG trafen die sympathischen Bandmitglieder Gadi Stern (Piano), David Michaeli (Bass) und Matan Assayag (Drums) auf Jungen und Mädchen des Gymnasiums. Aus einem lockeren Gespräch heraus, das die Musiker in englischer Sprache mit den Jugendlichen führten, entwickelte sich rasch eine Tagesordnung. Zunächst einmal sollten die sieben Jungen und Mädchen das Stück der Band «Jerusalem State of Mind» spielen, das sie im Vorfeld des Workshops mit Musiklehrerin Martina Zöllner einstudiert hatten. Das Ergebnis sorgte bei Stern für Begeisterung. „Das klingt schon richtig toll“, freute sich der Pianist und machte den Vorschlag, gleich einen Gang zuzulegen und die Nummer gemeinsam mit den Profis zu vertiefen. Während Assayag dem Schüler am Schlagzeuger wertvolle Tipps gab und Michaeli an seinem Instrument das Fundament legte, dirigierte Stern das gemischte Ensemble aus Martina Zöllner am Klavier und den Schülerinnen und Schülern, die Streich- und Blasinstrumente sowie ihre Stimme mitgebracht hatten. Daraufhin spielte die Band das Stück einmal komplett für die Schüler, die das Exklusiv-Konzert sichtlich genossen.
Bild des Dialogs
In der anschließenden Fragerunde ließen sich die Schüler erklären, woher die Inspirationen für das Stück stammen, das sie gemeinsam vorbereitet hatten. Die Schüler interessierten sich auch für das Thema der Improvisation, die im Jazz eine so große Rolle spielt. Stern machte es am Bild des Dialogs deutlich: „Auch in einem Dialog weiß man von vorneherein, was man sagen möchte. Im Gespräch mit einem Gegenüber muss man aber seine Positionen und Zwischentöne anpassen – man improvisiert!“ Neugierig auf das Konzert geworden, freuten sich die Schüler umso mehr, dass der Jazzclub sie dazu einlud, am Abend kostenlos in den Jazzkeller zu kommen. Doch nicht allein zum Zuhören, wie Günter Reiners, Vorsitzender des Jazzclubs Hürth, verriet: „Für uns gehört es schon zur Tradition, dass die Schülerinnen und Schüler, die in Zusammenarbeit mit den Schulen in unseren Workshops die einzigartige Gelegenheit erhalten, auf echte Stars des Jazz zu treffen und mit ihnen zusammenzuarbeiten, das Erlernte auch unserem Publikum vorführen dürfen. Und unsere Künstler haben ein so großes Vertrauen in uns, dass sie dem regelmäßig zustimmen. Heute Abend hat das Publikum also nicht nur die Gelegenheit, eine der aufregendsten jungen Jazzformationen aus Israel kennenzulernen. Sie können sich auch davon überzeugen, wie der Jazzclub sich in Hürth ganz konkret für die Zukunft dieser Kunstform engagiert.“
Text: Dr. Michael Vogt
Foto: Bernd Rosenbaum